Beniamino Gigli und seine Filme

  • Liebe Opernfreunde,


    man muss sich bei der Beurteilung der 'Sängerfilme' jener Jahre bewusst sein, dass sie in einer Zeit lange vor dem Beginn des 'Pantoffelkinos' (Fernsehen) entstanden und für sehr viele Opernfreunde oft die einzige Möglichkeit boten, ihre Lieblinge auch zu sehen und nicht nur zu hören. Dass man statt eines abgefilmten Opernabends oder Konzerts die Künstler im Rahmen eines Spielfilms präsentierte, entsprach dem damaligen Geschmack des Kinopublikums, das auch zusätzlich durch eine mehr oder weniger plausible Handlung unterhalten werden wollte. Allen diesen 'alten' Musikfilmen ist eine zeitgebundene Ästhetik zu eigen und mit diesem Wissen sollte man sie auch betrachten und beurteilen. (Wobei aus dramaturgischer Sicht diese Filme auch nicht schlechter sind als z. B. die „Herzkino“-Filme des ZDF am Sonntagabend; die Dialoge sind oft überraschend modern und eloquent, lediglich die Optik ist eine andere.)


    Beniamino Gigli schrieb in seiner Autobiographie („Und es blitzten die Sterne“ - in der BRD 1957 veröffentlicht) mit feinem Humor folgendes: „Im Mai 1935 ging ich nach Berlin, um zum ersten Mal zu filmen. Natürlich war die etwas kitschige Handlung nur ein Vorwand, der mir möglichst viel Gelegenheit zum Singen bieten sollte. Da die Filmkritiker jeden meiner weiteren Filme mit einem Entsetzensschrei begrüßten, musste ich wohl daraus schließen, dass sie vom künstlerischen Gesichtspunkt aus betrachtet schlecht waren. Die Filme brachten mir aber nicht nur viel Geld ein, sie eroberten mir auch ein Publikum, das ich sonst nie erreicht hätte. In der ganzen Welt wurden sie in Städten und Dörfern gezeigt, die zu klein oder zu abgelegen waren, als dass ich sie bei einer Konzertreise hätte aufsuchen können und sogar in großen Städten brachten sie meinen Gesang solchen Leuten nahe, die aus diesem oder jenem Grund – aus Mangel an Geld, an Bildung oder an Interesse für Musik – nie einen Konzertsaal oder ein Operntheater von innen gesehen hatten.“ (Ähnlich argumentierten ja auch „Die drei Tenöre“ sechzig Jahre später – und auch sie hatten weltweiten Erfolg.)


    Beniamino Gigli – der (analog der politischen Allianz dieser Jahre) die in deutsch-italienischer Produktion entstandenen Filme zweisprachig drehte, während die Stimmen der deutschen Schauspieler für Italien synchronisiert wurden - wirkte in 16 Spielfilmen mit, die ich in den folgenden Wochen ausführlich vorstellen werde. (Die mit * gekennzeichneten Filme habe ich auf Video.)


    Erster Film:


    „Vergiss mein nicht“* ('Non ti scordar di me') (Deutschland / Italien 1935 – Tobis Filmkunst GmbH / Itala-Film S. A.)


    mit Magda Schneider, Hedda Björnson, Siegfried Schürenberg, Kurt Vespermann, Eric Ode, F. W. Schröder-Schrom, Peter Bosse u. a. / Regie: Augusto Genina. Liselotte Heßfeld (Schneider), die junge, unerfahrene Sekretärin des Geheimrats von Berneck, verliebt sich auf einer Atlantiküberquerung Hals über Kopf in den Ersten Offizier des Schiffes, Hellmut von Ahrens (Schürenberg). An Bord befindet sich auch Irene Hart (Björnson), die einmal mit Ahrens liiert war und eifersüchtig Liselottes junges Glück zerstört. In New York lernt Liselotte den verwitweten Sänger Enzo Curti und dessen kleinen Sohn (Bosse) kennen; kurze Zeit später wird sie Enzos Lebensgefährtin und dem Kind eine zweite Mutter. Ein Wiedersehen mit Ahrens stürzt sie in seelische Verwirrung, als er sie bittet, ihren Mann zu verlassen und mit ihm, der inzwischen den Dienst quittiert hat, in die Welt zu ziehen. Schließlich siegt die Vernunft und sie bleibt bei dem Mann, der ihr Zuflucht und Sicherheit gegeben hat, und bei dem Kind, das sie wie ihr eigenes liebt. (Die Außenaufnahmen wurden in Hamburg auf dem Überseedampfer „Bremen“ gedreht.)


    Beniamino Gigli ist zu sehen und zu hören mit einem längeren Potpourri aus Opernarien („Rigoletto“, „L'elisir d'amore“, „La Favorita“, „Martha“, „Tannhäuser“ und „Il trovatore“) sowie dem 'Wiegenlied' von Franz Schubert („Mille cherubini in coro“), den Liedern „Non ti scordar di me“ und „Addio, bel sogno“ (beide von Ernesto De Curtis) und der von Alois Melichar für diesen Film komponierten „Serenata veneziana“. (Alois Melichar ist auch als Dirigent der „Euryanthe“-Ouvertüre mit der Staatskapelle Berlin zu sehen.) Die Konzertaufnahmen entstanden in der im Krieg zerstörten Berliner Philharmonie mit der Staatskapelle Berlin.


    Dank des glaubhaften Drehbuchs von Ernst Marischka wurde Giglis erster Spielfilm ein durchschlagender Erfolg. Das komödiantische Talent des Tenors, sein 'Teddybär-Charme' und sein etwas hilfloses Deutsch nahmen das Filmpublikum auf Anhieb für ihn ein. Aber auch Magda Schneider und Peter Bosse, der damit zum Kinderstar des deutschen Films wurde, haben zum Gelingen des Films beigetragen. (1936 gab es in Großbritannien ein Remake des Films mit Beniamino Gigli, Joan Gardner und Ivan Brandt in der Regie von Zoltan Korda mit dem Titel „Forget Me Not“.) Und 1958 wurde der Stoff – als deutsch-italienische Coproduktion – von Arthur Maria Rabenalt und Giulio Del Torre noch einmal verfilmt: „Vergiss mein nicht“* ('Vento di primavera') mit Sabine Bethmann, Erich Winn und (in der Rolle, die Beniamino Gigli 1935 und 1936 gespielt hat) Ferruccio Tagliavini. Dessen Musikbeiträge – in deutsch: „Vergiss mein nicht“ (Ernesto De Curtis), „Tausend Englein im Chor“ (Franz Schubert), „Deine Liebe ist mein ganzes Leben“ (Willy Mattes) und in italienisch: „Vento di primavera“ (Cesare Andrea Bixio), „Maria Mari“ (Eduardo Di Capua), „Torna a Surriento“ (Ernesto De Curtis“), „O paese d'o sole“ (Libero Bovio) und „Volare“ (Domenico Modugno) - erschienen auf zwei EPs bei 'Ariola'. Die Opernarien aus „La sonnambula“, „L'elisir d'amore“ und „L'Africaine“), die Tagliavini im Film singt, wurden nicht auf Platten gepresst. (In allen Aufnahmen begleitete ihn das Orchester der Wiener Volksoper unter Nino Verchi.)


    Viele Grüße!


    Carlo

  • Lieber Carlo,


    da hast Du ein wunderschönes Thema eröffnet! Ich bin aufgewachsen (Jahrgang 1942) als sog. Nachkriegsgeneration und habe mich ab Mitte der 50-er für Oper interessiert. Wenn ich mit meinen Eltern darüber geredete habe und sie fragte, wer die besten Sänger seien, haben sie mir immer die Namen Benjamino Gigli und Maria Cabotari genannt. Beide haben sie nie live erlebt, entsprechend dem damigen Angebot am Theater waren sie ausgesprochene Operetten- und Revuefans (damals brachte wohl jedes Theater einmal im Jahr eine "Revue" auf die Bretter). Aber damals war das Kino präsent, so präsent wie das heute nicht mehr geht, im Zeitalter der DVD, der Streamingdienste und auch des TV ist das Kino für mich ein Nischenprodukt geworden.

    Deine Beiträge werde ich mit großem Interesse lesen. Schon Dein erster Film weckt Erinnerungen in mir, den habe ich im Kino gesehen, sicher mehr als einmal, alles in den 50-ern. Leider ist er auf youtube nicht eingestellt, und leider bietet auch der Urwaldfluß den (und sicher auch andere Gigli-Filme) nicht an. Im TV habe ich auch keine Hoffnung, den Film zu sehen und damit aufzunehmen. Leider.

    Ich freue mich auf Deine nächsten Gigli-Filme.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber Carlo,


    ich bin sehr wohl auch Film-Liebhaber. Daher weiß ich deine kenntnisreiche Analyse der Gigli-Filme im Allgemeinen und seines Debüt-Films im Speziellen sehr zu schätzen. Bitte mach weiter! Das ist ja alles druckreif!


    Interessant wäre auch eine Analyse der sieben Mario-Lanza-Filme.


    Liebe Grüße,

    Greg

  • Hallo,


    hier folgt Beniamino Giglis zweiter Spielfilm:


    „Du bist mein Glück“* ('Sinfonie di cuori') (Deutschland / Italien 1936 – Bavaria-Film AG / ENIC Ente nazionale industrie cinematografiche)


    mit Isa Miranda, Annie Markart, Elise Aulinger, Liesl Karlstadt, Josef Sieber, Gustav Waldau, Joe Stöckel, Eric Helgar, Hubert von Meyerinck, Ernst Fritz Fürbringer u. a. / Regie: Karl Heinz Martin. Dieser komplett in München gedrehte Film – mit Innenaufnahmen vom unzerstörten Cuvilliés- und Nationaltheater! - handelt von der Suche des Tenors Mario Monti (Gigli), einem ehemaligen Maurer, nach der Tochter seiner Frau Bianca (Miranda), die erfahren hat, dass ihr Kind angeblich gestorben ist. Sie war Jahre zuvor mit Montis Gesangslehrer Carlo Scarpa (Sieber) verheiratet, der sie verstieß, nachdem er die tiefe Zuneigung seiner Frau zu seinem Schüler Monti entdeckt hatte. Er gab die gemeinsame Tochter zur Adoption frei und ging nach Amerika, wo er als Varieté-Clown auftrat. Eines Tages findet Bianca ihren Ex-Mann, der sich nun Franz Miller nennt und am Münchner Nationaltheater als Inspizient arbeitet. Er erklärt ihr, dass ihre Tochter lebt, verrät aber nicht deren Aufenthalt. Bei einem späteren Gastspiel in München macht Mario Monti die Bekanntschaft der jungen Tänzerin Mary Hofer (Miranda in einer Doppelrolle), die im Ballettensemble der Bayerischen Staatsoper tanzt; er ist über die Ähnlichkeit der jungen Frau mit Bianca, die in Italien geblieben ist, erstaunt...


    Beniamino Gigli singt aus den Opern „Aida“ (mit Hildegarde Ranczak und Maria Cornelius) und „Manon Lescaut“ (mit Ludwig Weber) mit dem Chor und dem Orchester der 'Bayerischen Staatstheater' unter Giuseppe Becce. (Die genannten Sänger werden allerdings von Komparsen dargestellt.) Ferner werden die Lieder „Santa Lucia“ (von Teodoro Cottrau) und „Tu sei la vita mia“ (von Giuseppe Becce) und die 'Sternenarie' aus „Tosca“ von Gigli – mit Klavierbegleitung – gesungen.


    LG


    Carlo

  • Die Gigli -Filme waren sehenswert und daher populär. Darüber darf keinesfalls vergessen werden, dass er eine der prachtvollsten Tenorstimmen aller Zeiten mit einer nahezu unvergleichlichen Mezza-voce- Kultur hatte. Er hatte auch als einer der Ersten den Mut Cross Over zu wirken, was ihm herbe Kritik der Gesangspuristen eintrug.

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Die zwei nächsten Filme Beniamino Giglis waren:


    „Ave Maria“* (Deutschland / Italien 1936 – Itala Film GmbH / Itala Film S. A.)


    mit Käthe von Nagy, Harald Paulsen, Paul Henckels, Herbert Hübner, Eugen von Bongardt u. a. / Regie: Johannes Riemann. Die Braut des gefeierten Tenors Tino Dossi ist vor fünf Jahren gestorben; seither singt er an jedem Todestag in einer Pariser Kirche das „Ave Maria“ zu ihrem Andenken. Durch eine Indiskretion seines Managers Amadeus Winkler (Henckels) erfahren die Cabaret-Sängerin Claudette (von Nagy) und ihr Freund Michel (Paulsen) vom Schicksal des wohlhabenden Sängers und sie beschließen, ihn 'auszunehmen'. Mit einem dreisten Trick sucht Claudette die Bekanntschaft Tinos; er verliebt sich in sie und nimmt sie mit nach Neapel, wo Michel in erpresserischer Weise Tino über die wahre Identität Claudettes aufklärt. Aber inzwischen empfindet sie für den Sänger echte Gefühle und bereut in einem Brief an ihn ihren Betrug; sie flieht aus Neapel und hat einen schweren Autounfall. Tino fährt ins Krankenhaus und singt in der dortigen Kapelle als Zeichen seiner Vergebung für sie eine Variation des „Ave Maria“.


    Berühmt geworden sind die beiden kurzen Film-Ausschnitte ('Un dì felice, eterea' und 'Invitato a qui seguirmi') aus „La Traviata“ mit Erna Berger. Beniamino Gigli singt u. a. noch Rodolfos Arie aus „La Bohème“, von Ernesto De Curtis das extra für diesen Film komponierte Lied „Soltanto tu, Maria“ und natürlich Bach/Gounods titelgebendes „Ave Maria“ mit den Berliner Domsingknaben und der Staatskapelle Berlin unter Alois Melichar. Ein besonderes 'Schmankerl' ist seine italienisch gesungene Interpretation eines bekannten deutschen Kinderliedes: „Nel bosco c'è un ometto“! Errät jemand, was das ist?



    "Die Stimme des Herzens“* (ursprgl. 'Der Sänger Ihrer Hoheit') ('La canzone del cuore') (Deutschland / Italien 1937 – Bavaria- Film AG / ENIC Ente nazionale industrie cinematografiche)


    mit Geraldine Katt, Gina Falckenberg, Ferdinand Marian, Gustav Waldau, Fritz Odemar, Josef Eichheim, Hubert von Meyerinck u. a. / Regie: Karl Heinz Martin. In einem Hotel an der französischen Riviera lebt die junge Prinzessin Hélène (Katt), eine ausgebildete Pianistin, in einem 'goldenen Käfig'. Sie besucht zusammen mit ihrem Erzieher (Waldau) heimlich ein Konzert des Tenors Gino Mari (Gigli) und darf ihn aushilfsweise am Klavier begleiten. Hélène ist dem ihr kaum bekannten Prinzen Konstantin (Marian) versprochen. Dieser kommt, um ihr seine Aufwartung zu machen, muss aber wegen einer Äußerung der Journalistin Mary Smith (Falckenberg) annehmen, Hélène sei die Geliebte Ginos, und er stellt den Sänger, der zu einem Gastspiel nach Wien muss, zur Rede. Kaum hat der Tenor den Sachverhalt aufgeklärt, flüchtet Hélène auch nach Wien, um dort als Pianistin arbeiten und so der Heirat entkommen zu können. Doch Konstantin ist ihr nachgereist, beide versöhnen sich durch Ginos Vermittlung und siehe da - auch der Prinz kann Klavier spielen!


    Dies ist dank Geraldine Katt und Ferdinand Marian einer der besseren Filme Beniamino Giglis, der konzertant (kurz und auf italienisch) Arien aus „Martha“ und „Lohengrin“ sowie folgende Lieder singt: „Torna a Surriento“ und „Il primo amore sei tu“ (beide von Ernesto De Curtis), „Maria, Mari“ (von Eduardo Di Capua) und (kurz) einige deutsche Kinderlieder. Giuseppe Becce dirigiert, assistiert von Carl Michalski, die Münchner Philharmoniker und den Chor des Reichsrundfunks München.


    Bis zur nächsten Woche!


    Carlo

  • Hallo Carlo,


    nach dem Raten habe ich mal bei YT ein bisschen gesucht und tatsächlich eine Aufnahme gefunden. Ich stelle sie hier mal ein, weil das etwas ist, was man ja nicht unbedingt mit Gigli in Verbindung bringt.


    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Liebe Mme. Cortese,


    vielen Dank für das Posten des YouTube-Clips!



    Heute folgt der - zumindest in Deutschland - bekannteste Film von und mit Beniamino Gigli:

    „Mutterlied“* ('Solo per te') (Deutschland / Italien 1937 – Itala-Film GmbH / Itala-Film S. A.)


    mit Maria Cebotari, Hilde Hildebrand, Michael Bohnen, Hans Moser, Josef Dahmen, Alfred Gerasch, Peter Bosse u. a. / Regie: Carmine Gallone.


    Beniamino Gigli diesmal in einem Kriminalfilm: Der Tenor Ettore Vanni ist noch nicht lange verheiratet mit der Sängerin Fiamma Appiani (Cebotari), die einen sechsjährigen Jungen (Bosse) mit in die Ehe gebracht hat. Ihr erstes gemeinsames Engagement in „Andrea Chenier“ führt sie mit dem als Schürzenjäger bekannten Bariton Cesare Doret (Bohnen) zusammen, der der Vater des kleinen Mario ist, was Fiamma ihrem Mann aber verschwiegen hat. Prompt versucht Cesare, der inzwischen mit der aus gutem Grund sehr eifersüchtigen Riccarda (Hildebrand) verheiratet ist, Fiamma zurückzuerobern; als sie ihn abweist, droht er ihr, Ettore die Wahrheit über ihre Vergangenheit zu sagen. Während einer Vorstellungspause von Verdis „Maskenball“ in Berlin haben Cesare und Fiamma eine heftige Auseinandersetzung, wobei sich Fiamma mit einer Waffe zur Wehr setzt; als der Bariton zum Auftritt gerufen wird, findet man ihn erschossen in Fiammas Garderobe, was sie in Mordverdacht geraten lässt. Ettore besucht Fiamma im Untersuchungsgefängnis und singt dort für die Gefangenen in einem Konzert das „Agnus Dei“ von Bizet, das per Rundfunk auch in die Berliner Charité übertragen wird. Dort hört es die nach einem Verkehrsunfall schwer verletzte Riccarda und sie legt ein Geständnis ab...


    Für die Opernfreunde unter den Kinogängern hatte der Film „Mutterlied“ eine besondere Bedeutung, weil außer Beniamino Gigli noch zwei weitere – auch als Filmschauspieler überzeugende – Sänger mitwirkten, die hier mehrfach ihre Gesangsstimme hören ließen. Maria Cebotari singt ein italienisches Lied „Saluto d'amore“ von Ernesto De Curtis, wirkt in Ausschnitten aus „Andrea Chenier“ und „Un ballo in maschera“ mit und singt in einer zu Herzen gehenden Szene für ihr Kind das den Filmtitel gebende „Mutterlied“ ('Der Mutter lächle, Liebling, immer zu' von Alois Melichar). Beniamino Gigli tritt gleich zu Beginn im (gekürzten) Finale aus Boitos „Mefistofele“ auf, dann singt er 'Sì, fui soldato!' in der Gerichtsszene aus „Andrea Chenier“ sowie aus dem „Ballo in maschera“ das Ensemble 'È scherzo od è follia' (mit einem sehr schrill-stimmigen 'Oscar') und das Liebesduett 'Non sai tu che se l'anima mia'. Außer dem „Agnus Dei“ und „Ti voglio tanto bene“ (von Ernesto De Curtis) am Ende des Films singt auch er ein Lied für den kleinen Mario, den er längst wie sein eigenes Kind liebt: „Ninna nanna della vita“ von Cesare Bixio. Michael Bohnen ist lediglich in der Szene zwischen 'Maddalena' und 'Carlo Gérard' aus dem dritten Akt von „Andrea Chenier“ als Sänger zu sehen.


    Obwohl der Film in Deutschland spielt und auch komplett in deutscher Sprache gedreht wurde, entstand er doch in den römischen 'Cinecittà'-Studios und lief synchronisiert unter dem Titel „Solo per te“ in den italienischen Kinos. (Der Regisseur Carmine Gallone ist noch heute für seine „Don Camillo und Peppone“-Filme mit Fernandel und Gino Cervi bekannt.) Leider enthält der Vorspann außer dem Namen von Alois Melichar - verantwortlich für die Filmmusik - keine weiteren Angaben, welche anderen Sänger oder was für ein Orchester bzw. Dirigent für die Tonaufnahmen verpflichtet wurden. (Eine Kopie des Films in der deutschen Version ist bei 'House of Opera' in den USA auf DVD erhältlich.)



    Carlo

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  • Lieber Carlo,


    sehr interessant, Deine Gigli-Reihe. Gibt es diese Filme irgendwo in deutscher Sprache zu sehen oder zu kaufen? Youtube hält sich in Schweigen, bei amazon oder jpc habe ich auch nichts finden können. Gerade Mutterlied war einer der Lieblingsfilme meiner Eltern, ich mußte damals mit ins Kino. Heute würde ich freiwillig gehen, aber ne DVD wäre schon recht.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber 'La Roche',


    leider ist mir nicht bekannt, ob es in Deutschland von Beniamino Giglis Filmen Veröffentlichungen auf VHS oder DVD gibt. ("Mutterlied" ist in der deutschen Version in den USA auf DVD erschienen - siehe oben.)


    Stefan Zucker in Albany, N. Y. (USA), der sich selbst vor Jahren zum 'höchsten Tenor der Welt' stilisierte (seine Platte mit Bellini-Arien war etwas für das Gruselkabinett), bietet in seiner "Belcanto Society" fünf Gigli-Filme in ihrer Originalversion auf DVD an; allerdings soll es dem Vernehmen nach äußerst lange Lieferfristen geben. Demnächst veröffentlicht er auch ein Buch über Beniamino Gigli mit dem Titel "Hitler's Tenor". Hier kannst Du Dich über das Angebot informieren:


    http://www.belcantosociety.org


    Ich habe vor etlichen Jahren einige dieser Filme (in dem Thread mit * gekennzeichnet), als sie im deutschen Fernsehen gesendet wurden, auf meinen beiden 'frühen' Video-Recordern aufgenommen - noch im VCR-System mit Kassetten, deren Spulen übereinander liegen, im Gegensatz zum späteren VHS-System, wo die Spulen nebeneinander liegen. Den zweiten VCR-Longplay-Recorder von 'Philips' (1982) habe ich noch heute und er funktioniert noch! ('Longplay' bedeutet eine Aufnahme-Kapazität von 150 Minuten gegenüber meinem ersten Recorder von 1978, mit dem man nur eine Stunde lang aufnehmen konnte.) Da wird einem der technische Fortschritt erst richtig bewusst.


    Viele Grüße!


    Carlo

  • Lieber Carlo,


    recht herzlichen Dank für Deine Bemühungen. Auch habe gesucht, ob ich einen der Gigli-Filme finde, vergebens.


    Den Herrn Stefan Zucker habe ich auch gehört. Er hatte in einer TV- Serie über Tenöre der Schellack-Zeit mitgewirkt, als Experte. Gesungen hat er da nicht, kann ich mir aber auch nicht vorstellen, denn schon seine Sprechstimme war nicht wohlkingend. Jetzt habe ich gerade gemerkt, daß er auf youtube mit Gesang (furchtbar) zu erleben ist.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Herzlichen Dank Dir und "R. Jütten" für die Beantwortung meiner Frage. Eine Bestellung des Filmes würde ich sofort vornehmen, zumal er wohl nur 4,77 US-Dollar zu kosten scheint. Ich weiß nur nicht, wie das geht, da ich kein Wort englisch spreche und den Bestellweg nicht kenne. Läuft die DVD auf deutschem BluRay-Player?

    Kann mir wer helfen??

    Lieber La Roche,


    der Film „Mutterlied“ wird nicht nur von der 'Belcanto Society' (mein Beitrag Nr. 12), sondern auch von 'House of Opera' (mein Beitrag Nr. 10) - wie der „Tamino“-Leser R. Jütten auch in einem Leserbrief an Alfred Schmidt mitgeteilt hat – in den USA angeboten. Die Internet-Adresse von 'House of Opera' ist


    http://www.operapassion.com


    'House of Opera' bietet den Film entweder als DVD oder als MP4-Version an; die 'Belcanto Society' verschickt lediglich Videos oder DVDs, wobei zum Kaufpreis auch noch Versandkosten und evtl. Steuer hinzukommen. Die Bestellung erfolgt bei beiden Anbietern über deren Internet-Portal - die Bezahlung kann man entweder mit einer internationalen Kredit-Karte oder per „PayPal“-Überweisung vornehmen. Wie das geht, erfährst Du mit der Frage "Wie funktioniert PayPal"? im Internet unter


    http://www.praxistipps.chip.de


    Ob die amerikanischen DVDs auch auf deutschen BluRay-Playern abspielbar sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht weiß ein anderer 'Tamino' hier mehr.


    Heute folgt Film Nr. 6:


    „Giuseppe Verdi“ ('Drei Frauen um Verdi') (Italien 1938 – Grandi Film S. A.)


    mit Maria Cebotari, Germana Paolieri, Gaby Morlay, Fosco Giachetti, Camillo Pilotto, Cesco Baseggio, Pierre Brasseur, Henri Rollan u. a. / Regie: Carmine Gallone. Beniamino Gigli spielt in diesem 'Biopic' nur eine Nebenrolle, den Tenor Raffaele Mirate, der in der Uraufführung des „Rigoletto“ von Giuseppe Verdi (Giachetti) der Herzog von Mantua war. Maria Cebotari ist die böhmische Sopranistin Teresa Stolz, die in der Mailänder Erstaufführung die „Aida“ sang und auch in der Uraufführung der „Messa da Requiem“ mitwirkte. Sie verband eine lange, tiefe Freundschaft mit dem Komponisten, sehr zum Verdruss von Verdis zweiter Frau, der einst gefeierten Sängerin Giuseppina Strepponi (Morlay), die mehrere uneheliche Kinder hatte (vermutlich auch eine Tochter von Verdi) und die mit ihm – von ihren Mitbürgern 'geschnitten' - lange Jahre ohne Trauschein lebte, bis Verdi, der durchaus ein schwieriger Charakter war, sie endlich heiratete. Die erste 'Frau um Verdi', Margherita Barezzi, die Tochter von Verdis Wohltäter Antonio Barezzi, wird in diesem Film von Germana Paolieri gespielt. Während der Entstehung seiner zweiten, der heiteren (!) Oper „Un giorno di regno“, verlor Giuseppe Verdi kurz nacheinander seine beiden kleinen Kinder und auch seine geliebte Ehefrau und er war nahe daran, das Komponieren aufzugeben. (In der deutschen Synchronisation sprach Maria Cebotari ihren Text selbst.) Da ich keine Kopie dieses Films habe und ihn auch nie sah, kann ich zu seiner Gestaltung und Wirkung nichts sagen.


    Interessant sind die Musiktitel: das Terzett 'Qual volutta trascorrere' aus „I Lombardi“ (mit Maria Cebotari, Beniamino Gigli und Apollo Granforte), das Terzett aus dem 1. Akt des „Trovatore“ (Maria Cebotari, Beniamino Gigli und Apollo Granforte) und das Finale aus der „Aida“ (mit Maria Cebotari, Beniamino Gigli und Maria Huder). In Soloszenen singt Maria Cebotari aus „La Traviata“ und „Don Carlos“, während Beniamino Gigli mit Ausschnitten aus „Rigoletto“ und „Otello“ zu sehen ist. Alle Aufnahmen entstanden unter der Leitung von Tullio Serafin am Pult des Orchesters der römischen Oper.


    LG


    Carlo

  • Hallo,


    Beniamino Giglis siebter Film hieß:


    „Dir gehört mein Herz“ ('Marionette') (Deutschland / Italien 1938 – Tobis Filmkunst GmbH / Itala-Film S. A.)


    mit Carla Rust, Lucie Englisch, Richard Romanowsky, Paul Kemp, Theo Lingen, Heinz Salfner u. a. / Regie: Carmine Gallone. Der berühmte Tenor Mario Rossi verbringt die Zeit zwischen seinen internationalen Auftritten als Weinbauer unter dem Namen 'Roberti' auf seinem Gut in der Campagna. Als er dort eines Tages einen Verkehrsunfall mit einer Puppenspieler-Truppe verursacht, wobei deren Schallplatten für die musikalische Untermalung ihrer Aufführungen zu Bruch gehen, bietet er als Entschädigung an, in der abendlichen Vorstellung des Marionetten-Theaters incognito zu singen. Der Leiter der kleinen Wanderbühne, Galli (Romanowsky), war einst Marios Gesangslehrer und sie feiern ein freudiges Wiedersehen. Am Abend sitzt auch eine junge, ehrgeizige Journalistin namens Gloria Bakerman (Rust), verwöhnte Nichte eines reichen Onkels (Salfner), im Publikum; sie beschließt, den ihr unbekannten Sänger berühmt zu machen und ihn von Galli ausbilden zu lassen. 'Roberti' und Galli gehen zum Spaß darauf ein, denn Mario hat sich sofort in Gloria verliebt. Als er ihr dies gesteht, weist sie ihn ab; sie sieht in ihm nur den unbekannten Weinbauern mit der schönen Stimme. Einige Zeit später gibt Mario Rossi in Neapel ein Konzert, das auch Gloria besucht und sie muss feststellen, dass sie einen schon längst berühmten Tenor 'entdeckt' hat. Empört über Marios Doppelspiel und beschämt, weil sie seine Liebe zurückgewiesen hat, will sie abreisen, aber der alte Marionettenspieler Galli hat noch alle Fäden dieser Geschichte in der Hand...


    Beniamino Gigli singt aus Aubers „Fra Diavolo“, Flotows „Martha“ und Verdis „Rigoletto“ sowie das extra für diesen Film von Cesare Bixio komponierte Lied „Desiderio“, ferner das „Ständchen“ von Franz Schubert, auf deutsch das „Wiegenlied“ von Johannes Brahms und das populäre italienische Volkslied „Babbo non vuole, mamma nemmeno“, das Chaikovskii in sein „Capriccio italien“ eingefügt hat. Die Filmmusik stammt von Alois Melichar, der auch die Tonaufnahmen dirigierte. (In einer winzigen Nebenrolle ist erstmalig Marcello Mastroianni zu sehen.)


    Carlo

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  • „Mutterlied“* ('Solo per te') (Deutschland / Italien 1937 – Itala-Film GmbH / Itala-Film S. A.)


    mit Maria Cebotari, Hilde Hildebrand, Michael Bohnen, Hans Moser, Josef Dahmen, Alfred Gerasch, Peter Bosse u. a. / Regie: Carmine Gallone.

    Lieber Carlo, inzwischen ist dieser Film, den ich im Netz fand, bei mir eingetroffen. Er liegt nun auf dem kleinen Stapel, der mir hoffentlich das bevorstehende Weihnachtsfest filmisch umrahmen wird. Ich freue mich darauf. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Liebe Forianer,


    hier ist Beniamino Giglis Film Nr. 8:


    „Der singende Tor“ ('Casa lontana') (Deutschland / Italien 1939 – Tobis Filmkunst GmbH / Itala-Film S. A.)


    mit Kirsten Heiberg, Hilde Körber, Elsa Wagner, Hans Olden, Werner Fuetterer, Rudolf Platte, Friedrich Kayssler, Franz Schafheitlin, Ernst Fritz Fürbringer u. a. / Regie: Johannes Meyer. Die sehr komplexe Handlung wird in zahlreichen Rückblenden erzählt: Carlo Franchetti, ein Tenor, steht in Rom wegen Mordes an dem amerikanischen Revuemanager James Kennedy (Olden) vor Gericht. Nachdem der Sänger vor Jahren seine untreue Frau Sylvia (Heiberg), eine Revuetänzerin, verlassen hat, ist er von der Opernbühne abgetreten und als singender Clown „Carello“ um die Welt gereist. Nach langer Zeit trifft sich das Ehepaar zufällig in Paris wieder und versöhnt sich; Carlo gelingt es, an seine früheren Erfolge als Operntenor anzuknüpfen. Bei einem Gastspiel in Rom beichtet ihm Sylvia, dass sie wegen eines früheren Wechselbetruges von Kennedy erpresst wird. Carlo stellt Kennedy zur Rede, es fällt ein tödlicher Schuss. Im Prozess erscheint Kennedys Witwe Peggy (Körber) vor Gericht und sagt aus...


    Gigli sang in diesem Film - den ich noch nie gesehen habe - Lieder von Salvatore Cardillo, Ernesto De Curtis („A Silvia“) und Luigi Denza; vermutlich ist er auch in einer Szene aus Gounods „Roméo et Juliette“ zu sehen. Die Musikaufnahmen leitete Luigi Ricci in Rom (wo auch in den Cinecittà-Studios die Dreharbeiten gemacht wurden); die Filmmusik stammt von Franco Casavola und Alois Melichar. Franz Grothe schrieb ein Chanson („Ja und nein“) für seine damalige Frau, die Norwegerin Kirsten Heiberg, und für Beniamino Gigli das Lied „A mia moglie“. Und der 'klassische' Komponist Riccardo Zandonai steuerte für diesen Film die „Canzone del clown“ ('Casa lontana') bei.


    Ich wünsche allen 'Taminos' ein schönes und stimmungsvolles Weihnachtsfest!


    Carlo

  • Liebe 'Taminos'.



    Beniamino Giglis neunter Film trägt den Titel "Traummusik".



    „Traummusik“* ('Ritorno') (Deutschland / Italien 1940 – Tobis Filmkunst GmbH / Itala-Film S. A.)


    mit Marte Harell, Lizzi Waldmüller, Elsa Wagner, Werner Hinz, Albrecht Schoenhals, Axel von Ambesser, Rudolf Platte, Walter Ladengast u. a. / Regie: Géza von Bolváry. Zwei Absolventen des römischen Konservatoriums – die Sopranistin Carla Holm (Harell) und der Komponist Michele Donato (Hinz) – beschließen, ihren weiteren musikalischen Werdegang gemeinsam zu gehen. Doch Carla erhält von Generalmusikdirektor Hutten (Schoenhals) die Möglichkeit eines Debüts an der Mailänder Scala: Beniamino Gigli soll ihr Partner in „La Bohème“ sein. Der an sich und seinen kompositorischen Fähigkeiten zweifelnde Michele dagegen arbeitet als Pianist in einer Bar, zusammen mit seinem Studienfreund, dem Trompeter Ronny Selva (Ambesser), und dessen Freundin, der Cabaret-Sängerin Odette (Waldmüller). Nach ihrem großen Erfolg überzeugt Carla den Dirigenten Hutten davon, Micheles bisher unveröffentlichte Oper „Odysseus' Heimkehr“ einem Verlag anzubieten. Doch Michele vermutet ein Verhältnis zwischen Hutten und Carla; er trennt sich von ihr und verlässt Italien. Einige Jahre später finden wir Michele in Budapest wieder, wo er erfolgreich unter dem Namen 'Mac Dynar' die Musik für die Auftritte der zum Star gewordenen Odette schreibt und eine neue Revue mit dem Titel „Traummusik“ vorbereitet, für die er Musik aus seiner Oper verarbeitete. Ausgerechnet jetzt gastiert dort ein italienisches Ensemble, das „Odysseus' Heimkehr“ einstudiert hat - mit Carla Holm und Beniamino Gigli in den Hauptrollen. Carla überredet Michele, die Revue abzusagen und der Aufführung seiner Oper zuzustimmen. Es wird ein großer Erfolg, Michele gibt das Komponieren von Unterhaltungsmusik auf und kehrt mit Carla und Ronny nach Rom zurück. (In der italienischen Version „Ritorno“ spielt Rossano Brazzi die Rolle des Michele und Maurizio D' Ancora ist der Ronny, während die deutschsprachigen Darsteller synchronisiert wurden.)


    Beniamino Gigli spielt sich selbst und ist nur in einer Nebenrolle zu sehen; dementsprechend 'mager' ist sein gesanglicher Anteil an diesem Film, dessen 'Star' mit großen Revueszenen unzweifelhaft die leider so tragisch früh verstorbene Lizzi Waldmüller ist. (Sie singt die Lieder „Du gehst durch all' meine Träume“, „Liebling, mach' Musik“, „Traummusik“, „So schön wie nie“ und „Ein Senor und eine schöne Senorita“ - alle komponiert von Peter Kreuder.) Die Filmmusik stammt von Frank Fox, der sich damals 'Frank Fux' nannte, und Riccardo Zandonai schrieb die Musik zu der (fiktiven) Oper „Odysseus' Heimkehr“ ('Il ritorno d' Ulisse') mit der Arie „Ithaca, terra mia“ des Titelhelden und dem Schlussduett Penelope-Odysseus mit Mafalda Favero und Beniamino Gigli. Außerdem singt Gigli 'Che gelida manina' aus „La Bohème“ und Marte Harells 'Mi chiamano Mimi' wird von der Favero interpretiert; zweifelhaft ist aber, ob sie auch die koloraturengewandte, wesentlich hellere Zweitstimme bei Waldmüllers Lied „Du gehst durch all' meine Träume“ ist.



    Ich wünsche allen 'Taminos' einen guten Jahreswechsel und für das Jahr 2020 Gesundheit, Lebensfreude und viele musikalische Glücksmomente!



    Carlo

  • Willkommen im Jahr 2020!


    Der in Italien populärste Gigli-Film - sein zehnter - hat den Titel "Mamma" und wurde 1940 komplett in Italien gedreht.

    „Mamma“* ('Mutter') (Italien / Deutschland 1941 – Italafilm Rom-Berlin / Itala-Film S. A.)


    mit Emma Gramatica, Carola Höhn, Friedrich Benfer, Carlo Campanini, Ugo Ceseri u. a. / Regie: Guido Brignone. Matilde Sarni (Gramatica) erwartet in ihrer pompösen Villa außerhalb Roms ihren Sohn, den Tenor Mario Sarni, von einer Amerika-Tournee zurück. Er wird begleitet von seiner jungen Frau Donata (Höhn), die er gerade erst geheiratet hat, und seinem Nachbarn in Rom, Giulio Roero (Benfer). Giulio macht Donata Avancen, die sie aber zurückweist. Marios Mutter, deren Arzt (Ceseri) sehr um ihre labile Gesundheit besorgt ist, begrüßt ihre Schwiegertochter sehr herzlich; ihr innigster Wunsch ist, ein Enkelkind zu haben. Schon bald danach geht Mario in Norditalien auf Tournee und lässt Donata zurück, damit sie sich einleben kann. Aber die junge Frau langweilt sich und verbringt die Zeit mit Gleichaltrigen aus der Nachbarschaft - darunter auch Giulio - und lädt sie in die Villa ein; es kommt deswegen zu einer Auseinandersetzung mit Matilde und Donata zieht in ein römisches Hotel, wo sie mit Giulio verabredet ist. Mario muss seine Tournee in Venedig abbrechen und an der römischen Oper als „Otello“ auftreten. Nachdem er wegen Donatas Auszug seiner Mutter heftige Vorwürfe gemacht hat, geht diese auf die Suche nach Donata; sie findet Giulio und bittet ihn, ihr deren Aufenthalt zu verraten. Während Donata die Rundfunkübertragung des „Otello“ hört, schreibt sie Giulio eine Absage zu dem geplanten Treffen mit ihm und kehrt mit Matilde in die Villa zurück. Dort findet Mario nach seinem Auftritt seine entkräftete Mutter, die das Ehepaar versöhnt und stirbt. Die Schlussszene des Films zeigt Donata und Mario zusammen mit ihrem kleinen Sohn im Garten spielend. (Das Drehbuch ist ganz auf Emma Gramatica konzentriert, eine der großen italienischen Bühnenschauspielerinnen und hierzulande besonders durch Vittorio De Sicas Film „Das Wunder von Mailand“ bekannt. Für den in Italien beliebten Schauspieler Ugo Ceseri, der Matildes Arzt Dr. Salverio spielt, war es der letzte Film; er starb im Dezember 1940 mit nur 47 Jahren.)


    Das titelgebende, sehr bekannte Lied „Mamma“ schrieb Cesare Bixio 1938 speziell für Beniamino Gigli und es ist am Anfang und am Ende des Films zu hören. Außerdem singt der Tenor mit Chorbegleitung Bixios „Se vuoi goder la vita“ und von Ernesto De Curtis „Non ti scordar di me“ sowie aus „Rigoletto“ die Arie 'La donna è mobile'. Die Opernszenen (als Bühneninszenierung) stammen alle aus Verdis „Otello“: das 'Esultate', der Schluss des Liebesduetts Otello-Desdemona aus dem 1. Akt mit Margherita Cossa als Desdemona (dargestellt von Marcella Govoni), der komplette Monolog Otellos „Dio, mi potevi scagliar' und Otellos Tod ab 'Ho un' arma ancor'; es spielt das Orchester des damals noch 'königlichen' Teatro Reale dell' Opera di Roma unter Luigi Ricci.


    Carlo

  • Hallo,


    der elfte Film Beniamino Giglis trägt den Originaltitel "Vertigine", was soviel wie 'Schwindel' oder 'Taumel' bedeutet, womit die seelische und auch körperliche Verfassung der weiblichen Hauptrolle gemeint ist.


    „Vertigine“ ('Tragödie einer Liebe') (Italien / Deutschland 1942 – Itala Film S. A. / Italafilm Rom-Berlin)


    mit Emma Gramatica, Ruth Hellberg, Carola Höhn, Herbert Wilk, Lamberto Picasso, Oreste Bilancia, Augusto Marcacci u. a. / Regie: Guido Brignone. Beniamino Gigli (der Sänger Luciano Riccardi) ist hier als Vater der jungen Claudia (Hellberg) zu sehen, die den reichen Alberto Vieri (Wilk) liebt, aber sich von ihm trennt, als er zu seiner früheren Geliebten Corinna Dellys (Höhn) zurückkehrt. Alberto ist dem Glücksspiel verfallen und verliert sein Vermögen an den skrupellosen Geldverleiher Jamar (Picasso), der ihn erpresst. Als sich Alberto umbringen will, rettet ihn die an einem Gehirntumor erkrankte Claudia, indem sie ihm ihre Ersparnisse gibt, weil sie ahnt, dass sie bald sterben wird. Während ihr Vater als 'Rodolfo' in einer „La Bohème“-Aufführung die sterbende 'Mimi' tröstet, bereut Alberto am Sterbebett Claudias, dass er ihr untreu geworden war. (Emma Gramatica spielt die Schwester Lucianos, bei der die mutterlose Claudia lebt.)


    Die Musiknummern sind: 'Winterstürme wichen dem Wonnemond' aus „Die Walküre“, von Beniamino Gigli italienisch gesungen als 'Cede il verno' in einem Open-Air-Konzert in Venedig (auf der Leinwand werden zu Wagners Musik Postkarten-Motive aus der Lagunenstadt gezeigt!), Maurizios Arie 'La dolcissima effigie' aus Francesco Cileas „Adriana Lecouvreur“ sowie Szenen aus dem dritten und vierten Akt von Puccinis „La Bohème“ mit Livia Caloni (Mimi), Tatiana Menotti (Musetta), Tito Gobbi (Marcello) und Gino Conti (Colline). Beniamino Gigli singt ausserdem die Lieder „Caro mio ben“ (von Giuseppe Giordani) und „Tenerezza“ (von Giovanni Minitello).


    LG


    Carlo

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  • Liebe 'Taminos',


    einer der bekanntesten Gigli-Filme im deutschen Sprachraum ist sein zwölfter Streifen, obwohl er nur eine Nebenrolle spielt:

    „Lache, Bajazzo!“* ('I pagliacci*) (Deutschland / Italien 1942 – Tobis Filmkunst GmbH / Itala Film S. A.)


    mit Monika Burg, Dagny Servaes, Lucie Höflich, Margarete Haagen, Paul Hörbiger, Heinz Moog, Karl Martell, Gustav Waldau , Erich Fiedler, Ernst Legal u. a. / Regie: Leopold Hainisch. Nach zwanzig Jahren Haft wird ein Mann, der sich 'Canio' nennt (Hörbiger), vorzeitig aus dem Zuchthaus entlassen. Er hatte in Calabrien als Leiter und Schauspieler einer Wanderbühne während einer 'Commedia dell'arte'-Aufführung, in der er den Bajazzo verkörperte, seine untreue Frau Nedda, die als Colombina auf der Bühne stand, und deren Liebhaber, einen jungen Bauern, der ihr zu Hilfe eilte, im Affekt ermordet. Er kommt nach Mailand und versucht, mit seiner Tochter Giulia, die nach seiner Verurteilung als kleines Kind von der gräflichen Familie Valmondi adoptiert wurde, in Kontakt zu kommen und hofft, von ihr Verständnis und Vergebung für seine Tat zu bekommen. Während des Balls zur Verlobung der jungen Giulia (Burg) mit dem Marchese Carlo Lanzoni (Martell) – der Ehrengast des Festes ist der berühmte Tenor Morelli (Gigli) – taucht Canio auf, sehr zum Ärger der Contessa Valmondi (Servaes), die alles andere als erfreut ist über das Auftauchen des Schauspielers, nicht nur, weil sie Giulia deren Herkunft verschwiegen hat, sondern weil sie auch fürchtet, dass der Marchese die Verlobung lösen könnte. Auf dem Fest macht Canio die Bekanntschaft des Komponisten - und Giulias Klavierlehrer - Ruggero Leoncavallo (Moog), dem er seine Geschichte erzählt, und Leoncavallo, der als Kind Augenzeuge der damaligen Tragödie wurde (die sich in der Rückblende aber nicht vor Publikum abspielt), erkennt darin den Stoff für seine neue Oper. Giulia fühlt sich von dem fremden Mann, der sie beim ersten Treffen mit 'Nedda' anredet, merkwürdig berührt und sie beginnt, Leoncavallo nach Canio zu befragen. Mit dem Tenor Morelli kommt es zur Uraufführung der Oper „I pagliacci“ und die dabei anwesende Giulia ahnt, dass es Canios Schicksal ist, das auf der Bühne dargestellt wird. Sie hat Verständnis für seine Tat und Canio verabschiedet sich von Giulia, ohne sich als ihr Vater erkennen zu geben, weil er ihrem Glück nicht im Wege stehen möchte.


    Neben Paul Hörbiger in einer (ungewohnten) tragischen Rolle ist vor allem die Besetzung der Gräfin Valmondi mit der in Berlin geborenen Österreicherin Dagny Servaes interessant. Sie zählte zu den Stamm-Schauspielern von Max Reinhardt und spielte z. B. ab 1926 zwölf Jahre lang die 'Buhlschaft' in Hofmannsthals „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen. Trotz über 50 Filmen seit ihrem großen Stummfilm-Erfolg „Das Weib des Pharao“ (1921) neben Emil Jannings hat sie auf der Leinwand nicht derart reüssiert wie auf der Theaterbühne, z. B. dem Wiener Burgtheater. Weshalb man in der italienischen Fassung des Films die Rollen der Giulia und des Leoncavallo mit (der später weltberühmten) Alida Valli und Carlo Romano besetzte und einen italienischen Regisseur (Giuseppe Fatigati) verpflichtete, während die deutschsprachigen Schauspieler lediglich italienisch synchronisiert wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. (Sowohl in der deutschen wie auch in der italienischen Version spricht Beniamino Gigli seinen Dialog nicht selbst!)


    Selbstverständlich zeigt der Film mehrere Szenen aus Leoncavallos „Bajazzo“-Oper, u. z. mit Adriana Perris (Nedda), Leone Paci (Tonio), Mario Borriello (Silvio), Adelio Zagonara (Beppe) und natürlich Beniamino Gigli, der u. a. auch mit den Prolog des Tonio 'Si può? Si può? Signore! Signori!' (in Kostüm und Maske des Canio) zu sehen ist; Luigi Ricci ist der Dirigent der Tonaufnahmen. Ausserdem singt der Tenor noch die Arie des Elvino 'Prendi l'anel ti dono' aus Vincenzo Bellinis „La sonnambula“ und glänzt auf dem Verlobungsball mit dem 'Valzer della felicità' aus Carl Millöckers „Gasparone“ (in der Bearbeitung Luigi Riccis); die Filmmusik stammt von Willy Schmidt-Gentner nach Motiven von Leoncavallo und Millöcker.


    Viele Grüße!


    Carlo

    P. S.

    Ich bitte die Moderation um Aufnahme dieses Threads in das Themenverzeichnis "Berühmte Stimmen".

  • Hallo,


    Beniamino Giglis dreizehnter Film ist für mich der schönste, weil er den Tenor auch von seiner komödiantischen Seite zeigt:


    „Silenzio, si gira!“* ('Achtung, Aufnahme!') (Italien 1943 - Itala Film S. A.)


    mit Mariella Lotti, Elvira Marchionni, Carlo Campanini, Rossano Brazzi, Dino De Luca, Mario Siletti u. a. / Regie: Carlo Campogalliani. Beniamino Gigli in einer Doppelrolle! Im Vorzimmer eines römischen Filmstudios sitzen zahlreiche arbeitslose Schauspieler, Musiker und Statisten und warten auf ein Engagement, während sich die Produzenten, der Regisseur und die Mitarbeiter über den schwierigen Star des zu drehenden Musikfilms, den Tenor Massimo Giuliani (Gigli), äussern. Giuliani protegiert nicht ohne Hintergedanken eine junge Schauspielerin, Eva Sanzio (Lotti), auf die auch der junge Schauspieler Andrea Corsi (Brazzi) ein Auge geworfen hat. Giuliani hat - wovon niemand etwas weiß - einen ihm verblüffend ähnlich sehenden Doppelgänger namens Antonio (ebenfalls Gigli), der sich auf den Diebstahl von Uhren spezialisiert hat. Giulianis Sekretär Ciro Giudotti (Campanini) verdächtigt den berühmten Sänger der Kleptomanie und hat, um einen Skandal zu vermeiden, bisher jedesmal stillschweigend den Juwelieren den Schaden ersetzt; als er aber bei der Polizei dem bei einem weiteren Diebstahl erwischten Antonio zwecks Identifizierung gegenüber steht, erkennt er den Doppelgänger: Antonio ist Raucher - und Giuliani verabscheut Zigarrenqualm! Ciro gibt den Kriminalbeamten gegenüber Antonio als Massimo Giuliani aus und verpflichtet ihn, das Double für den unberechenbaren Sänger zu spielen, denn dieser hat die Dreharbeiten abgebrochen, nachdem er eine Unterhaltung zwischen Eva und Andrea mitgehört hat. Im Gegensatz zu dem überheblichen Tenor ist sein unerkannter Doppelgänger beim Filmteam sofort beliebt. Evas Tante Giovanna (Marchionni), eine große Verehrerin des Sängers, gibt für Antonio - von dem sie glaubt, es sei Giuliani – und Eva ein Abendessen; als Andrea davon erfährt, trennt er sich von Eva. In einer Zeitung erscheint ein Bild von den Dreharbeiten (mit Antonio) und Giuliani wird erneut des Diebstahls verdächtigt, worauf Antonio mit Giovanna ins Atelier eilt, um die Sache aufzuklären. Nebenbei versöhnt er Eva wieder mit Andrea und der 'echte' Giuliani verliebt sich in die Tante. Bei der Filmpremiere sitzen alle einträchtig im „Cinema Cristallo“ - Happy End!


    In diesem in Italien sehr bekannten Film bringt Beniamino Gigli wohl seine beste darstellerische Leistung. Meistens verkörperte er in seinen Filmen einen gutherzigen, arglosen und etwas biederen Charakter; hier zeigt er in zwei sehr gegensätzliche Rollen seine komödiantischen Fähigkeiten. Hinzu kommt, dass er nur wenig singt, aber in nahezu jeder Szene zu sehen ist und sehr viel Dialog zu bewältigen hat, wobei er allerdings - italienisch! - synchronisiert wurde. Es gibt nur zwei (kurze) Arien – Lohengrins Abschied 'Mercé, mercé, cigno gentil!' aus Wagners „Lohengrin“ und 'La donna è mobile' aus „Rigoletto“ - und die auch nur akustisch. Beniamino Gigli singt die neapolitanische Canzone „Piscatore 'e pusilleco“ von Ernesto Tagliaferri sowie die von Cesare Bixio extra für den Film komponierten Lieder „Cinefollia!“ und „Dimmi tu, primavera“; der Dirigent der Tonaufnahmen war Luigi Ricci, die Filmmusik stammt von Ettore Montanaro. (Der Regisseur des Films, Carlo Campogalliani, war übrigens der Onkel des berühmten Gesangslehrers Ettore Campogalliani; dessen Schüler waren u. a. Renata Tebaldi, Renata Scotto, Mirella Freni, Carlo Bergonzi, Luciano Pavarotti und Ruggero Raimondi.) Der ohne deutsche Beteiligung gedrehte Streifen kam erst 1947 in die italienischen und 1950 in die bundesrepublikanischen Kinos und wurde vor einigen Jahren auch vom ZDF gesendet, wobei ich ihn mir aufgezeichnet habe.


    Carlo

  • Liebe Opern- und Filmfreunde,



    diesen Gigli-Film - seinen vierzehnten - habe ich noch nie gesehen, deshalb kann ich die Handlung nur komprimiert wiedergeben; auch kann ich nichts Genaues über die verwendeten Opernszenen sagen.


    „Voglio bene soltanto a te!“ ('Ich liebe nur dich allein') (Italien 1946 – Itala Film S. A.)



    mit Greta Gonda, Emma Gramatica, Adriana Sivieri, Renzo Merusi, Tino Scotti, Luigi Almirante, Olinto Cristina, Enrico Luzi u. a. / Regie: Giuseppe Fatigati. Auch dieser Streifen spielt im Film-Milieu. Um die Bedeutung des Tenors Enzo Curti (Gigli) für den zu drehenden Film zu belegen, schaut sich das Produktionsteam verfilmte Opernszenen mit Arien von Donizetti, Flotow, Meyerbeer und Wagner an. Daraufhin schließt die Aurora-Filmgesellschaft mit Curti einen Vertrag; schon während der ersten Drehtage verliebt sich der Sänger in den weiblichen Star Dody Lux (Gonda), die aber noch mehr 'Eisen im Feuer' hat, u. a. den Schauspieler Carlo Baldi (Merusi) und Curtis Sekretär Pasqualino (Scotti). Als Curti das bemerkt, verlässt er eifersüchtig und enttäuscht das Studio und nimmt an einem Musikfestival in Venedig teil. Aber ohne ihn kann der Film nicht fertig gestellt werden und den Mitarbeitern droht die Kündigung. Einige Männer des technischen Personals beschließen, zur Villa Curtis zu fahren und ihn zu bitten, die Dreharbeiten wieder aufzunehmen. Curti ist von der Schilderungi ihrer Lebensumstände bewegt, kehrt ins Studio zurück und folgt dem Rat seiner Mutter Elvira (Gramatica), für Dody zukünftig nur freundschaftliche Gefühle zu haben. (Der Film, der keinen deutschen Verleih fand, ist in Italien berühmt-berüchtigt, weil er am Anfang lange Revue-Szenen mit viel 'nacktem Fleisch' zeigt.)



    Da ich den Film nicht kenne, weiß ich nicht, welche der am Beginn der Handlung stehenden Opernarien Beniamino Gigli hier im Einzelnen singt. Eldo Di Lazzaro komponierte das titelgebende Lied „Voglio bene soltanto a te“, außerdem singt Gigli Canzonen von Cesare Bixio und Ernesto De Curtis; die Filmmusik stammt von Felice Montagnini und Nello Segurini. (Bemerkenswert ist, dass nicht nur Augusto Marcacci – wie schon in den Filmen „Casa lontana“, „Mamma“ und „Silenzio, si gira!“ - auch hier Beniamino Giglis italienische Sprechstimme ist, sondern dass auch die große Theater-Schauspielerin Emma Gramatica von Lola Braccini synchronisiert wurde.)



    Viele Grüße,



    Carlo

  • Da bin ich wieder!


    In dem folgenden Streifen ist Beniamino Gigli nur in einer einzigen Szene zu sehen - und diese stammt noch dazu aus dem Film "Mutterlied" von 1937 (siehe Beitrag Nr. 10)!

    „Follie per l'opera“* ('Verrückt nach Oper') (Italien 1948 – Scalera Film S. A., Rom)


    mit Gina Lollobrigida, Constance Dowling, Aroldo Tieri, Carlo Campanini, Aldo Silvani. Lamberto Picasso u. a. / Regie: Mario Costa. Die Handlung dieser Film-Komödie spielt in den ersten Nachkriegsjahren in London. Bei den deutschen Bombenangriffen auf die englische Hauptstadt 1940/1941 - von den Briten „The Blitz“ genannt – wurde im Stadtteil Soho die Kirche der dort lebenden italienischen Einwanderer beschädigt. Um das Geld für die Renovierung des Gotteshauses zusammen zu bekommen, bittet der Pastor der Gemeinde, Don Antonio Capenna (Silvani) den schlitzohrigen Reporter Guido Marchi (Tieri) um Hilfe. Dieser kommt auf die Idee, mit einigen der zur Zeit 'angesagten' italienischen Opernstars eine Benefiz-Gala in Londons berühmten Opernhaus 'Covent Garden' zu veranstalten und hofft auf regen Zuspruch der (zahlungskräftigen) opernbegeisterten Londoner. Guido kennt die attraktive Sekretärin des Opernhaus-Direktors, Margaret Jones (Dowling), und stibitzt ihr während eines Rendezvous Briefbögen des Opernhauses, um damit die Verträge der Sänger abschließen zu können. Als Margaret erfährt, dass Guido sie nicht nur bestohlen hat, sondern auch mit der reizenden Dora (Lollobrigida), der Nichte des Gastwirtes Carlo Scala (Campanini) verlobt ist, beginnt sie, Guidos Plan zu sabotieren und gibt das Opernhaus für das Konzert nicht frei. Um sein Vorhaben zu finanzieren, hat Guido Carlos Restaurant bei dem Anwalt Mr. McLean (Picasso) für einen Monat verpfändet. Die Opernstars reisen an und trotz vieler Hindernisse – u. a. die Suche nach einem Theater für die bühnenmäßige Aufführung der Opernszenen, ein von Margaret unterstützter Streik der Bühnenarbeiter von 'Covent Garden' (die das Konzert stören wollen) und die hintertriebene rechtzeitige Einlösung des Pfands – kann das Konzert letztendlich in einer umgebauten Sporthalle der Kirchengemeinde mit großem Erfolg statt finden. Zum guten Ende gibt Carlo endlich seinen Segen zur Hochzeit von Guido und Dora und die Renovierung der Kirche kann beginnen.


    In dieser etwas chaotischen Komödie wirken – in Bühnenauftritten - Maria Caniglia in der (gekürzten) Szene 'Casta Diva' aus „Norma“, Gino Bechi als Escamillo in der „Carmen“, Tito Schipa als Almaviva im „Barbiere di Siviglia“ und Tito Gobbi (sehr eindrucksvoll) im Prolog aus „I pagliacci“ mit. Beniamino Gigli wird allerdings nur mit einem älteren Filmausschnitt gezeigt, u. z. der Arie 'Sì, fu soldato' des „Andrea Chenier“ aus dem Film „Solo per te“ ('Mutterlied'). Beim Verlassen des Flugzeugs singt Gino Bechi (mit Toupet sehr gut aussehend) für seine wartenden Verehrer die Cavatine des Figaro aus Rossinis „Barbiere“ und der ungewohnt jugendlich wirkende Tito Gobbi – der eine lange Dialogszene mit der sehr jungen und bezaubernden Gina Lollobrigida hat – tritt bei einer Tanzveranstaltung mit dem Lied „Dicitencello vuje“ von Rodolfo Falvo auf. Ferner wirken bei dem Benefiz-Konzert zu Gunsten der kleinen Kirche in Soho die Primaballerina Nives Poli (mit dem Ballett der Mailänder Scala in der „Aufforderung zum Tanz“ von Carl Maria von Weber/Hector Berlioz) sowie Ornella Santoliquido und Franco Mannino mit, die an zwei Klavieren Niccolò Paganinis „La campanella“ in der Bearbeitung von Franz Liszt spielen. (Dies ist einer der ersten Spielfilme der heute 92jährigen Gina Lollobrigida, die von Mario Costa - dem Regisseur dieses Films - bei einem Schönheitswettbewerb entdeckt wurde. Sie hatte übrigens eine ausgebildete Sopranstimme; in dem Film „Die schönste Frau der Welt“ - über Carusos Partnerin und späteren Stummfilmstar Lina Cavalieri – sang sie z. B. die „Tosca“-Arie selbst. Mit dieser Playback-Tonaufnahme trat 'Lollo' auch 1982 in einer Folge von René Kollos ZDF-Fernsehshow „Ich lade gern mir Gäste ein“ auf, die in Budapest aufgezeichnet wurde.)


    „Soho Conspiracy“ (Großbritannien, 1950) Dies ist im Prinzip der gleiche Film, gedreht aber mit britischen Schauspielern: John Witty (Journalist Guy Potbury), Zena Marshall (Dora Scala), Jacques Labrecque (Restaurantbesitzer Carlo Scala), Annette Simmonds (Sekretärin Margaret Draper), Peter Gawthorne (Pater Shaney) u. a.; der Regisseur ist Cecil H. Williamson. Es werden dieselben Opernausschnitte wie in „Follie per l'opera“ gezeigt; Tito Gobbi und Gino Bechi wurden englisch synchronisiert. Dem britischen Film fehlt allerdings das Tempo und das typische italienische Kolorit des Originals.


    LG


    Carlo

  • Hallo,


    Beniamino Giglis sechzehnter (und vorletzter) Film trägt folgenden Titel:

    „Una voce nel tuo cuore“ ('Eine Stimme in deinem Herzen') (Italien 1949 – Scalera Film S. A.)


    mit Fiorella Carmen Forti, Constance Dowling, Vittorio Gassman, Gino Bechi, Manfredi Polverosi (mit Schülern seiner Gesangsklasse an der Accademia di Santa Cecilia in Rom), Nino Pavese, Michele Riccardini u. a. / Regie: Alberto D' Aversa. Der Journalist Paolo Baldini (Gassman) lernt in einem römischen Nachtclub die junge Chansonette Elena (Forti) kennen und verliebt sich in sie. Er ist davon überzeugt, dass sie ein großes Gesangstalent ist und überredet sie, ihre Stimme klassisch ausbilden zu lassen. Durch Paolos Vermittlung wird Elena in die Schule von Manfredi Polverosi (spielt sich selbst) aufgenommen, wo auch der Tenor Gino (Gigli) und der Bariton Luigi (Bechi) einigen jungen Gesangsschülern Unterricht erteilen. Kurz nachdem Paolo und Elena sich verlobt haben, wird Paolo in geheimer Mission mit einem riskanten Auftrag in das Krisengebiet Palästina geschickt; um Elena nicht zu beunruhigen, sagt er ihr, dass er nach Cannes reisen muss. Als die junge Frau, die mittlerweile ein Kind erwartet (wovon ihr Verlobter nichts ahnt), monatelang nichts mehr von Paolo hört, glaubt sie, dass sie von ihm sitzen gelassen wurde. Sie setzt ihr Gesangsstudium fort und erhält schließlich einen Vertrag von einem Opernhaus. In Wahrheit wurde Paolo in Palästina schwer verwundet. Er bittet seine Mitarbeiterin, die Amerikanerin Dolly (Dowling), Elena schriftlich zu benachrichtigen, aber Dolly - die sich inzwischen in Paolo verliebt hat - schickt den Brief nicht ab. Einige Zeit später kehrt Paolo genesen nach Italien zurück und macht sich vergeblich auf die Suche nach Elena; er findet Trost bei Dolly und verlobt sich mit ihr. Durch Zufall kann Dolly Elena, die unter einem Künstlernamen als Sopranistin gefeiert wird und einen kleinen Sohn hat, aufspüren und sagt ihr die Wahrheit...-


    Benamino Gigli und Gino Bechi haben in diesem zeittypischen 'Nachkriegsfilm', der m. W. noch nie in Deutschland gezeigt wurde, wohl nur einige wenige Szenen. Interessant für Opern-Liebhaber ist der Streifen aber dennoch, weil in der Rolle der 'Elena' Fiorella Carmen Forti zu sehen ist, eine bildschöne Sopranistin (Jahrgang 1925), die Ende der 40er Jahre in Italien für Aufsehen sorgte. Sie war eine Schülerin von Manfredi Polverosi – der in dem obengenannten Film einen Gesangslehrer spielt – und debütierte 1946 als „Traviata“. Bereits 1947 war sie die 'Suzel' in „L'amico Fritz“ an der Mailänder Scala und sang im selben Jahr bei der RAI in Rom unter Tullio Serafin Mascagnis „Lodoletta“. Nach vielen glanzvollen Vorstellungen (u. a. auch in Südamerika) pausierte sie – frisch verheiratet - ab 1956 für zwölf Jahre, konnte danach aber an ihre früheren Erfolge nicht mehr anknüpfen. Unter dem Titel "Una Ravennate nelle lirica" - die Sängerin stammte aus der Gegend von Ravenna - veröffentlichte die Firma 'Diapason Italia' 1979 eine Schallplatte mit (späten) Privat-Aufnahmen der Sopranistin. (In dem Opernfilm „La Cenerentola“ von 1948, in dem Fedora Barbieri der Schauspielerin Lori Randi in der Titelrolle ihre Stimme 'leiht', ist Fiorella Carmen Forti als 'Clorinda' zu sehen. Manfredi Polverosi spielt – mit der Stimme Tito Gobbis – in Carmine Gallones „Traviata“-Film von 1947 den 'Giorgio Germont'.) Da ich den Film „Una voce nel tuo cuore“ noch nie gesehen habe, kann ich über die enthaltenen Opernarien und -szenen nichts schreiben.


    Carlo

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  • Liebe Forianer,


    hier ist Beniamino Giglis siebzehnter (und letzter) Spielfilm:

    „Taxi di notte“ / „Taxi de nuit“* ('Nachttaxi') (Italien / Frankreich 1950 – Produzione Cinematografiche Gallone)


    mit Danielle Godet, Virginia Belmont, Philippe Lemaire, Carlo Ninchi, William Tubbs, Aroldo Tieri, Giuseppe Rinaldi u. a. / Regie: Carmine Gallone. Beniamino Giglis siebzehnter (und letzter) Spielfilm zeigt den Sänger wieder in einer komödiantischen Hauptrolle: als Taxifahrer Nello Spadoni, der seine Fahrgäste nicht nur mit seinen Chauffeurkünsten, sondern auch mit Gesangseinlagen während der nächtlichen Fahrten durch Rom begeistert. Als er auf seiner Geburtstagsfeier wieder einmal ein Lied schmettert, will ihn ein anwesender amerikanischer Impresario, William Simon (Tubbs), unter Vertrag nehmen, aber Nello wirft ihn unsanft hinaus. Von der Polizei erfährt er Mr. Simons Hotel-Adresse und er versucht vergebens, sich bei ihm entschuldigen zu können. Nachdem Nello eine weinende junge Frau zu einem Treffen mit einem Mann gefahren hat, befördert er eine junge hübsche Ärztin, Laura Morani (Godet), und einen ihr unbekannten smarten Journalisten, Alberto Franchi (Lemaire), die sich widerwillig die Fahrt im Taxi teilen und beim Einsteigen auf dem Rücksitz ein Baby finden, das die weinende Unbekannte wohl dort unbemerkt zurückließ. Nello nimmt den kleinen Jungen mit zu sich nach Hause, unterstützt von Laura und Alberto, die beide mittlerweile 'Feuer gefangen haben'. Nello, Laura und Alberto können die Adresse der weinenden Frau im Taxi herausfinden; es ist Luisa (Belmont), die Tochter des Chemie-Fabrikanten Forenti (Ninchi), der in einer riesigen Villa wohnt. Dort trifft Nello endlich auch Mr. Simon, kann sich entschuldigen und gibt weitere Kostproben seines Gesangstalents. Währenddessen suchen Laura und Alberto mit dem Baby in der Villa nach Luisa, die von ihrem Vater mit dem Conte Tattini (Tieri) 'zwangsverlobt' wurde und sich von ihrem Geliebten Enrico Somigli (Rinaldi), dem Buchhalter in der Firma ihres Vaters, getrennt hat. Durch ein Missverständnis bringen Nello, Laura und Alberto Luisas cholerischen Vater - nun stolzer 'Großpapa' - dazu, die Einwilligung zur Hochzeit seiner Tochter mit dem Buchhalter zu geben. Das wäre ein schönes Happy-End, doch es kommt etwas anders, als es sich die Beteiligten (und wohl auch die Kinozuschauer) gedacht haben...


    In dieser italienisch-französischen Film-Komödie – die in der Defa-Synchronisation schon mehrmals von der ARD gezeigt wurde - ist Beniamino Gigli als 'singender Taxifahrer' mit zwei Liedern von Dan Caslar zu hören: „Con la pioggia o con la luna“ (am Beginn) und „Città silente“ (am Ende des Films). Außerdem singt der Tenor die Arien 'Una furtiva lagrima' aus „L'elisir d'amore“ und 'Spirto gentil ne' sogni miei' aus „La Favorita“ (beide von Donizetti) und die Arie 'Vesti la giubba' aus Leoncavallos „I pagliacci“. Ebenfalls von Ruggero Leoncavallo erklingt in Giglis Interpretation das Lied „Mattinata“, ferner „Torna a Surriento“ von Ernesto De Curtis und das Wiegenlied „Dormi, o bimbo, sogni pur“ von einem unbekannten Komponisten. Die Musikaufnahmen dirigierte Dino Olivieri; die Filmmusik stammt von Domenico Savini.


    Nächste Woche folgt noch ein Resümée über 'Beniamino Gigli und seine Filme'.


    Viele Grüße!


    Carlo


    P. S.

    Noch einmal an die Moderation die Bitte, für diesen Thread im Themenverzeichnis „Berühmte Stimmen“ einen separaten Eintrag vorzunehmen, denn Beniamino Gigli als Filmschauspieler (mit immerhin 17 Filmen) ist eine Klasse für sich!

  • Liebe Opern- und Filmfreunde im Allgemeinen und Verehrer von Beniamino Gigli im Besonderen!



    Es gab im Ausland mehrere TV-Dokumentationen zum Leben und Wirken dieses in die Musikgeschichte eingegangenen Tenors; aus dem deutschen Sprachraum ist mir nur eine 45 Minuten lange ZDF-Sendung von Hans Borgelt „Filmmusikalische Erinnerungen an einen großen Sänger“ aus dem Jahre 1979 (mit der Moderation von Beniamino Giglis zweimaliger Filmpartnerin Carola Höhn) bekannt, die ich auf Video habe. Die Schauspielerin erzählte Interessantes aus seinem Privatleben - z. B. dass er nicht alleine sein konnte und stets von vielen Menschen umgeben war, was auch dazu führte, dass er für sie sein Geld mit vollen Händen ausgab - und zeigte Ausschnitte aus einigen seiner Filme. (Die mir bekannten und teilweise auf Video vorliegenden Spielfilme habe ich in diesem Thread mit * hinter dem Filmtitel gekennzeichnet.)


    Heutzutage würde ein solches Portrait wohl etwas anders ausfallen und man würde sicher nicht verschweigen, dass der Tenor fünfundzwanzig Jahre lang neben seiner Ehe, aus der zwei Kinder stammten (u. a. die Tochter Rina, die von 1943 bis 1957 eine passable Opernkarriere hatte), eine Beziehung mit einer anderen Frau und mit ihr drei Kinder hatte. In den italienischen Gazetten, die nach seinem Tod erschienen, wurde unverhohlen auch über drei weitere uneheliche Kinder spekuliert. Beniamino Gigli war ein durchaus widersprüchlicher Mann: ein sinnenfroher Genussmensch und strenger Katholik (mit enger Freundschaft zu dem 2002 heilig gesprochenen Kapuziner Padre Pio), ein Höchstgagen fordernder Gesangsstar mit hunderten von Benefizkonzerten, Mitglied in einer exclusiven Freimaurerloge und selbsternannter 'Sänger des italienischen Volkes'.


    Wie ich im Beitrag Nr. 12 schon mitteilte, bereitet Stefan Zucker von der „Belcanto Society“ ein Buch mit dem Titel „Beniamino Gigli – Hitler's Tenor“ vor. Über Giglis Verhältnis zum Faschismus – er besang u. a. eine Schallplatte mit der 'Faschisten-Hymne' „Giovinezza“ - und zum Nationalsozialismus ist viel spekuliert worden; nicht zuletzt auch seine z. T. in deutsch-italienischer Co-Produktion entstandenen Filme (bis 1942) haben dazu beigetragen. (In seinen 1957 auch in Deutschland mit dem Titel „Und es blitzten die Sterne“ erschienenen Memoiren hält sich der Sänger darüber erwartungsgemäß bedeckt.) Er erklärte schon früh öffentlich - und popularitäts-steigernd - ein unpolitischer Mensch zu sein und dass er keinen Unterschied mache, ob er für den italienischen König oder einen Fischer aus Neapel singt. Ganz der typische, Mutter-fixierte Italiener, hatte er bereits 1925 in einem amerikanischen Interview erklärt: „Ich bin weder Faschist noch Anti-Faschist. Es ist nur so, dass ich weiß, dass meine Mutter in Italien sicher ist, wenn Mussolini an die Macht kommt.“ (1938 stiftete Beniamino Gigli in Recanati im Andenken an seine Mutter Ester ein Altersheim.)


    In Deutschland war der Sänger – wie auch in der ganzen 'musikalischen Welt' damals - durch Opern-Gastauftritte, Konzerttourneen und natürlich seine Schallplattenaufnahmen - längst berühmt, als die Nazis 1933 die Regierungsgewalt übernahmen; seine Popularität hierzulande verdankte er also nicht erst den Filmen, die er ab 1935 teilweise in Deutschland drehte. So blieb es nicht aus, dass sich auch die neuen 'Machthaber' gern mit ihm zeigten, was sich allerdings meistens nur auf den kurzen Austausch von Höflichkeiten im Beisein der Presse beschränkte. Nach dem 'Anschluss' Österreichs 1938 unternahm er sofort eine große England- und Amerika-Tournee und trat für eine Saison wieder an der New Yorker 'Met' auf, die er 1932 nach einem wegen der Weltwirtschaftskrise verhängten Gagen-Stop verlassen hatte. (Der damalige Intendant Giulio Gatti-Casazza stellte den Sänger in der Presse als 'geldierig' bloß, worauf Gigli mehrere Auftritte und Konzerte ohne Bezahlung anbot, aber sein Ruf war beschädigt.) Die Auftritte im nunmehr 'großdeutschen' Reich schränkte der Tenor erheblich ein; die Dreharbeiten seiner in deutsch-italienischer Co-Produktion gedrehten Filme wurden nach Italien verlegt.


    Damals war es in Italien üblich, dass die Spitzensänger ihre Verträge direkt vom Staat erhielten und sich daran halten mussten, wollten sie nicht hohe Konventionalstrafen riskieren. Nach dem Sturz Mussolinis 1943 und der anschließenden deutschen Okkupation Italiens weigerte sich Gigli erwiesenermaßen mehrmals, für die deutsche Wehrmacht zu singen. Tito Gobbi schildert in seinen Memoiren einen Vorfall vom Mai 1944, als er, Gigli und Maria Caniglia in der römischen Oper für die Besatzer ein Rundfunk-Konzert geben mussten. Der deutsche Stadtkommandant, Kurt Mälzer, verlangte von den Sängern, dass sie hinterher zu den deutschen Soldaten (vorbereitete) Grußbotschaften über den Äther schicken sollten. Die Caniglia versteckte sich im Opernhaus, Gigli erklärte, er sei erschöpft und krank und Tito Gobbi wurde mit Waffengewalt zu einer kurzen Rede gezwungen.


    Nach der Befreiung Roms von der nazistischen Gewaltherrschaft Anfang Juni 1944 durch die US-Truppen des Generals Clark – in Norditalien wurde noch bis Mai 1945 gekämpft - wurde Giglis römische Stadtwohnung beschlagnahmt. Giuseppe Albano, ein ehemaliger Partisan der „Resistenza romana“, der mit der Jagd auf Faschisten mit seiner „Banda del Gobbo“ die Stadt terrorisierte und (18jährig!) bei einem Feuergefecht von Carabinieris erschossen wurde, hatte zuvor Gigli öffentlich als Kollaborateur und Verräter denunziert. Doch die Alliierten verhörten den Sänger nur, stuften ihn als 'Mitläufer' ein und gaben ihm seinen Besitz zurück. Bereits Anfang Mai 1945 trat Beniamino Gigli unter dem begeisterten Applaus seiner Landsleute wieder am Opernhaus in Rom in „La forza del destino“ auf, gab Konzerte und sang in einer römischen Benefizvorstellung von „I pagliacci“ zu Gunsten ehemaliger Partisanen.


    Als er am 30. November 1957 mit 67 Jahren in Rom an einer Lungenentzündung starb, wurde offenbar, dass er vor allem wegen seiner Freigiebigkeit und Spendenfreudigkeit (vor allem zu Gunsten der Kirche) kaum finanzielle Reserven hatte und trotz einer schweren Diabetes-Erkrankung gezwungen war, nach dem Zweiten Weltkrieg noch bis zwei Jahre vor seinem Tod weite und strapaziöse Tourneen zu unternehmen und Konzerte sowie einige (von der Kritik, nicht aber vom Publikum, belächelte) Bühnenauftritte – oft zusammen mit seiner Tochter - an den ehemaligen Stätten seiner Erfolge zu absolvieren. Giglis letzter großer Triumph waren seine drei umjubelten Konzerte in der New Yorker Carnegie Hall vom 20. bis 24. April 1955; am 25. Mai 1955 erklang seine Stimme in Washington zum letzten Mal in der Öffentlichkeit – eine Gesangskarriere von 41 Jahren fand damit ihr Ende. (Seine palastartige Villa auf dem Hügel Montarice bei Porto Recanati musste nach seinem Tod verkauft werden; die Witwe Costanza starb 1980 in einem römischen Altersheim, auf die Unterstützung durch die Metropoltan Opera in New York angewiesen.) Auf seinem – einer Pyramide nachempfundenen - Grabmal in seinem Geburtsort Recanati sind die Worte des Titelhelden aus Umberto Giordanos Oper „Andrea Chenier“ eingemeisselt: „Con la mia voce ho cantato la patria!"



    Viele Grüße!


    Carlo

  • Dies ist einer der ersten Spielfilme der heute 92jährigen Gina Lollobrigida, die von Mario Costa - dem Regisseur dieses Films - bei einem Schönheitswettbewerb entdeckt wurde. Sie hatte übrigens eine ausgebildete Sopranstimme; in dem Film „Die schönste Frau der Welt“ - über Carusos Partnerin und späteren Stummfilmstar Lina Cavalieri – sang sie z. B. die „Tosca“-Arie selbst. Mit dieser Playback-Tonaufnahme trat 'Lollo' auch 1982 in einer Folge von René Kollos ZDF-Fernsehshow „Ich lade gern mir Gäste ein“ auf, die in Budapest aufgezeichnet wurde.

    Es hat zwar nichts mit Gigli selbst zu tun, aber eben mit der kürzlich mit 95 Jahren verstorbenen Gina Lollobrigida. Ich habe den von Carlo nun genannten Film gesehen. Schon über den Titeln singt Gina einen Teil aus "Vissi d'arte" - und das wirklich mehr als akzeptabel. Es folgen im Film dann mehrere Opernauftritte, hauptsächlich eher unverfängliche Szenen aus "Tosca", in denen dann von den Aufnahmeingenieuren offenbar weniger Wert darauf gelegt wurde, das Optimum aus Ginas Stimme herauszuholen. Sie singt für einen Filmstar wirklich gut, für eine Operndiva aber ist die Stimme selbstverständlich zu klein. Mario Del Monaco "synchronisiert" übrigens in einigen Tosca-Szenen den Schauspieler, der den Tenor darstellt.

  • Lieber ‚greghauser2002‘,


    ich habe mir den Film „Die schönste Frau der Welt“, den ‚arte‘ vergangenen Freitag zum Gedenken an Gina Lollobrigida sendete, auch noch einmal angesehen – in HD statt meiner alten VHS-Kassette vom Bayerischen Rundfunk. Die wenigen Töne Mario Del Monacos hätte man sich sparen können, denn Lina Cavalieris Gesangslehrer und Partner in der „Tosca“ wurde von einem damals ziemlich bekannten Tenor dargestellt: Gino Sinimberghi (1913-1996)!


    Nach dem Gewinn eines Gesangswettbewerbes in Wien kam er 1938 für zwei Spielzeiten an die Berliner Staatsoper und sang dort in „Der Barbier von Sevilla“, „Don Pasquale“, „Gianni Schicchi“, „Der Friedenstag“ (Ein Piemonteser) und „Die Frau ohne Schatten“ (Erscheinung eines Jünglings). Die ‚Deutsche Grammophon Gesellschaft‘ nahm ihn unter Vertrag und produzierte mit ihm mehrere Schallplatten, darunter Ausschnitte aus „Don Pasquale“ (mit Erna Berger), Arien aus „Der Liebestrank“ und „Manon“ und Lieder wie „Mattinata“ und „Wenn in Florenz die Rosen blüh’n“. Bei der RAI hat er von 1944 bis 1980 in zahlreichen Rundfunkaufnahmen mitgewirkt und 1954 sang er in Wien unter dem Dirigat von Paul Hindemith (!) in einer konzertanten Aufführung von Monteverdis „L’Orfeo“ die Titelpartie; davon gibt es eine CD-Ausgabe des ORF. Noch 1974 trat er neben Montserrat Caballé, Josephine Veasey und Jon Vickers als Flavio in Bellinis „Norma“ im Théâtre Antique in Orange auf, wovon eine DVD veröffentlicht wurde.


    Bekannter ist Gino Sinimberghi aber durch seine Mitwirkung in mehreren Filmen geworden – teils als Darsteller zu seinem eigenen Gesang, teils auch nur als Synchron-Sänger bzw. nur als Schauspieler. Hier eine Auswahl:


    a) Opernfilme (in Klammern die Namen der Sänger):


    „L’elisir d’amore“ (‚Der Liebestrank‘) (Gaetano Donizetti): Nelly Corradi (Adina), Loretta Di Lelio (Giannetta), Gino Sinimberghi (Nemorino), Tito Gobbi (Belcore), Italo Tajo (Dulcamara) / In Nebenrollen: Gina Lollobrigida und Silvana Mangano / Regie: Mario Costa (1947).


    „I pagliacci“ (‚Der Bajazzo‘) (Ruggero Leoncavallo): Nedda – Gina Lollobrigida (Onelia Fineschi) (Nedda), Afro Poli (Galliano Masini) (Canio), Tito Gobbi (Tonio und Silvio), Filippo Morucci (Gino Sinimberghi) (Beppe) / Regie: Mario Costa (1948). Afro Poli war ‚hauptberuflich‘ Bariton mit etlichen Aufnahmen für Rundfunk und Schallplatte und wirkte – nur als Darsteller - in vielen Filmen mit; z. B. synchronisierte er Gino Bechi im „Aida“-Film mit Sophia Loren bzw. Renata Tebaldi.


    „Il trovatore“ (‚Der Troubadour‘) (Giuseppe Verdi): Vittoria Colonello (Franca Sacchi) (Leonora), Gianna Pederzini (Azucena), Gino Sinimberghi (Antonio Salvarezza) (Manrico), Enzo Mascherini (Conte di Luna) / Regie: Carmine Gallone (1948).


    „La forza del destino“ (‚Die Macht des Schicksals‘) (Giuseppe Verdi): Nelly Corradi (Caterina Mancini) (Leonora) , Mira Vargas (Cloe Elmo) (Preziosilla), Gino Sinimberghi (Galliano Masini) (Alvaro), Tito Gobbi (Don Carlo), Giulio Neri (Padre Guardiano), Vito De Taranto (Fra Melitone) / Regie: Carmine Gallone (1949).


    „La favorita“ (‚Die Favoritin‘) (Gaetano Donizetti): Sophia Loren (Palmira Vitali Marini) (Leonora), Gino Sinimberghi (Piero Sardelli) (Fernando), Paolo Silveri (Il re Alfonso), Alfredo Colella (Baldassare) / Regie: Cesare Barlacchi (1952).


    „La sonnambula“ (‚Die Nachtwandlerin‘) (Vincenzo Bellini): Paola Bertini (Fiorella Ortis) (Amina), Gino Sinimberghi (Licinio Francardi) (Elvino), Alfredo Colella (Conte Rodolfo) / Regie: Cesare Barlacchi (1954).


    b) Spielfilme bzw. Biographien:


    „Avanti a lui tremava tutta Roma“ (‚Vor ihm zitterte ganz Rom‘): mit Anna Magnani, Tito Gobbi, Gino Sinimberghi u. a. / Ausschnitte aus „Tosca“ mit den Stimmen von Elisabetta Barbato, Tito Gobbi, Gino Sinimberghi und Giulio Neri / Regie: Carmine Gallone (1946). Eine Operntruppe schließt sich 1944 Widerstandskämpfern im besetzten Rom an und führt die „Tosca“ mit historischem Bezug zum deutschen Gestapo-Chef auf.


    „Puccini“: mit Gabriele Ferzetti (Giacomo Puccini) u. a. / In einer Nebenrolle: Gino Sinimberghi (Un tenore - Arien aus "Manon Lescaut" und "La Bohème") / Die Stimmen von Rosanna Carteri, Antonietta Stella, Gino Penno und Giulio Neri / Regie: Carmine Gallone (1953).


    „La donna più bella del mondo“ (‚Die schönste Frau der Welt‘): mit Gina Lollobrigida (Lina Cavalieri), Anne Vernon (Carmela), Vittorio Gassman (Sergei Romanov), Robert Alda (Maestro Doria) u. a. / In einer weiteren Hauptrolle: Gino Sinimberghi (Il tenore Silvani) / Die Stimme von Mario Del Monaco im dritten Akt der „Tosca“ / Regie: Robert Z. Leonard (1955). Lina Cavalieri (1874-1944) war eine von amourösen Geschichten und Skandalen umwitterte Primadonna des frühen 20. Jahrhunderts und oftmalige Partnerin Enrico Carusos an der ‚Met‘, die sich selbst (selbstironisch?) als ‚Schönste Frau der Welt‘ bezeichnet haben soll.


    Carlo


    P. S. Ich werde diesen Beitrag auch noch im Thread „Neben- und Fulltime-Job: Opernsänger im Film“ posten, denn da gehört er eigentlich hin.