Casta Diva - Der schwule Opernführer

  • Die sexuelle Ausrichtung ist für mich nur eine von vielen Eigenschaften meiner Mitmenschen - wissenswert, aber keineswegs essentiell.

    Das stimmt - sie ist eine von vielen Identitäten, die man sich aneignen kann. Wissenswert ist sie dann, wenn sich daraus ein anderer Blick auf die Welt ergibt. Dass sich dieser hinsichtlich der Musikgeschichte graduell bei Vegetarieren oder Bäckern genauso verschiebt wie bei Menschen, deren sexuelles Begehren jahrhundertelang tabuisiert wurde, wage ich zu bezweifeln. Darum hat ein schwuler Opernführer sicher mehr zu erzählen als einer für Rechtshänder.

  • Braucht die Welt das wirklich? Neulich bin ich zufällig über diesen Artikel gestolpert:

    https://www.tagblatt.ch/kultur…laender-schwul-ld.1127316

    Da würden mich eure Meinungen schon interessieren!

    Man sollte sich nicht von Mme. Corteses Beitrag in die Irre führen lassen. Einige Beiträge von heterosexuellen Taminos zeigen nur, dass diese eine fragwürdige Einstellung zur Homosexualität haben.


    Wer auf der Seite des Quer-Verlags mal nachliest, findet folgendes:

    Casta Diva – Der schwule Opernführer! Schwule Männer haben eine ganz besondere Beziehung zur Oper. Für dieses Stammpublikum des Musiktheaterbetriebs soll es nun endlich ein eigenes Lexikon geben – mit Artikeln zu rund 100 Komponisten und mehr als 150 Werken des Repertoires, in denen die schwulen Aspekte detailliert dargestellt werden.


    Also bitte nicht weiter aufregen. Heteros sind gar nicht angesprochen und wissen sicherlich auch nicht so genau, was ein schwuler Opernliebhaber gerne lesen und wissen möchte

  • Für dieses Stammpublikum des Musiktheaterbetriebs soll es nun endlich ein eigenes Lexikon geben

    Ich halte das für ein Understatement der Herausgeber.

    Warum sollte ein homosexueller Blickwinkel nicht auch interessant für heterosexuelle Männer und Frauen sein?

    Ich lerne doch auch von meinen Hetero-Freunden - deren Sexualität mir im übrigen nicht gleichgültig ist (im Unterschied zu deren Rechts- oder Linkshändigkeit). Nichts ist interessanter, als sich in einer offenen Freundschaft darüber auszutauschen, wie andere ihre Schwierigkeiten und Probleme bewältigen. Ein anderer Blickwinkel mag da sehr hilfreich sein.

    Wer das als "Quark" bezeichnet, ohne vorher einen Blick reingeworfen zu haben - bitte schön. Klüger wird man mit so einer Einstellung nicht.

  • Eleonore Büning, FAZ:


    Alexander Busche, einst Aktentaschenträger von Katharina Wagner, heute Redakteur des schwulen Opernmagazins „Marfa“, bekannte kürzlich im Interview mit dem schwulen Musikjournalisten Kevin Clarke: „Inzwischen finde ich es entspannter, mit Heteros über Oper zu reden. Schwule regen sich so wahnsinnig auf und werden schnell anstrengend.“

    Er hat Jehova gesagt!

  • Wer das als "Quark" bezeichnet, ohne vorher einen Blick reingeworfen zu haben - bitte schön. Klüger wird man mit so einer Einstellung nicht.

    Liebe Adelante,


    als Quark bezeichne ich, dass man heutzutage alle möglichen und unmöglichen Dinge in die Oper hineindeuten will. Das ist ja das, was ich an dem Regisseurstheater auch verabscheue, dass der Regisseur das, was seiner oft seltsamen Phantasie entspringt, nun krampfhaft in die Inszenierung hineinzwängt und damit das ursprüngliche Werk bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Deswegen ist für mich - wie schon gesagt - ein solcher Opernführer völlig uninteressant, genauso wie diese modischen Inszenierungen, die die meisten Zuschauer konsterniert dastehen lassen. Ich glaube kaum,dass die Menschheit klüger wird, wenn jetzt jemand verkrampft nach homosexuellen Anspielungen in der Oper sucht. Von mir aus sollen aber diejenigen so etwas ruhig lesen, die glauben, davon klüger zu werden.


    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Schwule regen sich so wahnsinnig auf und werden schnell anstrengend

    Wenn ich das richtig überblicke, ist derjenige, der sich hier im Forum wahnsinnig über das Buch aufregt, nicht schwul

  • Alexander Busche, einst Aktentaschenträger von Katharina Wagner, heute Redakteur des schwulen Opernmagazins „Marfa“, bekannte kürzlich im Interview mit dem schwulen Musikjournalisten Kevin Clarke: „Inzwischen finde ich es entspannter, mit Heteros über Oper zu reden. Schwule regen sich so wahnsinnig auf und werden schnell anstrengend.“

    Das liegt daran, daß Heteros (verallgemeinernd !!) simpler gestrickt sind als kulturbeflissene Schwule. Sie sind sensibler, haben einen überfeinerten Geschmack und sind in der Regel kompromisslos.

    DAS ist es was sie bei vielen so unbeliebt sein. Prinzipiell müssten Hetero- Männer die schwulen eigentlich mögen, da sie keine Konkurrenz darstellen.

    Aber das ist e en nicht so. Entweder sie spüren eine gewisse Überlegenheit, einen gewissen Neid auf jene, die sich den gesellschaftlichen Normen nicht unterwerfen, oder aber es kommt hier das "Rudeldenken" zm Tragen ("Das ist keiner von uns") wie wir es bei nationalen und religiösen Gruppen finden, und sogar Haarfarben spielen hier eine Rolle.

    Bei den Intellektuellen spielt die sexuelle Orientierung im Allgemeinen kaum eine Rolle. Berühmte Herrscher (Alexander der Große etc) setzten sich über Normen hinweg - und stiessen kaum auf Kritik.


    Daß diese - noch nicht veröffentlichte Opernführer - hier im Forum (und vermutlich auch andernorts ebenso) auf derartiges Interesse stösst (auch ABlehnung ist "Interesse") ist schon bezeichnend...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Berühmte Herrscher (Alexander der Große etc) setzten sich über Normen hinweg - und stiessen kaum auf Kritik.

    Nicht zu vergessen Friedrich der Große und Ludwig II., die uns zeitlich näher sind als Alexander oder Hadrian. Aus jüngerer Zeit fällt mir auch der mutige und tapfere Hans Scholl ein. Besonders Friedrich II. wurde ja sogar von jenen vergöttert, die andererseits Homosexuelle kriminalisierten, verfolgen ließen und in Gefängnisse steckten. Interessierte sie an Friedrich vielleicht gerade das, was sie in sich als zarte Neigung oder Sehnsucht unterdrücken zu müssen glaubten? :stumm: Wer weiß.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • .... dass der Regisseur das, was seiner oft seltsamen Phantasie entspringt, nun krampfhaft in die Inszenierung hineinzwängt und damit das ursprüngliche Werk bis zur Unkenntlichkeit entstellt.

    Aber wenn im Libretto nun mal deutliche Hinweise zu finden sind, dass man das Verhalten des "Helden" auch anders interpretieren kann als es ein Heterosexueller tut, soll man dann die Augen verschliessen?

    Nicht jedes verdächtige Anzeichen ist ein eindeutiger Beweis, aber wenn sich die Anzeichen häufen (ich komme wieder auf Hippolyte et Aricie zurück - wer das Libretto studiert, stolpert ununterbrochen über solche Textpassagen) kann man das zumindest als unverkrampften Umgang des Librettisten mit Homosexualität sehen. Wer dagegen krampfhaft versucht, solche Hinweise zu ignorien oder zu leugnen, offenbart nur seine eigenen Scheuklappen.

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  • Wer dagegen krampfhaft versucht, solche Hinweise zu ignorien oder zu leugnen, offenbart nur seine eigenen Scheuklappen.

    Und bekannt ist auch, dass in unserer durch christliche Leibfeindlichkeit geprägte Kultur Sexualität tabuisiert wurde. Deshalb hat die Kunst zum Mittel der Verschlüsselung gegriffen, um das im Menschen verankerte Ausdrucksbedürfnis gerade was Erotik angeht doch zu erfüllen. Berühmtes Beispiel ist der Topos des "Rosenbrechens". Das meint übersetzt schlicht: Da geht es um "Sex". Die Homosexualität wurde noch mehr tabuisiert als Heterosexualität (nicht bei den antiken Griechen natürlich, da wurde sie offen ausgelebt), entsprechend enthalten auch Kunstwerke wie Opern solche Verschlüsselungen, wo sich homosexuelle Neigungen dann versteckt ausdrücken. Diese Sprache der Verschlüsselung muss man entschlüsseln können, sonst versteht man sie nicht. Wenn ein solches Lexikon dazu verhilft, dann öffnet es die Augen. Sonst bleibt man blind für diese Sinnebene. Mag sein, dass es Menschen gibt, die davon nichts wissen wollen. Mit so einer Einstellung lassen sich aber Fakten nun einmal nicht aus der Welt schaffen.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Das ist ja das, was ich an dem Regisseurstheater auch verabscheue, dass der Regisseur das, was seiner oft seltsamen Phantasie entspringt, nun krampfhaft in die Inszenierung hineinzwängt und damit das ursprüngliche Werk bis zur Unkenntlichkeit entstellt.

    Da haben wir es wieder: es gelingt dem lieben Gerhard doch immer wieder, alles, was nicht in sein Konzept passt, in die Schublade "Regietheater" zu stecken. Das grenzt schon an eine Phobie. Hier geht es doch gar nicht um Interpretation in Inszenierungen, hier geht es vielmehr um die Interpretation, die jeder Opernliebhaber für sich selber machen kann unter Berücksichtigung der verschiedenen Aspekte.

    Oder will Gerhard uns gar eigenständige das Denken verbieten?

  • Nicht zu vergessen Friedrich der Große und Ludwig II., die uns zeitlich näher sind als Alexander oder Hadrian.

    Das Kuriose ist ja auch, dass sich Könige und teils auch Päpste von der Renaissance bis zum ausklingenden Rokoko mehr oder weniger offen dazu bekennen konnten. Man denke dabei etwa an Heinrich III. und Ludwig XIII. von Frankreich oder an die Päpste Paul II., Sixtus IV., Julius II., Leo X. und Julius III. Mir scheint der Umschwung im 19. Jahrhundert mit der bürgerlichen Prüderie gekommen zu sein, was man gerade am tragischen Schicksal Ludwigs II. von Bayern ersehen kann. Und sind wir heute in der Hinsicht wirklich weiter? Kann sich jemand heutzutage ernsthaft einen offen homosexuellen Monarchen in Europa vorstellen? Man denke auch an die 1976 aufkommenden Vorwürfe an den damaligen Papst Paul VI., er habe eine langjährige derartige Beziehung geführt. Nicht mal auf dem Höhepunkt der "sexuellen Befreiung" hätte er sich dazu bekennen können.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Oder will Gerhard uns gar eigenständige das Denken verbieten?

    Ich will keinem verbieten, sich hier eigenständig zu äußern (woraus lässt sich das überhaupt schließen???), aber auch ich habe wohl das Recht, mich eigenständig zu äußern. Wenn man einige Zuschriften hier sieht, dann wird jeder denkende Mensch eher vermuten - wie auch schon in anderen Themen geschehen -, dass man mir am liebsten den Mund verbieten möchte. Diejenigen, die das versuchen, werden aber daran scheitern. Ich kann jedenfalls darüber nur lachen, und das hält mich hoffentlich noch lange gesund.

    Ich habe hier für mich die ursprüngliche Frage, um die es Mme Cortese ging, beantwortet: Nein, ich brauche so etwas nicht!

    Damit ist für mich jetzt die Diskussion um den Unsinn abgeschlossen und ich werde dieses Thema nicht mehr anklicken. Das hindert mich nicht daran, mich weiterhin in anderen Themen eigenständig zu äußern, auch wenn sich einige wenige die Finger wund schreiben, das verhindern zu wollen.


    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Die Frage, die Mme. Cortese in Satz 1 Beitrag 1 gestellt hat, wurde im Prinzip schon in den Sätzen 1 und 2 in Beitrag 2 von Alfred Schmidt beantwortet: Ob sich im Kapitalismus ein ( hier: legal) angebotenes Produkt am Markt durchsetzt ( "...die Welt es braucht...), entscheidet einzig und allein eine vorhandene oder nicht vorhandene Nachfrage.


    Natürlich kann man im Vorfeld darüber kräftig spekulieren; die entscheidende messbare Größe wird immer die Verkaufszahl sein, die mit einem bestimmten Preis erzielt werden kann.


    Einige positive Reaktionen mancher User hier im Thread lassen ja schon potentielle Käufer des Buches erahnen.


    Beste Grüße...MDM :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Ich habe hier für mich die ursprüngliche Frage, um die es Mme Cortese ging, beantwortet: Nein, ich brauche so etwas nicht! Damit ist für mich jetzt die Diskussion um den Unsinn abgeschlossen und ich werde dieses Thema nicht mehr anklicken.

    Lieber Gerhard, zu schreiben, dass man diesen Opernführer nicht braucht bzw. nicht kaufen würde, ist vollkommen in Ordnung. In einem Atemzug jedoch zu behaupten, es handele sich hierbei um Unsinn oder wie an anderer Stelle von Dir geschrieben, "an den Haaren herbeigezogenen, verquirlten Quark", fällt für mich nicht mehr unter "gutes Recht" oder freie Meinungsäußerung, sondern in die Katagorie verknöcherter Ingnoranz!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Auch verknöcherte Ignoranz, in Gestalt von GWs Behauptungen, fällt bzw. fallen - zwar nicht " für dich" - aber doch quasi allgemein unter "freier Meinungsäusserung".

  • Auch verknöcherte Ignoranz, in Gestalt von GWs Behauptungen, fällt bzw. fallen - zwar nicht " für dich" - aber doch quasi allgemein unter "freier Meinungsäusserung".

    Ja, klar! - Um einmal mehr Rosa Luxemburg zu bemühen, gilt auch, die Meinungsfreiheit, iimmer die Meinungsfreiheit des Andersdenkenden sein sollte ... jedoch gilt auch, dass die Meinungsfreiheit des Andersdenkenden nur schwer zu ertragen ist, wenn sie dermaßen plump und ingnorant daher kommt.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • . jedoch gilt auch, dass die Meinungsfreiheit des Andersdenkenden nur schwer zu ertragen ist, wenn sie dermaßen plump und ingnorant daher kommt.

    Viele Postings von RT-Phoben tragen Züge des autoritären Charakters (AC), also:


    - Inkrustieren in Konventionen, statt Versuch autonomen/selbständigen Denkens…..
    - stereotypische Freund/Feind-Vorstellungen ….
    - Feindschaft gegen Intellektuelle, weil bedingungsloses Festhalten am Durchschnitt in Gestalt „gesunden Menschenverstands“, „wahrer Opernfreund “, Denunzieren von "verrückten Ideen des RTs" etc ...
    - Unfähigkeit eigene Vorstellung in Frage zu stellen…
    - überhaupt Überbewertung von Norm/Normalität.. und…und.. und…
    Derlei Aufzählung mutiert zu Legion.


    AC bildet m.E. keinesfalls sowas wie anthropologische Konstante und/oder wäre auch keinesfalls irgendwie unhistorisch zu verorten. AC verschwindet aber nicht, sondern bleibt weiterhn virulent, reproduziert sich (trotz oder möglicherweise sogar wegen tendenziell ansteigender Ökonomisierung), was auch nicht einzig seit 2015 festzumachen wäre. RT-phobe Postings mit AC-Schlagobers konnte man sich bereits lange vorher reinziehn.


    Möglicherweise bietet sich gleichzeitig ein fantastischer, toller Ausweg aus deinem höchst nachvollziehbaren Dilemma:
    Versuch mal dich einer selbst auferlegten Disziplin zu beugen, indem du dir derartige Postings aus Ignoranz, Stereotypien als unterhaltsame Satire über AC reinziehst. Diese Postings gewönnen damit gleichsam ungeahnte Substanz, würden quasi "ästhetisch". :thumbup::P

    Schlichte, armselige, lediglich Eigendünkel kitzelende Jokes aus ZDF-Heute-Show kämen dagegen vergleichsweise bloß als fade, laaaaaaaangweilige Frotzelei rüber.

    Möglicherweise würdest du – nach Eingewöhnungsphase - nach weiteren ac-like-rt-phoben Postings schier lechzen. :yes:

  • Der Thread mutierte inzwischen zum Kurs über korrekte Sprache, ist also damit mausetot. Schade, denn es hätte noch allerhand interessante Aspekte gegeben. Oder hat jemand Lust auf eine Wiederbelebung?

    Immerhin, das Projekt scheint finanziell gesichert zu sein: https://www.startnext.com/casta-diva [zuletzt aufgerufen am 01.07.2019]

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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    Bin schon ganz gespannt! :jubel::):love:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Ich sehe dieses Thema zum ersten Mal und denke, es ist eine Marktlücke, die mich so viel interessiert wie der Gewerkschaft der blinden Lokführerinnen beizutreten.

    Aber: was soll das sein, "ein schwuler Opernführer"? Menschen können schwul sein, Opernführer eher nicht. Hier in Essen hat die Stadtverwaltung einen "behindertengerechten Stadtplan" herausgegeben. Man freut sich für den Stadtplan, aber der hat das ohne eine Miene zu verziehen, zur Kenntnis genommen.

    Die Sprache ist flexibel. Das stört vielleicht Deutschlehrer, aber niemals einen Linguisten. Beim Beamtenstreik streiken Beamte, beim Hungerstreik streikt also der Hunger? Auch Adjektive können semantisch ein größeren Bezugsahmen adressieren. Ein schwuler Opernführer behandelt Opern aus homosexueller Sicht, analog zum nachhaltigen Reiseführer etc. Dies zu kritisieren ist schon sehr pingelig.

  • Interessant, ich habe mich schon gefragt, wann diese weit verbreitete Schreibweise endlich in den Duden aufgenommen wird. Eisenberg ist übrigens ein von mir sehr geschätzter Linguist, der wirklich den Sprachgebrauch im Blick hat und nicht nur das, was ehemals als richtig oder falsch galt.

  • Ich habe gerade 44 Beiträge aus diesem Thread gelöscht, die mehr oder weniger weit entfernt vom Niveau dieses Forums waren. Wenn dann auch noch ein einzelnes Mitglied sämtliche seiner Beiträge in diesem Thread löscht, was allerdings nur bedingt möglich ist, da die Beiträge wiederholt zitiert wurden und sie somit fragmentarisch zu lesen waren, dann ist der Thread tot. Was ich angesichts des Themas lausig finde. Ich werden speziell diesen Thread im Auge behalten und alles löschen, was am Thema vorbei, themendiskriminierend, beleidigend oder homophob ist. Mögliche reliigiöse Grundhaltungen, die sich wertend in diesen Thread einbringen könnten, werde ich, wie ich diese im realen Leben ignoriere, auch hier iognorieren und ggf. auch da löschen. Ich hoffe, dass eine sinnvolle und konstruktive Diskussion möglich ist.

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Danke an Thomas Pape

    Wenn schon heterosexuelle Beziehungen in der Literatur früher verschlüsselt wurden, muss man bei homosexuellen Beziehungen erst recht die Augen extrem offenhalten.


    Der Einfachheit halber zitiere ich aus Topoi des Minnesangs in den erotischen Szenen der Sammlung ‚Des Knaben Wunderhornvon Miroslava Tomková in Studia Germanistica


    Der Knab der thät sich schmiegen,

    2 Gar freundlich an ihre Brust,

    Sie thät den Knaben drücken

    4 Mit ihrem freundlichen Kuß,

    Der Knab fing an zu ringen

    6 Mit der Jungfrauen zart,

    Der Wächter an den Zinnen,

    8 Fing an ein Lied zu singen,

    Ein schöne Tageweiß.

    "..... Nach den gegenseitigen (erotischen) Liebesbekundungen, wird im fünften Vers wieder das Handeln des Knaben beschrieben, indem hier das Verb ringen verwendet wird. Da dieses Verb in der folgenden Zeile noch um die Ergänzung Mit der Jungfrauen zart erweitert wird, kann die ganze Wendung als ein verhüllender Ausdruck für den Koitus angesehen werden. Dies bestätigt auch das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, das unter den vielen Deutungsmöglichkeiten des Verbs ringen auch folgende Erläuterung im körperlichen Sinne anführt: „der mann ringt mit der frau, um die höchste liebesgunst zu erlangen“. Mit dem Erscheinen des Wächters wird der Geschlechtsakt abrupt beendet.


    Könnte man auch einfacher ausdrücken, aber nicht so schön. Das ist in der Oper genauso.


  • Ein Versuch zur Wiederbelebung

    Bildergebnis für opernschwule Joyce DiDonato als Florence Foster-Jenkins

    Der Link führt zu einem Video Clip über Ralf Pflegers Doku-Film über Florence Foster-Jenkins


    Vom Thread zu Theodor Currentzis kam ich auf den Artikel in DIE ZEIT über Simone Kermes. Kermes und Currentzis sind vielleicht Zwillinge im Geiste und pflegen ja beide die gleiche manchmal provozierende Art aufzutreten, die bei Schwulen gut ankommt. Von dem Artikel zu Rameaus Platée wars ja nur ein Schritt, und wenn man nicht vollkommen unzugänglich für die Thematik und nicht nur auf den Augen blind ist, gibt es kaum ein bessere Beispiel für die schwule Sicht auf Opern


  • Was auch jedenfalls in diese Kategorie passt, und wunderschön zu lesen ist.....


    51z8YnuxKCL._SX300_BO1,204,203,200_.jpgKlick


    ....ist das Buch von Wayne Koestenbaum, es ist einfach köstlich! Der ein oder andere wird es kennen!:love:

    Aber Achtung: nichts für Homophobe! 8)


    Klappentext: >Ein brillantes Buch - ein ekstatisches Buch - naturgemäß ein elegisches Buch. Und eines, das (wie bestimmte Opern, manche Stimmen) die Macht hat, die Leser in Bewunderung zu versetzen, sie hinzureißen, daß sie sich damit identifizieren.....<

    Susan Sonntag


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • >Ein brillantes Buch - ein ekstatisches Buch - naturgemäß ein elegisches Buch. Und eines, das (wie bestimmte Opern, manche Stimmen) die Macht hat, die Leser in Bewunderung zu versetzen, sie hinzureißen, daß sie sich damit identifizieren.....<

    Susan Sonntag

    Ich muss gestehen, dass ich es auch nach mehreren Anläufen nicht geschafft habe, mich von Wayne Koestenbaums Buch über Operntunten begeistern zu lassen. Ganz im Gegenteil. Ich finde die vielen Klischees, die er seitenweise anführt, eher abschreckend. Völlig fremd sind mir seine Erörterungen zum angeblichen Körperempfinden der Operntunte. Beim besten Willen kann ich mich damit nicht identifizieren. Bin aber sehr zuversichtlich, dass "Casta Diva - der schwule Opernführer" allein durch die große Anzahl von Autoren und Autorinnen ein breiteres Spektrum an Blickwinkeln bieten wird.

  • Rameaus Platée wars ja nur ein Schritt, und wenn man nicht vollkommen unzugänglich für die Thematik und nicht nur auf den Augen blind ist, gibt es kaum ein bessere Beispiel für die schwule Sicht auf Opern

    Köstlich, das Video. Wo war die Inszenierung zu sehen?

  • Zitat von Adelante

    eher abschreckend.

    ? ?

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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