Mit Gewitter und Sturm --- Richard Wagner: Der fliegende Holländer

  • Meine Favoriten:
    Fred Destal (Buenos Aires,1936)
    Franz Crass (Scala,1966)
    Hermann Uhde (Bayreuth,1955)
    George London (Bayreuth,1959);
    ansonsten noch Simon Estes(Bayreuth 1985) und Jose van Dam (Berlin 1984).
    Ich habe mich bei der Auswahl bewusst auf die Angabe der Titelpartie beschränkt, weil ich glaube, dass die Interpreten für sich sprechen.


    Gruß Heldenbariton :hello:

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Moin,


    der "lügende Flohändler" :D von 1984 aus Bayreuth von Harry Kupfer mit Simon Estes ist erschienen. Kann da jemand etwas zu sagen? Gab es den jemals als CD?




    Da der ganze folgende Thread sich um Audio-Cds drehte wurde er nachträglich von mir an den "normalen" Holländer Thread angehängt.


    Alfred, Admin

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Hi,


    ja, er muss auch als CD existiert haben (zumindest berichtete claudron vor kurzem, ihn gehört zu haben). Zuerst gab es ihn aber auf VHS-Video, und ich würde ihn wahrscheinlich so vorziehen (als CD-Oper hätte er ziemlich harte Konkurrenz von älteren Aufnahmen). Die Inszenierung ist in meiner Erinnerung recht bühnenwirksam, die etwas an den Haaren herbeigezogene Rahmenhandlung (die die Oper als Sentas Traum erklärt) würde heute niemanden mehr groß aufregen, es wäre sogar wahrscheinlich, dass man sich einen so kleinen Eingriff in das Original wieder wünschen würde.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Bezüglich Eurer Anfrage Simon Estes - Holländer - Bayreuth erinnere ich mich dunkel, diese sehr wohl in den CD-Regalen diverser Klassikläden gesehen zu haben. Wenn ich nicht irre, war die Aufnahme bei Philips Classics erschienen.



    NACHTRAG:


    Inzwischen hab ich die Aufnahme gefunden. Sie dürfte sogar noch erhältlich sein:



    Ob sie nun jene ist, die hier gesucht wurde, weiß ich nicht. Glücklicherweise hört man ja auf CD zumeist nicht wer inszeniert hat.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



    Einmal editiert, zuletzt von Alfred_Schmidt ()

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  • Das CD Cover ist das der Philips Bayreuth Edition. Ich habe die erste Ausgabe in meiner Sammlung; aber ewig nicht gehört. Die Aufnahme hat die Erstfassung der Ouverture und wurde ohne Pause gespielt. Musikalisch akzeptabel fehlen die herausragenden Sängerdarsteller; Estes ist sicher nicht schlecht, aber wenn ich den Holländer hören will, ziehe ich doch Sawallisch mit Crass oder Dorati mit dem herausragenden London vor.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Hallo zusammen,


    habe heute meinen freien Tag genutzt, um in Ruhe mit Genuß die Studioaufnahme mit Klemperer durchzuhören. Auslöser war der gestrige Holländer auf Arte, der mit Egils Silins (?) einen zwar halbwegs stimmmächtigen, aber ansonsten gesanglich äußerst grobschlächtig agierenden Titelhelden zu bieten hatte.
    Immer doch wieder erstaunlich, wie Theo Adam auf der Aufnahme mit Klemperer mit durchaus eingeschränkten stimmlichen oder vor allem polarisierenden Möglichkeiten mittels intelligenter Rollengestaltung und großer Gesangstechnik bzw. großer Musikalität mich doch begeistert. (neben dem Feuerwerk, das der 80+Klemperer da abfackelt)
    Als Gegenbeispiel hinsichtlich dessen bietet die Aufnahme Ernst Kozub, der mit durchaus beeindruckendem Stimmaterial und einem aparten Timbre aufwartet, sich aber irgendwie unmotiviert und mit einer sehr dürftigen Legatokultur durch die zweite CD nölt.



    Wenn mal wieder im Opernforum etwas mehr "Platz" für Sängerthreads ist, drohe ich jetzt schon mal einen Thread über Adam an, da gibts sicher durchaus Resonanz und die Möglichkeit zur Kontroverse. ;)


    Gruß
    Sascha

  • Hallo zusammen,


    hat jemand gestern Abend auf arte die live-Übertragung aus Brüssel gesehen?Mich hat das Bühnenbild mit den eingeblendeten Filmsequenzen fasziniert.
    Solche Techniken habe ich früher in der Laterna Magica in Prag schon bestaunt,damals in Hoffmanns Erzählungen.
    Doch zurück zum Holländer:Was sagen die Wagner-Experten zur sängerischen Leistung?

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Siegfried,


    schau mal in den Anja Kampe -Thread. Da die gute Frau anscheinend leider nicht so bekannt ist, können wir ihn auch nutzen, um über die Inszenierung zu plaudern.


    Antracis: Zustimmung zu Silils und zu Adam. Über den Thread zu Theo Adam freue ich mich schon, da ich ihn sehr schätze.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Ich finde 2 Aufnahmen gut gelungen, darum möchte ich sie erwähnen:


    1.Electrola-Aufnahme von 1960 aus der Grunewaldkirche Berlin mit Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin unter Franz Konwitschny mit:
    Gottlob Frick - Daland
    Marianne Schech - Senta
    Rudolf Schock - Erik
    Sieglinde Wagner - Mary
    Fritz Wunderlich - Steuermann
    Dietrich Fischer-Dieskau - Der Holländer


    2.DG-Aufnahme von den Bayreuther Festspielen 1971 unter der Ltg.von Karl Böhm mit:
    Karl Ridderbusch - Daland
    Gwyneth Jones - Senta
    Hermin Esser - Erik
    Sieglinde Wagner - Mary
    Harald Ek - Steuermann
    Thomas Stewart - Der Holländer

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Antracis
    Wenn mal wieder im Opernforum etwas mehr "Platz" für Sängerthreads ist, drohe ich jetzt schon mal einen Thread über Adam an, da gibts sicher durchaus Resonanz und die Möglichkeit zur Kontroverse. ;)


    Hallo Sascha,


    an einem solchen Thread würde ich mich sehr gerne beteiligen. Ich halte Theo Adam für einen der wesentlichen Interpreten des Heldenbariton-Fachs, wenn auch seine (Studio-)Aufnahmen seine Bedeutung nicht (so sehr) widerspiegeln.


    Sune

  • Hallo Edwin,


    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Für mich sind die "Meistersinger" ein unanfechtbares Meisterwerk und ist ein Fixstern auf meinem Wagner-Himmel, der zugegebener Maßen sehr eigenwillig aus dem "Fliegenden Holländer", dem "Parsifal" und eben den "Meistersingern" besteht.


    Das ist nun doch eine verblüffende Mischung. Wieso gehört denn der "Holländer" dazu? Mich verwirrt das Stück zunehmend, je länger ich Senta und dem Holländer zuhöre desto mehr habe ich den Eindruck, daß die beiden da großartig aneinander vorbeireden. Dabei meine ich doch über den 2. Akt schon gelesen zu haben, daß es sich um ein "Liebesduett" zwischen den beiden handeln soll.


    Allerdings erinnert mich Daland in seiner Geschwätzigkeit schon sehr an Pogner.


    Grüße
    Sophia

  • Hallo Sophia!
    Der "Holländer" gehört für mich dazu, weil er in meinen Augen und Ohren eine der perfektesten modernen (ja: modernen) Opern ist, die je geschrieben wurden.
    Was macht Wagner da nämlich? - Er schafft eine fast schon polystilistisch zu nennende Stilmischung. Jedes Niveau hat seinen eigenen Stil: Der Holländer selbst singt Wagner'sches Musikdrama. Herr Daland, der Schnösel, wird ironisiert, indem er den Spielopernton zugewiesen bekommt. Erik wiederum ist Jäger, weshalb der "Freischütz"-Tonfall auf ihn angewendet wird. Senta wiederum bemüht sich, den Holländer-Tonfall zu treffen, bleibt aber ganz in ihrer Welt - sie hat sich ein Bild vom Holländer zurecht gemacht, das mit der Realität möglicherweise gar nicht übereinstimmt. Und, ja: Im Duett singen sie aneinander vorbei. Grandios! Jeder sieht im anderen nicht den wirklichen Menschen, sondern das, was er in ihm gerne sehen würde. Mir bleibt da jedes Mal der Atem weg!
    Dazu kommt noch die strukturelle Brillanz: Dass nämlich die Ballade der Senta aus drei Strophen besteht, wobei die erste Strophe dem ersten Bild der Oper entspricht, die zweite dem zweiten Bild und die dritte dem dritten Bild. Das ist völlig durchkonzipiert.
    Soll ich jetzt in meiner Begeisterung noch all die Details erwähnen? - Nur eines vielleicht, das man in seiner Perfektion aber nur wahrnimmt, wenn man den "Holländer" als Einakter, also in der ursprünglichen Fassung spielt: Wenn Wagner im ersten Zwischenspiel aus dem dem Thema des Matrosenchors sukzessive das Thema der Spinnerinnen entwickelt, ist das etwas wie ein ironischer Kommentar in beide Richtungen ("egal, ob man in den Wanten hängt oder mit Nadel und Faden hantiert, man singt das gleiche Lied").
    All das und noch viel, viel mehr machen für mich den "Holländer" zu einer der spannendsten und musikalisch perfektesten Opern, die die Bühne hat.
    LG

    ...

  • Schönen Dank, Edwin, das ist sehr interessant. Und so weit verstehe ich den Holländer auch noch nicht :O . Trotzdem möchte ich mal versuchen, auf einige Aspekte einzugehen:


    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Erik wiederum ist Jäger, weshalb der "Freischütz"-Tonfall auf ihn angewendet wird.


    Außer das Erik und Max Jäger sind, sehe ich bei den beiden noch keine Ähnlichkeiten. Erik wirkt wesentlich schwächer als Max, wendet sich direkt an die Frau die er liebt und versucht sie mit der Unterstellung sie hätte ihm ewige Treue geschworen zu erpressen. Dazu trauen ihm die Mädchen wesentlich mehr Jägerglück zu `der schießt den Widersacher von der Wand` als Max, der angesichts der bevorstehenden Hochzeit Ladehemmung hat und keinen Vogel mehr vom Himmel schießt. Auf Parallelen in der Musik muß ich da natürlich nochmal achten. Eine viel größere Ähnlichkeit höre ich in einem anderen Zusammenhang:
    Wolfsschlucht ./. Chor des Holländers im 3. Akt
    Irgendwo habe ich einmal gelesen, daß die Wolfsschlucht keine `geographische` Angabe ist sondern sich auf die (sinngemäß) Seelenqual der Personen bezieht. So höre ich den Chor auf dem holländischen Schiff auch, wie eine Bestätigung der Ahnung des Holländers in seiner Auftrittsarie.


    Zitat

    Und, ja: Im Duett singen sie aneinander vorbei. Grandios! Jeder sieht im anderen nicht den wirklichen Menschen, sondern das, was er in ihm gerne sehen würde.


    Nicht nur das. Sehr verblüffend finde ich immer wieder daß sie nicht nur nicht den sehen (ähm, ja... ;) den sie meinen zu sehen sondern sich auch selber nicht trauen. Anders kann ich mir nicht erklären, daß Senta am Ende sagt
    "Allmächt`ger, was so hoch mich erhebet,
    lass es die Kraft der Treue sein."


    Zitat

    Soll ich jetzt in meiner Begeisterung noch all die Details erwähnen?


    Gern :yes:


    Grüße
    Sophia

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  • Da hab' ich mir was Schönes angefangen.
    Wie wär's z.B. mit der Tatsache, dass das Holländer-Thema die Terz ausspart, also nicht Dur oder Moll festlegt? Weil Gespenster halt jenseits von Gut und Böse sind...
    Oder das Herannahen des Gespensterschiffs im ersten Akt: Das hätte kein Filmmusikkomponist suggestiver hinkriegen können, wie sich da ein Thema allmählich in den Vordergrund schiebt.


    Nein, Schluss für den Moment, ich mach' das jetzt nur aus dem Gedächtnis - bitte Geduld, ich muss meine Partitur heraussuchen, demnächst mehr zum Thema.

    ...

  • Zu Holländeraufnahmen werd ich mich mal äußern wenn ich laaange zeit hab, da hab ich nämlich einiges da! Ist auch einer meiner liebsten Opern und die erste die ich gesehn hab.


    Dieses Jahr habe ich wiedermal, meinem Opa sei Dank, das Vergnügen den Holländer in Bayreuth zu schauen.
    Mit dieser Besetzung:


    Dirigent: Marc Albrecht
    Chorleitung: Eberhard Friedrich
    Inszenierung: Claus Guth
    Kostüme und
    Bühnenbild: Christian Schmidt

    Daland: Jaakko Ryhänen
    Senta: Adrienne Dugger
    Erik: Endrik Wottrich
    Mary: Uta Priew
    Der Steuermann: Norbert Ernst
    Der Holländer: John Tomlinson


    Freue mich jetzt schon, vorallem auf Ryhänen und Tomlinson die ich beide von 2004 in guter Erinnerung als Daland und Holländer habe!

  • Hallo Edwin,


    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    bitte Geduld,


    "nein, länger trag` ich nicht die Qualen" :D Aber irgendwie komme ich auch nicht weiter, schaffe es vor allem noch nicht, die Gedanken schriftlich zu formulieren. Und das einzige, was ich hier höre resp. gelesen habe


    Zitat


    Oder das Herannahen des Gespensterschiffs im ersten Akt: Das hätte kein Filmmusikkomponist suggestiver hinkriegen können, wie sich da ein Thema allmählich in den Vordergrund schiebt.


    war der Hinweis in der Partitur, daß der Anker des Geisterschiffes krachend im Meer versinkt. Die Musik fasziniert und ängstigt doch gleichzeitig.


    Aber ich habe eine Bitte: in der Bayerischen Staatsoper ist heute die Premiere des Holländers (nein, ich fahre heute nicht mehr hin, um Spekulationen vorzubeugen). Und auf deren Homepage ist ein Trailer den man sich anhören und -sehen kann. Kannst Du Dir das mal anhören bitte? Die Musik gleich zu Beginn klingt so wenig nach Musik und mehr nach Gewitter und bei Nelsson klingt das so völlig anders... Mir ist einfach unklar, wer sich da irrt ?(


    Schönen Gruß
    Sophia

  • Hallo Sophia,


    Das Herannahen des Gespensterschiffes ist die Stelle just vor dem von Dir genannten Krachen des Ankers. Zunächst singt der Steuermann sein Lied ("Mit Gewitter und Sturm" etc), das ist schon eingeleitet und immer wieder durchsetzt von einer bangen Unruhe, ohne dass die Holländer-Sphäre jemals konkret würde. Dann schläft er kurz vor Ende der zweiten Strophe ein. Und jetzt geht das los: Während sich das Schiff materialisiert, materialisiert sich gleichsam aus der orchestralen Unruhe das Holländer-Thema heraus, bis der Anker fällt. Das ist nur eine kleine Passage eigentlich, aber wie genial gemacht! Danach singt der Seeman nochmal halb im Traum einen Teil des Refrains.


    Solche Übergänge und orchestrale Momente finden sich in der Partitur zuhauf, eine meiner Lieblingsstellen ist der Übergang zur großen Chorszene gegen Ende.....


    Ich bin zwar nicht Edwin, hatte aber nun Gelegenheit, mir einmal den Trailer der Bayerischen Staatsoper anzusehen und anzuhören. Ich finde das ja ganz nett gemacht, wie eine Kinovorschau sozusagen, warum nicht. Schade nur, dass das Ende der Inszenierung verraten wird. Musikalisch klingt bei mir am Anfang (und auch im folgenden) die Holländer-Ouvertüre, die so klingt wie die Holländer-Ouvertüre, nur eben nicht von Nelsson dirigiert, sondern von jemand anderem (vermutlich Fischer, es sei denn, die BSO hätte eine andere Aufnahme als einen Mitschnitt aus einer Probe des Hauses herangezogen). Auffällig sind die Pauken, die in dieser Aufnahme (soweit ich das anhand der scheusslich klingenden Computerlautsprecher und der ohnehin miesen Datenreduktion sagen kann) deutlicher herauskommen als unter Nelsson. Wieso sollte sich da irgendjemand irren?


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • N´Abend Claus,


    Zitat

    Original von C.Huth
    eine meiner Lieblingsstellen ist der Übergang zur großen Chorszene gegen Ende.....


    meinst Du die Chorszene wenn sich der Chor der Norweger mit dem Chor des Holländers vermischt und am Ende dann der Holländer-Chor übrigbleibt? Darüber habe ich neulich etwas von Hanslick gelesen. Er meinte sinngemäß, der Chor hört gerade noch rechtzeitig auf bevor er zur Karikatur wird ;)


    Zitat

    Musikalisch klingt bei mir am Anfang (und auch im folgenden) die Holländer-Ouvertüre, die so klingt wie die Holländer-Ouvertüre, nur eben nicht von Nelsson dirigiert, sondern von jemand anderem (vermutlich Fischer, es sei denn, die BSO hätte eine andere Aufnahme als einen Mitschnitt aus einer Probe des Hauses herangezogen).


    Das klingt schon sehr nach dem Dirigat von Adam Fischer. Nachdem BR4 30 min. Interviews mit Künstlern der Produktion an der Bay. Staatsoper brachte begann die Übertragung der Premiere. (Mit einem Hinweis des BR, daß die Premiere nicht live übertragen wurde, da am gleichen Abend eine live-Schaltung in die Münchner Philharmonie bestand in der "La clemenza die Tito" aufgeführt wurde.) Die Stimme des Holländers klingt in der Übertragung wesentlich gequälter und verzerrter, das kann aber auch an der Übertragungsqualität liegen.


    Zitat

    Auffällig sind die Pauken, die in dieser Aufnahme (soweit ich das anhand der scheusslich klingenden Computerlautsprecher und der ohnehin miesen Datenreduktion sagen kann) deutlicher herauskommen als unter Nelsson.


    Musikalisch scheppert das ganz schön und es klingt sehr spröde, als würde man im Wald über trockene Blätter laufen... Sehr neu und ungewohnt im Vergleich zu Nelsson. Ich meine, daß dieses Seegewitter ein "Gewitter im Holländer" ist.


    Grüße
    Sophia

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  • Die Moskau-Münchener Coproduktion des Fliegenden Holländers wurde dieser Tage rezensiert.Dabei wurden 2 Aktivposten erwähnt:Matti Salminens Daland und Anja Kampes Senta.
    Interessant wäre die Schilderung eines Münchener Besuchers in diesem Forum.War jemand in einer Vorstellung?

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Siegfried,


    schau doch mal ins "Wagner-Forum" des Nordbayerischen Kuriers, da gingen die Wogen mal wieder sehr hoch ("Franz" sei Dank! :rolleyes: ) Aber angemessene Besprechungen der Konwitschny-Inszenierung hat es auch gegeben...


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von GiselherHH
    ......Wagner-Forum" ........, da gingen die Wogen mal wieder sehr hoch .....


    Zwar ist Schelte von "Fremdforen" ja hier - zu Recht - unerwünscht, ich gestatte mir aber trotzdem, Deine Beschreibung der "Diskussion" dort als äußerst euphemistisch zu bewerten.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Interessant wäre die Schilderung eines Münchener Besuchers in diesem Forum.War jemand in einer Vorstellung?


    Morgen ;).


    Sophia

  • Guten Morgen,


    man gestatte mir, zur Deutung des "Holländer" hinzuweisen auf - nein, nicht das Wagner-Forum ;) - auf den kurzen, dabei höchst präzisen und instruktiven Essay "Nicht-meh und Noch-nicht im Fliegenden Holländer" von Hans Mayer, abgedruck im Sammelband "Richard Wagner" des Autors (zweite Auflage Suhrkamp 1998), S.73-81.


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

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  • Schaumermal, ob sich hier ein paar bruchstückhafte Gedanken zu der Aufführung an der Bayerischen Staatsoper vermitteln lassen. Eine Inhaltsangabe dessen, was man zu sehen bekommt, darf kaum erwartet werden. Die Aufführung wurde ja schon nach der Premiere in Moskau 2004 in den Medien besprochen, nun auch nach der Premiere in München im Februar 2006. Wie das leider immer wieder vorkommt, werden die Arbeiten des Regisseurs Peter Konwitschny auf den vermeintlichen Skandal oder Tabubruch in den Medien reduziert: im "Holländer" ist es nun das Fitnessstudio in der 2. Szene.


    Wenn das Schiff des Holländers musikalisch aus dem Nebel auftaucht, versteckt sich der Steuermann schon mit angstschlotternden Knien unter dem Schiffssteg. Daland und der Holländer stehen sich misstrauisch gegenüber und taxieren sich gegenseitig, da traut keiner dem anderen über den Weg. Daland ist so ein recht verschlagener, mit einer wie Öl geschmierten Stimme (man könnte auch sagen, ein verschlagener, widerlich schmieriger) Kaufmann der den Holländer hofiert und für Klunker seine Seele verkaufen würde. Der Jubel von Daland und seiner Mannschaft kennt keine Grenzen mehr, als die begutachtete Goldkiste für den perfekten Handel auf das norwegische anstatt zurück auf das holländische Schiff geschleppt wird.


    Die Hauptperson dieser Inszenierung - jedenfalls für mich - tritt in der 2. Szene auf: Senta. Die Frau scheint überhaupt nirgendwo reinzupassen, fast könnte ich mich zu der Meinung versteigen, sie paßt so gar nicht in diese Oper ;).


    Jedenfalls trägt sie immer ein Gemälde mit sich herum, daß zu dieser jugendlich erwachsenen und selbstbewußten Frau überhaupt nicht paßt. Genauso wenig wie das Verhalten der anderen Frauen die sich den Gesetzen der Amme/Aufpasserin/öffentlichen Meinung beugen und tun was man von ihnen erwartet. Das Gemälde wird gepflegt, als könnte der Abgebildete sich weh tun wenn es auf dem Boden liegt, wo sie steht und geht hat sie es bei sich und "kümmert" sich darum. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß Erik ohnmächtig vor Wut und Eifersucht das Bild über einem der Räder zerscheppert daß der Rahmen verbogen ist und das Bild zerrissen. Wirklich atemraubend ist die nachfolgende Szene, das Duett. Der Holländer und Senta, jetzt sind`s schon 2, die so gar nicht in diese Welt passen ;). Der Holländer trägt so einen alten verschlissenen Koffer bei sich, den öffnet er und zum Vorschein kommt ein ziemlich pompös barockes Brautkleid. Senta streift sich das über ihre Kleidung (der Holländer zieht es ihr nicht an, und schon gar nicht gegen ihren Willen über den Kopf wie man das lesen konnte). Und dann geht die Frau beim leisesten Zweifel des Holländers `wirst du des Vaters Wahl nicht schelten´ noch einmal an den Koffer und holt so ein Gazegebilde heraus. Es ist ein Schleier, sie drückt ihn dem Holländer in die Hand damit er ihn an ihrem Kopf befestigt. Dieser Schleier hat eine Menge Löcher, die Motten hereingefressen haben, (gräßlich, wo kommt dieser Kerl bloß her??) Er befestigt ihr den Schleier so daß er sich über ihre ausgestreckten Arme mit ausbreitet und das sie ausschaut wie eine Madonna. Welche Frau will denn um Himmels willen zur Heiligen stilisiert werden.... Der Holländer versucht Senta hier ihrer Gegenwart zu berauben. Senta will aber genau in die umgekehrte Richtung, in die Zukunft, heraus aus der Enge die sie in ihrem derzeitigen Kreis erfährt.


    An der Stelle fiel mir der bereits von Claus zitierte Aufsatz von Hans Mayer ein "Nicht-mehr und noch-nicht im Fliegenden Holländer". In diesem Aufsatz heißt es: "Er [Holländer] mißt die neuen Generationen am Maßstab seiner Träume von einst - und glaubt sie verwerfen zu müssen. Tradition , Welt des Nicht-mehr, Rückkehr in die verlorene Heimat, die Kinderland und Totenreich in einem bedeutet. [...] Repräsentiert die Holländer-Gestalt vor allem die Bindung an das Vergangene, so verkörpert Senta die Sehnsucht nach dem Neuen, Unerhörten, nach dem Ausbruch aus der Gegenart und Umwelt."


    Zum Ende möchte ich nichts sagen, daß hat sich mir (von der Handlung) noch kaum erschlossen.


    Musikalisch fand ich die Aufführung durchwachsen. Die Sänger wurden gefeiert, hatten aber meiner Meinung nach in den Hauptpartien fast ausnahmslos mit Textverständlichkeit zu kämpfen. Das Orchester war in den Soloinstrumenten unglaublich gut, sehr melodisch und präsent, insgesamt war mir das Orchester aber immer wieder zu laut und auch zu sperrig.

  • Hallo Forianer,
    ich möchte nur eine Empfehlung aussprechen.
    Wer sich für den fliegenden Holländer interessiert,
    der sollte sich die Live-Aufnahme aus Bayreuth von
    1955 besorgen.Dirigent ist Hans Knappertsbusch.
    Die Hauptrollen singen:H.Uhde,A.Varnay,W.Windgassen,
    L.Weber und besonders gut,der Steuermann von J.Traxel.
    Auch die Tonqualität ist sehr gut und der Spottpreis:4,99 €.


    (In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf meinen
    Thread:"Josef Traxel,ein Sänger den man nicht vergessen
    sollte" hinweisen.)


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.


  • Und hier noch eine Empfehlung, dasselbe Jahr ("recorded 1955" steht drauf), dieselbe Besetzung außer:
    hier Lustig und Keilberth statt Windgassen und Knappertsbusch.


    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Hallo,


    wer den "Holländer" mit Keilberth in STEREO hören will (zum ersten Mal auf CD), der greife zur allerdings hochpreisigen Ausgabe des englischen Labels "Testament":



    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo Giselher,
    das kann ja nur wieder eine von den später stereophonisierten
    und verhallten Aufnahmen sein.Nein danke.


    :hello:Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

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