Casta Diva - Der schwule Opernführer

  • Zitat von Adelante
    Fiesco, hab ich was Entscheidendes vergesse

    Oh nein, nur soviel, ich finde Barry Kosky's Grusswort :thumbup:!


    Zitat von Kevin Clarke Mannschafts Magazin

    Das Grusswort zu «Casta Diva» hat Regisseur Barrie Kosky geschrieben, der mit seiner explizit und lustvoll ausgelebten schwulen Ästhetik an der Komischen Oper Berlin zum Darling der Hauptstadt-Hipster geworden ist – gleichzeitig wird er deswegen auch stark angefeindet, u.a. von schwulen Opernkritikern. Ist das eine Form von Selbsthass? Und bei den heterosexuellen Kollegen eine Form von Homophobie? Sind sie mit so viel Sinnlichkeit im subventionierten Hochkulturbetrieb überfordert? Ist das der lange Schatten von Adorno?

    Und Barry Kosky ist ja hier im Forum sehr beliebt! :hahahaha: ( als Opernzerstörer)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Danach folgen rund 700 Seiten wie in einem gewöhnlichen Opernführer, chronologisch von Monteverdi über Mozart und Beethoven sowie Verdi und Wagner bis zu Philip Glass und Matthias Pintscher. Erst wird der Komponist auf zwei Seiten porträtiert, dann die jeweiligen Opern auf drei Seiten. Alles ist mit Fotos von Komponisten und Szenenbildern aus Inszenierungen farbig bebildert.

    Danke für die Zusammenfassung. Mich würde noch interessieren, was das spezifisch "Schwule" bei den Beschreibungen der Opern ist. Werden dort bei jedem Werk Bezüge zu Homosexualität hergestellt? Gibt es die immer?

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Danke für die Zusammenfassung. Mich würde noch interessieren, was das spezifisch "Schwule" bei den Beschreibungen der Opern ist. Werden dort bei jedem Werk Bezüge zu Homosexualität hergestellt? Gibt es die immer?

    Da ich bislang nur einen Bruchteil der Texte in dem sehr umfassenden Werk gelesen habe, kann ich nur auch nur die beurteilen. Und, ja - es wird relativ konsequent alles aus dem Blickwinkel der "Queerness" betrachtet. Ansonsten würde es auch keinen Sinn machen. Man kann ja auch eine heterosexuelle Beziehung aus einem homosexuellen Blickwinkel beleuchten. Und schon stellt sich alles ganz anders dar - das Verhältnis zwischen den Geschlechtern, das Ringen mit der eigenen Rolle, der Umgang mit den eigenen Geschlechtsgenossen. Das ergibt sich etwa aus der Suche nach Identifikationsmerkmalen, wenn ich das richtig einschätze. Carmen oder die Traviata sind natürlich nicht lesbisch, aber verfügen beide als Außenseiterinnen über Identifikationspotential. Spektakuläre Outings kommen selten vor (Die Homosexualität des Fliegenden Holländers wird jedenfalls mit zahlreichen Beispielen belegt - was man so sehen kann, aber nicht unbedingt muss), aber ein paar interessante Denkanstöße sind vorhanden. Außerdem finde ich interessant, dass Richard Wagner wohl selbst mal ein Buch verfasst hat zum Thema "Bayreuth und die Homosexuellen". Oder so ähnlich, müsste ich jetzt noch mal nachschlagen.

    Es gibt darüber hinaus noch viele andere Aspekte. Mir kommt es vor wie eine große bunte Wundertüte voller Anregungen, Hinweisen und Ideen.


    Zum Thema Kosky: Die Ansicht, er sei ein Opernzerstörer, finde ich merkwürdig. In Berlin hat er unstrittig dazu beigetragen, dass mehr Leute als zuvor in die Oper gehen. Aber das Buch ist ohnehin weder ein Kosky-Buch noch ein Buch der Komischen Oper. Kosky hat nur das Grußwort geschrieben.

  • Beim Werbepartner jpc ist Casta Diva zu bestellen.


    Umfang: 699 Seiten

    Gewicht: 1771 g

    Maße: 246 x 179 mm

    Stärke: 48 mm

    Preis: 50 Euro


    In der Produktinformation erfährt man, wie die Kriterien definiert sind, dass eine Oper Aufnahme in diesen schwulen Opernführer gefunden hat.


    "Casta Diva - Der schwule Opernführer bietet Artikel zu rund 100 Komponisten und zu mehr als 150 Werken des Opernrepertoires - von Claudio Monteverdis L'Orfeo (1607) bis hin zu Charles Wuorinens Brokeback Mountain (2014): Opern, die von schwulen Komponisten oder schwulen Librettisten geschaffen wurden; Opern, die eine schwule Geschichte erzählen oder in denen schwule Figuren auftauchen; Opern, in denen sich Männer als Frauen verkleiden, in die sich dann Männer verlieben (und umgekehrt); Opern, in denen Frauenpartien von Männern gesungen werden (ebenfalls: und umgekehrt) ... oder einfach nur Opern, die schwule Fans zur Identifikation mit Lieben und Leiden ihrer Heldin oder ihres Helden einladen.

    Jeder Artikel enthält neben den Angaben zu Entstehung, Besetzung und Inhalt detaillierte Informationen zu den schwulen (und gegebenenfalls lesbischen) Aspekten des jeweiligen Werks. Ein ausführliches Vorwort führt ein in die mehr als 400-jährige Geschichte des Musiktheaters und seiner schwulen Verehrer, ein Glossar der Fachbegriffe erlaubt auch dem Novizen einen mühelosen Zugang in die Opernwelt, und ein Register erleichtert die gezielte Suche nach Personen und ihren Werken. Ebenso informativ wie vergnüglich zu lesen, ist Casta Diva der Opernführer, auf den nicht nur schwule Operngänger schon immer gewartet haben."


    Aller klar? ;)


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Vielen Dank für die Erläuterungen. Hört sich auch für einen heterosexuellen Opernliebhaber wie mich interessant an.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Mich würde noch interessieren, was das spezifisch "Schwule" bei den Beschreibungen der Opern ist. Werden dort bei jedem Werk Bezüge zu Homosexualität hergestellt? Gibt es die immer?

    Dieser Opernführer ist kein Enthüllungsbuch, lieber Bertarido. Er spürt nach meinem bisherigen Eindruck vornehmlich Zusammenhängen nach, den Geschichte hinter den Geschichten. Das bringt es wohl mit sich, dass einige Gedankenlienien auf mich etwas konstruiert wirken. Allerdings muss ich einräumen, bisher nur gestöbert zu haben in den Buch. Jeder dürfte da so seine Prüffälle verfolgen. Zuerst widmete ich mich mit "Benvenuto Cellini" von Berlioz einer meiner liebsten Opern. In keiner der verschiedenen Fassungen gibt es schwule Anhaltspunkte, es sei denn man deutet Ascanio, den Lehrjungen Cellinis, der eine Hosenrolle ist, in eine gewisse Richtung. Der würde ich aber nicht folgen wollen. In der Biographie Cellinis gibt es homosexuelle Fakten. Das ist nicht neu. Warum aber sollte sein wichtigstes Werk, der Perseus, um dessen Entstehen die freie Handlung kreist, eine Ikone schwulen Kunstverständnisses sein?


    220px-Perseus_Cellini_Loggia_dei_Lanzi_2005_09_13.jpg

    Nur, weil er so schön ist, nur, weil sich der echte Lehrjunge des Künstlers, Cencio, "Sohn einer Dirne, die man la Gambetta nannte" nakt als Modell zur Verfügung stellte und die Mutter später Cellini bezichtigte, sich an dem Jungen vergangen zu haben? In der Oper selbst gibt es darauf nicht den geringsten Hinweis. Der "Cellini" ist das einzige Werk von Berlioz, von dem man nicht sagen kann, dem eigenen Geschlecht zugetan gewesen zu sein, das in den Opernführer Aufnahme fand.


    Es ist schon einiges geschrieben worden in diesem Thread. Was ich in dem Buch gelesen habe, fand ich sehr gut recherchiert und klug gedacht. Die Texte sind auf einem hohen Niveau. Am Schluss der einzelnen Artikel finden sich auch Hinweise auf Einspielungen, die ich in vielen Fallen nicht teile. Aber immerhin! Bei "Cellini" ist die Philips-Produktion unter Colin Davis genannt, was sehr angemessen ist. Die Illusustrationen des Opernpührers sind - wie nicht anders zu erwarten - sehr männlich betont. Viel nacktes Fleisch aus aktuellen Inszenierungen. Das Buch setzt sich auch damit von den traditionellen Opernführern, die es zuhauf gibt und die sich meist nur in der Inhaltsangabe erschöpfen, wohltuend an. Hier treten zum klar erzählt Geschehen Deutung und Hintergründe!


    Vielen Dank für die Erläuterungen. Hört sich auch für einen heterosexuellen Opernliebhaber wie mich interessant an.

    Unbedingt! Wer sich für Oper interessiert und bei dem Titel nicht gleich die Scheuklappen hochstellt, dürfte allermal auf seine Kosten kommen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat von Adelante
    Zum Thema Kosky: Die Ansicht, er sei ein Opernzerstörer, finde ich merkwürdig. In Berlin hat er unstrittig dazu beigetragen, dass mehr Leute als zuvor in die Oper gehen. Aber das Buch ist ohnehin weder ein Kosky-Buch noch ein Buch der Komischen Oper. Kosky hat nur das Grußwort geschrieben.

    Lieber Adelante, ich denke das hast du falsch verstanden, mir gegenüber! Für mich nämlich nicht!

    Und jetzt ist gut! :)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Dieser Opernführer ist kein Enthüllungsbuch, lieber Bertarido

    Du hast mich mißverstanden, lieber Rheingold. Ich fragte nicht nach Enthüllungen, solche erwarte ich nicht von einem Opernführer. Mich interessierte der spezifisch schwule Blick auf die behandelten Werke. Diese Frage haben Adelante und moderato beantwortet, und Du hast Sie weiter ergänzt.


    P.S. Mit Cellinis Perseus hast Du eines meiner liebsten Kunstwerke abgebildet. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich es in Florenz wieder einmal bewundert.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Du hast mich mißverstanden, lieber Rheingold. Ich fragte nicht nach Enthüllungen, solche erwarte ich nicht von einem Opernführer.

    Das war mir schon klar. Ich wollte nur vorbeugen, damit sich ganz allgemein keine falschen Erwartungen aufbauen.


    P.S. Mit Cellinis Perseus hast Du eines meiner liebsten Kunstwerke abgebildet. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich es in Florenz wieder einmal bewundert.

    Für nächsten Jahr ist Florenz schon gebucht. Diesmal fand sich ein Appartement im Haus direkt rechts der Loggia dei Lanzi. Das lässt erwarten, sich nachts oder am sehr frühen Morgen ohne touristischen Andrang dem Perseus nähern zu können. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Lieber Adelante, ich denke das hast du falsch verstanden, mir gegenüber! Für mich nämlich nicht!

    Und jetzt ist gut! :)

    Nein, ich habe dein Augenrollen zwischen den Zeilen durchaus wahrgenommen und wollte es nur bekräftigen. Mir ist ja bereits durch deine vorherige Äußerung klar gewesen, dass Du Kosky auf keinen Fall für einen "Opernzerstörer" halten kannst.



    Unbedingt! Wer sich für Oper interessiert und bei dem Titel nicht gleich die Scheuklappen hochstellt, dürfte allermal auf seine Kosten kommen.

    Da bin ich einer Meinung mit Dir. Es gibt so viel Interessantes zu entdecken.



    In der Produktinformation erfährt man, wie die Kriterien definiert sind, dass eine Oper Aufnahme in diesen schwulen Opernführer gefunden hat.

    Es sind meiner Einschätzung nach sämtliche Werke des Kernrepertoires enthalten. (Kennt außer mir noch jemand den Begriff "ABC-Opern"? Aida, Bohème, Carmen). Und darüber hinaus noch mehr als hundert - Nebenrepertoire und spezielle Opern mit schwulem Thema, wie etwa Brokeback Mountain.

  • Braucht die Welt das wirklich?

    Mme. Cortese, mit dieser Frage hast du vor einiger Zeit den Thread eröffnet, dich seither aber nicht ein einziges Mal zu Wort gemeldet. Ich bin mir sicher, dass nicht nur mich interessiert, wie Du darüber denkst - nach all den Beiträgen und mitunter auch Streitereien. Du hast ausdrücklich dein Interesse bekundet, wie andere darüber denken. Was ist dein Eindruck? Hat dich die Diskussion im Forum weitergebracht? Hast du den Eindruck, etwas dazu gelernt zu haben? Oder wurden deine Vorurteile bestätigt? Das ist eine Frage, die mich generell interessiert: ob diese anonymen Onlinediskussionen überhaupt dazu geeignet sind, dass wir unseren Horizont öffnen.

  • Was ich vollkommen verstehe.

    Wirklich?


    Ich habe den Thread seinerzeit eröffnet, weil ich einfach mal testen wollte, wie andere User dazu stehen. Ich persönlich habe nichts gegen einen solchen Opernführer, obwohl ich denke, dass man sich über schwule Aspekte in Opern mit etwas Mühe auch so im Internet oder sogar durch eigene Überlegungen kundig machen könnte, wenn einem an Opern wirklich etwas liegt. Vielleicht kommt ja jemand auf die Idee, einen Opernführer für Senioren, Kleriker oder Depressive zu schreiben. Für alle diese Aspekte gibt es in Opern auch reichlich Anhaltspunkte...


    Übrigens: Ich würde mir das Werk aus purer Neugier sogar kaufen, wenn es nicht so schwer wäre. Ich mag wirklich nicht so gerne mit einem fast zwei Kilo schweren Folianten herumlaufen. Vielleicht hätte man das Ganze auf zwei Bände verteilen sollen...


    Es grüßt Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Wie immer man zu diesem "Aufhänger" stehen mag so gibt es doch einiges festzuhalten:

    Wen bekennende intellektuell geprägte Schwule einen Oprnführer verfassen, dann kan man davon ausgehen, daß er interessant und kompetent gemacht ist. Er sollte eigentlich auf Interesse stroßen, denn die Anzahl an Opernführern ist überschaubar. Der Opernfreund hat ja stets mehrerer in Regal. Der schwule Opernfreund im Speziellen. Warum das so ist, das wäre schon Thema eines weiteren Threads.

    Aber spezielle Opernführer gibt es mehr als man glauben möchte, Da wäre zunächst mal der Opernführer für Fortgeschrittenene -

    diverse Opernführer für Ensteiger und "lustige" Opernführer.

    Zudem unterliegen auch die Standard -Opernführer gewissen zeitgeistbedingten Schwankungen (Erscheinungsjahr)


    Ich weise in diesem Zusammenhang aud den Hauseignen kostenlosen Online Tamino Opernführer hin und werde zeitnah einen Thread darüber starten - und über seine Entstehungsgeschichte, seine Vorteile- Nachteile- Eigenarten und Alleinstellungsmerkmale aus eigener Sicht berichten.

    Generell kann eines vorweggenommen werden - er spielt ganz vorne mit und braucht die buchgebundene kommerzielle Konkurrenz nicht zu scheuen


    Sobald der angekündigte Thread gestatet ist, wir es HIER einen Link dazu geben...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Er sollte eigentlich auf Interesse stroßen, denn die Anzahl an Opernführern ist überschaubar. Der Opernfreund hat ja stets mehrerer in Regal.

    So ist es. Online hat bekanntlich auch Wikipedia stark aufgeholt und inzwischen sehr viele Titel zu bieten, die nicht nur die Handlung von Opern abarbeiten. Der schwule Opernfpührer "Casta Diva" allein reicht natürlich nicht. Dafür ist die Anzahl der behandelten Werke zu gering. Von Gluck - um ein willkürliches Beispiel zu nennen - sind nur zwei Werke (Orpheus und die Tauridische Iphigenie) gelistet, von Meyerbeer nur eines (Phrophet). Das geht natürlich nicht. Die Opernhäuser in aller Welt sind inzwischen viel weiter. Die Neuerscheinung kann also nur Ergänzung sein, nicht aber Standard.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Die Neuerscheinung kann also nur Ergänzung sein, nicht aber Standard.

    Aber das kann aus den von Dir genannten Gründe heute wohl überhaupt kein gedruckter Opernführer (ebensowenig, wie eine 24 bändige Enzyklopädie à la Brockhaus) mehr sein, ein Standard. Vielmehr muss es, wenn überhaupt, darum gehen, einen echten Mehrwert zu liefern. Als Referenz hierfür wäre wohl Schreibers Opernführer für Fortgeschrittene zu nennen, der in seinen Betrachtungen zum Werk ja deutlich über eine reine Handlungsbeschreibung hinausgeht. Ähnlich sehe ich das Verhältnis zwischen den sicherlich auch hier bekannten Monographien zu einzelnen Opern von Kurt Pahlen (Opern der Welt erschienen bei Schott), sowie den bei rororo/Riccordi herausgebrachten Opernbüchern Texte, Materialien, Kommentare. Während erstere "lediglich" Herrn Pahlens - manchmal durchaus launige, oft aber auch recht konservative - Sichtweise auf die einzelnen Werke wiedergeben, enthalten letztere neben einem ausführlichen Essay eben auch sehr interessante Materialien aus dern verschiedensten Zeitepochen. Beide beschränken sich natürlich auf den üblichen Werkekanon und gehen leider nur selten darüber hinaus.

    Wie ich es nun verstanden habe, will auch Casta Diva mehr bieten, als die reine Werkbeschreibung, und muss sich dabei natürlich notwendig auf eine Auswahl beschränken. Insofern bin ich weiterhin neugierig genug und das Buch hat gute Aussichten, als "Eigengeschenk" auf meinem weihnachtlichen Gabentisch zu landen.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ich weiß, dass ich mich jetzt selbst ins Knie schieße und als konservativ oute. Ich habe X- Opernführer, sogar einen für Dummis, da brauche ich nicht auch noch einen schwulen Opernführer. Man merkt die Absicht und ist verstimmt. Aus Prinzip NEIN!

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Vielleicht ein Prinzip, das einen auch bei Büchern wie "Der katholische Opernführer", "Der preußische Opernführer" oder "Opernführer der Kriegsversehrten", "Opernführer der Sadomasochisten",... stutzig werden ließe?

    (Damit will ich nichts gegen das ehrenwerte Projekt, das ja anscheinend ganz erfolgreich war, sagen.)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich habe diesen neuen Opernführer mittlerweile auch mal durchgeblättert. Die Texte sind, soweit ich das stichprobenartig beurteilen kann, klug geschrieben und auf einem hohen stilistischen Niveau. Was mir indes nicht ganz deutlich wurde, ist der jeweils konkrete Bezug zum Sujet. Homoerotische Anklänge sind zuweilen allenfalls mittelbar vorhanden. Was mir überhaupt nicht gefällt, ist der Titel. Ich bin kein Freund dieses Schubladendenkens, das solche Labels wie schwul letztlich befördern. LGBT und mittlerweile Dutzende weitere. Wozu braucht es das? Kommt als nächstes der lesbische, bisexuelle, transsexuelle, intersexuelle und asexuelle Opernführer? Im Sinne der Gleichberechtigung fast zwingend. Dies aber nur als persönliche, subjektive Anmerkung zum Titel.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Vielleicht kommt ja jemand auf die Idee, einen Opernführer für Senioren, Kleriker oder Depressive zu schreiben. Für alle diese Aspekte gibt es in Opern auch reichlich Anhaltspunkte...


    Wozu braucht es das? Kommt als nächstes der lesbische, bisexuelle, transsexuelle, intersexuelle und asexuelle Opernführer? Im Sinne der Gleichberechtigung fast zwingend.

    Genau das war auch mein Kritikansatz.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Kommt als nächstes der lesbische, bisexuelle, transsexuelle, intersexuelle und asexuelle Opernführer?

    Du bringst uns auf Ideen....:/


    Mal sehen, wie sich der hier besprochene Führer entwickelt. 8-)


    Wird es ein Bestseller, dann tun wir uns hier alle zusammen, verfassen nach dem gleichen Muster ähnliche Werke, verdienen uns goldene Nasen und leben dann froh und glücklich bis ans Ende unserer Tage.:jubel:


    Wir behalten`s einfach mal im Auge.... 8)


    LG...MDM ;)

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Ich kann die Aufregung über dieses Buch im Forum nicht nachvollziehen. Das Risiko für den Absatz des Buches trägt der Verlag. Die Druckkosten haben sich die Herausgeber durch ein Foundraising finanziert. Die Ausführung des Erscheinungsbildes wurde von der Höhe der eingegangenen Gelder abhängig gemacht.


    Fakten:


    Ich musste die Zahlen erstmal googeln, welcher Prozentsatz der Gesamt-Bevölkerung nicht den Heterosexuellen zuzuordnen ist.


    Quelle: Veröffentlicht von Statista Research Department, 11.01.2019


    "Im Jahr 2016 haben sich rund 7,4 Prozent der Deutschen als LGBT identifiziert. LGBT* ist eine Abkürzung aus dem Englischen für Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender, also Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender. Das deutsche Gegenstück ist die Abkürzung LSBTTIQ, dabei stehen die einzelnen Buchstaben für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queere Menschen. LGBT."


    92,4 % der Bevölkerung sind somit nicht gleichgeschlechlich orientiert. Im Durchschnitt


    Laut einer anderen us-amerikanischen Statistik sieht die Orientierung LBTG nach Generationen so aus:


    "Im Jahr 2016 haben rund 7,3 Prozent der Millennials (Personen, die in den Jahren 1989 bis 1998 geboren sind), angegeben, lesbisch, schwul, bisexuell oder transgender zu sein, während es im Jahr 2012 noch etwa 5,8 Prozent waren. Rund 1,8 Prozent der Personen, die zwischen 1913 und 1945 geboren sind (Traditionalisten) haben 2012 ausgesagt sich als LGBT zu identifizieren. Im Jahr 2016 traf dies noch auf rund 1,4 Prozent dieser Generation zu."


    Somit dürfte nach Marketing-Kriterien eine Absatzmöglichkeit für diesen Opernführer gegeben sein. Vielleicht nicht unbedingt bei den Taminomitgliedern, die eher der älteren Generation zuzuordnen sind. So meine Annahme.


    Es ist niemand gezwungen, ihn anzuschaffen. 8)


    Der Frage, ob die LBTG Community mehr als der grosse Rest der Bevölkerung auf Opern steht oder was Homosexuelle an der Oper so toll finden, beantwortet Eleonore Büning in einem Artikel der FAZ aus dem Jahr 2016.


    Ich setze den Link in Anführungszeichen. Unser Forenbetreiber soll keinen Ärger wegen Copyright-Klagen erhalten, denn die Rechte liegen bei der Zeitung.


    "https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/was-finden-homosexuelle-an-der-oper-so-toll-14419197.html"


    Im FAZ-Artikel wird das "schwule Opernmagazin marfa" erwähnt. Was an dieser Etikettierung stimmt, beantwortet der Macher Alexander Busche in diesem Interview:


    "https://www.kultura-extra.de/musik/spezial/chat_alexanderbusche_marfa.php"


    Dieses Magazin hat seine Leserschaft:


    https://www.marfa-oper.com


    Alle bisherigen Nummern kann man online nachlesen. Das finde ich sehr grosszügig. Wenn man auf die Titelbilder der Nummern klickt, kann man die Seiten lesen. Beim Stöbern und beim Blättern ist mir das Layout aufgefallen, das ich sehr schätze. Dem Impressum entnehme ich, dass marfa zweimal jährlich erscheint. Wo ein Abo für die gedruckte Ausgabe bestellt werden kann, um dieses Projekt zu unterstützen, ist ebenda nachzulesen.


    Zum FAZ Artikel von Eloanore Büning, den ich gesetzt hatte, gibt es eine Replique, die gewisse Aussagen mit Fakten relativiert.


    "http://www.nollendorfblog.de/?p=7074"


    Was man alles so erfährt, wenn man im Internet neugierig etwas recherchiert, und auf welche Pfade man gerät, ist für mich immer wieder erstaunlich.


    Was ich hier bewusst ausspare, sind Statements, die im Internet zu finden sind, die das Thema politisch und weltanschaulich kommentieren. Die Regeln des Forums sind eindeutig: Zitat: "Themen, wie Politik, Religion, Weltanschauungen sind generell nicht gestattet."

    Da die sexuelle Ausrichtung keine Weltanschauung darstellt, darf hier darüber geschrieben werden.

    .



    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Und welches Prinzip kommt da zur Anwendung?

    Lieber Bertarido,

    ich bin ein Schwabe, auf die bekanntlich das Wort zutrifft: "Schwaben sind der Sparsamkeit und des Geizes wegen vertriebene Schotten". Also ist das Prinzip klar. Es ist Sparsamkeit. Was der Schwabe nicht braucht kauft er nicht. Da schon 5 oder mehr Opernführer herumstehen, darunter der große "Harenberg" wäre ein weiterer doch reine Geldverschwendung und damit eine schwäbische Todsünde. Damit alles klar ist, der Harenberg und zwei Auflagen von Kestings "Die großen Sänger" waren Geschenke. Spaß beiseite:

    Ich sehe keinerlei Marktbedürfnis für einen Opernführer mit diesem Titel. Außerdem stört es mich, wenn wegen eines vermeintlichen Marketing-Gags Schwule und Oper recht konstruiert in einem Titel zusammengeführt werden. Aus meiner Sicht eine durchsichtige Masche und so etwas kaufe ich aus Prinzip nicht.

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber operus,


    das Prinzip Sparsamkeit hätte ich verstanden, das andere nicht. Entweder gibt es einen Bedarf für einen Opernführer, der das Genre und die behandelten Werke aus einer spezifisch schwulen Perspektive betrachtet, dann wird er sich auch verkaufen. Oder es gibt diesen Bedarf nicht, dann wird es ein Ladenhüter. Für mich spricht einiges dafür, dass ersteres der Fall ist und der Bedarf nicht "konstruiert" ist. Ob man sich als Hetero dafür interessiert, muss jeder selber wissen, aber eine Ablehnung "aus Prinzip" verstehe ich nicht.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Zitat

    Im FAZ-Artikel wird das "schwule Opernmagazin marfa" erwähnt. Was an dieser Etikettierung stimmt, beantwortet der Macher Alexander Busche in diesem Interview:

    Dieses Magazin hat seine Leserschaft:

    Mich eingeschlossen im Abonnement, ich finde de es SUPER interressant, wegen mir könnte das jeden Monat herausgegeben werden!

    Zum Opernführer werde ich nichts mehr posten, hier finden sich Posts die ich im wahrsten Sinne des Wortes zum K.......finde.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Mich eingeschlossen im Abonnement, ich finde de es SUPER interressant, wegen mir könnte das jeden Monat herausgegeben werden!

    Zum Opernführer werde ich nichts mehr posten, hier finden sich Posts die ich im wahrsten Sinne des Wortes zum K.......finde.


    LG Fiesco

    Mein lieber Freund Fiesco,

    sollte ich durch meinen Beitrag zu Deinen Magenverstimmungen beigetragen haben, buche es auf das Konto Freundschaft. Unter Schwaben: Nex für ugut!

    Herzlichst

    Operus /(Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Aus meiner Sicht eine durchsichtige Masche und so etwas kaufe ich aus Prinzip nicht.

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Lieber Hans,


    da gebe ich dir vollkommen recht. Ich brauche so etwas auch nicht. Ich habe nie etwas gekauft, was nicht notwendig war und auch bei Dingen von Interesse habe ich häufig überlegen müssen, ob ich das wirklich brauche. Aber dieses Produkt ist für mich wirklich völlig überflüssig.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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