Was ist mit "Bruch-Theorie" gemeint?
Viel besser, als ich da je erklären könnte, kann man das ganz gewiss in den Schriften von Felsensteins damaligem Dramaturgen Götz Friedrich nachlesen.
So, wie ich Joachim Herz, der mir das vor vielen Jahren erzählte, verstanden habe, geht es darum, ob man der "Zauberflöte" und ihrer Handlung einen unlogischen Bruch unterstellt oder eben nicht. Warum ist die Königin zuerst die Gute und später die Böse, Sarastro zuerst der Böse und später der Gute usw. - und ist das überhaupt so? Felsensteins erste Konzeption hatte die Bruch-Theorie (also die Annahme, dass es im Werk einen solchen Bruch gibt) zur Grundlage, er konnte das aber nicht durchhalten, brach den Versuch ab und inszenierte das Werk etwa ein halbes Jahr später mit einer völlig neuen Konzeption, die nicht mehr von einem Bruch im Stück ausging, von vorne.