Dirigenten und Dirigentinnen – eure persönlichen größten Live-Erlebnisse

  • Dirigenten und Dirigentinnen – eure persönlichen größten Live-Erlebnisse

    Sicherlich wurde diese Frage schon diskutiert, aber ob es tatsächlich einen eigenen Thread dazu gibt, sei mal dahingestellt. Und selbst wenn. Die Frage kann ja aufgrund vieler neuer Mitglieder ruhig nochmal gestellt werden.


    Was waren eure persönlichen größten Live-Erlebnisse mit Dirigenten (und Dirigentinnen) im Konzertsaal oder in der Oper?


    Ich möchte aus dem Stegreif folgende Momente erwähnen, die mir bei dieser Thematik sofort einfallen und mir unvergesslich geblieben sind:


    - Tschaikowski-Symphonieorchester des Moskauer Rundfunks (ehem. UdSSR-RSO) unter Wladimir Fedossejew mit u. a. Auszügen aus "Schwanensee" im Wiener Musikverein: ein unsagbares Erlebnis mit dem noch existenten alten russischen Orchesterklang, an Emotionalität nicht zu toppen - das können nur die Russen

    - Tschechische Philharmonie unter Leonard Slatkin im Rudolfinum in Prag mit u. a. Tschaikowskis 4. Symphonie: wahnsinnig packend und akustisch nicht zu überbieten, das Orchester ein Traum

    - Wiener Kammerorchester unter Sir Neville Marriner im Wiener Konzerthaus mit u. a. Beethovens 7. Symphonie: Marriners letztes Konzert in Wien mit 92 Jahren; unvergesslich bleibt mir, wie er im Finalsatz vor Engagement beinahe ins Schlingern kam; der Saal tobte anschließend

    - Bamberger Symphoniker unter Herbert Blomstedt im Wiener Musikverein mit Schuberts "Unvollendeter" und Bruckners 7. Symphonie: ein absolutes Aha-Erlebnis mit dem damals ungemein vitalen 89-Jährigen

    - MusicAeterna unter Teodor Currentzis im Wiener Konzerthaus mit einem kompletten Rameau-Programm: das Haus bebte am Ende vor Begeisterungsstürmen

    - Mariinski-Orchester unter Valery Gergiev mit "Tannhäuser"-Ouvertüre, Rachmaninows Rhapsodie (Denis Matsuev) und Tschaikowskis "Pathétique" im (alten) Dresdner Kulturpalast: trotz nicht idealem Klang erinnerungswürdig

    - Philharmonia Orchestra unter Esa-Pekka Salonen im Wiener Konzerthaus mit Beethovens 7. Symphonie und Strawinskis "Le Sacre": orchestral eine Pracht

    - Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" an der Wiener Staatsoper unter Ingo Metzmacher: vielleicht mein bestes Live-Opernerlebnis bisher; es stimmte einfach alles

    - Wagners "Meistersinger" an der Wiener Staatsoper unter Simone Young mit u. a. James Rutherford und Johan Botha: ebenfalls ein denkwürdiger Opernabend

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Mein letztes großartiges Live-Erlebnis:


    Bamberger Symphoniker unter Herbert Blomstedt im Bamberger Dom mit Bruckners 5. Symphonie: ein feierliches, sehr unter die Haut gehendes faszinierendes Erlebnis mit dem damals noch 90-Jährigen Dirigenten.

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Mein letztes großartiges Live-Erlebniss:


    Bamberger Symphoniker unter Herbert Blomstedt im Bamberger Dom mit Bruckners 5. Symphonie: ein feierliches, sehr unter die Haut gehendes faszinierendes Erlebnis mit dem damals noch 90-Jährigen Dirigenten.

    Da schließe ich mich gerne an. Bei mir war es eine Aufführung in Würzburg. Das müsste im Rahmen des Mozartfestes vor zwei Jahren gewesen sein.

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Anläßlich des Mahlerfestes 2011 im Gewandhaus Leipzig Mahlers 8. Sinfoniemit dem Gewandhausorchester und mit rund 500 Mann auf der Bühne. Verantwortlich für die Chormassen war Howard Armann, Dirigent des Ganzen Riccardo Chailly.


    Als weiterer Höhepunkt Schostakowitsch´s Leningrader Sinfonie, ebenfalls in Leipzig mit dem Gewandhausorchester unter Leitung von Semjon Bytschkow. Die Nachhaltigkeit begündet sich aus der Großartigkeit des Werkes und einem sich völlig verausgabenden Dirigenten. Ich habe Bytschkow mehrmals erlebt,

    aber nie so intensiv wie an diesem Abend. Eigentlich ist er nicht mein Lieblingsdirigent.


    Und schließlich noch aus meiner Heimatstadt die Alpensinfonie von Richard Strauss, gespielt vom Philharmonischen Orchester Altenburg/Gera, verstärkt durch Musiker der Staatskapelle Weimar, dem Gewandhausorchester und dem MDR-Sinfonieorchester. Das Konzert wurde als CD aufgenommen und ist über amazon erhältlich. Dirigent war der damalige Geraer und bis heute ungemein verehrte GMD Gabriel Feltz. Ein bißchen Stolz auf unser B-Orchester spielt dabei auch mit.


    In der Oper der komplette Ring aus Chemnitz zu Beginn der 2000-er Jahre in der Inszenierung von Michael Heinicke. Werner Wolf schrieb damals in der Zeitschrift "Oper & Tanz" von einer werkgerechten Aufführung. Natürlich gab es herausragende Solisten, aber Star aller vier Abende (ich war in allen 4 Premieren, und als Ehrengast war jedesmal Wolfgang Wagner zugegen) war die Robert- Schumann-Philharmonie Chemnitz unter dem damaligen GMD Oleg Caetani. Alle Teile habe ich mindestens 2x besucht, die Walküre 3x (Höhepunkt war ein Gastspiel von Endrik Wottrich). Die Kritik von Werner Wolf kann man noch im www finden.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich reihe mich auch in den Reigen der "Großen Alten" ein mit dem unvergesslichen "Doppelabschied", den ich mit zwei Konzerten innerhalb von drei Tagen von dem großen Bernard Haitink im Köln erlebte:

    7. 2. 2019: C.O.E., mit Gautier Capucon: Schumann, Ouvertüre, Scherzo und Finale op. 52, Cellokonzert op. 129, Beethoven, 7. Symphonie

    10.2.2019: C.O.E., mit Anna Lucia Richter und Hanno Müller Brachmann: Mozart, Symphonie Nr. 38 KV 504, Mahler: Des Knaben Wunderhorn


    Ich weiß nicht, welches Programm mir besser gefiel, sie waren beide außergewöhnlich, zweimal mit einem top aufgelegtem Chamber Orchestra of Europe, glänzenden Solisten und besonders eindrucksvoll der gesundheitlich sichtlich schwer angeschlagene Bernard Haitink mit einer fulminanten Siebten Beethoven, einem grandiosen Cellokonzert Schumanns mit dem hervorragenden Gautier Capucon, das ich nun zum dritten Mal innerhalb von nur 7 Monaten live erlebte, nachdem ich es vorher kein einziges Mal auf dem Podium erlebt hatte, dann im zweiten Konzert der bezaubernde Mozart und zum Schluss ein Mahler der besonderen Art, der auch von dem Kammerspiel der beiden Gesangssolisten, der bezaubernden Anna Lucia Richter und dem humorvollen Hanno Müller Brachmann und ihrem niveauvollen Gesang lebte.

    In beiden Konzerten entfaltete sich ein unerklärlicher Zauber, wie er nur selten erlebt wird.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Heute beschränke ich mich auf herausragende Konzert-Erlebnisse:


    • Herbert von Karajan: u.a. Strauss: Heldenleben, Alpensymphonie, Zarathustra; Bruckner 9
    • Carlo Maria Giulini: Verdi-Requiem u. Bruckner 9
    • Claudio Abbado: Gurre-Lieder und Mahler 9
    • Günter Wand: Bruckner 7 u. 8
    • James Levine: Mahler 3 (2017 in Berlin)
    • Riccardo Muti: Bruckner 7 (2018 in Berlin mit den Wienern)
    • Sergiu Celibidache: Bruckner 5
    • Herbert Blomstedt: Bruckner 5 (Bamberg), 7 (Leipzig), 6 (Dresden)


    Ich habe viele herausragende Konzerte erlebt, die ich hier nicht alle aufzählen kann. Darunter fallen auch Konzerte unter Kleiber, Solti, Jochum, Böhm, Maazel, Rattle und vielen anderen mehr.

  • Meine herausragenden Konzerterlebnisse fanden ausschliesslich in der Beethovenhalle Bonn statt.


    Besonders gut fand ich die Zeit von 1985 - 1987 als Bonn keinen eignen Chefdirigenten gefunden hatte (als der lästige Gustav Kuhn mit seinen horenten Gehaltsforderungen nach nur 2 Jahren Chefdirigentenzeit endlich weg war !). :) Da kamen namhafte Dirigenten aus aller Welt nach Bonn, die man sonst vielleicht nie zu Gesicht bekommen hätte.


    :angel: Tolle Konzerterlebnisse in Bonn:

    Maxim Schostakowitsch / Orchester der Beethovenhalle BN mit der Schostakowitsch: Sinfonie Nr.1 / Klavierkonzert Nr.2 u.a.

    Eugene Ormandy / Philadelphia Orchestra mit Ravel - La Valse und Beethoven 5 u.a.

    Zdenek Macal / Orchester der Beethovenhalle BN hatte ein Konzert, bei dem die Hindemith-Sinfonie: Mathis der Maler gespielt wurde.

    Ich suche bis heute eine Aufnahme die am Ende ein so hammermässigen Schlagzeugapparat in Klang setzt. Es gibt nur eine, die das annähernd schafft = Bernstein / Israel PO (DG).

    Volker Wangenheim mit Schostakowitsch - Sinfonie Nr.7

    Jan Krenz war von 1979 bis 1982 in Bonn. Diese Konzerte, bei denen ich damals als Student im Abo war, sind die unvergessensten der gesamten Bonner Ära nach Krenz.


    In der Beethovenhalle fanden auch einige UA von modernen Werken statt. Da muss ich erst mal nachsehen wer und was das war. Unvergessen war ein Konzert für Synthesizer und Orchester - der Hammer !



    Ein Konzert in BN mit Pierre Boulez / New Yorker PH, bei dem u.a. Beethoven 7 gespielt wurde, fand ich gar nicht so doll; viel zu langsam, routinemässig und ohne grosse Emotionen ... ;) zu der Zeit, da war ich schon von Karajan geprägt, der uns bis heute zeigt, wie eine Beethoven 7 klingen sollte.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • In diesem Jahr in der Essener Philharmonie. Philippe Herreweghe mit einer kleinen Streichergruppe plus Orgel und einer kleinen Chorbesetzung von 5 Stimmen, jeweils nur einfach besetzt, u.a. mit einer meiner Top-Sopranistinnen, Hana Blazikova: Johann Hermann Scheins Israelsbrünnlein. 21 Motetten, die ich alle kannte und z.T. auch selbst gesungen habe. In dieser perfekten Aufführung wurde vor allem klar, dass Johann Hermann Schein seinem Freund Heinrich Schütz, der doppelt so alt wie er selbst wurde, in nichts nachstand. In der geistlichen Chormusik von Schütz ist eine Motette dem toten J.H. Schein gewidmet, "Es ist erschienen"...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ein Konzerterlebnis auf 3 sat mit Miraga Grazinyenté-Tyla bei BBC-Proms hat mich voll überzeugt.

    Das Programm:


    Edward Elgar

    Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll op. 85

    Dorothy Howell

    "Lamia" für Orchester

    Mieczyslaw Weinberg

    Sinfonie Nr. 3 h-Moll op.45

    Bei dem Dirigat hatte ich den Eindruck, dass sie dass Orchester steuert und nicht nur auf Schau vor der Kamera bedacht ist. Sowohl leisteste, wie Fortepassagen waren perfekt dirigiert um das Orchester zu einem optimalen Klangerlebnis zu steuern.

  • Bei dem Dirigat hatte ich den Eindruck, dass sie dass Orchester steuert und nicht nur auf Schau vor der Kamera bedacht ist. Sowohl leisteste, wie Fortepassagen waren perfekt dirigiert um das Orchester zu einem optimalen Klangerlebnis zu steuern.

    Von dem BBC-Konzert hatte ich nur den Schluss mit Weinberg 3 gesehen. JA, deine Eindrücke zu dieser aussergewöhnlichen Dirigentin, deren Name ich erstmals wahrgenommen habe, kann ich voll bestätigen.


    Im Prinzip geht es in diesem Thread ja um Konzertereignisse, die man LIVE erlebt hat und nicht um LIVE-Konzert-Sendungen im TV.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Im Prinzip geht es in diesem Thread ja um Konzertereignisse, die man LIVE erlebt hat und nicht um LIVE-Konzert-Sendungen im TV.

    Sorry, ich wußte leider nicht wo ich meine Eindrücke besser mitteilen konnte.

  • Ich stehe noch unter dem Eindruck des gestrigen Konzertes in der ausverkauften Berliner Philharmonie mit dem Deutschen Symphonie-Orchester. Unter der Leitung seines Chefdirigenten Robin Ticciati standen die letzten drei Mozart-Symphonien auf dem Programm. Ein junger Mann mit Charisma und Leidenschaft. Dazu sorgt auch sein einmaliger Dirigierstil, die Armbewegungen mal kreisend, mal rudernd, er ist nie der bloße Taktschläger. Ein Hingucker, sowohl für das Publikum, natürlich auch für das Orchester. Entsprechend das Ergebnis, so einen lebendigen, energiegeladenen Mozart habe ich noch nicht gehört. Als ob das Orchester unter Strom stände. Auch wenn es die Naturhörner schwer hatten.

    Das war großartig!

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP