Nabucco mit halbem Domingo, Semperoper Dresden, 05.06.2019

  • Sein Hausdebüt hatte sich Plácido Domingo sicher anders vorgestellt. Vor der Vorstellung hatte er sich ansagen lassen, da er am Morgen gemerkt hätte, dass eine Erkältung noch nicht ganz überwunden wäre (muss ja wohl an der Berliner Luft gelegen haben...). Leider hat der Nabucco vor der Pause nicht so viel zu singen. Mein Eindruck war, dass Domingo sich besser präsentiert hat als zuletzt im Macbeth in Berlin, er in den Ensembleszenen jedoch markiert hat. Nach der Pause ist er dann nicht mehr aufgetreten. Markus Marquardt hat von der Seite aus gesungen, während der Spielleiter (?) in die Rolle des Nabucco geschlüpft ist. Marquardt hat sich alle Mühe gegeben auf Linie zu singen und es ist ihm hoch anzurechnen, dass er die Vorstellung gerettet hat, aber angesichts der "Domingo-Preise" war seine Leistung nicht ausreichend. Angenehm überrascht war ich von Saioa Hernández als Abigaille, die in der Premiere ihr Rollendebüt und Deutschlanddebüt gefeiert hatte. In der Übertragung von Attila aus der Scala hatte sie mir nicht so gefallen, aber bis auf ein paar unschöne Töne hatte sie genau die richtige Attitüde für die Partie, die sie sehr souverän gesungen hat. Vitalij Kowaljow ist so etwas wie der Zaccaria vom Dienst. Er war denn auch wie immer eine Bank, auch wenn er nicht die Tiefe für die Partie hat. Dafür kann er eine gute Höhe anbieten. Ein Totalausfall (warum wundert mich das nicht?) war leider Massimo Giordano als Ismaele. Er klang total heiser und nur stellenweise konnte man erahnen, warum der Tenor einmal gut gebucht war. Christa Mayer (Fenena) hat sicher ihre Meriten und singt oft unter Thielemann. Positiv ist mir lediglich ihre gute Höhe aufgefallen, ansonsten wirkte ihr altbackener Vortrag recht deplatziert. Durchaus vielversprechend fand ich Tahnee Niboro aus dem "Jungen Ensemble" als Anna. Sie hat gestern ich ihr Debüt gegeben. Ebenfalls postiv aufgefallen ist mir Sejong Chang als Oberpriester. Ein dickes Lob geht sowohl an das Orchester als auch an den Chor. Im Endergebnis war das mal wieder ein toller Abend unter der Leitung von Omer Meir Wellber, der mit flotten Tempi unterwegs war und das Orchester fast schon martialisch erklingen ließ. Sein Dirigierstil ist allerdings sehr auffällig und so mancher Musiker wird sich die Frage stellen, ob man jede Sechzehntel ausdirigieren muss und so wild rumfuchteln muss. Wenn es im Ergebnis so klingt wie der Tannhäuser und jetzt Nabucco, ist mir das egal, aber Musiker sehen das oft anders. Auf der Bühne (Bühnenbild Patrick Bannwart, Inszenierung David Bösch) war ein ausgebombtes Mehrfamilienhaus zu sehen, dass vermutlich in Syrien stehen soll, aber sicher für Kriege im Allgemeinen stehen dürfte. Am Haus hing ein Banner mit der Aufschrift "Babel". Insgesamt war dies ein durchwachsener Opernabend mit Höhen und Tiefen, an dem Domingo im Jeep auf die Bühne gefahren ist und durch die Hintertür verschwunden ist. Für die beiden kommenden Vorstellungen ist er zunächst weiterhin geplant.

  • Omer Meir Wellber, der mit flotten Tempi unterwegs war und das Orchester fast schon martialisch erklingen ließ. Sein Dirigierstil ist allerdings sehr auffällig und so mancher Musiker wird sich die Frage stellen, ob man jede Sechzehntel ausdirigieren muss und so wild rumfuchteln muss.


    Für die beiden kommenden Vorstellungen ist er zunächst weiterhin geplant.

    Für morgen hat Domingo noch nicht abgesagt, allerdings wurde der Dirigent ausgewechselt...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Domingo hatte bei seinem Auftritt in der Berliner Staatsoper 2009 in Simone Boccanegra erfolgreich verlangt, daß das Bühnenbild und die Kostüme seinen Vorstellungen zu entsprechen haben. Das geschah. Die einseitig auf RT getrimmte Kritik bezeichnete diese veränderte Inszenierung damals als "zum Schinken degradiert".

    Vielleicht hat ihn dieser fürchterliche RT-Schinken in Dresden einfach nur abgeschreckt? Er kann sich das ja leisten, andere nicht.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Vielleicht hat ihn dieser fürchterliche RT-Schinken in Dresden einfach nur abgeschreckt? Er kann sich das ja leisten, andere nicht.

    So und nicht anders wird es sein! Der fürchterliche RT-Schinken hat ihn vor einer Woche nach der Pause abgeschreckt und gestern nicht. Überhaupt ist es hervorragend, dass hier einmal festgestellt wird, dass das Regietheater an allem Übel der Welt Schuld ist, so natürlich auch an einer Indisposition von Herrn Domingo. Noch besser ist aber, dass ein großer Kenner wie der User "La Roche" bezüglich einer Inszenierung, die er selbstverständlich nicht gesehen hat, festlegt, dass sie ein "fürchterlicher RT-Schinken" ist. So einer gewaltigen Autorität soll dann hier bitte auch niemand mehr widersprechen, schon gar nicht jemand, der die Inszenierung tatsächlich gesehen hat. Wo kämen wir schließlich hin, wenn sich jeder äußert?

  • So und nicht anders wird es sein! Der fürchterliche RT-Schinken hat ihn vor einer Woche nach der Pause abgeschreckt und gestern nicht. Überhaupt ist es hervorragend, dass hier einmal festgestellt wird, dass das Regietheater an allem Übel der Welt Schuld ist, so natürlich auch an einer Indisposition von Herrn Domingo. Noch besser ist aber, dass ein großer Kenner wie der User "La Roche" bezüglich einer Inszenierung, die er selbstverständlich nicht gesehen hat, festlegt, dass sie ein "fürchterlicher RT-Schinken" ist. So einer gewaltigen Autorität soll dann hier bitte auch niemand mehr widersprechen, schon gar nicht jemand, der die Inszenierung tatsächlich gesehen hat. Wo kämen wir schließlich hin, wenn sich jeder äußert?

    :jubel::jubel::jubel::jubel::jubel::baeh01::baeh01::baeh01::baeh01:


    Eine Vielzahl meiner ehem. Studienkollegen wohnt in Dresden und Umgebung. Viele von Ihnen gehen ins Theater, auch in die Semperoper. Wir hatten vor 2 Wochen unser jährliches Treffen, und die Opernfreunde unter uns reden wir selbstverständlich auch über Opern. Wenn ich da vor dem Nabucco gewarnt werde von Leuten, die das im Rahmen ihres Anrechtes sehen mußten, ist deren Meinung für mich authentischer als Dein Gekäse und Gehetze.

    Dein letzter Satz findet voll meinen Beifall. Im Übrigen finde ich Dich ausgesprochen sympathisch.


    Ich

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wir hatten vor 2 Wochen unser jährliches Treffen

    Vor 14 Tagen, als am Wochenende 25./26. Mai?

    Wenn ich da vor dem Nabucco gewarnt werde von Leuten, die das im Rahmen ihres Anrechtes sehen mußten

    Hm, die Premiere der Neuproduktion war überhaupt erst am 25. Mai. Wie viele Anrechtsvorstellungen gab es denn davor schon, die sich die "Leute" ansehen mussten, bevor sie dir am 25. oder 26. Mai darüber erzählen konnten? Irgendetwas kann an dieser schönen Geschichte also nicht stimmen...


    Und wenn wirklich die Inszenierung an Domingos Absage zur Pause Schuld gewesen wäre, wie passt diese These dann zu dem Fakt, dass er gestern, vier Tage später, die ganze Inszenierung absolviert hat, also in ihr aufgetreten ist?


    Immer diese Scheiß-Fakten... :hahahaha:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Reicht das für eine Beurteilung nicht aus?



    Mir reicht das vollkommen, um meine Meinung zu zemetieren. Dieser Nabucco ist furchtbar, kaputt wie das ganze Land.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Was ist denn nun mit deiner Geschichte und warum lässt sich diese mit dem Faktischen nicht in Übereinklang bringen?


    Wenn du mir diese Frage beantwortest, dann beantworte ich dir (als jemand, der diese Inszenierung schon 2x gesehen hat) auch deine Gegenfrage? :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Wir haben uns über Oper allgemein unterhalten, fast eine Stunde, und wir waren 4 Operninteressenten, einer aus Dresden, einer aus Pirna (der ist in der Richard-Wagner-Gesellschaft, der schwärmt von Cottbus und Chemnitz, ist absoluter Gegner von Bayreuth geworden), einer aus Berlin und einer aus Güstrow (der fährt nach Rostock). Außer dem Pirnaer (Prof. Dr, emer. Institutsdirektor) geht nur noch der Dresdener ab und an in die Oper (der hat Anrecht). Aber sie bilden sich eine Meinung an Hand der Presse, und über diesen Nabucco muß es Vorberichte gegeben haben. Beide haben mich vor diesem Nabucco gewarnt, das sollen Lobgesänge auf den Zeitbezug gewesen sein. Mein Dresdener Freund sagte mir nur, daß er die Karte umtauschen wird, so was gibt es in Dresden wohl.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wir haben uns über Oper allgemein unterhalten, fast eine Stunde, und wir waren 4 Operninteressenten, einer aus Dresden, einer aus Pirna (der ist in der Richard-Wagner-Gesellschaft, der schwärmt von Cottbus und Chemnitz, ist absoluter Gegner von Bayreuth geworden), einer aus Berlin und einer aus Güstrow (der fährt nach Rostock). Außer dem Pirnaer (Prof. Dr, emer. Institutsdirektor) geht nur noch der Dresdener ab und an in die Oper (der hat Anrecht). Aber sie bilden sich eine Meinung an Hand der Presse, und über diesen Nabucco muß es Vorberichte gegeben haben. Beide haben mich vor diesem Nabucco gewarnt, das sollen Lobgesänge auf den Zeitbezug gewesen sein. Mein Dresdener Freund sagte mir nur, daß er die Karte umtauschen wird, so was gibt es in Dresden wohl.

    Aha. Also NIEMAND von deinem Freundeskreis hat diese Inszenierung wirklich gesehen. Interessant. Das liest sich doch jetzt ganz anders als das, was du vorher dazu geschrieben hattest:


    Wenn ich da vor dem Nabucco gewarnt werde von Leuten, die das im Rahmen ihres Anrechtes sehen mußten, ist deren Meinung für mich authentischer als Dein Gekäse und Gehetze.

    Hier suggerierst du, dass du mit Leuten gesprochen hast, die diese Inszenierung gesehen haben, und dass du von diesen gewarnt wurdest.


    Es ist ja beinahe schon nobel, dass du diese Lüge jetzt wenigstens im Nachhinein zugibst. Wenn ich allerdings den Nachsatz lese, wo etwas von "authentischer" steht (die folgenden Ausdrücke will ich jetzt gar nicht wiederholen) ...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Wenn ich da vor dem Nabucco gewarnt werde von Leuten, die das im Rahmen ihres Anrechtes sehen mußten, ist deren Meinung für mich authentischer als Dein Gekäse und Gehetze.

    Das wirklich praktische daran, dass man diese - nicht besonders ergiebige - Diskussion in diesem thread zur Gänze nachlesen kann, ist dass jeder Leser relativ einfach nachlesen kann, wer in diesem Thread der wahre Hetzer ist:

    Dieser Nabucco ist furchtbar, kaputt wie das ganze Land.

  • Mir reicht das vollkommen, um meine Meinung zu zemetieren. Dieser Nabucco ist furchtbar, kaputt wie das ganze Land.

    Die Hervorhebungen sind von mir und ich persönlich glaube ja, dass hier möglicherweise das Eine das Andere bedingt ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Zur mal wieder urkomischen RT-Debatte äußere ich mich nicht. :D Nur frage ich mich, was es künstlerisch für einen Sinn haben soll, Domingo zu präsentieren, der kein Teil des Ensembles ist, offenbar gar nicht geprobt hat und es auch nicht kann (der arme Mann muss ja gleich wieder zum nächsten Event nach Mailand hetzen), also wie man nicht ohne Grund vermuten darf notwendig ein Fremdkörper in dieser Inszenierung bleibt und so im Grunde nur sich selbst, die Marke Domingo, inszeniert. Was ist da der Sinn? Geht es nur darum letztlich, einen Kassenmagneten zu engagieren ohne Rücksicht auf künstlerische Verluste, nur damit die Kasse klingelt? Mir ist da eine geschlossene Ensembleleistung wesentlich lieber. Und wieso ein künstlerischer Leiter so einen Mist von Starkult mitmacht, erschließt sich mir auch nicht.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Den Trailer habe ich mir auch angeschaut. Die Regieidee, das in Syrien spielen zu lassen ist ja an sich gut. Nur finde ich das Bühnenbild ziemlich einfallslos langweilig um nicht zu sagen öde. Da bin ich hier in der Münsteraner Provinz Besseres gewöhnt. Bei "Street Scene" zuletzt hatten sie den zündenden Einfall, die Hausfassade waagerecht auf den Boden zu legen und dann in die Senkrechte zu projizieren. So gab es ein Doppelbild. Solche originellen Ideen sollte ein Bühnenbildner eigentlich haben. :) Schöne Grüße Holger

  • Zur mal wieder urkomischen RT-Debatte äußere ich mich nicht

    Ist richtig, auch ich hätte nicht damit anfangen sollen. Die Standpunkte sind bekannt und alternativlos.

    Furchtbar ist allerdings, daß der Beitrag #4 eine solche Antwort wie #6 erfährt. Dazu kann ich nicht schweigen. Mancher wirkt wie ein rotes Tuch.

    Ich freue mich über unseren Frieden. Mit anderen "Usern" wäre ich zu einem Frieden nicht bereit, da ihnen Deine Sachlichkeit fehlt.

    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Am Samstag hat sich Plácido Domingo nicht ansagen lassen und sich in deutlich besserer Verfassung präsentiert. Mehr noch, er hatte viele starke Momente, die berührend waren und ein Grund sind, warum er immer noch die Häuser füllt. So innig haben zuletzt weder Jenis, noch Lucic oder Petean gesungen. Die These, dass Domingo jüngeren Sängern im Weg wäre, ist Blödsinn, denn wenn Domingo eines Tages doch auf den Besetzungslisten fehlen sollte, rückt ja nicht automatisch ein frisch gebackener Absolvent einer Hochschule nach. Auch Omer Meir Wellber war genesen und stand wieder gestenreich am Pult. Ein insgesamt erfreulicher Opernabend bei stellenweise über 35 Grad, die in der gut gekühlten Semperoper nicht weiter ins Gewicht gefallen sind.

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  • Ich habe von mehreren Bekannten, die drin waren, auch gehört, dass Domingo in sehr guter Form gewesen sein muss. Mir hat auch jemald ein Video der Arie im 4. Akt geschickt und nach dem anhören kann ich nur sagen: aller Ehren wert!

    Schlimm soll allerdings wieder Herr Giordano gewesen sein - Gott sei Dank ist die Tenor-Partie in dieser Oper nicht so wichtig...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich hatte auch überlegt und habe mnich dann nur aufgrund der großen Hitze dagegen entschieden. Als ich dann das Video von der Arie gehört habe, habe ich mich geärgert, nicht doch gefahren zu sein...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"