Ich muss gestehen, dass mir der Name Adriana Gonzalez bis Operalia 2019 unbekannt gewesen ist. Ich habe mich jetzt auch ein wenig durch ihre YT-Aufnahmen gehört. Das ist schon eine recht gehaltvolle Stimme, die sich für dramatischere Partien empfiehlt. Die Stimme mag vielleicht nicht besonders individuell sein, aber sie hat Substanz und ist von eindringlicher Intensität. Für Mozart ist mir ihr Sopran viel zu üppig, da ist die Arie der Juliette Amour, ranime mon courage mehr ihr Metier, auch wenn sie bei dieser schwierigen Arie doch (noch) an ihre Grenzen stößt. Für den Walzer der Juliette wird es dieser Stimme allerdings wohl an der nötigen Leichtigkeit fehlen.
Auch die Rusalka-Arie liegt ihr. Eine persönliche Note gilt es allerdings noch zu finden.
Für die Micaela ist mir ihre Stimme etwas zu hart, zu dramatisch. Da hört man schon deutlich, dass sie in ein anderes Fach drängt. Die Stimme ist im Piano sehr wohlklingend, wenn auch noch etwas unruhig geführt, aber dramatische Spitzentöne bekommen eine unschöne Färbung. Da wird mit zu viel Druck gesungen.
Es wird interessant sein, zu sehen, welche Rollen sie annimmt, wenn sie denn mal dauerhaft größere Partien singt. Bislang ist sie vornehmlich mit Nebenrollen in Erscheinung getreten. Drei große Opernpartien hat sie allerdings schon gesungen: Pamina, Liù und Micaela.
Gregor