Ungeliebte Arien ?

  • Ein neuer Mann. Angeblich soll Caruso den Othello gemieden haben, nachdem er Slezak gehört hat und angeblich meinte, diesen nie erreichen zu können.

    Ist das belegt?

    Das wird sich kaum belegen lassen, aber es gibt ein Indiz dafürl

    In den siebziger Jahren hatte ich eine Dame als Kundin bei Foto City, von der ich nicht mal den Vornamen weiss.

    Aber sie war die Tochter von Erik Schmedes. Ich schätzte sie damals auf über 70, aber sie muss über 80 gewesen sein.

    Einer Blitzrecherche zufolge dürfte es sich um Dagmar von Schmedes gehandelt haben (1896-1987)

    Mit ihrem Dacleö "Mette" besuchte sie regelmäßig unser Geschäft und wir plauderten win wenig


    Dabei Kam auch die Rede auf Caruso, und sie erzählte mir, daß dieser in Wien gar nicht soooo beliebt war, wie anderswo

    Zitat aus dem Gedächtnis:

    "Die Wiener warn den SLEZAK g'wohnt - und wollt'n lieber DEN heehrn"

    (Die Wiener waren an den Slzeak gewöhnt - und wollten lieber diesen hören)

    Eine Aussage, die nicht überzeugend klingt - wenngleich aus authentischer Quelle -

    Passt aber vorzüglich zum Zitat von Laroche, welches dadurch ebenfalls wahrscheinlicher wird.


    Mein Beitrag zum EIGENTLICHEN Thema folgt noch heute im Laufe des Tages


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wie versprochen hier mein Beitrag zm THEMA


    Ungeliebte Arien ?

    Die vom Publikum werden wir nie wirklich erfahren, weil in Internetforen schreiben ja nur relativ wenige Hörer.

    Die "Unbeliebhteit" kommte einerseits von den Sängern her - die werden aber nicht gefragt -

    aber hauptsächlich von den Regisseuren. Dann wird die Arie aben gestrichen - oder teilweise - durch eine "Alternativaria" ersetzt.


    Ich war neulich erstaunt, zu lesen, daß die "Baumeisterarie" aus der Entführung meist gestrichen wird. (?)


    Was mich am meisten wurmt, ist, daß man bei "Hoffmanns Erzählungen" oft Die "Diamanten-" oder "Spiegelarie" weglässt

    oder aber auch "Habe Brillen, die jeden toten Gegenstand im Nu beleben"


    An "Hoffmans Erzählungen haben sich vile Musikwissenschafter die Zähne ausgebissen - im Bemühen eine "Authentische " Fassung herzustellen. Leider haben sie dabei oft das Wirksamste entfernt, was sicher nicht im Sinne Offenbachs gewesen wäre.

    Die Oper ist sowieso in vielerlei Hinsicht Stückwerk - aber die "Monteure" haben hier mit den "pragmatischen" Zusammenstellungen ein wirklich publikumswirksames Werk geschaffen, das man nicht verstümmeln sollte.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der Don Giovanni gehört zu meinen liebsten Opern, wobei ich nicht sagen kann, wie oft ich ihn gehört habe. Aber die beiden Don-Ottavio-Arien fand ich immer furchtbar. Das liegt wohl daran, dass Otto in jeder Hinsicht so ein Schlappschwanz ist, der Heroismus nur vortäuscht. Eckardt Henscheid hat darüber einige witzige Artikel verfasst.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Und gerade beim Ottavio scheiden sich die Geister. Das hängt ausschliesslich vom Sänger dieser Rolle ab, ob er als Gegenpart Don Giovannis oder als Schlappschwanz wahrgenommen wird.

    Zu ersteren gehören zweifellos Rüdiger Wohlers oder Fritz Wunderlich.
    Schlappschwänze nenne ich keine,sonst wäre der nächste Shitstorm vorprogrammiert.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Die Diamantenarie bei "Les Contes d`Hoffmann wird sicher nicht deshalb bei Aufführungen der Oper öfters weggelassen, weil sie unbeliebt ist. Das kann man bei diesem Bravourstück wirklich nicht sagen. Sie schon sehr beliebt, stammt aber, was nicht allgemein bekannt ist, nicht aus Offenbachs Feder, sondern ist im Zuge nachfolgender Produktionen nach Offenbachs Tod von einem anderen Komponisten eingefügt worden. Authentizität ist also der Grund, dass man diese Arie oft weglässt. Regisseur und Dirigent wollen oft einfach nur, dass das, was man bei der Aufführung hört, auch wirklich von Offenbach stammt. Und das ist bei der Diamantenarie nun mal nicht der Fall.

    Die Diamantenarie ist vielleicht sogar beliebter als die beiden Don-Ottavio-Arien im "Don Giovanni". Mir ist die hochanspruchsvolle und mit schwierigen Koloraturen gespickte zweite Arie "Il mio tesoro intanto" um einiges lieber als die relativ einfach gestrickte erste Arie "Dalla sua pace". Zumindest die zweite Arie wegzulassen, stellt meiner Ansicht nach ein musikalisches Sakrileg dar. Die möchte ich bei Aufführungen des "Don Giovanni" nicht missen. Zu beachten ist indes, dass diese von Mozart erst für die zweite Fassung der Oper, die Wiener Fassung, komponiert wurde. In der Prager Ur-Fassung war die zweite Ottavo-Arie noch nicht drin. Wenn ein Opernhaus sich also bei einer Aufführung des "Don Giovanni" ausschließlich an der Prager Ur-Fassung des Werkes orientiert, ist die Weglassung von "Il mio tesoro intanto" mithin legitim, auch wenn man diese Arie schmerzlich vermisst.


    Herzlichst, Lustein

  • Ich bin da kein Purist - wenn in Aufführungen die für Wien nachkomponierten Arien des Ottavio (Dalla sua pace) und der Donna Elvira (Mi tradi quell'alma ingrata mit vorausgehendem Rezitativ) gesungen werden, ist das für mich o.k. Anders verhält es sich mit der Streichung der Leporello-Arie (Ah pietà signori miei) - die will ich nicht gestrichen wissen, um dafür das Duett Leporello-Zerlina (Per queste tue manine) zu hören bekommen. Andererseits ist es für mich kein Sakrileg, wenn man sich streng an die Prager Urfassung hält und alle nachkomponierte Musik wegfallen lässt. Für den ersten Fall ist es die Macht der Gewohnheit, im zweiten Fall wohl Authenzität. Was Mozarts Meinung heute wäre, darf gerne spekuliert werden.


    Übrigens bieten die CD-Einspielungen ja genügend technische Möglichkeiten an; man kann einerseits ungeliebtes überspringen. Außerdem kenne ich zumindest zwei Gesamt-Aufnahmen, die alle nachkomponierten Stücke als Anhang bieten: Naxos (Dirigent Michael Halasz) und Wolfgang Gönnenwein (Ludwigsburger Schlossfestspiele, in deutscher Sprache), wobei mir das Label momentan nicht geläufig ist.


    :hello:


    P.S.: Ich muss mich korrigieren: ich kenne nur eine Aufnahme, die jene für Wien nachkomponierten Stücke als Appendix anbietet, nämlich Naxos (Dirigent Michael Halasz). Wolfgang Gönnenwein hält sich bei seiner Aufnahme von den Ludwigsburger Schlossfestpielen an die Prager Fassung, aber lässt in deutscher Sprache singen.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Mir ist die hochanspruchsvolle und mit schwierigen Koloraturen gespickte zweite Arie "Il mio tesoro intanto" um einiges lieber als die relativ einfach gestrickte erste Arie "Dalla sua pace". Zumindest die zweite Arie wegzulassen, stellt meiner Ansicht nach ein musikalisches Sakrileg dar. Die möchte ich bei Aufführungen des "Don Giovanni" nicht missen. Zu beachten ist indes, dass diese von Mozart erst für die zweite Fassung der Oper, die Wiener Fassung, komponiert wurde. In der Prager Ur-Fassung war die zweite Ottavo-Arie noch nicht drin.

    Genau andersherum: In der Prager Uraufführung gab es "Il mio tesoro" sehr wohl, hingegen nicht "Dalla sua pace". Letztere Arie wurde für Wien nachkomponiert, da der dortige Interpret des Ottavio, Francesco Morella, eine weniger koloraturreiche Arie wünschte.