Ravel - Impressionismus in der Musik

  • Das ist teils aber nur eine anders gewendete Beschreibung derselben Punkte, die Karl und Holger als positiv herausstellen, wie Farbigkeit etc. Und mit "Meisterwerke auf ihre Weise" konzediert das Adorno ja ebenfalls. Es ist vielleicht auch bemerkenswert, dass beide Quartette relativ früh im Schaffen der Komponisten entstanden und Einzelstücke geblieben sind. Die spätere Kammermusik beider scheint mir auch wieder stärker "strukturbetont" und weniger "koloristisch" (wobei es insgesamt halt so wenige Werke sind, dass es schwerfällt, klare Tendenzen auszumachen). Es besteht hier ja auch kein notwendiger Widerspruch. Etwas später hat etwa Bartok eine ganze Reihe von Spiel- und Klangtechniken entweder erst ins Quartett eingeführt oder doch in vorher kaum geahnter Weise verwendet, obwohl man seine Quartette kaum als hauptsächlich koloristisch charakterisieren würde.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ja, natürlich! Adorno kommt in seinem Urteil über die Streichquartette ganz von seinem Idol Schönberg her und dessen Konzept der „entwickelnden Variation“, die er bei Ravel und Debussy vermisst.
    Übrigens zu Unrecht, wie ich meine. Es wird darin ja sehr wohl „variiert“, wie man etwa in der Verarbeitung des triolischen und in einen bogenförmigen Fall übergehenden Eingangsthemas im F-Dur-Streichquartett von Ravel auf beeindruckende Weise erleben kann. Nur halt nicht im Schönbergschen Sinn.


    Das Wunderliche bei Adorno ist, dass er sich mehrfach und ausführlich – auch in Vorlesungen, wie ich wohl weiß, da ich ihn als Student ja erlebt habe – über „Farbe in der Musik“ ausgelassen hat und sehr wohl um deren Bedeutung weiß. Aber er spielt halt – wie Nikolaus Urbanek (Was heißt (a)thematische Arbeit? Einige Bemerkungen zu einer zentralen Kategorie der Musikästhetik Theodor W. Adornos) aufgezeigt hat, grundsätzlich „Geist“ gegen „Klang“ aus. „Geist“ ist in der Musik nur vorhanden, wenn darin auf formal-geregelte Weise ein Motiv entwickelt und variiert wird.
    Deshalb war übrigens Paul Bekker mit seinem Beethoven-Buch von 1911 für ihn ein einziges Ärgernis, weil dieser, so wie er das sah, darin Beethovens Musik poetisiert und in ihrem Wesen verkannt habe.

  • Ein gefundener Kommentar zu Adornos String Quartett:


    Theodor Adorno promoted degenerate atonal music to induce mental illness, including necrophilia, on a large scale.

  • Das Wunderliche bei Adorno ist, dass er sich mehrfach und ausführlich – auch in Vorlesungen, wie ich wohl weiß, da ich ihn als Student ja erlebt habe – über „Farbe in der Musik“ ausgelassen hat und sehr wohl um deren Bedeutung weiß. Aber er spielt halt – wie Nikolaus Urbanek (Was heißt (a)thematische Arbeit? Einige Bemerkungen zu einer zentralen Kategorie der Musikästhetik Theodor W. Adornos) aufgezeigt hat, grundsätzlich „Geist“ gegen „Klang“ aus. „Geist“ ist in der Musik nur vorhanden, wenn darin auf formal-geregelte Weise ein Motiv entwickelt und variiert wird.

    Das ist natürlich sicher ein unvergessliches Erlebnis für Dich, lieber Helmut! Das ist sicher ein Aufsatz von Urbanek? Wärest Du so nett, mal den Band zu nennen, wo das publiziert ist? Ich erinnere mich, dass Adorno über das Kontrastprinzip bei Debussy irgendwo schreibt, dass er ähnlich wie die Maler mit Komplementärkontrasten arbeiten, das auch Debussy tut. (Wer das wirklich in den Préludes Heft II so modern herausstellt wie keiner sonst, ist Arturo Benedetti Michelangeli.) Wenn Adorno so denkt, dann ist das sehr Hanslick nah. Da könnte man dann auf Wassily Kandinsky verweisen (mit dem Arnold Schönberg bekanntlich eine hoch interessante Korrespondenz hatte), der "Klang" ganz anders versteht, nämlich als etwas Geistiges.


    Deshalb war übrigens Paul Bekker mit seinem Beethoven-Buch von 1911 für ihn ein einziges Ärgernis, weil dieser, so wie er das sah, darin Beethovens Musik poetisiert und in ihrem Wesen verkannt habe.

    Ich habe mich mit dem Bekker-Buch zuletzt ausführlicher beschäftigt, weil ich ein kleines Essay über Paul Natorp als Musikphilosoph und als Komponist schreibe. Auch Natorp bezieht sich auf das berühmte Beethoven-Buch von Bekker - wie übrigens ebenfalls Bekkers Antipode August Halm (Adorno hatte mal die Idee, die Halm-Schriften komplett herauszugeben - dazu ist es aber nicht gekommen). Interessant ist, dass Halm das Bekker-Buch eigentlich sehr positiv rezipiert - sich zwar als in der Tradition des "Formalismus" von Hanslick stehend an dem hermeneutischen Ansatz Bekkers stört, aber - er war wirklich ein sehr kluger Kopf (und keineswegs einfach ein Hanslick-Adept und Apologet - er geht über Hanslick deutlich hinaus!) - doch sieht, dass Bekker das Formale und Strukturelle bei Beethoven eben nicht einfach zu kurz kommen lässt. Ich nehme an, dass Adorno die Halm-Rezension des Bekker-Buches gelesen hat. :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Wärest Du so nett, mal den Band zu nennen, wo das publiziert ist?


    Aber natürlich! Hier die gewünschten Angaben zu dem Aufsatz von Urbanek:

    Nikolaus Urbanek: Was heißt (a)thematische Arbeit? Einige Bemerkungen zu einer zentralen Kategorie der Musikästhetik Theodor W. Adornos. In: Stefan Keym (Hg.): Motivisch-thematische Arbeit als Inbegriff der Musik, Hildesheim 2015, S. 171-185.

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  • Hallo,


    in der mittleren Schaffensperiode - bis zum Beginn des 1.Weltkrieges - ist neben dem Gaspard von 1908 das Klaviertrio von 1914 von besonderem Reiz und Wirkung auf den Hörer.


    Ein Stück, das Ravels Aufgabenstellung für die Interpreten deutlich erkennbar macht.


    Und trotzdem: Wie beim Gaspard gibt es trotz der Vielzahl von Einspielungen nur wenige Treffer, die meisten CDs enthalten Musik aber keinen Ravel.


    An was liegt es? Dazu muss Schubert herhalten, sein Trio in Es-Dur, D929 (Op.100).


    Zuerst das Beaux Arts Trio:

    schubertbeauxarts1ajkf.jpg





























    Dann Immerseel:

    schubertimmerseeltfk8y.jpg





























    Zuletzt La Gaia Scienza:

    schubertlagaiascienzabxk0p.jpg

  • Das Beaux Arts Trio spielt den Schubert natürlich ohne Fehl und Tadel, aus der Partitur entsteht anhand der Noten und des Taktes diese wunderschöne Musik.


    Immerseel verwendet das Hammerklavier, was der Aufnahme spürbar gut tut. Dieser leicht kokette Klang verschafft dem Stück die Lebendigkeit und Leichtigkeit, die mir bei dem Beaux Arts Trio fehlt.


    Zuletzt mit italienischem Temperament und Flair, aufgenommen in einer alten Villa nahe Mailand, eine Interpretation, bei der die eingesetzten Instrumente an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit getrieben werden.


    3mal das gleiche Werk - ganz unterschiedlich angefasst und dem Hörer präsentiert.


    Das ist die übliche Spannweite bei klassischer Musik, das reicht aber nicht bei Ravel.

  • Hallo,


    Ravels wohl interessantestes Stück für Kenner dürfte der Gaspard sein, für die Allgemeinheit der Bolero.


    Also was gibt es zum Gaspard zu sagen?


    Man könnte das Werk in die 3 Einzelwerke unterteilen und bewerten, da schneiden dann doch wesentlich mehr Interpreten gut ab.


    Gerade mit der Ondine kommen weibliche Pianistinnen gut zurecht, dieses Lockende und mit den Reizen spielende liegt wohl in der Natur.


    Eine ganz andere Atmosphäre stellt sich bei Le gibet ein. Der monotone, präzise Glockenklang in seiner Unbarmherzigkeit erzeugt ein leichtes Unbehagen, weiß man um die gegebene Situation. Diese Stimmung aufzubauen und beizubehalten, stellt so manchen namhaften Künstler vor echte Probleme.


    Am Scarbo scheitern nicht wenige. Man könnte manchmal meinen, der Pianist ist froh, das ungemein schwierig zu spielende Werk ohne Fehler endlich hinter sich zu haben.


    Anfangs war ich versucht, für mich echt grottenschlechte Einspielungen hier zu nennen, aber genau genommen verdient jeder Respekt, der den Gaspard technisch zu nehmen versteht, auch wenn er dabei nur Klavier nach Noten spielt.


    Auf Platz 3 meiner Bewertungen könnte ich mehrere Einspielungen empfehlen, beschränke mich aber auf zwei.


    Da ist Cecile Ousset,


    https://www.jpc.de/jpcng/class…Klavierwerke/hnum/5188551


    die bei allen 3 Teilstücken überzeugt, insbesondere aber natürlich bei Ondine.


    Man merkt ihr die Souveränität an, mit der sie dem Werk begegnet. Da ist nichts Überhastetes oder leicht Undefinierbares zu finden, ein Klavierspiel auf höchstem Niveau.


    Auch Philippe Entremonts Gaspard in den „Complete Piano Works“ überzeugt mit einem sehr schlüssigen Vortrag, bei dem insbesondere der Scarbo nie in einem dicken Klangbrei versinkt.


    Auf Platz 2 kommt bei mir ABM. Es ist allerdings nicht der Gaspard aus Lugano von 1969, der aufnahmetechnisch (zudem wohl Mono) leider die Freude an der gezeigten Leistung ABMs einschränkt.


    Es ist diese Vatikaneinspielung


    https://www.jpc.de/jpcng/class…ican-Concert/hnum/1811616,


    in meiner Sammlung jedoch als Sonderpressung von der Firma Steinway.


    Eine der wenigen Live CDs von ABM, die das Wort "Aufnahme" auch verdient. Das hört sich nicht nur wie ein Flügel von Ferne an, da wurde ein Flügel nach Studiovorgaben mikrofoniert.


    Künstlerisch entscheidend gegenüber Platz 3 ist hier beim Scarbo, daß das Lauernde und Quälende in dem zur Musik gewordenen Alptraum schon bei den ersten Tastenanschlägen deutlich spürbar herauskommt.


    Bei ABM geht es nicht mehr um die Bewältigung technischer Schwierigkeiten, er versteht es, den Kobold zum Leben zu erwecken. Dabei bleibt der Tastenanschlag immer klar und sicher, von Ermüdung, die zu Unsauberkeit führt, keine Spur.


    Wie bedauere ich es, daß dieser italienische Sturkopf keinen Zugang zu Aufnahmestudios gefunden hat, die meisten der vielen Liveaufnahmen von ihm sind kurz gesagt nicht akzeptabel.



    Platz 1 belegt eine Aufnahme, die künstlerisch wie aufnahmetechnisch hervorragend ist.


    Dabei nahezu unbekannt, obwohl für die Aufnahme mit Sicherheit viel viel Zeit investiert worden ist, denn einen Flügel in dieser Fulminanz und Genauigkeit, diesen Klangfarben und dieser Körperhaftigkeit aufzuzeichnen bzw. abzumischen, ist allein schon ausgesprochen selten.


    Gekannt habe ich den Pianisten nicht, auch vorher nichts über ihn gelesen. Entspringt allein meiner Sammelleidenschaft für Ravel, daß ich die CD bestellt habe.


    Es ist Ciro Longobardi


    https://www.jpc.de/jpcng/class…erwerke-Nuit/hnum/1067322,


    der einen Scarbo präsentiert, bei dem der Flügel zu Bersten scheint. Ein brachiales Feuerwerk mit allen Stilelementen Ravelscher Klavierkunst, akribisch herausgearbeitet und stilistisch perfekt umgesetzt.


    Kennt man diese CD, dann fragt man sich schon, warum selbst bei renommierten Studios oft nur mittelmäßig aufgezeichnet wird.


    Es grüßt



    Karl

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  • Ciro Longobardi - mir völlig unbekannt.

    Er ist zum Glück auf Spotify vertreten und ich werde gleich mal reinhören.


    Viele Grüße

    Christian

  • Auf Platz 2 kommt bei mir ABM. Es ist allerdings nicht der Gaspard aus Lugano von 1969, der aufnahmetechnisch (zudem wohl Mono) leider die Freude an der gezeigten Leistung ABMs einschränkt.

    Da hast Du dann wohl eine klanglich vermurkste Raubkopie! ^^ Der Lugano-Mitschnitt aus dem Rundfunk der italieinischen Schweiz ist nämlich klangtechnisch perfekt - eine der besten Mono-Klaviermitschnitte, die überhaupt jemals gemacht wurden und ABMs ausgefeilteste Aufnahme. Er ist besser als eine ganze Legion von Stereo-Aufnahmen gerade auch vom Gaspard! Wenn Du ABM in Stereo haben willst gibt es den auch klanglich sehr guten Tokyo-Mitschnitt von Anfang der 70iger. Leider sind die Vatikan-Mitschnitte klanglich eher mäßig. Ich habe ABM 1986 mit Gaspard de la nuit in der Düsseldorfer Tonhalle gehört. Da spielte er "Ondine" - die Tremoli - atemberaubend dicht. Bekannt ist, dass er Ondine in verschiedenen Interpretationen dargeboten hat. Ein paar Tage davor oder danach hat er das Programm in der Kölner Philharmonie gespielt. Das gibt es bei Youtube - ein illegaler Mitschnitt aus dem Publikum. Das ist erhebend!


    Es ist sogar gut möglich, dass er den Gaspard bei der DGG damals aufgenommen hätte. Doch da kam sein schwerer Herzanfall in Bordeaux 1987 dazwischen, den er nur überlebte, weil zufällig zwei Herzchirurgen unter den Zuhörern im Publikum waren. Dass er danach überhaupt spielte, grenzt an ein Wunder. Denn die Diagnose lautete, dass er mit seinem Herzfehler noch maximal 5 Jahre zu leben hätte.


    Eine der Neuentdeckungen, die ich gemacht habe in den letzten Monaten (Alice Sara Ott muss ich noch hören) ist Paul Badura-Skoda - wirklich sehr






    Schöne Grüße

    Holger

  • Hallo Christian,


    die Vermarktung von Musik ist heutzutage leider nicht zu selten weniger am Können sondern am Aussehen oder Auftreten festgemacht.


    Hallo Holger,


    die Aufnahme aus dem Vatikan in meiner Sammlung darf zu den gelungenen CDs gezählt werden.


    Was Alice Sara Ott betrifft: Solltest Du das kürzlich gesendete Video vom Klavierkonzert Ravels meinen, erlaube ich mir hier die Offenheit zu sagen, daß ich spätestens nach einigen Minuten des 2.Satzes fast geweint hätte, so völlig daneben war das.


    So ein sentimentaler Kitsch ist mir selten untergekommen.


    Hockt da mit geschlossenen Augen und zieht eine Show ab, als wenn sie gleich abhebt.


    Nichts von diesem gläsern zerbrechlichen Ton, nichts von diesem Gefühl der Einsamkeit und Suche, nichts...


    Gruß


    Karl

  • die Aufnahme aus dem Vatikan in meiner Sammlung darf zu den gelungenen CDs gezählt werden.

    Lieber Karl,


    ja natürlich. Und dieser Amateur-Mitschnitt aus Köln ist auch wirklich toll! (Youtube) Das als Studioaufnahme mit Chopin op. 35 und den Valses nobles..., das wärs gewesen!

    Bei Sentimentalität kriege ich genauso die Krise. Das kenne ich - dann zum Glück - nicht! Bei Katia Buniatishvili denke ich auch immer: Hoffentlich kommt keine lyrische Stelle.... :D Ich meinte diese CD:



    :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Hallo Holger,


    die CD kenne ich nicht.


    Bei so einem Cover denke ich aber unwillkürlich, da wird eine Person und nicht die Musik an den Mann gebracht.


    Paßt wohl besser zur Vogue.


    Es grüßt


    Karl

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  • Bei so einem Cover denke ich aber unwillkürlich, da wird eine Person und nicht die Musik an den Mann gebracht.

    Lieber Karl,


    das ist so eine Marketing-Masche aus dem Pop-Bereich, die man besonders gerne bei Klavier spielenden attraktiven Weibchen anwendet: Es wird ein "Album" präsentiert. Bei Anna Gourari haben sie es schon gemacht und auch mit Helene Grimaud. Mich interessiert eigentlich nur, was ich da auf der CD höre. Anspruchsvoll ist das Programm ja. Ich werde jedenfalls darüber berichten! ^^


    Schöne Grüße

    Holger

  • Mich stört so ein hübsches Cover überhaupt nicht! Yuja Wang hat ja auch so eine extrovertierte Seite - und spielt fantastisch. Aber das Cover ist natürlich nie ein Garant für eine tolle Aufnahme - ein unansehnliches Cover allerdings auch nicht ;-)


    Viele Grüße, Christian

  • Zitat

    Ich werde jedenfalls darüber berichten!

    Verständnisfrage: über das Outfit oder die Musik?


    Zitat

    Yuja Wang hat ja auch so eine extrovertierte Seite - und spielt fantastisch.

    Die nächste Kandidatin bei Ravels KK, die ein perfektes Spiel ohne geistigen Inhalt abliefert.

  • Die nächste Kandidatin bei Ravels KK, die ein perfektes Spiel ohne geistigen Inhalt abliefert.

    Da tust Du Yuja Wang jetzt aber unrecht. Man darf sich bei ihr, Tochter einer Tänzerin, eben nicht davon blenden lassen, dass sie eine Schwäche für sexy Outfits hat. Die junge Dame ist hoch intelligent, sehr wissbegierig und gebildet - liest als Pianistin Richard Wagners Schriften! Ich habe sie auch nicht ein einziges Mal kitischig spielen gehört. Wie sie Beethovens große "Hammerklaviersonate" zu gestalten vermag, zeugt von erstaunlicher Reife. Deswegen lasse ich mich auch nicht bei Alice Sara Ott von irgendwelchen äußeren Reizen beeindrucken - genauso wenig, wie bei Yuja Wang! ;)


    Schöne Grüße

    Holger

  • Hallo Holger,


    Ravels KK kommt ja erst am Ende meines Berichtes, aber meine gesammelten umfangreichen Hörerfahrungen dazu sind so gut wie abgeschlossen.


    Während ich beim Gaspard auf Grund der hohen technischen Schwierigkeit von Negativbeispielen absehe, obwohl es dazu manches zu sagen gibt, halte ich das beim KK anders.


    Meine Beurteilung des künstlerischen Inhaltes hat nichts mit dem visuellen Auftreten zu tun, aber gutes Aussehen sollte kein Schutz vor Kritik sein.


    Ich habe z.B. lange nach Aufnahmen Ravels mit ASM gesucht, aber nichts gefunden. Sollte diese Ausnahmekünstlerin für sich erkannt haben, daß ihr Ravel nicht liegt, obwohl sie das technisch drauf hat?


    Es grüßt


    Karl

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  • in der mittleren Schaffensperiode - bis zum Beginn des 1.Weltkrieges - ist neben dem Gaspard von 1908 das Klaviertrio von 1914 von besonderem Reiz und Wirkung auf den Hörer.

    Noch als Ergänzung: Ich liebe das traumhaft schöne Ravel-Trio. Und meine Lieblingsaufnahme ist diese hier:



    Schöne Grüße

    Holger

  • Hallo,


    danke für den Hinweis, höre ich mir an.


    Gefreut hätte es mich, wenn es Aufnahmen von ASM mit diesen Werken


    Violinsonate Nr. 2

    Sonate für Violine und Violoncello

    Klaviertrio


    gäbe.


    Es grüßt


    Karl

  • Die nächste Kandidatin bei Ravels KK, die ein perfektes Spiel ohne geistigen Inhalt abliefert.

    Ich habe nachgehört: Yuja Wangs Aufnahme des Klavierkonzertes von Ravel ist tatsächlich auch für mich gestalterisch eher enttäuschend und im langsamen Satz belanglos.

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  • Hallo Holger,


    die durch den Film "Ein Herz im Winter" bekannt gewordene Einspielung ist ein sehr guter Ausgangspunkt bei der Bewertung dieses Stückes.


    Hallo Christian,


    es gibt sicherlich genug Werke, die besser für den gehypten Nachwuchs geeignet sind.


    Es grüßt


    Karl


  • Bei Amazon ist sie schon vergriffen - bei jpc noch ein Exemplar auf Lager! Man kann davon ausgehen, dass sie dann endgültig ausverkauft ist! ;) Kuriosität: Die CD-Nummer ist richtig auf der CD gedruckt, aber als Werke das Violinkonzert von Mendelssohn und Tschaikowsky. Booklet und "Inhalt" stimmen aber! (Das ist vielleicht der Grund, warum die CD nicht eingeschweißt war, sondern geöffnet. Da war wohl jemand irritiert und hat sie zurückgeschickt? Ein Glücksfall vielleicht, sonst wäre sie längst gar nicht mehr zu bekommen!) Gestern Abend spät habe ich die Aufnahme noch gehört. Ich kann Richter/Kagan/Gutmann nur wärmstens empfehlen! Bei ihnen merkt man, dass das Werk zur Zeit des Ausbruchs des 1. Weltkriegs 1914 komponiert wurde. Da wird nicht "französisch" musiziert mit einer Mischung aus Lyrismus und selbstverliebter, betören wollender Klangsinnigkeit, sondern gedanklich ernst, streng, düster. Man merkt die Nähe zur Tragik von "La valse". Ravel klingt hier wie ein Bruder des grüblerischen Schostakowitsch. Noch nie habe ich so eindrucksvoll die Triller im Finale gehört, wo sich die Musik geradezu "festrennt", Bewegung erstarrt. Die drei Solisten spielen alle, ohne sich hervorzudrängen im Dienst der Musik. Im Klappentext wird der Komponist Alfred Schnittke zitiert, der sich zum Zusammenspiel der drei Ausnahmemusiker dahingehend äußert, dass sie trotz eines sehr unterschiedlichen Naturells zu einem musikalischen Dialog zusammenfinden. Das kann ich nach dem Hören nur bestätigen - das ist kammermusikalisches Musizieren auf allerhöchstem Niveau! Sehr gut gefällt mir auch Natalia Gutmann mit ihrem schönen satten russischen Cello-Strich. Ich finde die Aufnahme überragend! Übrigens ist das Franck-Trio op. 1 Nr. 1, das ich gar nicht kannte, wirklich auch ein "Highlight"! Ich bin froh, dass ich diese außergewöhnliche Aufnahme (ein Konzertmitschnitt aus dem berühmten Saal des Moskauer Konservatoriums von 1983) nun zum Wiederhören habe - denn beim einmaligen Gehörthaben wird es nicht bleiben! :)


    Schöne Grüße

    Holger

  • Hallo Holger,


    auf die CD habe ich mich auch gefreut.


    Leider spielt hier ein Duo, Kagan ist zu laut und weiß wenig mit dem doch recht eigenen Ravelklang bei der Violine anzufangen.


    Schade.


    Es grüßt


    Karl

  • Leider spielt hier ein Duo, Kagan ist zu laut und weiß wenig mit dem doch recht eigenen Ravelklang bei der Violine anzufangen.

    Lieber Karl,


    ich werde mir das noch intensiver anhören. Mein erster Eindruck war auch, dass das weniger ein "französisch idiomatischer" Ravel ist, sondern eher "russifiziert". Trotzdem empfinde ich das als Bereicherung. Die Aufnahmetechnik ist auch sehr speziell - die Instrumente sind etwas überpräsent aufgenommen. Deswegen werde ich mir das mit meinem neuen Kopfhörer nochmals zu Gemüte führen. Ich habe auch noch eine andere Aufnahme mit Vladimir Ashkenazy, die ich noch gar nicht gehört habe - sie ist in der großen Askenazy-Box, die ich mir vor Monaten gekauft hatte. Der ideale Geiger wäre für mein Gefühl wohl Shlomo Mintz - aber leider hat er wohl das Ravel-Trio nie gespielt bzw. nie aufgenommen! :)


    Schöne Pfingstgrüße

    Holger

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