Wir hatten am Sonntag 10. November 2019 beim Heilbronner Sinfonie Orchester eine Aufführung der "Symphonie fantastique" von Hctor Berlioz. Die Wiedergabe hat offensichtlich gezündet, gepackt, vielleicht sogar aufgewühlt. Selten habe ich nach Konzertende und bei der Nachfeier so viele Kommentare gehört, wie "großartig, miteißend, unglaublich usw. Auch die Rezension, die heute erschien, lag voll auf dieser Linie.
Es waren allerdings fast alles pauschale Äusserungen ohne Begründung. Später saßen wir noch zusammen und besprachen im sogenanten "Kennerkreis" das Gebotene selbstverständlich analysierend und kritisch. Dabei fanden wir schnell heraus, dass die Glocken zu laut waren, es Koordinationsprobleme bei den Hörnern gab und die Oboe aus der Ferne zu spät einsetzte. Plötzlich stand die Frage im Raum, die ich zur Diskussion stellen möchte. Hören wir Kenner normal wenn wir kritisch schon auf die schwierige Stelle - zum Beispiel die Trompeten im Triumphmasch in "Aida" warten? Liegen unsere Melomanen richtig, wenn sie praktisch jeden einzelnen Gesangton sezieren und beurteilen? Könnte es nicht sein, dass "Otto Normalverbraucher", der einfach zuhört, erlebt, hoffentlich dabei genießt und danach sein Pauschalurteil spontan unreflektiert äussert weit mehr die Allgemeinmeinung trifft, als die Experten? Leiden wir nicht auch im Tamino-Forum darunter, dass Mitleser und Gäste es oft nicht wagen ihre Meinung zu posten, weil sie Kritik im Haifischbecken der Experten befürchten? Also nochmals: Wer hört richtig?
Herzlichst
Operus (Hans)