E lucevan le stelle

  • Höchst verwunderlich finde ich, daß einer der herausragendsten Cavaradossis der 1950er Jahre hier noch gar keine Erwähnung fand, Giuseppe di Stefano. Dem soll jetzt aber auf der Stelle abgeholfen werden:

    Er hat die Rolle zweimal in einer Studio-GA verkörpert, erstmals in der legendären TOSCA aus Mailand von 1953 (Columbia/EMI) unter Victor de Sabata, und 8 Jahre später noch einmal, unter Herbert von Karajan, mit den Wiener Philharmonikern (Decca). In dieser Aufnahme zeigen sich bei ihm schon deutliche Abnutzungserscheinungen, die wenig später zu einer ernsthaften Stimmkrise führten, von der er sich nicht mehr erholen sollte.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Dann nach langem tobendem Applaus das da capo, der 2. Durchlauf: Schon die erste tiefe Phrase auf gleichem Ton klingt jetzt viel entspannter und wohlklingender, was auch für den Rest der Arie gilt. Das störende Tremolo ist fast vollständig verschwunden, die veristischen Mätzchen sind freilich ebenfalls minimiert, plötzlich zaubert er, macht auf einem Phrasenhöhepunkt ein wunderbares diminuendo, steigert sich weiter, aber so, dass der Klang zunimmt und nicht der hörbare Kraftaufwand. Erst gegen Ende, beim letzten Abphrasieren verlassen ihn etwas die Kräfte. Diesen zweiten Durchlauf finde ich ziemlich grandios, für mich landet dieser zweite Durchlauf von den bislang angehörten Arien ganz vorne. Und wie gesagt: Das ist ganz aktuell, von diesem Jahr!

    Wo Pjotr Beczala diese Arie heute live singt wird vom Publikum ein Da Capo erzwungen. Wird mit Recht heute so hoch gehandelt und das bis jetzt weitgehend ohne große Marketingkampagnen. Erwarte gerade von diesem sympathischen Tenor noch sehr viel.

    Die Sterne blitzen jedoch heute bereits strahlend.

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Christian,

    der Auslöser meines Beitrags ist dieses mal keiner der tenoralen Strahlemänner: Es ist die Freude endlich wieder einmal etwas von Dir im Forum zu lesen. Mich würde einiges von Deiner Entwicklung interessieren. Bist Du wieder in Deutschland?

    Wie ist es mit der Dirigentenausbildung weitergegangen? Blieb die Liebe und Affinität zu den nordischen Komponisten? Dürfen wir Dich wieder als Stamm-Mitglied bei uns begrüßen und genießen? Wäre nett, wenn Du meinen Informationshunger, den wahrscheinlich eine Reihe alter Taminos haben, stillen könntest und vor allem wenn Du wieder regelmäßig bei uns mitmachen würdest.

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zu Fritz Wunderlich, eigestellt in Beitrag 29:

    Ich habe ja durchaus eine Affinität zu italienischer Oper in deutscher Sprache, entwickelt seit frühester Jugend, u.a. auch durch den "Butterfly"-Querschnitt mit Lorengar und Wunderlich, insofern ist mir Wunderlich als deutschsprachiger Puccini-Sänger also vertraut im Ohr. Dass er ein erstklassiger Sänger war, steht außer Frage und er unterstreicht seinen Rang auch hier. Der erste Teil der Arie klingt sehr überzeugend, nur dass deutsche Worte wie "Gottheit" (mit extrem vielen Konsonanten) in dieser unteren Lage nicht ganz so leicht zu bilden sind. Die erste Kantilene wird dann zum Prüfsein: Natürlich kann Wunderlich wunderbare Kantilenen singen und setzt diese erste auch im wunderbaren Bogen an, aber warum plärrt er dann derart laut am Ende die Nebensilbe von "Küsse" (Küssäääääh) heraus? Hier wäre eine Pianoversion aus meiner Sicht sehr wünschenswert gewesen. Auch in der Folge stellt er weitere Spitzentöne sehr deutlich aus, sodass diese Ausstellung wie Selbstzweck wirkt, nicht im Dienste der Sache. In den Schluss steigert er sich dann allerdings wunderbar rein, bleibt diesem weder tonlich noch emotional das Geringste schuldig. Interessant finde ich das letzte "Leben" - die Nebensilbe wird zuerst zu kräftig angesetzt, bekommt damit eine falsche zusätzliche Betonung, allerdings kann man dann ein wunderbares diminuendo auf diesem letzten Ton bis zum verhauchenden Pianissimo erleben und genießen - was für ein wohltuender Kontrast zu den vielen veristisch weggesprochenen "Vita"-Versionen in Originalsprache! Also: Wunderlich hat sowohl die Stimme als auch die Emotionalität (und Textdeutlichkeit) für eine überragende Interpretation - dass mich seine Interpretation trotzdem nicht zu 100 Prozent überzeugt, scheint mir an einem Konzept zu liegen, das nicht aufgehen kann. Motto: Ich singe das jetzt, als ob ich italienisch singen würde, obwohl ich deutsch singe. So kommen mir einige Phrasen vor, bei denen dann aber doch die gehäuften deutschen Konsonanten im Wege stehen (nicht nur an der einen schon genannten Stelle). Bei Tauber schien mir die Deutschsprachigkeit besser mit der Anlage seiner Interpretation zu harmonieren, die deutsche Sprache wirkte weniger störend als bei Wunderlich. Dennoch eine Version, die man sich gut und gerne anhören kann!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zu Franco Corelli in Beitrag 31: Natürlich ist Corelli einer der großen italienischen Tenöre seiner Zeit und somit für den Cavaradossi prädestiniert. Die erste Phrase wird gut angesetzt, in der Folg ist er mir mitunter etwas zu veristisch, gut finde ich den entspannenden Abschluss des ersten Teils der Arien. Bei der ersten Kantilene zu Beginn des zweiten Teils geht er mir dann etwas zu grob vor, allerdings ist das Diminuendo, auf das der Einsteller "MDM" bereits hinwies, wirklich bemerkenswert. Danach wird es immer dramatischer, über mangelnde Emotion kann man sich nun wirklich nicht beschweren. Den Schluss mit dem extrem lang gehaltenen "tanto" und dem extrem veristischen "la Vita" finde ich nun nicht so gelungen, aber die Leute sind aus dem Häuschen. Trotz einiger unschöner Stellen hört man in seiner Stimme zuerst die Träne und dann den Schrei der Anklage der Ungerechtigkeit seiner ausweglosen Situation - das entspricht zwar gesangsästhetisch geschmacklich nicht meinem Ideal von dieser Arie, aber es ist auf seiner Weise schon sehr überzeugend und zwingend. Wenn man dann noch die Live-Situation berücksichtigt und die ersten beiden Akte, die er bis zu dieser Arie schon in den Stimmbändern hat, dann ist das gewiss eine Leistung, vor der man den Hut ziehen kann und sollte! Ob das alles im Dienste der Aussage ist ode rmanches nicht doch primär pures Zuschaustellen von Stimmkraft, ist eine andere Frage, aber der Inhalt der Arie (auch das Zupackende im ersten Arienteil lässt die Poesie durchaus nicht zu kurz kommen) wird doch überzeugend erfüllt, meine ich. Dass mir ein lyrischeres "O dolci baci" lieber ist als dieses sehr zupackende hier, ist denke ich inzwischen deutlich geworden. Ein Gesangsästhet ist Corelli hier nicht, aber ein Bühnentier, der auf seine Art und Weise voll überzeugt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zur im Beitrag 38 eingestellten Version von Giorgio Berrugi (mit Klavier) mag ich mich eigentlich nicht detailiert äußern, die Stimme spricht mich überhaupt nicht an, zu eng und klangarm kommt sie mir vor, dafür werden dann alle nur denkbaren veristischen Unarten bemüht, die vorstellbar sind (bis auf das "vita" am Ende, das noch das beste ist), der Spitzenton klingt auch alles andere als optimal- für mich war das Anhören dieser Interpretation gerade Zeitverschwendung!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zur in Beitrag 39 eingestellten Interpretation von Rolando Villazón: Der erste Arienteil gefällt mir ausgesprochen gut, auch beim ihm hört man die Träne im Auge mitklingen. Auch die erste Phrase des zweiten Arienteils "O dolci baci" finde ich außerordentlich gelungen, wie überhaupt auch der zweite Teil nicht von schlechten Eltern. Wer meint, Villazón konnte nie singen, wird hier eines Besseren belehrt. Dass er dieses Niveau so nicht lange durchhalten konnte, ist eine andere Wahrheit, aber hier klingt mir die Stimme noch gar nicht abgenutzt, auch wenn das letzte "Vita" etwas unschön beendet wird. Durchaus eine konkurrenzfähige Interpretation. Die Stimme ist da, die Emotion sowieso und um eine gute Gestaltung wird sich auch bemüht - und das trotz einiger veristischer Unarten durchaus mit Erfolg, meine ich.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber, es ist ein großes Vergnügen, Deine Analysen zu lesen und dann (oder gleichzeitig) die Interpretationen zu hören! Es freut mich, daß Du Dich hast aus der Reserve locken lassen. Es grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Zur in Beitrag 40 eingstellten Arie von Benjamino Gigli: Natürlich ist die Klangqualität einer Aufnahme von 1921 nicht optimal, die erste Phrase ist es allerdings auch nicht: zu steif und gerade gesungen kommt mir seine erste Phrase "E lucevan le stelle" vor, danach blüht die Stimme dann allerdings auf, entfaltet Lyrik und Poesie, wird an anderen Stellen aber auch wieder zupackend eingesetzt. Die Stimme wirkt nicht übermäßig groß, wird aber gut focussiert eingesetzt. Emotion ist durchaus auch vorhanden (über das letzte "la vita" nach unschönem Zwischenatmer - beim "la" kommt er kaum runter - schweigen wir lieber).

    Nochmal zum zweiten Arienteil: das "dolci baci_o" ist natürlich grandios! Auch der folgende Aufsiteg bis zum nächsthöheren Spitzenton ist sehr gut gelungen! Auch der dramatische Teil ist sehr gut gesungen, wirkt auf mich aber nicht überwältigend, sondern etwas gehemmt, der eigentliche Spitzenton zudem sogar etwas eng. Also für mich eine eher durchwachsene Interpretation; mit einigen wunderbar gelungenen Momenten und anderen Stellen, bei denen man keinen erstrangigen Sänger am Werk vermuten würde. Sorry, "Caruso41", dass ich deine vorbehaltlose Begeisterung für diese Interpretation nicht teilen kann, aber ich fühle mich davon schlicht und ergreifen nicht gefangen genommen und überwältigt!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zur in Beitrag 48 eingestellten Interpretation von Mario Lanza:

    Schon die erste Phrase "E lucevan le stelle" erweckt meinen Widerwillen: Das sind keine "stelle", also Sterne weit oben im Himmel, sondern bestenfalls Bromberren knapp über den Erdboden... Der Stimmklang ist auch in der Folge nicht frei und weit, sondern eng und gespresst, die Stimme wirkt auf mich klein und hell, der Sänger versucht sie freilich mir allerlei Nachdruck künstlich zu vergrößern. Der letzte Ton nahezu jeder Phrase wird unschön abgerissen. Das an "baci" anzuhängende "o" ist kaum zu hören, klingt viel eher wie ein "a", Poesie hat dieser erste Aufgang auch nicht. Auf seine Art und Weise sind dann die weiteren Spitzentöne und der dramatische Schlussteil gar nicht so schlecht gelungen, wenn man mal von der albern veristischen "sperata"-Wiederholung absieht. Der Schluchzer vor dem letzten "La Vita" - nun ja... Wen man mit seinem Stimmklang seinen Frieden macht, kann man sich an den sicheren Höhen des dramatischen Schlussteils sicher durchaus erfreuen, aber angesehen davon, dass dieser Stimmklang subjektiv meinen Geschmack ganz sicher nicht trifft (dann lieber noch Paul Potts!), sind wir hier von einer ernstzunehmenden ausgefeilten Interpretation dieser Arie (dieser Rolle in ihrer Situation) doch meilenweit entfernt. Zu den besten Interpreten dieser Arie wird sich Lanza mit dieser Version ganz sicher nicht gesellen, da kan es eigentlich keine zwei Meinungen geben, zu klar ist der Fall meiner Meinung nach! (Im Vergleich dazu ist ein Sänger wie Orofino ein Gott!)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Zur in Beitrag 53 eingestellten Wendy Kokkelkoren: KEIN KOMMENTAR!


    Außer zum noch zusätzlich angehängten: "La vi-i-ta": :hahahaha:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zur in Beitrag 59 eingestellten Interpretation von Miguel Fleta:

    Die Tonqualität ist natürlich alles andere als gut. Ansonsten mache ich es auch hier kurz: Stimme hat der Mann, aber nicht die Bereitschaft, die Noten(-werte) zu singen, die notiert sind, wie man ja mitlesen kann. Der erste Teil ist mir zu zupackend gesungen, im zweiten gibt es einige sehr eindrucksvolle Zirkuskunststückchen zu bestaunen, die aber einer schlüssigen Interpretation dieser Arie nicht sehr dienlich sind, geradezu lächerlich sind die weibischen Schluchzer (im Falsett) am Ende. Doch nicht erst mit diesen hatte sich diese (recht freie) Interpretation für mich disqualifiziert.

    Am Interessantesten war für beim Ansehen des Videos mich noch einmal die Erkenntnis, dass diese Arie mit ihrem a als höchstem Ton nicht so wahnsinnig hoch liegt. Ihre Wirkung erzielt sie aus ihrem klugen Aufbau und aus der "Magie des Augenblicks", was wesentlich mit der Situation der Figur (zum Tode verurteilt in seiner letzten Stunde) zu tun hat. Davon spürt man bei Herrn Fleta wenig bis gar nichts.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zu in Beitrag 60 eingestellten Interpretion von Plácido Domingo. Ich mag seine Stimme ja an für sich sehr gerne, aber hier kommt mir der erste Teil der Arie (beginnend mit der ersten Phrase) doch irgendwie überspannt vor. Die erste Kantilene des zweiten Teils kommt mir dann schon besser vor, aber generell habe ich hier das Gefühl, dass der Sänger diese Arie möglichst schnell hinter sich bringen will, was keine gute Voraussetzung für eine überzeugende Interpretation ist. (Natürlich hat er das hohe a, aber Begeisterung hat sich bezüglich der bei dieser Arie abgelieferten Gesamtleistung bei mir gerade nicht eingestellt.)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zur in Beitrag 60 eingestellten Interpretation von Luciano Pavarotti: Eigentlich habe ich ja ein Pavarotti-Cavaradossi-Trauma seit meiner viel zu späten ersten und einzigen Live-Begegnung mit ihm im Sommer 2003 in der Deutschen Oper Berlin. Aber hier gefällt er mir schon sehr gut. Der erste Arienteil ist sehr überzeugend, im zweiten könnten bestimmte Phrasen ausgekosteter sein, bemüht er sich hier relativ wenig um Höhenpiano, was er in anderen Interpretationen hatte, klingen einige Phrasen etwas eng, aber insgesamt finde ich das schon überzeugend, er trifft meines Erachtens schon den richtigen Grund-Ton für diese Arie.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zur in Beitrag 62 eingestellten Interpretation von Jussi Björling von 1936: JAAAA! Das ist genau der entspannte, poetische lyrische Gesang, den ich bei dieser Arie erwarte! Keine billigen Mätzchen, die Stimme sitzt und wird ohne spürbaren Kraftaufwand klangvoll geführt. Auch die erste Kantilene mit dem "baci-o" gelingt ganz wunderbar. Und auch der dramatischere Teil klingt einfach herrlich! Im letzten Aufschwung zum absoluten Spitzenton gesellt sich dann (endich) auch die nötige Emotion dazu. Er hat auch das rollengerechte Zittern vor dem, was ihm bevorsteht, beim letzten "la vita", nur dass er tatsächlich den Ton singt, der notiert ist, und nicht irgendetwas sprechgesangliches mit 25 verschiedenen Tonhöhen, wie so viele andere.

    Fazit: Besser und edler kann man das eigentlich nicht singen, ein etwas größeres Gestaltungsspektrum käme meinem Ideal von dieser Aie aber dennoch näher. Deswegen sehe ich ihn aktuell bei mir nur auf Platz 2, ganz knapp hinter Ferruccio Tagiavini.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Bevor ich weitere hier eingestellte Aufnahmen anhöre, möchte ich gerne eine Version der Oper einstellen, die mich in Gänze begeistert, wobei der Cavaradossi von einem Tenor gesungen wird, der hier zu meinem Erstaunen noch nicht eingestellt wurde: Richard Tucker.


    Es geht um diesen MET-Mitschnitt von 1956 unter Mitropoulos mit Tebaldi, Tucker und Warren. Die Arie, um die es geht, erklingt bei 1:39:00:



    Tucker pflegt einen geraden heldischen Ton, aber die erste Phrase "E lucevan le stelle" ist wunderbar verinnerlicht gesungen, danach wird er dann etwas "expressionistischer". Die erste Kantilene zur Eröffnung des zweiten Teiles ist dann etwas zu steif gesungen. Der Dramatik liegt ihm natürlich, mangelnde Emotion kann man ihm auch nicht vorwerfen - aber was mich bezüglich der gesamten Partie insgesamt sher überzeugt, kommt bei alleiner Betrachtung nur der Arie meinem Ideal dieser dann leider doch nicht entgegen. Die perfekt gesungene Arie "E lucevan le stelle" habe ich also leider immer noch nicht gefunden, aber Ferruccio Tagliavini kommt meinem Ideal (von allen bisher gehörten Aufnahmen) bislang am meisten entgegen.


    Allerdings besteht die gesamte Partie des Mario Cavaradossi ja nun weiß Gott nicht nur aus dieser Arie, was man nicht ganz vergessen sollte. Und in den Akten 1 und 2 ist mir Tucker einer der liebsten Rollenvertreter.


    Und nun mache ich mal wieder eine Cavaradossi-Pause, sooo oft muss man diese Arie nun auch nicht hintereinander weg hören...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Da Stimmenliebhaber unermüdlich Stimmen beurteilt hat, ist ein Update des Inhaltsverzeichnis fällig.

    Das alte Inhaltsverzeichnis in #78  kann von der Moderation gelöscht werden


    Inhaltsverzeichnis E lucevan le stelle 1 - 106

    Beczala, Piotr # 15, 75

    Bergonzi, Carlo # 10, 13, 14, 68

    Berrugi, Giorgio # 38, 96

    Bjoerling, Jussi # 62, 63, 64, 71, 105

    Calleja, Joseph #23, 79

    Carreras, Jose # 10, 23, 32, 70

    Corelli, Franco # 31, 95

    Del Monaco, Mario # 90

    Di Stefano, Giuseppe # 91

    Domingo, Placido # 60, 61, 64, 66, 103

    Fleta, Miguel # 59, 102

    Gigli, Benjamino # 40, 99

    Jagde, Brian # 1, 2, 5, 6, 8, 11, 32, 59, 65

    Kaufmann, Jonas # 4, 67, 69, 88

    Kiepura, Jan # 16, 76

    Kokkelkoren, Wendy # 53, 101

    Lanza, Mario # 48, 56, 100

    Lind, Tomas # 81

    Massi, Riccardo #27

    Nocker, Hans # 84

    Ochman, Wieslaw # 82

    Orofino, Ruggiero # 3, 20, 21

    Pavarotti, Luciano # 60, 64,104

    PotTauber, Richard # 18, 19, 77, 89

    Villazon, Rolando # 39, 97ts, Paul # 49, 55, 66

    Schock, Rudolf # 72 , 73

    Tagliavini, Ferruccio # 25, 30, 34, 35, 80

    Tagliavini, Franco # 32, 36

    Tucker, Richard # 106

    Wunderlich, Fritz # 29, 72, 94



    Es grüßt Vera

  • Vorsicht!: Wenn der Beitrag 78 gelöscht würde, könnten sich alle weiteren Beiträge in der Nummerierung ändern, was für das neue Inhaltsverzeichnis nicht gerade hilfreich wäre!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Vorsicht!: Wenn der Beitrag 78 gelöscht würde, könnten sich alle weiteren Beiträge in der Nummerierung ändern, was für das neue Inhaltsverzeichnis nicht gerade hilfreich wäre!

    Woran man alles denken muss! Aber das stimmt natürlich - also #78 stehen lassen

    Es grüßt Vera

  • Von Domingo wird es ganz sicher bessere Aufnahmen der Arie geben. Diese Open-Air-Aufführung ist sicher nicht die geeignetste Visitenkarte für den Club der besten Cavaradossis.

    In der Tat! Aber die Version in dieser Gesamtverfilmung (1:37:40) ist meines Erachtens wirklich spitzenplatzverdächtig:



    Vom entspannten Beginn der erste Phrase an eine langsame, aber stetige Steigerung der Intensität und ein Spannungsbogen, der die ganze Arie umfasst. Auch die Kantilenen finde ich grandios gelungen. Die Emotionalität hört man aus jeder Note heraus. Bei anderen hier eingestellten Interpretationen sind einige Details perfekter gelungen, aber was den großen Bogen betrifft, ist diese Interpretation, die hier zu hören ist (ich nenne ich aufgrund der chronologischen Einstellung der Aufnahmen "Domingo 2") vielleicht die überzeugendste von allen. Ob ich dieser oder wie bislang Ferruccio Tagliavini den absoluten Spitzenplatz in meinem persönlichen Ranking zubilligen würde, müsste ich noch einmal vergleichend hören, diese Zeit habe ich jetzt nicht, aber dem viel edler singenden Jussi Björling ziehe ich diese "Domingo 2"-Version in dieser Rolle (nicht als Rodolfo!) dann doch vor, weil ich die Verbindung von Wohlklang und Emotion hier nahezu perfekt gelungen finde.:yes: :jubel::hail:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Dieser letzte Mario ist schon Klasse. Ich mag Glanz und auch die Leichtigkeit, die Domingo in dieser Arie hat, und Björling sowieso in jeder seiner Aufnahmen.

    Von Domingo und auch Pavarotti gibt es für diese Arie eine Vielzahl von youtube-Videos, und nicht jede ist gelungen. Auch über Lanza läßt sich streiten, er hat zweifelsohne seine Fans, und in den wenigen Jahren seiner Karriere war sicher auch die Art des Gesanges anders als heute. Die lobende Erwähnung von Orofino finde ich auch gerechtfertigt, nicht nur weil der Orofino-Verehrer Chrissy mit mir befeundet ist. Seine Interpretation hat etwas, was nicht nur den erfreut, der ihn live erleben durfte.


    Deshalb bringe ich jetzt Helge Rosvaenge. 4x noch live erlebt, nie in der Tosca, aber er war in den 50-ern mein Star. Seine Schluchzer (die nicht jeder mögen wird) verzeihe ich ihm, das war 1942. Aber er kann es zart, wie zu Beginn, er vermag sich kraftvoll zu steigern. Ich weiß auch, daß nicht jeder deutsch gesungene italienische Arien mag, damit bin ich aber groß geworden und habe kein Problem damit.



    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber Stimmenliebhaber!

    Au weih, an weih, Du hast Dir ja Mordsprogramm zugemutet: nicht nur dass Du alle eingestellten Aufnahmen anhörst (vermutlich sogar zwei- oder mehrmals!), du schreibst auch Deine Höreindrücke sehr detailliert auf. Das ist schon eine imponierende Leistung. Ich habe Deine bisher eingestellten Beiträge mit großem Respekt und Interesse gelesen.


    Dass die Sänger, auf die ich gesetzt hätte (Bergonzi, Carreras, Björling Tauber und Gigli) dabei keine vorderen Plätze belegen konnten, muss ich verschmerzen. Gerade bei dieser Arie hat halt jeder andere Prioritäten bei der Gewichtung der Maßstäbe. Du hast Deine ja benannt. Darum kann ich mit Deinen Urteilen auch leben.
    Wir sind uns schließlich einig, dass bei der Bewertung von Stimmen und Gesangsleistungen sehr Vieles eine Rolle spielt. Da gibt es ganz klare objektive Kriterien - aber natürlich auch Kriterien die subjektiv sind, bei denen der persönliche Geschmack eine Rolle spielt.

    Was für mich bei den einzelnen Interpretationen, die ich selber eingestellt hatte, wichtig ist habe ich nur kurz angedeutet. Zu mehr reicht im Augenblick leider nicht die Zeit. Darum werde ich auch erst mal darauf verzichten müssen, die Tenöre einzustellen, die ich mir eigentlich noch vorgenommen hatte (Martinelli, Schipa, Cortis und Lauri-Volpi). Gerade weil nicht mehr so viele Melomanen im Forum sind, denen die Großen früherer Jahre vertraut sind, bräuchte es vermutlich doch kurzer Einführungen für diese Tenöre.


    Liebe Grüße

    Caruso41


    PS.:

    Wenn Du Richard Tucker auch mal sehen willst:



    Das Video ist von 1958! Lohnend auch die Aufnahme unter Cleva zwei Jahre später



    Wenn Du Tucker ganz auf Linie gesungen hören willst, musst Du die Aufnahme 1945 hören!
    Leider ist die nicht auf Youtube eingestellt.


    Caruso41





    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Wir sind uns schließlich einig, dass bei der Bewertung von Stimmen und Gesangsleistungen sehr Vieles eine Rolle spielt. Da gibt es ganz klare objektive Kriterien - aber natürlich auch Kriterien die subjektiv sind, bei denen der persönliche Geschmack eine Rolle spielt.

    Ja, lieber "Caruso41", da sind wir uns einig! Deswegen würden ja die "Rankings" zweier oder mehrerer "Melomanen", wie kompetent sie auch sein mögen, niemals völlig deckungsgleich sein. Und das ist ja gerade auch das Spannnende am Thema Gesang und Stimmen, dass die klanglichen Unterschiede zwischen zwei Sängern eben doch größer sind als bei Instrumentalisten, wenn sie auf dem gleichen Instrument spielen (ich sage nicht, dass es da gar keine gäbe!), weil jeder Sänger sein eigenes "Instrument" spielt, das sich zudem (schneller oder langsamer) kontinuierlich verändert.

    Dass die Sänger, auf die ich gesetzt hätte (Bergonzi, Carreras, Björling Tauber und Gigli) dabei keine vorderen Plätze belegen konnten, muss ich verschmerzen. Gerade bei dieser Arie hat halt jeder andere Prioritäten bei der Gewichtung der Maßstäbe. Du hast Deine ja benannt. Darum kann ich mit Deinen Urteilen auch leben.

    Gegen keine der von dir favorisierten Aufnahmen habe ich Generaleinwände gehabt. An allen habe ich auch viele positive Seiten entdekcne können. Ich habe nur die Vorzüge und Nachteile, die ich gehört habe, anders gewichtet als du. Das ist legitim, deine Gewichtung (Wertung) des Gehörten ebenso wie meine. (Björling hat übrigens einen vorderen Platz bei mir erreicht, aktuell quasi mit der "Bronzemedaille" sogar auf dem "Treppchen" ;))


    Danke für die eingestellten weiteren Tucker-Aufnahmen. Ich hoffe, dass ich im Laufe des Tages noch dazu komme, mir diese auch anzuhören bzw. anzusehen. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • PotTauber, Richard # 18, 19, 77, 89

    Liebe operaVera,


    vielen Dank für das Inhaltsverzeichnis! Einen Fehler solltest Du aber bitte korrigieren: siehe oben! Da sind Dir irrtümlich Paul Potts und Richard Tauber zu einer Person verschmolzen. Kann vorkommen, aber Potts und Tauber, das ist schon ein bißchen witzig:D.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • .... Paul Potts und Richard Tauber zu einer Person verschmolzen. Kann vorkommen, aber Potts und Tauber, das ist schon ein bißchen witzig:D.


    LG Nemorino

    Kaum hatte ich es veröffentlicht, sah ich den Fehler, der durch copy&paste entstanden ist. Ich habe es noch gestern in der Word-Datei korrigiert, stelle das aber erst komplett beim nächsten Update hier ein. Bis dahin reicht das wohl:

    Potts, Paul # 49, 55, 66

    Rosvaenge, Helge # 111

    Schock, Rudolf # 72 , 73

    Tauber, Richard # 18, 19, 77, 89           

    Es grüßt Vera

  • Liebe Vera,


    danke für die prompte Korrektur, alles palletti!


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ganz schnell möchte ich einen Tenor einstellen, den ich auch einmal als Cavaradossi gehört habe und der mich enorm beeindruckt hat. Vor allem mit den mächtigsten und längsten Vittoria-Rufen, die ich je auf einer Opernbühne gehört habe.


    Aber hier geht es ja um das "E lucevan le stelle". Das beginnt er mit einer vor Erregung und Verzweiflung zitternden Stimme. Das ist sicher nicht jedermanns Sache und gefällt mir auch nicht. Wenn dann aber mit der Kantilene die eigentliche Arie beginnt, hört man, dass er das Singen bei Vergilius Noreika gelernt hat. Er singt heldischer, auch dramatischer (leider auch mit mehr Druck) als Noreika, aber die Phrasierung und das Legato, vor allem die Gestaltung der weiten Bögen, erinnern stark an Noreika.

    Grigorian ist von 1980 bis 1988 festes Ensemblemitglied des Litauischen Nationaltheaters gewesen. Danach wurde er als „Erster Tenor“ an das Kirow-Theater in Leningrad engagiert.


    Auch im Westen war er häufiger Gast. An der MET hat er zum Beispiel den Gherman in "Pique Dame", den Radames und den Pierre Bezukhov in "Krieg und Frieden" gesungen.

    Ich habe ihn in Leningrad unter anderem eben als Cavaradossi gehört: Gegam Grigorian (* 29. Januar 1951 in Jerewan, Armenische SSR; † 23. März 2016 in Jerewan, Armenien)


    Heute erinnert man sich wieder öfter an den großartigen Sänger: er ist der Vater von Asmik Grigorian!



    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hier ein Tenor, bei dem man kaum an Puccini, sondern viel eher an Gluck und Mozart denkt: der Franko-Kanadier Léopold Simoneau (1916-2006). Sein Orpheus (unter Hans Rosbaud) und nicht weniger sein Nadir (unter Dervaux, beide Philips) sind unvergessen. Fürs "Vittoria" reichen seine stimmlichen Mittel sicher nicht, aber er hat zumindest auf Platte die Sternen-Arie gesungen:

    mit dem Radio-Symphonie-Orchester Berlin, Dirigent: Lee Schaenen (Aufnahme: Berlin, Jesus-Christus-Kirche, 6/1957).


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Zur in Beitrag 72 eingestellten deutschsprachigen Interpretation von Rudolf Schock (zu Fritz Wunderlich, der dort auch nochmal eingestellt ist, hatte ich mich ja bereits geäußert, ob seine in Beitrag 72 eingstellte Interpretation mit der bereits früher eingestellten identisch ist, habe ich jetzt nicht überprüft, ich habe sie nicht nochmal):

    Die Tonqualität des Schock-Videos ist nicht besonders, aber der erste Teil der Arie, beginnend mit der ersten Phrase "Und es blitzten die Sterne" gefällt mir sehr gut. "O süße Küsse" ist dann leider nicht besonders schwelgerisch, wie auch die weiteren Höhen nicht besonders gut klingen. Im ersten Teil der Arie war er fast zu textdeutlich, im zweiten Teil der Arie ist die Textdeutlichkeit noch das beste, während der Stimmklang teilweise zum Gruseln ist. Sicherlich kein Kandidat für die ersten zehn Plätze...


    Bei der in Beitrag 73 eingestellten italienischen Version von Rudolf Schock ist die Tonqualität des Videos noch schlechter, der erste Arienteil gefällt mir deutlich weniger, der zweite ist dafür etwas besser, aber auch kein Kandidat für die Hall of Fame...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zur in Beitrag 81 von Christian Biskup eingestellten Interpretation von Tomas Lind (ein Sänger, der mir namentlich zuvor noch nicht begegnet ist): Im ersten Teil der Arie finde ich ihn mit seiner recht klein und hell wirkenden Stimme nicht sehr überzeugend. "E lucevan le stelle" klingt irgendwie zittrig und zugleich gequält. Wie alt ist der Sänger? ein gewisses Altersvibrato (oder Alterstremolo) vermeine ich zu vernehmen, würde ihn insofern auf 50+ schätzen. Länger gehaltene Vokale rutschen ihm etwas weg. Also: Den ersten Arienteil finde ich ziemlich gruselig gesungen! Die erste Kantilene zur Eröffnung des zweiten Teiles "O dolci baci-o" gelingt dann gar nicht so schlecht, wie überhaupt die Stimme gut über das die Melodien in den Streichern spielende Orchester kommt und sich gut mit dessen Klang mischt (was in der eingestellten Bergonzi-Arie das Problem für mich war). Da gefällt mir teilweise auch der Klang ganz gut, auch wenn das Italienisch mitunter etwas verwaschen ist. Der absolute Spitzenton der Arie, es ist "nur" ein hohes a, wird nicht mühelos erreicht. Das letzte "tanto la vita" gefällt mir ganz gut, keine veristische Orgie, sondern einfach gesungen, durchaus mit Ausdruck. Warum die Arie im verlinkten Video zwei Mal kommt, ist mir nicht ganz klar. Sehr gut gefällt mir, dass nach der Arie kein Applaus kommt - das ist gar nicht böse oder hämisch gegenüber dem Intepreten gemeint, sondern Puccini hat diesen dritten Akt eben auch an dieser Stelle durchkomponiert, das Nachspiel leitet direkt zur nächsten Szene, dem Auftritt Toscas, über. Wenn die Arie dann mal so gut gesungen wird, das das Publikum rast und reinklatscht, ist das nicht schlimm, viel schlimmer ist es, wenn der Dirigent eine Zäsur macht, aber niemand klatscht oder dieses Klatschen erst mühsam (sozusagen nach Nötigung) anläuft.

    Dass diese Interpretation nicht für die Top-10 der hier eingestellten Aufnahmen reicht, nicht reichen kann, darüber sind wir uns sicher einig. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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