Curt Riess: Knaurs Weltgeschichte der Schallplatte

  • Neulich erwähnte ich in einem anderen Thread ein über 50 Jahre altes Buch, nämlich

    "Curt Riess: Knaurs Geschichte der Schallplatte"

    welches 1966 bei Droemer/Knaur erschien.

    Persönlich lernte ich das Buch durch eine Buchgemeinschaftausgabe kennen, nämlich durch Donauland, wo ich meine Lehrzeit absolvierte.


    Es wurde mir bewusst, daß ich zahlreiche Kenntniss über die Geschichte der Schallplatte aus diesem Buch bezog, das von historischen Begebenheit und Anekdoten (besser: wahren Alltgsgeschichten aus der szene) nur so strotzt.

    Das meiste war mir noch gegenwärtig, allerdings teilweise durch den Nebel der Zeit in verfälschter Form.

    Und so habe ich den Anstoß an die Erinnerung an das Buch genutz und das Buch antiquarisch erworben (übrigens auch eine Buchgemeinschaftausgabe -(Buchklub Ex Libris Zürich 1-10 Tausend)

    Ich werde als in Zukunft öfter Quellen angeben können, wenn ich Geschichten aus der Vergangenheit der Schallplatte erzähle.

    Das Buch ist eine gebunde Version - Gott sei Dank - und in einem sehr guten Zustand

    Der Autor setzt an den Beginn des Buches die Widmung: Für den Musiker Rolf Liebermann


    Dann erfolgt auf knapp 450 Seiten in sechs Teilen, die ihrerseits in Kapitel unterteilt sind, die Geschichte der Schallplatte - bis eben 1966 - und endet mit der (eigentlich richtigen) Prognose: Die Schallplatte wird bleiben. Es werden also die ersten 88 Jahre der Schallplatte beschrieben - mit allen technischen Neuerungen, wirtschaftlichen Problemen und Intrigen zwischen Künstlern ertc.

    Riess betrachtet übrigens auch den Edison Phonographen als zur Geschichte der Schallplatte gehörig - eine Betrachtung, worin ich ihm gerne folge, weil ich auch die CD als legitime Fortsetzung sehe.

    Interessant ist, daß jetzt immehin 55 Jahre bis zum heutigen Tag fehlen und daß man dem Buch sein Alter anmerkt (was es IMO besonders interessant macht) Riess verwendet bei seinen Berichten über den JAZZ völlig unbefangen das wirklich werfreie Wort "Neger" - und er müsste eigentlich jeglichen Rassismus vermeiden da er selbst - überzeugter - Jude ist und sich das in etlichen seiner Publikationen auch gezielt niederschlägt (sonst würde ich es nicht explizit erwähnen)

    Der Autor hat mehrere Bücher (nicht nur Sachbücher) verfasst und ist es wert nicht vergessen zu werden

    Dss hier vorgestellte Buch ist - soweit mir bekannt - in seiner Art einzigartig und somit unverzichtbar. Schade, dass es nicht einen zweiten Teil gibt - aber heut herrscht ja an nichts wirkliches Interesse, außer am Anfertigen von "Selfies...";)

    Mein Exemplar mit der Bezeichnung des Zustands "sehr gut" hat dieser voll eensprochen. Das Buch ist makellos, die Schützhülle so, wie wenn man ein Buch einmal durchgelesen hat, das Papier . entsprechend dem Alter geringfügig vergilbt. Ein Buch das so ist - als hätte ich es meinereigenen Bibliuthe entnommen - in der es nun seinen Platz bekommt.

    Der Preis war mit 25 Euro inkl Versand, zwar teurer als seinerzeit neu (Mamm muß die Inflation mitberechnen) aber durchaus fair und dem zu erwartenden Nutzen angemessem

    Ach ja - und der Inhalt ist - für den Plattensammler - interessant.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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    Auch ich bin Alfreds Tipp gefolgt und habe mir das Buch bestellt. Heute traf es ein. Ein erstes Blättern erwies sich als vielversprechend. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • ich kenne den Autor hiervon .....


    ....fand ich sehr unterhaltsam!

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    ....Gustaf Gründgens – Eine Biographie. Unter Verwendung bisher unveröffentl. Dokumente aus dem Nachlass. Hoffmann & Campe, Hamburg 1965


    ....mit sehr interessanten Aspekten! Obwohl ich kein Furtwängeler Anhänger bin und auch nicht werde! 8)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Ja - das Buch ist wirkloch eine Goldgrube

    Und es wird - meiner Einschätzung nach - Tamino viel nützen.

    450 Seiten für die gesamte Weltgeschichte der Schallplatte ? (bis 1966)

    Für mich ein Nutzen? - obwohl vieles das ich weiss - ohnehin aus diesem Buch stammt ?

    Die Frage ist schon nach 18 Seiten Lektüre (ich werde das Buch komplett lesen) mit einem eindeutigen JA zu beantworten.

    Denn einerseits wird vieles das man leicht verfälscht in Erinnerung behalten hat wieder aufgefrischt, andrerseits hat man als 17 jährigerr - wenngleich wissbegierig und immer der Vergangenheit verbunden -vielleicht doch ein wenig flüchtiger "hiningelesen - und manch Namen sagten mir damals einfach noch nichts. Andere wiederum blieben mit eben durch dieses Buch in Erinnerung.

    Es gab aber auch Radiosendungen über historische Aufnahmen, da war mal eine Sendung über Patti und Melba, eine über ein Sammlung alter Wachszylinder um 1890 und Schallplatten bis 1905.. etc - alles nicht als Quellenangabe geeignet, da die Bänder vermutlich längst gelöscht wurden:

    Ich erinnere mich an eine Ansage des Sprechers (heute würde man "Moderator" sagen) der da sagte; "Horchen wir zurück ins Jahr 1905, als Alexander Girardi das Mutterllied aus Edmuns Eyslers Schützenliesel sang." und dann folgt die völlig verrauschte Aufnahme die damals 60 jahre alt war un mir vorkam wie aus der Steinzeit. Und nun ist das 55 Jahre her...

    Zurück zum Buch. Im Gegensatz zu mir vermag der Autor viel Information auf wenigen Seiten unterzubringen- Erlebte von 1902 - 1993, war als zur Zeit des Erscheinens des Buches bereits 64 Jahre alt und hatte viel Erfahrung.

    Er beschrieb das Einmauern der Urnen mit Schallplatten in Wände der Parisr Oper. Es war also nicht 1900 , wi ich in Erinnerung hatte und nicht der Invalidendom - sondern eben - die Pariser Oper sondern erstmal 1907 (2 mal 12 Schallplatten9 und 1912 folgten twei witere Urnen. Es war geplanr die Urnen 100 Jahre später auszugraben. Wie ich - zu meiner Überraschung von unserem Mitglie "Madame Cortese" erst vor wenigen Tagen erfahren konnte ist das auch tatsächlich passiert und eine CD Box wurde davon gemach (sie solle nioch diese Woche bei mir einlangen)

    Interessant ist, daß Curt Riess nicht nur über die Schallpallte breichtetem sondern daß er zahlreiche Persönlichkeiten der Szene auf verschiedenen Ebenen auch persönlich kannte.

    Er hat als junger Reporter den alten Edison interviewt, was sehr schwierig war. den Edisom war damals in der Mitte der 20er Jahre bereits fast völlig taub. Als er Edison als Erfinder der Schallplatte titulierte, wies dieser darauf hin, daß dies die Erfindung eines in Amerika lebenden Deutschen sei. die zwar auf seiner eigenen Erfindung -dem Phonographen - aufbaute, aber doch etwas anderes sei. Er schickte Riess also zu Emile Berliner.

    Dieser empfing den jungen Reporter zwar ebenfalls, erklärte aber, daß er an der Schallplatte kein Interesse mehr habe, das sei ein abgeschlossenes Thema wäre, zur Schallplatte sei alles gesagt (Das war um ca 1925 !!)

    Ries lernte auch den berühmten Produzenten Fred Gaisberg (1873-1951) kennen, der die ersten Caruso und Patti Platten gemacht hatte , der keine Mühen und Tricks scheute um Sänger dazu zu überreden Aufnnahmen zu machen - was damals schwierig war.

    ER kannte auch Roland Teuchtler, den Gründer Des ältesten Wien Schallplattenantiquariats (gegründet 1948) das sich inzwischen allerdings schon seit Ewigkeiten an einem anderen Standort befindet.


    Das ist natürlich eine gute Basis um nachfolgende Generationen in die Geschichte der Schasllplatte eintauchen zu lassen - so daran überhaupt interesse besteht.....


    mfg aus Wien

    Alfred


    PS: Wie ich mit Freude sehe hat sich fiesco uns in diesem Thread angeschlossen WÄHREND ich diesen Beitrag verfasste---

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das Buch ist in der Tat ein Hammer !!

    Es ist selbst schon historisch - einerseits durch den heut bereist altertümlichen - aber charmanten -Erzählstil. der aus dem Sachbuch teilweise eine Anekdotensammlng macht und das eigentlich trockene Thema spannend - und teilweise auch homorvoll macht.

    Hier wird beispielsweise erklärt, warum die Feutsch Gramophon nach dem ersten Weltkrieg das Wahrzeichen "Nipper" (Die Stimme seines Herrn) nicht mehr verwenden durfte.Die Deutsche Grammaphon war bis zum ersten Weltkrieg eine Filiale der englischen "Grammophone" Company, wurde aber während des Krieges als Kriegsgut von den Deutschen beschlagnahmt. War also jetzt deutsch. Nach dem verlorenen Krieg forderte die "Grammophon Company" die Entfernung Nippers vom Deutschen Label.

    Curt Riess formuliert das in seinem Buch so: "Schliesslich war er ein eglischer, ein feindlicher, wenn man so will, ein "Siegerhund"


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Als ich neulich das Schallplattenantiquariat Teuchtler (LP-CD -Klassik-Jazz) besuchte und dort

    CDs - in erstklassigem Zustand - zu angemessenen Preisen - erwerben konnte das kam mir die Idee. dass die vielleicht ein idealer Erbe sein könne - denn von dort gelangen die CDs wieder in die Hände von Liebhabern und Kennern.

    Lieber Alfred, Dir wie nicht entgangen sein, dass dieses Geschäft und sein Begründer Roland Teuchtler auch in der "Weltgeschichte der Schallplatte" auf Seite 19 Erwähnung finden. Ich kenne diese Adresse auch. Ist denn der Standort immer derselbe geblieben?


    Inzwischen komme ich in dem Buch auch voran und teile Deine überaus positive Eindrücke. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Alfred, Dir wie nicht entgangen sein, dass dieses Geschäft und sein Begründer Roland Teuchtler auch in der "Weltgeschichte der Schallplatte" auf Seite 19 Erwähnung finden. Ich kenne diese Adresse auch. Ist denn der Standort immer derselbe geblieben?

    Nein - Der Standort ist nicht mehr derselbe. Aber es ist schon weit über ein Jahrzehnt her, daß man in Windmühlgasse 10 übersiedelt ist. Keine Geschäftstraße im eigentlichen Sinn, aber dennoch relativ günstig gelegen. Ein Familienbetrieb.

    Sehr sympathisch.


    mfg aus Wien

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe mich heute aufgerafft und - widerwillig - bei der "Zeit" registriert damit ich dieseRezenszion über das Buchlesen konnte.


    Der Bericht stammt aus dem Jahre 1966 vom Musikkritiker Heinz Josf Herbort, einer prägenden Gestalt der "Zeit" Musikredaktiion über 33 Jahre lang

    Er war, als er den Bericht schrieb 33 Jahre alt und ist 40 Jahre später gestorbern.


    Ich steh nun vor der "Aufgabe" ein 53 Jahre altes Buch und eine Rezension aus ebendem gleichen Jahre neu zu bewerten, weas in gewisser hinsich unfair - aber vielleicht doch ganz interessant ist.


    Ich bringe EIN Zitat aus der Rezension, der Titel mag als ebensolches gelten


    Zitat

    "Weltgeschichte der Schallplatte"

    Diesen stolzen Titel trägt ein Buch, "dessen Fülle elegant in eine Form gebracht wurde, die im Ton geistreicher Konversation Tatsachen eindrucksvoll vermittelt" (so sagt es der Klappentext, und er sagt die Wahrheit).

    Dem wäre eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Besser ist die harmlose Geschwätzigkeit oder geschwätzige Harmlosigkeit dieser Geschichtchen zur Geschichte der Schallplatte nicht zu umreißen.

    Da mag ein Körnchen Wahrheit drin stecken

    Prinzipiell sagen der Klappentext (im Fachjargon "Waschzettel" und der Rezensent das selber - allerdings von einem anderen Standpunkt aus beleuchtet-

    "hamlose Geschwätzigkeit" - das ist schon ein starkes Stück Tobak.

    Das Buch besteht aus einem sehr dünnen Rahmen, wo Ereignisse der Weltgeschichte gestreift oder erwähnt werden, ebenso wir Auftritt uns Abgang der "Grßen " dieser Welt aus Politik, Literatur und Kunst.

    Große Dirigenten, Interpreten und Sänger(innen) werden gesondert behandetl und teilweise werden Episoden aus deren Leben erzählt

    Aber auch die Pioniere der Schallplatte werden erwähnt - und sogar der Phonograph, der ja in Wahrheit gar keine Schallplatte ist.

    Die Pioniere waren zu Beginn ja Erfinder und Techniker, später dann Kauflleute. Die Plattenkonzeren wurden durch die Kriege ziemlich gebeutelt, standen oft vor dem Riun, wurden aber immer wieder aufgefangen.

    Das Buch ist nicht streng chronologisch, da ja DREI Bereiche miteinander synchroniert werden mussten


    TECHNIK und VERMARKTUNG

    KÜNSTLER

    WELTGESCHICHTE


    Es wurde versucht den Inhalt möglicht unterhaltsam zu bringen und die Information dennoch sachlich zu gestalten.


    In einem Punkt ist das indes nicht gelungen und das wird bei WIKIPEDIA auch erwähntt- RIESS, selbst Jude , benutzt seine Bücher (Er schrieb auch Biograpien und Romane) stets auch als Abrechnung mit dem Nationalsozialismus und setzt gehässige Spitzen. Ich kann damit leben, auch Autoren haben ein Seelenleben.


    Der Autor bringt auch andere persönliche Erlebnisse mit ein, so zum Beispiel seine ersten "Erlebnisse" mit der Schallplatte, aber - viel interessanter die Begenung in seiner Eigenschaft als Redakteur bzw Interviewer - mit dem alten Edison und auch mit Emile Berliner.


    Das Buch ist nun 53 Jahre alt und war lange Zeit konkurrenzlos am Markt. Was man in Deteils bemängelnt könnte - so man wollte - ist geradezu lächerlich im Vergleich zu dem Nutzen, den dieses Buch seinen Leseern bietet.

    Es ist schade, daß es nicht mehr erhältlivch ist, andrerseits wurde ihm auf diese Art eine "Modernisierung" erspart. Es ist ein Spiegel der Zeit in der es geschrieben wurde - und das ist gut so


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !