E lucevan le stelle

  • LINK-FOTO :!: Hat dem Domingo gerade jemand irgendwo :hahahaha::baeh01::hahahaha: hingetreten! Auweia wie schrecklich!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Und ich schicke jetzt flugs meinen absoluten Tenor-Liebling Jussi Björling hinterher (Aufnahme: EMI, 4.9.1937, Dirigent: Nils Grevillius):


    und, weil es so schön war, jetzt gleich noch einmal dieser großartige Schwede, aus der RCA-Gesamtaufnahme von 1957, Dirigent: Erich Leinsdorf:


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Björling ist Klasse. Erkenne ich an. Besser als Potts. Und auch besser als Big P in dieser Rolle. Über Kaufmann rede ich gar nicht erst. Aber Domingo würde ich nie verächtlich machen, egal was er singt. Big P ist in vielen Rollen bei mir ganz vorn, z.B. finde ich sein "A te o cara" Spitze, gleich nach Corelli. Aber hier geht es ja um den "Mario, Mario, Mario". In dieser Oper gebührt meine meiste Aufmerksamkeit immer dem Scarpia.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Liebe LaRoche,

    hab Dank, dass Du gleich für Abhilfe gesorgt hast.


    Von Domingo wird es ganz sicher bessere Aufnahmen der Arie geben. Diese Open-Air-Aufführung ist sicher nicht die geeignetste Visitenkarte für den Club der besten Cavaradossis.

    Gut finde ich hingegen Pavarotti. Die Spitzentöne könnten zwar freier und strahlender sein. Erfreulich finde ich aber, dass er weitgehend auf aufgesetzte histrionische Gesten verzichtet. Ich habe nämlich mal eine Tosca mit ihm live gehört, wo er seine Gefühle sehr extrovertiert und vordergründig theatralisch herausgesungen hat.


    Lieber Nemorino,

    Björling war natürlich eine idealer Cavaradossi. Er hatte wirklich alles, was für die Partie gebraucht wird. Vor allem das exquisite Timbre, das feine Legato, die kultivierte, schlanke Linienführung, brillante Höhen und das dezente Smorzando. Bei Björling ist die Arie weit entfernt davon, zum veristischen Rührstück entstellt zu werden: stattdessen hören wir eine vornehme Künstlerseele, die sich in einem tief empfundenen Lamento verströmt!

    In der RCA-Aufnahme singt er allerdings nicht mehr so mühelos und strömend wie in der Aufnahme unter Nils Gervillius.


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Da hätte mich doch Deine Meinung zu der neueren Aufnahme von Brian Jagde mehr interessiert.


    Die von Hans Heukenkamp eingestellte Aufnahme war 10 Jahre alt und überhaupt nicht geeignet, ein Urteil über den Sänger und seine Eignung als Cavaradossi neben Netrebko und Volle zu ermöglichen.

    Lieber "Caruso41",


    die von dir in Beitrag 32 eingestellt neuere Aufnahme von Jagde habe ich jetzt angehört - und muss sagen, dass ich sie noch schlimmer finde als die ältere. Die Stimme klingt abgesungen und ausgeleiert, die erste Phrase, die zu hören ist, ist eine einzige Qual, ein stark ausgeprägtes Tremolo lässt den richtigen Ton, von dessen sauberer Produktion er meilenweit entfernt ist, nur noch erahnen, dazu veristische Unarten wie bei Lanza. Einmal bemüht er sich ja um eine Pianohöhe, aber auch dieser Ton schwingt nicht frei, sondern klingt fest und steif. Der letzte dramatische Ausbruch mit dem eigentlichen Spitzenton, gelingt ihm gut, keine Frage, aber das kann die wirklich fuchtbar klingende erste Phrase und den Rest dann auch nicht mehr rausreißen. Von allen Aufnahmen, die ich mir in dieser Rubrik bislang angehört habe (das waren wie gesagt noch gar nicht so viele, aber darunter Jagde 1, Orofino, Massi, Potts, Lanza und eben Jagde 2) ist das dienige, die ich mir am wenigsten gerne noch einmal anhören wollen würde.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Besser als Potts.

    Lieber La Roche,


    …. Champions League gegen Kreisklasse: Da hätte man aber erst gar nicht Björling ins Rennen schicken müssen!

    Potts schlägt sich zwar besser als ich es mir hätte vorstellen können: aber er ist nun mal kein professioneller Sänger, sondern ein Autodidakt mit einer kleinen, aber bemerkenswerten Tenorstimme.



    Und auch besser als Big P in dieser Rolle. Über Kaufmann rede ich gar nicht erst. Aber Domingo würde ich nie verächtlich machen, egal was er singt.

    Big P. und Domingo, das sind natürlich zwei Schwergewichte, die in den obersten Rängen mitspielen. Beide sind große Klasse mit dieser Arie.

    Domingo als Cavaradossi habe ich mit dieser Aufnahme in meiner Sammlung:

    Insgesamt eine tolle Aufnahme, nicht zuletzt wegen Renato Bruson als Scarpia.


    Jonas Kaufmanns Version kenne ich nicht.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ich kämpft mich weiter langsam vor und habe nun soeben die in Beitrag 4 eingestellte Arie von Jonas Kaufmann gehört - ein Wechselbad der Gefühle!


    aber am meisten begeistert hat mich vor vielen Jahren in Zürich der junge Jonas Kaufmann, den ich heute allerdings gar nicht mehr besonders schätze. Aber sein Vortrag damals war zutiefst bewegend.

    Ich habe auch den jungen Jonas Kaufmann bei meinen ersten Live-Begegnungen (1997 Sänger im "Rosenkavalier" an der Staatsoper Berlin, 2004 Max und Flamand in Edinburgh) stimmlich immer als etwas zu steif empfunden, meine Lieblingsstimme wird das in diesem Leben nicht mehr, auch in dieser eingestellten Aufnahme kommt er nicht einmal in die Nähe meines klanglichen Ideals dieser Arie - und doch ziehe ich ganz tief den Hut vor seiner Interpretation! Wie er die erste Phrase ("O dolci baci") im Piano singt, nötigt mir Hochachtung ab, auch wenn der Stimmklang selbst hier im Piano nicht meinem Geschmack entspricht, aber ich spüre, dass er weiß, was er singt, und dass er sowohl willens als auch fähig ist, diesen "Inhalt" dieser Arie mit seinem stimmlichen Möglichkeiten auch zu transportieren. Diese Interpretation ist kein Selbstzweck, keine primäre Ausstellung stimmlicher Mittel, sondern wirklich eine Interpretation im Dienst der Aussage dieses Stückes - das nötig mir wie gesagt großen Respekt ab, auch wenn ich nicht liebe, was ich höre.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Nun habe ich mir gerade noch die in Beitrag 10 eingestellt Bergonzi-Arie angehört und bin nach den großen Vorschuss-Lorbeeren doch etwas enttäuscht, auch wenn das natürlich eine andere Liga ist als Jagde, aber von meinem Ideal in dieser Arie ist Bergonzi doch noch deutlich entfernt.


    Trotzdem sehe ich zwei andere Tenöre, die ich auch als Cavaradossi live hören konnte, klar vorn. Beide verzichten fast ganz auf histrionische Effekte. Die stören - meiner Meinung nach - einfach die Gesangslinie. Worauf es für mich vor allem bei dieser Arie ankommt, ist ein fließendes Legato und eine Färbung der Bögen, die histrionische Effekte absolut überflüssig macht.


    Das gelingt für mein Gefühl Carlo Bergonzi beispielhaft.

    Hier eine Aufnahme mit dem Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter Gianandrea Gavazzeni.

    Im rezitativischen ersten Teil spricht die Stimme in dieser unteren Lage ja kaum an, entwickelt kaum Klangentfaltung, kaum Kern, hat kaum Substanz. Bei den Bögen des zweiten Teiless klingt es dann natürlich besser, aber auch hier scheint es mir immer noch etwas an Stimmsubszant zu fehlen, nicht alle Spitzentöne werden wirklich angvoll erreicht, die Stimme kommt mitunter kaum richtig durch die Unisono-Streicher durch. Ein bissl mehr Substanz und Schmelz in der Stimme würde ich mir da schon wünschen. Bergonzi ist für mich ein ziemlich idealer Pinkerton, aber beim Cavaradossi bevorzuge ich dann wohl doch eine etwas schwerere Stimme. Jedenfalls hat das Anhören dieser Insterpretation (auch mit ihren merkwürdigen Tempostockungen bei einigen Bögen) leider keine große Begeisterung bei mir ausgelöst.

    Heute Abend höre ich mir vielleicht noch weitere Versionen an - in der Hoffnung, noch welche zu finden, die mich mehr begeistern. Aber hinter dieser Bergonzi-Version muss sich meiner Meinung nach weder Orofino noch Massi wirklich verstecken!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • …. habe mir soeben Jonas Kaufmanns Version (#4) angehört. Sie war mir wohl in der Fülle des "Angebots" aus dem Blick geraten.


    Natürlich ist Kaufmann ein Tenor von Format, daran gibt es nichts zu deuteln. Aber ich gestehe offen, meinen Geschmack trifft er nicht so recht, obwohl er, wie Stimmenliebhaber sehr anschaulich schreibt, die Arie nicht nur singt, sondern auch ihren Inhalt erfaßt. Was ja längst nicht bei allen Sängern selbstverständlich ist. Ich war schon sehr enttäuscht von seiner Operetten-CD "Du bist die Welt für mich", die 2015? erschienen ist. Da fehlt ihm die Leichtigkeit in der Stimme, wie sie Richard Tauber oder Joseph Schmidt aus dem Ärmel schütteln konnten. Ähnliches begibt sich hier: Kaufmann hat ein beachtliches Stimmpotential, aber deshalb ist er noch lange kein idealer Cavaradossi. Domingo z.B. ist ihm um mehr als eine Nasenlänge voraus.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • So, jetzt habe ich mir gerade noch die in Beitrag 10 eingestellt Carreras-Arie angehört. Gefällt mir gut. Insbesondere die allererste "Phrase" auf einem Ton "E lucevan le stelle" klingt wunderbar entspannt. Leider bleibt das nicht so, es wird immer mehr "Nachdruck" verliehen, forciert, eine veristische Unart nach der anderen folgt. Die erste wirkliche Phrase "O dolci baci" klingt dann wieder gut und ist erfreulicherweise im Piano geführt, wenn auch nicht wirklich schwebend, sondern etwas eng. In der Folge höre ich eine Stimme, die von der Substanz her der Aufgabe nicht ganz gewachsen ist, die partiell überfordert klingt. Die souveränste Aufahme ist das wohl nicht, die klangschönste auch nicht.

    Warum sage ich trotzdem. dass mir die Aufnahme gut gefällt? Zum einen ist die Emotion da, die Rolle wird erlebbar, die Situation begreifbar - trotz oder wegen der vielen veristischen Unarten?

    Zum anderen - und das ist wohl entscheidender - habe ich diese Arie genau über diesen Sänger kennen gelernt, weil vor gut 30 Jahren in der DDR genau eine "Tosca"-Gesamtaufnahme im DDR-Schallplattenhandel erhältlich war, und die lag irgendwann (ich glaube zu Weihnachten 1988) unterm Weihnachtsbaum! :D


    Eterna_827773-774_Pucc_Tosca_I_ml.jpg


    Und man ist man halt ein Produkt seiner Prägungen. Sicher, es ist eine andere Aufnahme, aber der Interpret ist derselbe, der Stimmklang klingt vertraut, weshalb viele konstatierte negative Aspekte an Gewicht verlieren.


    Trotzdem sage ich ganz klar: Es ist für mich noch Luft nach oben da - mal sehen, wann ich es bis zu Ferruccio Tagliavini und Jussi Björling schaffe vorzudringen - in den nächsten zwei Stunden sicher nicht.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Björling war natürlich eine idealer Cavaradossi. Er hatte wirklich alles, was für die Partie gebraucht wird. (….)

    In der RCA-Aufnahme singt er allerdings nicht mehr so mühelos und strömend wie in der Aufnahme unter Nils Gervillius.

    Lieber Caruso,


    genau das ist auch meine Empfindung. Vor allem die ältere Version von 1937 kommt der Vollendung nahe. Es gibt sie auch auf CD:

    Du hast selbstverständlich recht, in der GA von 1957 zeigen sich bei ihm leichte Abnutzungsspuren. Die Höhe ist nicht mehr so frei, aber - gemessen am Niveau vieler seiner Kollegen - immer noch eine fantastische Darbietung. Mit dem Vorteil von Stereo.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Fritz Wunderlich vs. Rudolf Schock

    Deutsch gesungen und daher für meine Ohren smehr als gewöhnungsbedürftig, keiner der beiden kann mich begeistern.



    Es grüßt Vera

  • Rudolf Schock singt die Arie auch italienisch.

    Ich mag den leicht larmoyanten Beginn und die dann folgende dramatische Steigerung seiner Interpretation sehr gern

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Lieber Hans Heukenkamp, wir haben langsam aber sicher einen Punkt der Unübersichtlichkeit erreicht, an dem der Thread-Starter mal ein Inhaltsverzeichnis erstellen sollte, findest du nicht? ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Gerade habe ich mir die in Beitrag 11 verlinkte Live-Version von Piotr Beczala aus diesem Jahr an der Wiener Staatsoper mit da capo angehört. Am faszinierendsten finde ich die extreme Unterschiedlichkeit beider Durchläufe.


    1. Durchlauf: Schon die erste tiefe Phrase auf gleichem Ton klingt ziemlich übel, die Stimme springt nicht richtig an, der Sänger wirkt nervös, versucht in der Folge mit veristischen Mätzchen die Stimme in den Griff zu bekommen. Bei den dann folgenden Kantilenen hört man ein ziemlich unschönes Tremolo, die Stimme wirkt überstrapeziert, abgenutzt, lediglich der dramatische Aplomb beim letzten Ausbruch und die Leidenschaftlichkeit seines Gesangs dürften die Erfolgsgaranten beim Publikum sein, das tobt - mich hat das beim Hören klanglich nicht sehr überzeugt.


    Dann nach langem tobendem Applaus das da capo, der 2. Durchlauf: Schon die erste tiefe Phrase auf gleichem Ton klingt jetzt viel entspannter und wohlklingender, was auch für den Rest der Arie gilt. Das störende Tremolo ist fast vollständig verschwunden, die veristischen Mätzchen sind freilich ebenfalls minimiert, plötzlich zaubert er, macht auf einem Phrasenhöhepunkt ein wunderbares diminuendo, steigert sich weiter, aber so, dass der Klang zunimmt und nicht der hörbare Kraftaufwand. Erst gegen Ende, beim letzten Abphrasieren verlassen ihn etwas die Kräfte. Diesen zweiten Durchlauf finde ich ziemlich grandios, für mich landet dieser zweite Durchlauf von den bislang angehörten Arien ganz vorne. Und wie gesagt: Das ist ganz aktuell, von diesem Jahr!


    Ein ganz Großer wäre er freilich, wenn der den 2. Durchlauf so gleich im 1. Durchlauf hätte aböiefern können. Trotzdem spricht dieses da capo und die darin gezeigte Leistung gege die These dass früher allgemein besser gesungen würde als heute.


    Ganz herzlichen Dank für's Einstellen, das hat sich für mich echt gelohnt! :jubel:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die in Beitrag 16 eingestellt Version von Jan Kiepura gefällt mir trotz seiner Neigung zu veristischen Schluchzern insgesamt sehr gut. Die erste Phrase ist lyrisch-locker-poetisch, später ebenso der erste Bogen, man kann eine wunderbare Pianokultur bestaunen, die Stimme wirkt zwar nicht riesig, sondern eher klein und hell, aber sehr gut focussiert, er macht nie den Fehler, die mit großem Kraftaufwand künstlich vergrößern zu wollen, man hört die aufgewendete Kraft kaum, sondern nahezu ausschließlich Klang, einen Klang, der mich sehr anspricht.


    Die Frage, ob die Italiener das besser können als andere, kann ich zwar noch nicht abschließend gültig beantworten, aber ich kann sagen, dass die beiden hier eingestellten polnischen Tenöre sich wahrlich nicht verstecken brauchen. Sowohl die da-capo-Version von Beczala (also der 2. Durchlauf) als auch die Kipura-Aufnahme überzeugen mit eigentlich mehr als die eingestellte Bergonzi-Aufnahme, von dem ich schon viele tolle Puccini-Aufnahmen gehört und genossen habe (vor allem Rodolfo und Pinkerton), weshalb ich aber über seine Cavaradossi-Arie doch etwas enttäuscht bin. Nach jetzigem Zwischenstand lautet meine vorläufige Antwort auf die gestellte Frage also: Nein.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die in Beitrag 18 eingestellte deutschsprachige Version von Richard Tauber ist für mich ein Wechselbad. Dieser erste "rezitativische" oder "gestammelte" Teil gelingt ihm meiner Meinung nach grandios, so, wie ich mir das idelaerweise vorstelle. Wunderbar poetisch, lyrisch, duftend gesungen, die Stimme ruht, ist in dieser tiefen Lage absolut im "Sitz" und wirkt dennoch locker. Keinerlei veristischen Mätzchen, kein Wegsprechen in unbequemer Lage, einfach wunderbar! :hail:

    Aber dann kommt der erste Bogen und plötzlich ist er wie ausgewechselt. Anstatt er diese duftende Poetik des ersten Teiles erst einmal so in den lyrischen Bögen fortspinnt und sich langsam steigert, fängt er leider plötzlich an, hart und ruppig zu werden, ist vordergründig auf dramatischen Effekt aus, schlampt in der Artikulation, ist in der Rhythmik grob und unorganisch - nach dem wonnig warmen Wohlfühlbad kommt plötzlich die kalte Dusche! Schade! (Denn er hätte wahrscheinlich die Möglichkeiten, meinem Ideal von dieser Arie völlig gerecht zu werden, wenn man sich nur allein diesen grandiosen ersten Teil verdeutlicht.)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich habe das mal eben übernommenmit dem Inhaltsverzeichnis, ging ziemlich schnell mit dem richtigen Programm


    Inhaltsverzeichnis E lucevan le stelle 1 - 77


    Beczala, Piotr # 15, 75

    Bergonzi, Carlo # 10, 13, 14, 68

    Berrugi, Giorgio # 38

    Bjoerling, Jussi # 62, 63, 64, 71

    Calleja, Joseph #23

    Carreras, Jose # 10, 23, 32, 70

    Corelli, Franco # 31

    Domingo, Placido # 60, 61, 64, 66

    Fleta, Miguel # 59

    Gigli, Benjamino # 40

    Jagde, Brian # 1, 2, 5, 6, 8, 11, 32, 59, 65

    Kaufmann, Jonas # 4, 67, 69

    Kiepura, Jan # 16, 76

    Kokkelkoren, Wendy # 53

    Lanza, Mario # 48, 56

    Massi, Riccardo #27

    Orofino, Ruggiero # 3, 20, 21

    Pavarotti, Luciano # 60, 64

    Potts, Paul # 49, 55, 66

    Schock, Rudolf # 72 , 73

    Tagliavini, Franco # 32, 36

    Tagliavini. Ferruccio # 25, 30, 34, 35

    Tauber, Richard # 18, 19, 77

    Villazon, Rolando # 39

    Wunderlich, Fritz # 29, 72

    Es grüßt Vera

  • Zur in Beitrag 23 eingestellten Version von Joseph Calleja: Ich liebe ja eigentlich seine vibratoreiche Stimme (Vibrato ist etwas Positives, ohne Vibrato keine Klangentfaltung! Nur wenn dieses Vibrato ungesund ist und störend wird, dann wird es zum Tremolo) und werde seinen grandiosen Nadir 2011 nie vergessen, wo er die Arie da capo gesungen hat und den weiten Raum der Deutschen Oper Berlin grandios in herrlichstem Klang badete.

    Bei meinen letzten Live-Begegnungen war ich aber eher enttäuscht, er wirkte auf mich eher unsicher und unausgeglichen, weit mehr als früher. Diese Beobachtung deckt sich mit der von "Bertarido" aus diesem Jahr:


    Calleja habe ich diesen Sommer in Aix als Cavaradossi gehört, aber gerade diese Arie fand ich an dem Abend weniger gelungen. Man findet auf YouTube viele Darbietungen von ihm, die mir besser gefallen, beispielhaft habe ich diese ausgesucht

    Zum eingestellten Video: den ersten Teil der Arie finde ich ganz wunderbar gelungen, im zweiten Teil mit den Bögen stellt sich dann aber teilweise wieder die erwähnte Unsicherheit und Unausgeglichenheit ein. Phrasen müssen vorzeitig abgebrochen werden, er bemüht sich zwar um wunderschönes Piano, kommt hier aber mitunter klanglich an Grenzen, stellt bestimmte Töne auch zu sehr aus - und bleibt doch auch etwas vom Ausdruck der Rolle in dieser Bühnensituation schuldig. Videos in Nahaufnahmen sind grausam und man sieht ihm an, dass er nicht zufrieden mit sich ist. So etwas habe ich wie gesagt in den letzten Jahren öfter mal erlebt. An einem guten Tag ist Calleja immer für eine Sternstunde gut, aber die richtig guten Abende scheinen leider seltener zu werden. Dennoch ist das in diesem Video insgesamt immer noch sehr gut gesungen, wenn auch nicht überwältigend, was auch an der mangelnden Rollenidentifikation liegt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zur in Beitrag 25 eingestellten Version von Ferruccio Tagliavini: Wunderbar! Das isses! Herrlicher Beginn, grandiose erste Piano-Kantilene, alles sich langsam, aber gewaltig steigernd bis zum letzten machtvollen Ausbruch, der aber auch keine Kraftprotzerei zur Schau stellt, sondern im Ton immer noch eine gewisse aristokratische Note hat. Die Verismen halten sich noch in für mich akzeptablen Grenzen, im zweiten Teil sind leider ein paar wenige Töne klanglich unschön abgerissen, aber insgesamt überzeugt mich diese Interpretation von allen hier eingestellten, die ich schon gehört habe, am meisten, weil sich hier Emotion und Wohlklang, Stimmkultur und Rollendurchdringung paaren, weil die Interpretation einem sinnvollen Fahrplan folgt und diesen grandios umzusetzen vermag. Für mich bislang wie gesagt die rundeste, stimmigste Interpretation - Bravo! :jubel::hail:


    Und da es danach eigentlich nur schlechter werden kann, widme ich mich erst einmal wieder anderen Dingen. :yes::hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Lieber Stimmenliebhaber!

    An dieser Stelle einen herzlichen Dank für Deine Beiträge hier im Thread - für mich das lesenswerteste, was es seit langem hier im Forum gab. Bei allen Dingen, die man eventuell gegen Dich einbringen kann, solche Beiträge zeigen, weshalb Du dem Forum unersätzlich bist. Ich jedenfalls habe durch die Ausführungen sehr viel über Stimmen gelernt.

    Es würde mich jedoch interessieren, was Du zu diesem hier sagst, sicher keine optimale Aufnahme, aber vielleicht magst Du ja trotzdem. Der Anfang wird Dir wahrscheinlich jedoch missfallen...


    LG
    Christian

  • Hier möchte ich noch eine Aufnahme anbringen, die ich immer wieder gerne höre, und zwar vom - hoffentlich nicht vergessenen - Wieslaw Ochman.

    Sehr kultiviert gesungen, schöne Bögen und Piani, sein Legato finde ich wunderbar. Sein Italienisch kann ich allerdings nicht beurteilen.



    Ob er die Partie oft auf der Bühne gesungen hat, weiß ich nicht. Nur Hamburg 1977 ist mir bekannt.

  • Lieber Christian Biskup,

    vielen Dank für deinen Beitrag 81. Ich werde mir deine Einstellung auch noch anhören, zuvor möchte ich aber die vorher eingestellten Dinge abarbeiten und das wird noch lange genug dauern, weil ich heute und in den nächsten Tagen wenig Zeit dafür haben werde. Ich bitte also um etwas Geduld. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die Freude der italienischen Oper in deutscher Sprache sollten sich diese DDR-Version nicht entgehen lassen - und zwar im Tosca-Film von Götz Friedrich, Komische Oper Berlin, 1965. Es singt der Staartenor des Hauses Hanns Nocker. Für die berühmte Arie muss man bis 1:28 vorspulen.


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Startenor ist sicher übertrieben, aber er war damals der Hauptrollentenor am Haus, das stimmt. Mir gefiel er als Cavaradossi in dieser Friedrich-Verfilmung auch besser als in mancher Felsenstein-Verfilmung. Später werde ich mich auch zu seiner Arie äußern.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Hans Heukenkamp, wir haben langsam aber sicher einen Punkt der Unübersichtlichkeit erreicht, an dem der Thread-Starter mal ein Inhaltsverzeichnis erstellen sollte, findest du nicht? ;)

    Lieber Stimmenliebhaber, ich wollte, aber operaVera hat mir die Arbeit abgenommen, wofür ich mich herzlich bedanke! Es grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Ich habe das mal eben übernommenmit dem Inhaltsverzeichnis, ging ziemlich schnell mit dem richtigen Programm


    Inhaltsverzeichnis E lucevan le stelle 1 - 77

    Liebe operaVera, Dank für die Mühe! Ich wollte, aber Du bis mir nächtens zuvorgekommen. Es grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Es gibt übrigens noch eine frühe (akustische) Aufnahme mit Richard Tauber, aufgenommen 1923:


    Da es sich um eine Trichteraufnahme handelt, ist die Tonqualität natürlich mangelhaft.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Langsam müssten ja hier alle mittlerweile schon sternhagelvoll sein. smilie_trink_145.gif


    Ich kann es mir trotzdem nicht verkneifen, meinen Lieblingstenor auch noch in diesem schönen Thread zu verewigen:




    Kurios daran ist, dass MDM hier erkennbar zum Vollplayback die Lippen bewegt . smilie_happy_157.gif


    Die Aufnahme muss zum Zeitpunkt der hier ausgestrahlten TV-Show 1975 schon um die 15 Jahre alt gewesen sein. Mitte der 70er war nämlich seine Stimme wohl leider nur noch eine traurige Ruine und klang nach Ohrenzeugenberichten leider, leider oftmals nur noch wie eine rostige Gießkanne.


    Trotz alledem, obige Version gefällt mir immer noch sehr gut, ich mag diesen Schmetterstil einfach.:jubel:


    LG...MDM smilie_stern_047.gif

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

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