E lucevan le stelle

  • Wenn man Freude an Lauri-Volpi haben will, sollte man seine früheren Aufnahmen hören. Das singt er noch mit der Technik und auch mit der Stilsicherheit des Belcanto!

    Danke für Deine Einordnung von Giacomo Lauri-Volpi, lieber Caruso41!:thumbup:


    Vielleicht kannst Du ja noch eine konkrete amazon/jpc-Empfehlung für mich und andere Neugierige ergänzen.


    LG...MDM :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Gestern abend habe ich fast eine Stunde die Sternenarie mit div. Sängern gehört, die bis dato hier noch nicht erschienen waren. Immer noch fehlt Roberto Alagna, der in jungen Jahren durchaus ein toller Cavaradossi gewesen ist. Und es sind Sänger dabei gewesen, die inzwischen hier eingestellt wurden, wei Caruso, Krauß, Alvarez, Giordano, Anders, Lauri-Volpi, Araiza und auch Tino Pattiera, für den meine Schwiegermutter immer schwärmte (sie hat ihn oft in Dresden erlebt).

    Ich konnte aber gestern abend auch bemerken, daß es nicht nur ermüdend ist, 20x ein- und dieselbe Arie anzuhören. Nein, irgendwann war es genug, weshalb ich Stimmenliebhaber durchaus verstehen kann, daß er eine Pause braucht.

    Der Thread hat mich aber auch überrascht. Leopold Simoneau hätte ich mir als Mario nie vorstellen können. Bis jetzt ist er mir in Erinnerung in div. Mozartrollen, aber besonders in der "weißen Dame", auch als Nadir und Rudolf in der Boheme. Aber in Tosca? Ich glaube nicht, daß er die Victoria-Rufe gebracht hätte. Dagegen ist in diesen revolutionären Ausbrüchen Mario del Monaco für mich unerreicht. Ich war deshalb auch bei ihm überrascht, wie ungewöhnlich zurückhaltend seine Stimme in der "Sternenarie" kommt.

    Also, dieser Thread, der bei intensiver Beschäftigung zumindestens bei mir gewissen Ermüdungserscheinungen hervorgerufen hat, ist dennoch interessant, wohl auch deshalb, weil gerade diese Arie ungewöhnlich oft bei youtube dokumentiert wird.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Die Eingangsfrage lautete ja welcher Sänger von heute ein hörenswerter Cavaradossi ist. Vor ein paar Jahren war Marcelo Alvarez ein hervorragender Interpret der Rolle und ganz besonders ist mir Neil Shicoff in Erinnerung, den ich mehrfach in der Partie gehört habe. Vom Stimmtyp vielleicht gar nicht so ideal, aber was er aus der Rolle herausgeholt hat, war schon phantastisch. :jubel:


    Zuletzt und aktuell Joseph Calleja ganz ausgezeichnet - Puccini-Schmelz ohne Ende, technisch ganz großartig. In London war er damit besonders eindrucksvoll, obwohl den besten Vortrag von E lucevan le stelle habe ich bei einem Arien-Konzert in Wien von ihm gehört. Das war wirklich Gesang aus dem Lehrbuch. Da musste er die Arie wiederholen, so sehr tobte das Publikum. :)


    Den Londoner-Cavaradossi gibt es aktuell nicht auf YT, aber ich habe die früheste Live-Lucevan-Aufnahme von ihm herausgesucht. Aus einer deutschsprachigen Fernsehshow.

    Manche mögen einen dunkel-timbrierten Cavaradossi vorziehen, ich mag hier gerade die Leichtigkeit des Vortrages.

    Hier klingt seine Stimme noch ganz unverbraucht und jugendlich frisch. Auch hier schon technisch sehr gut, wenn auch noch nicht so raffiniert wie heute.

    Und die Schönheit von Calleja's Stimme ist ohnehin unbeschreiblich. :hail::hail::hail:




    Gregor

  • La Roche vermißt Roberto Alagna, also soll der auch hier erscheinen. Vor fast 20 jahren erschien eine CD mit seiner damaligen Gattin Angela Gheorghiu und Ruggero Raimondi. Das hier eingestellte Videomaterial stammt aus dem Jahr 2010 (Chorégies d'Orange)


    Es grüßt Vera

  • Vittorio Grigolo singt und spielt den Cavaradossi an der MET im Winter 2018. Wie so oft, wirkt seine Darstellung für meinen Geschmack übertrieben.


    Es grüßt Vera

  • 50Interpreten (49 Männer + 1 Frau) stellten hier bisher "E lucevan le stelle vor"

    Update Inhaltsverzeichnis E lucevan le stelle #1 - #155

    = mehrere verschiedene Aufnahmen ein und desselben Sängers unter einem #

    1.    Alagna, Roberto # 154

    2.    Alvarez, Marcelo # 140

    3.    Anders, Peter # 145

    4.    Araiza, Francisco # 142

    5.    Beczala, Piotr # 15, 75

    6.    Bergonzi, Carlo # 10, 13, 14, 68

    7.    Berrugi, Giorgio # 38, 96

    8.    Bjoerling, Jussi # 62, 63, 64, 71, 105

    9.    Botha, Johan # 130

    10. Calleja, Joseph # 23, 79, 153

    11.  Carreras, Jose # 10, 23, 32, 70

    12.  Caruso, Enrico # 143

    13.  Corelli, Franco # 31, 95

    14.  Del Monaco, Mario # 90, 124

    15.  Di Stefano, Giuseppe # 91, 125

    16.  Domingo, Placido # 60, 61, 64, 66, 103, 110,

    17. Fleta, Miguel # 59, 102

    18. Fisichella, Salvatore # 135

    19. Gigli, Benjamino # 40, 99

    20. Giordano, Massimo # 140

    21. Grigolo, Vittorio # 155

    22. Grigorian, Gegam # 117, 128

    23. Jagde, Brian # 1, 2, 5, 6, 8, 11, 32, 59, 65

    24. Kaufmann, Jonas # 4, 67, 69, 88.1 – 88.7 = sieben verschiedene Aufnahmen,

    25. Kiepura, Jan # 16, 76

    26. Kokkelkoren, Wendy # 53, 101

    27. Kraus, Alfredo #145

    28. Lanza, Mario # 48, 56, 100

    29. Lauri-Volpi, Giacomo # 147

    30. Lind, Tomas # 81, 120

    31. Malagnini, Mario # 140

    32. Massi, Riccardo # 27

    33. Melchior, Lauritz # 144

    34.  Nocker, Hans # 84, 122

    35.  Ochman, Wieslaw # 82, 121

    36.  Orofino, Ruggiero # 3, 20, 21

    37.  Pattiera, Tino # 144

    38.  Pavarotti, Luciano # 60, 64,104

    39.  Potts, Paul # 49, 55, 66

    40.  Rosvaenge, Helge # 111, 126

    41.  Schmidt, Joseph # 133.1 + 133.2, 141

    42.  Schock, Rudolf # 72, 73, 119

    43.  Simoneau, Léopold # 118, 129

    44. Tauber, Richard # 18, 19, 77, 89, 123

    45. Tagliavini, Ferruccio # 25, 30, 34, 35, 80

    46. Tagliavini, Franco # 32, 36

    47. Thill, Georges # 144

    48. Tucker, Richard # 106, 112, 127

    49. Villazon, Rolando # 39, 97

    50. Wunderlich, Fritz # 29, 72, 94



    Es grüßt Vera

  • Eigentlich wollte ich in disem Thread ja noch etwas länger pausieren, aber zu zwei Beiträgen muss ich doch etwas anmerken:


    Da Du offenbar so großen Wert darauf legst, dass das einleitende Rezitativ klangvoll ausgesungen wird,

    Lieber "Caruso41",

    dieser Halbsatz macht mich traurig, weil er mir zeigt, dass du offenbar nicht allzu viele von meinen Hörbeschreibungen gelesen hast. Nur weil ich bei der Tucker-Verfilmung geschrieben habe, dass mir das Klangvolle dort besser gefällt als das Gestammle im MET-Mitschnitt, bezeichnet das nicht mein Ideal dieses einleitenden Teiles. Dieser ist übrigens kein Rezitativ, das findet zuvor zwischen dem Schließer und Cavaradossi statt, sondern ist bereits der erste Teil der Arie. Ich habe diese erste Arienstrophe zwar "rezitativisch" genannt, also an die Art eines Rezitativs angelehnt, aber auch das stimmt nur halb, der Sänger singt und hört die Melodie, die das Publikum durch die Klarinette hört, quasi innerlich und hat dazu spontane Eingebungen, sieht Bilder vor sich, die er kaum fassen und begreifen kann. Das ist das Faszinierende und zugleich Poetische dieser ersten Arienhälfte und davon hätte ich idealerweise gerne vieles in der Stimme des Interpreten mitschwingen. Wenn du noch einmal nachliest, was ich diesbezüglich etwa zu Tauber oder Björling geschrieben habe, dann verstehst du vielleicht, was ich meine. Es sollte ein quasi innerliches, verinnerlichtes Singen möglichst im Piano (bei frei schwingender Stimme ohne hörbare Kraftanstrengung, ohne jedes Forcieren) sein, aber eben kein veristisch-expressives Wegsprechen, als wenn es sich um ein Secco-Reziativ handeln würde, denn darum handelt es sich überhaupt nicht.

    Und damit bin ich gleich beim nächsten Beitrag, zu dem ich etwas anmerken muss:

    Dazu habe ich mal eine Frage. Auch Stimmenliebhaber hat ja in seinen Analysen solche veristischen Unarten moniert. Der Begriff "Unart" sagt nun aus, dass es eine falsche Art des Singens ist und auch schon damals war. Oder hat sich nur der Gesangsstil geändert, d.h. damals hielt man dies für die richtige Art der Interpretation einer Arie von Puccini? Und gibt es Dokumente, wie Puccini selbst seine Stücke gesungen haben wollte bzw. wie sie zu seinen Lebzeiten gesungen wurden? Wenn damals diese "veristischen Unarten" üblich waren, müssten sie dann nicht im Sinne einer historisch informierten Aufführungspraxis auch heute eingesetzt werden?


    Und eine weitere Frage: "Veristische Unart" sagt ja auch aus, dass diese Art des Singens irgendetwas mit dem Verismo zu tun hat. Ist es ein Gesangsstil, der vom Verismo bewusst so verlangt wurde und damit in Opern etwa von Mascagni genau richtig wäre, nur dann eben bei Puccini nicht? (Auch wenn zumindest einige von Puccinis Werken ja auch oft im Umkreis des Verismo verortet werden.)

    Selbst wenn "Tosca" nach "Il tabarro" sicherlich die Oper ist, in der Puccini dem Verismo am nächsten kommt, gehört er ihm dennoch nicht an, Puccini und Verismo sind zwei paar Schuhe und sollten daher auch unterschiedlich gesungen werden. (So wie man Don Josés Blumenarie in Bizets "Carmen" nicht unbedingt so singen sollte wie Franco Corelli oder Mario del Monaco, auch wenn das auf ihre "veristische" Art mit Fortissimo-Spitzenton sicherlich sehr effektvoll ist.) Je mehr vordergründige äußere Effekte ein Sänger bei Puccini einbaut, desto mehr tut er ihm Unrecht, meine ich. Verismo war damals Massenware, die meisten dieser Opern sind längst vergessen - Puccinis Opern sind etwas anderes, eben auch verinnerlicht und lyrisch empfindsam, und das möchte ich gerne auch hören. Puccini hat auch Toscas letzten Satz im zweiten Akt als Gesang komponiert auf einer konkreten Tonhöhe mit konkreten Notenwerten. Wenn man diesen Satz einfach irgendwie wegspricht (dabei gerne mit völlig unterschiedlichen Tonhöhen und "Sprachmelodien"), dann hat das nichts damit zu tun, was Puccini komponiert hat und offenbar an dieser Stelle wollte. Es wäre für ihn ein Leichtes gewesen, den Text dieses Satzes einfach mit dem Vermerk "gesprochen" über das Notensystem zu schreiben, anstatt ihn ins Notensystem mit konkreten Tonhöhen und konkreten Notenwerten zu nehmen und somit als gesungen zu bezeichnen. "Veristische Unarten" sind für mich daher Entfernungen vom Notentext, in der Tonhöhe, bei den Notenwerten (etwa bei extremen Halten von Spitzentönen usw). genauso wie beim Wegsprechen von Gesungenem, dem Hinzufügen von Lachern und Schluchzern etc. Einerseits ist es sicherlich richtig, dass eine Puccini-Arie nicht nur in dem überliefert ist, was in den Noten steht, andererseits bin ich überzeugt davon, dass Puccini das letzte "la vita" am Schluss der Sternen-Arie auf der Tonhöhe haben wollte, die er komponiert hat, und nicht auf 25 verschiedenen Tonhöhen innerhalb von einer Sekunde...

    Puccini ist nicht gleichzusetzen mit Verismo, diese Feststellung ist mir sehr wichtig. Wenn man in diesem Thread einige von mir und auch anderen gerühmte Interpreten mit dieser Arie hört, mit dieser Poesie und Überrealität, dann kann man auch verstehen, warum das so ist.


    So, und nun bin ich hier erst einmal wieder ein paar Tage weg - und ob ich dann wirklich alles seit gestern neu Eingestellte nachhören werde, glaube ich eher nicht. Natürlich ist gerade diese Arie mit ihren Hunderten Interpreten ein Fass ohne Boden.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • 50Interpreten (49 Männer + 1 Frau) stellten hier bisher "E lucevan le stelle vor"

    Update Inhaltsverzeichnis E lucevan le stelle #1 - #155

    Hallo operaVera,


    Du hast übersehen, daß es auch von Richard Tauber zwei unterschiedliche Aufnahmen gibt: in Beitrag 18 von 1932, in #89 von 1923). Vielleicht ist das nachträglich noch zu ergänzen. Danke.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Du hast übersehen, daß es auch von Richard Tauber zwei unterschiedliche Aufnahmen gibt: in Beitrag 18 von 1932, in #89 von 1923

    Lieber Nemorino,


    das habe ich nicht übersehen, aber da sind zwei Aufnahmen in zwei verschieden Beiträgen eingestellt wurden ( #18 und # 89). Rot markiert habe ich ja nur die, Beiträge, wenn unter einer # Nr. mehrere Aufnahmen zu finden sind (wie z.B. Jonas Kaufmann unter #88 = 7 Aufnahmen, daher #88.1 - 88.7)


    24. Kaufmann, Jonas # 4, 67, 69, 88.1 – 88.7 = sieben verschiedene Aufnahmen,

    41.  Schmidt, Joseph # 133.1 + 133.2, 141

    44. Tauber, Richard # 18, 19, 77, 89, 123



    Es grüßt Vera

  • Lieber Stimmenliebhaber!

    … dieser Halbsatz macht mich traurig, weil er mir zeigt, dass du offenbar nicht allzu viele von meinen Hörbeschreibungen gelesen hast.

    Da tust Du mir aber unrecht! Oder besser gesagt: die Kürze meines einleitenden Halbsatzes hat Dir einen völlig falschen Eindruck vermittelt! Ich wollte einfach nur mit wenigen Worten den Bezug zu Deinen Ausführungen herstellen. Und dabei habe ich eigentlich mehrere Deiner Beschreibungen von den Interpretationen des ersten Teils der Arie im Kopf gehabt. Ich habe nämlich nicht nur alle Beschreibungen Deiner Höreindrücke gelesen (teilweise sogar zweimal), sondern versucht, sie mit meinen Vorstellungen und Hörerfahrungen abzugleichen. Da habe ich den Eindruck gewonnen. dass wir beide die ersten, 'rezitativischen' Phrasen der Arie ziemlich gleich verstehen, und auch gleiche Vorstellungen haben, wie sie gesungen werden sollten: Mit entspannter Stimme, also nicht tonlos und auch nicht mit einem beklommenen, verquetschten oder gepressten Ton. Ohne Druck und großen Kraftaufwand. Ohne histrionische Ausdrucksmittel. Flüssig und frei im Ton, durchaus lyrisch im Vortrag - auf jeden Fall romantisch, sensibel und poetisch.


    Was Du jetzt noch ausgeführt hast zu diesen Takten, trifft ganz genau auch meine Vorstellungen. Wird das nicht auch durch die Einstellung der Piccaver-Aufnahme verdeutlicht?

    Selbstverständlich stimme ich auch Deinen an Bertarido gerichtete Bemerkungen, dass Puccini nicht veristisch gesungen werden sollte, voll und ganz zu!


    Ich fände es übrigens mal interessant, auch den Blick auf die Tempowahl und die Agogik der verschiedenen Interpretationen zu richten. Diese Arie lebt ja doch von Temponuancierungen innerhalb musikalischer Phrasen. Damit werden melodische oder harmonischen Höhepunkte herausgehoben. Aber ich habe den Eindruck, als betrachteten einige Interpreten das als Freibrief für eine Auflösung der rhythmischen Faktur. Es fehlt vielfach agogische Ökonomie. Das ist wohl auch eine Frage des Stils und vor allem des Geschmacks. Wie ein Bergonzi und ein Gigli ihren Vortrag mit genauestens kalkulierten Tempoveränderungen beleben und zugleich klar gliedern, das zeugt von einer musikalischen Empfindungsreife, die mir gerade bei Puccini wichtig ist. Dafür verzeihe ich auch den einen oder anderen Ton, den man als nicht frei empfinden mag.


    So jetzt will ich aber das schöne Wetter genießen und eine Radtour machen. Da blitzen dann keine Sterne und es dampft keine Erde. Allenfalls knarren Gartentore!


    Spätsommerlich Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Lieber Stimmenliebhaber!


    Mich würde denn doch Deine Meinung zu der kurz eingebrachten Frage nach Tempo und Agogik in der Arie des Cavaradossi interessieren. Natürlich auch die Meinung anderer Melomanen, die sich hier mit Einstellungen und Eindrücken beteiligt haben. Sehe ich das falsch, wenn ich den Eindruck habe, als würde diese Frage für die meisten Hörer von "E lucevan le stelle" keine Rolle spielen? Meiner Meinung nach kommen manche Tenöre wegen ihrer ausufernden ritardandi, rubandi, affrettandi, accellerandi oder smorzandi nicht in Frage für einen Platz auf einer Bestenliste, weil sie die musikalische Faktur der Arie destruieren oder einfach kaputt machen.

    Puccini stellte sich wohl einen Puls von verlagsamten und wieder schneller werdenden Tempi vor. Das hat er in der Partitur geradezu penibel mit wechselnden Anweisungen notiert. Und wer nimmt diese Anweisungen ernst? Wer hält sich daran?


    Ich bin gespannt auf andere Meinungen!

    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber "Caruso41", ich habe ja bei einigen konkreten Beispielen geschrieben, dass ich das Halten des einen oder anderen Tones als zu lang empfand oder dass etwa ein Helge Rosvaenge nicht alle Töne mit der gleichen (auch rhythmischen) Sorgfalt behandelt. Gegen das Auskosten bestimmter besonderer Momente habe ich nichts, solange die Binnenstruktur stimmt und keine extremen Unverhältnismäßigkeiten entstehen. (Bei einigen konkreten Interpretationen war dies jedoch teilweise der Fall.)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Caruso,


    um auf Deine Frage einzugehen, ich denke, gerade bei dieser Arie werden die Interpreten aufgrund des außergewöhnlichen, tragisch aufgeladenen emotionalen Gehalts dieser Arie im ein oder anderen Fall dazu tendieren, sich von ihren Gefühlen und ihrem Ausdruckswillen mitreißen zu lassen. Dadurch wird dann auch die ein- oder andere Feinheit der Komposition geopfert, bis hin zu den hinzugefügten Schluchzern, Kicksern, oder gar ad libitum Absprechen, auf das Stimmenliebhaber ja hingewiesen hat.

    Ich denke, um wirklich eine tolle, mitreißende Interpretation zu erzielen, ist es notwendig, den goldenen Mittelweg zu finden: der schluchzende, heulende und sich im Schmerz windende und suhlende Sänger wird mit seiner rein effekthaschenden Wiedergabe genauso an die grenzen stoßen wie der akademisch-deklamierende, nüchterne, die Noten akribisch und philologisch korrekt wiedergebende Typus.

    Deswegen, diejenigen, die sich auch die Finessen der Partitur einlassen, und dann noch die notwendige Verve und innere Beteiligung miteinfließen lassen, dürften da einer geglückten Aufnahme am nächsten kommen.

  • Ich denke, um wirklich eine tolle, mitreißende Interpretation zu erzielen, ist es notwendig, den goldenen Mittelweg zu finden: der schluchzende, heulende und sich im Schmerz windende und suhlende Sänger wird mit seiner rein effekthaschenden Wiedergabe genauso an die grenzen stoßen wie der akademisch-deklamierende, nüchterne, die Noten akribisch und philologisch korrekt wiedergebende Typus.

    Deswegen, diejenigen, die sich auch die Finessen der Partitur einlassen, und dann noch die notwendige Verve und innere Beteiligung miteinfließen lassen, dürften da einer geglückten Aufnahme am nächsten kommen.

    Lieber "Don_Gaiferos", da sind wir uns einig: beide Seiten, eine möglichst perfekte Notentexterfüllung und die notwendige Beseeltheit und Emotion im Vortrag, sind für eine herausragende, quasi "ideale" Interpretation absolut unverzichtbar. :yes::hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Das ist ein wirklich schöner Thread geworden. Ich danke allen, die dazu beigetragen haben und besonders Caruso und Stimmenliebhaber, der nicht nur selbst Ausschnitte eingestellt und kommentiert, sondern auch die anderer Taminos kritisch gewürdigt hat.

    Wie reich die Bandbreite der Interpretationen ist, was man - wenn man ein wenig gewiesen wird - unterschiedlichen Sängern ablauschen kann, ist hier gut nachzulesen.


    Aus der Gesamtaufnahme, die in Beitrag 110  verlinkt ist, stelle ich nochmal die eigentliche Arie ein.


    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Aus der Gesamtaufnahme, die in Beitrag 110 verlinkt ist, stelle ich nochmal die eigentliche Arie ein.

    Danke, lieber Hans. Domingo ist selbstverständlich ein ausgezeichneter Sänger dieser Arie. Besonders die baritonal gefärbte, voll tönende Mittellage klingt hervorragend. Provoziert jedoch sicherlich das ohne weitere Begründung etwas oberflächlich gefällte Urteil: "Ach Placido, wärst Du doch im tenoralen Fach geblieben."

    Im übrigen teile ich voll Deine Meinung: Dieser Thread repräsentiet das Niveau, das im Tamino Forum steckt, eindrucksvoll.

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Provoziert jedoch sicherlich das ohne weitere Begründung etwas oberflächlich gefällte Urteil: "Ach Placido, wärst Du doch im tenoralen Fach geblieben."

    Eigentlich tut es das nicht, denn jeder Stimme verändert sich mit den Jahren, gar Jahrzehnten. Als Ramon Vinay seinerzeit wieder auf Bariton (oder gar Bos-) Partien wechselte, sagte ja auch niemand: wärest du doch beim Otello geblieben. Es wäre schlicht nicht gegangen. Der Mensch, jeder Mensch, nicht nur jeder Sänger, kann eben nicht immer beim Gleichen bleiben, sonst würden wir vielleicht alle bei Windeln und Babybrei bleiben, weil es so lecker und so schön bequem war. Alles verändert sich immer im Leben. Nur der, der sich mitverändert, hat eine Chance. Und ich habe in den letzten Jahren doch einige beglückende Abende (zugegeben: auch andere!) von Domingo im Bariton-Fach erlebt, für die ich sehr dankbar bin und die ich nicht missen möchte. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Beim Stöbern im Internet stieß ich auf diese Aufzeichnung:


    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Roberto Alagna 2013 an der Met:



    Seit er in Berlin sang, bin ich ihm bei Youtube ein wenig auf der Spur.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

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  • Lieber Hans Heukenkamp,


    ich bin geneigt, "Stimmenliebhabers" damaliger Einschätzung aus Beitrag #110 zuzustimmen, dass, obwohl ich bekanntlich großer MDM-Fan bin, Domingo es in dieser speziellen Version oben in #166 insgesamt am besten von allen hier vorgestellten Meistern gemacht hat und der "Perfektion" bei dieser Arie am nächsten kommt. Die Tempi und Lautstärken stimmen, das richtige Maß an Emotion bzw. Leidenschaft an den entsprechenden Stellen ist zu hören, keine Vokalverfärbungen, Diminuendi sind OK, keine überlang gehaltenen Töne, saubere Artikulation bzw. Wortdeutlichkeit, "angenehmes" Timbre und man nimmt ihm den Mario in dieser Situation 100%ig ab, er übertreibt eigentlich nirgends. Es geht meiner Meinung nach einfach nicht besser. :thumbup:


    Beste Grüße,


    MDM :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Lieber MDM, gestern Abend war ich in der Berliner Tosca, wo Brian Jagde einen guten Cavaradossi gab. Das hatte mich dazu angeregt, diesen alten Thread mal wieder herauszusuchen. E grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • E lucevan le stelle - Jonathan Tetelman - YouTube


    Da der Eintrag #117 gelöscht wurde, stelle ich Tetelman hier nochmals ein.

    Ich kannte den Namen bisher nicht, habe aber gestern abend auf 3-Sat die Garanca-Gala gesehen und ihn erstmals gesehen und gehört. Für mich ein Erlebnis. Der erst 34 Jahre alte Tenor hat nicht nur eine Stimme, die an den jungen Domingo erinnert, sondern auch eine prachtvolle Ausstrahlung. Tolles TV-Erlebnis. Jedenfalls teilweise. Die Rumba und Samba-Beiträge sind nicht so meine Musik gewesen.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Die für mich beste Interpretation ist F.Corelli live in Parma, auch wenn die Tonqualität nicht die beste ist ! Und ja, ich liebe es, wenn die hohen Töne länger gehalten werden als es in der Patitur steht, siehe seine Vittoriarufe in der gleichen Aufnahme. Die beste Studiointerpretation ist für mich G. di Stefano mit der Callas. Mein bester live Caravadossi war Fisichella irgendwann in Palermo Anfang 2000.

    Wenn die Fee käme und ich mir noch mal eine Tosca mit meinem Wunschtenor anhören und ansehen könnte, wäre es C. Bergonzi. Um zur zweiten Ursprungsfrage zurückzukehren ! Ja, ich denke Italiener sind die besten Interpreten.

    Gruß

  • Hallo Suelzenfuss,


    Zitat von Suelzenfuss

    Die für mich beste Interpretation ist F.Corelli live in Parma, auch wenn die Tonqualität nicht die beste ist !

    ...du meinst diese 419u+oEqzsL._AC_UY312_FMwebp_QL65_.jpg ich habe diese Ausgabe 51bA6VlSkqL._AC_UY327_FMwebp_QL65_.jpg


    Und aus der Tube



    wenn schon Corelli, dann diese 41v7Saz-pQL._AC_UY304_FMwebp_QL65_.jpg oder diese 51c4EMWFkQL._AC_UY327_FMwebp_QL65_.jpg finde aber auch diese mit Crespin (übrigens eine tolle Tosca ) 51lEjbo8OxL._AC_UY327_FMwebp_QL65_.jpg


    Hier auf diesen beiden CDs sind die wichtigsten Teile aus der Tosca vorhanden.....


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    ..inklusive der Vittoriarufe! ;)

    Zitat von Suelzenfuss

    Ja, ich denke Italiener sind die besten Interpreten.

    Warum?


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Hallo Fiesco !


    Ja, die 67 aus Parma meine ich !


    Diese jpg Zahlen kann ich leider nicht auflösen.


    Warum ? Weil meine 3 genannten Lieblingstenöre in dieser Rolle alle Italiener sind !


    Gruß

    Dirk

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