Eine neue Studie der Bertelsmann- Stiftung untersuchte die Karriereaussichten für Nachwuchssänger im deutschen Musiktheaterbetrieb. Leider zeigt das Ergebnis der Untersuchung, aus der hier im Forum nur einige wichtige Erkenntnisse aufgeführt werden können, eine sehr ernüchternde Entwicklung auf:
Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage klafft immer weiter auseinander. "Nur etwa 10 - 15% der Absolventen eines Gesangsjahrgangs finden eine dauerhafte Anstellung". Die Chancen als junger Sänger in eine geordnete Berufslaufbahn als Solist oder Chormitglied fest ins Ensemble eines Musiktheaters zu kommen gleichen einem Lottogewinn. Eine Tätigkeit als freischaffender Sänger scheint ein Ausweg zu sein, allerdings ein trügerischer, wie die Zahlen der Studie beweisen. " An den 24 Musikhochschulen Deutschlands werden zu viele Sänger ausgebildet. Für die insgesamt 48 Studiengänge werden immer mehr Bewerber angenommen: 2000 waren es 995, 2016 stieg die Zahl bereits auf 1624 bei weiter steigender Tendenz, obwohl die Zahl der freien Stellen für junge Sängersolisten und Chorsänger an den deutschen Opernhäusern im gleichen Zeitraum um 18% gesunken ist. Der Anteil freiberuflicher Opernsänger hat sich seit der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt, ihr durchschnittliches Jahresbruttoeinkommen lag 2018 laut Auskunft der Künstlersozialkasse bei nicht einmal 10.000 Euro."
Resümee: Die Freiberuflichkeit von jungen Sängern ist in vielen Fällen kaschierte Arbeitslosigkeit. Hart ausgedrückt: Die Gesangsausbildung in Deutschland produziert weitgehend prekäre Verhältnisse, drängt Absolventen eines kulturell hochstehenden anspruchsvollen Studiums in andere Berufe oder Hartz IV und schafft die Basis für nahezu programmierte Altersarmut.
Die Zukunft des Sängernachwuchses beeinflußt in starkem Maße auch die Zukunft der Oper.
Was kann zur Lösung dieser auch sozial unhaltbaren Zustände getan werden?
Ich bin auf Eure Kommentare und Vorschläge gespannt, denn die zur Diskussion gestellte Problematik ist ein Dauerthema bei der Gottlob Frick Gesellschaft, die das Ziel Förderung junger Sänger hat. Auch beim diesjährigen Künstlertreffen am 12./13. Oktober wird es sicherlich wieder heiß diskutiert werden. Was kann ich als Ergebnis von unserer Diskussion im Tamino Klassik Forum dabei einbringen?
Herzlichst
Operus (Hans)
Die Studie Opernsänger mit Zukunft!
Karriereaussichten für Nachwuchssänger im deutschen Kulturbetrieb
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