Die Auftritte von Opernsängern in Spielfilmen haben eine lange Tradition. Entweder übernahmen sie selbst tragende Sprechrollen - vornehmlich nach Beendigung ihrer musikalischen Karriere. Oder sie absolvierten als Episoden angelegte Auftritte. Es finden sich auch Filme, in denen die Hauptdarsteller eine Opernvorstellung besuchen und bei dieser Gelegenheit namhafte Vertreter der Oper zu hören und zu sehen bekommen. Vielleicht fällt ja dem einen oder anderen etwas dazu sein. Über das Forum verstreut findet sich wohl schon dieses oder jenes Beispiel. Einen speziellen Thread zum Thema habe ich nicht gefunden. Beginnen möchte mit einem Film, auf den dieser Tage Joseph II. im Thread über Ingeborg Hallstein hinwies: "Wälsungenblut" nach der gleichnamigen Novelle von Thomas Mann.
Der Film in der Regie von Rolf Thiele kam 1965 in die westdeutschen Kinos und fand geteilte Aufmerksamkeit. Bis jetzt trägt er den Vermerk "FKS ab 18". Das Lexikon des Internationalen Films kam laut Wikipedia zu folgendem Urteil: "Schwüle Erotik und genüsslich zelebrierte Dekadenz …" Am Drehbuch war die Tochter des Schriftstellers, Erika Mann, beteiligt. Einbezogen in das Geschehen wurde die frühe Erzählung ihres Vaters "Ein Glück", um den Handlungsspielraum zu erweitern. Die Novelle selbst war dafür zu unergiebig, weil sie über weite Strecken als bissige Wagner-Persiflage angelegt ist. Wenngleich einige Namen und Anlagen der handelnden Personen im Film verändert wurden, blieb der Kern der Geschichte bewahrt: Die Zwillinge Sieglinde und Siegmund aus gutem Hause besuchen eine Vorstellung von Wagners "Walküre" und entdecken bei dieser Gelegenheit, was sich längst angebahnt hatte – eine erotische Zugneigung, die den Rahmen geschwisterlicher Liebe sprengt.
Die schon erwähnte Ingeborg Hallstein ist Märit, eine Schwester der Zwillinge, die im Film entgegen der Vorlage im Rollstuhl sitzt. In der Novelle wird sie als „ein strenges Mädchen von achtundzwanzig mit Hakennase, grauen Raubvogelaugen und einem bitteren Mund“ nicht eben charmant porträtiert. Die Hallstein ist freilich das glatte Gegenteil. Sie ist auch im Film sie selbst – trotz der Behinderung. Und sie singt zwei Stücke, auf die der Zuschauer natürlich selbst kommen muss, sie werden nicht erklärt. Zunächst hört man das Lied "Vergebliches Ständchen" von Brahms und schließlich die Arie "Hast du mich ganz berauscht" aus Händels "Caesar". Beide Filmszenen habe ich soeben gebündelt auf YouTube gefunden:
Und dann wäre ja noch der Besuch der "Walküre". Es gibt für mich keinen Zweifel, dass die entsprechenden Szenen mit der Musik aus einer Studioproduktion des ersten Aufzuges mit Wolfgang Windgassen, Maria Müller und Josef Greindl unterlegt wurden. Im Abspann ist diese Quelle allerdings auch nicht genannt.