Es ist schon erstaunlich: CHRISTIANE EDA-PIERRE ist inzwischen 87 Jahre alt - ich hoffe, daß sie noch bei guter Gesundheit ist - und es scheint, daß sie immer noch keinen Eingang in unser Forum mit so vielen Gesangs-Liebhabern gefunden hat. Dabei ist ihre Stimme großartig und blickt sie auf eine höchst erfolgreiche Karriere zurück.
CHRISTIANE EDA-PIERRE wurde am 24.03.1932 in Fort-de-France, Martinique geboren. Schon zu Beginn ihrer Laufbahn als Sängerin konnte man Loblieder wie diese von Kritikern über sie lesen: "Ein neuer Stern am Gesangshimmel.." "Welch bezaubernde, melodische Sanftheit, die exaktesten und strahlendsten Triller....", "Tadelloser Geschmack, fehlerfreie Technik..."
Sie beuchte das CONSERVATOIRE NATIONAL PARIS und war Schülerin von J. DECRAIS und CHARLES PANZÉRA. Mit 3 ersten Preisen für Lied, Oper und Operette verließ sie 1957 des Konservatorium. Schon wenig später machte sie sich einen Namen als Koloratur-Sopran von seltener Reinheit. 1958 debütierte sie in NIZZA als "Leila" in BIZET's "Die Perlenfischer". - diese Oper sang sie auch in einer Aufnahme mit NICCOLAI GEDDA - 1959 sang sie beim FESTIVAL AIX-EN-PROVENCE die "Papagena" in der "Zauberflöte" Ab 1960 sang sie an der PARISER OPER und OPÉRA COMIQUE, und im PALAIS GARNIER sang sie im gleichen Jahr die "Lucia". Sie trat sehr erfolgreich vor allem in "Lakmé" auf, ferner in RAMEAUs "Les Indes galantes" , "Zoroastre", "Les Boréades", "Hyppolite et Aricie" und "Dardanus", nicht zuletzt aber in italienischen Opern wie DONIZETTIs "Lucia di Lammermoor", VERDIs "La Traviata" und "Rigoletto", MONTEVERDIs "Orfeo" und ROSSINIs "Il Barbiere di Siviglia". Auch in den MOZART-Opern "Die Zauberflöte", "Don Giovanni", "Le nozze di Figaro", "Die Entführung aus dem Serail" konnte sie voll überzeugen und wurde u. a. als "Konstanze", "Gräfin" "Donna Anna", "Elvira" und "Königin der Nacht" gefeiert, und sie wurde bald zum Star des FESTIVAL AIX-EN-PROVENCE und der wichtigsten Opernhäuser Frankreichs. Nicht nur in Frankreich, sondern auch in den Vereinigten Staaten, wie auch in Berlin und am BOLSCHOI-THEATER in MOSKAU feierte sie große Erfolge, in Moskau mit der "Gilda" aus "Rigoletto". 1966 debütierte sie in LONDON in "L'enfant et les sortilèges" von RAVEL. Sie erhielt Einladungen der FESTSPIELE von WEXFORD, SALZBURG und AIX-EN-PROVENCE. 1980 debütierte sie an der NEW YORKER MET als "Konstanze" in der "Entführung aus dem Serail". Ebenflalls an der MET sang sie die "Antonia" in OFFENBACH's "Les contes d'Hoffmann" und die "Gilda" in "Rigoletto". Sie setzte sich auch für zeitgenössische Musik ein und wirkte bei einer ganzen Reihe von Uraufführungen mit. An der PARISER OPER nahm sie an der französische Erstaufführung von MILHAUD's "Médée" teil. Sie sang die Rolle des "Engel" in MESSIAEN's "Saint Francois d'Assise". Gastspielreisen führten sie nach LISSABON, STRASSBURG, LYON, MARSEILLE, BORDEAUX, ROUEN, TOULOUSE, BARCELONA, EDINBURG, AMSTERDAM, LONDON, WEXFORD, BERLIN, HAMBURG, WIEN, SALZBURG, CHICAGO, MIAMI, NEW YORK, und sie sang in dieser Zeit auch unter allen großen Dirigenten. 1985 sang sie am THEATER von MONTPELLIER die Titelrolle in SCHUMANN's "Genoveva" Im französischen Rundfunk sang sie oft in selten aufgeführten Opern von ROSSINI, BELLINI, BIZET, BERLIOZ, Ab 1977 war sie Professorin am PARISER KONSERVATORIUM, setzte dabei aber ihre Karriere als Opern- und Konzert-Sängerin fort.
Eine Glanzleistung bot sie in der Schallplattenaufnahme von BERLIOZ' "Benvenuto Cellini" in der Partie der "Teresa" zusammen mit NICOLAI GEDDA, JANE BERBIÉ, ROBERT MASSARD, JULES BASTIN, und ROGER SOYER. Auch ihr Recital mit Arien aus OPÉRAS COMIQUES von GRÉTRY und PHILIDOR in der Begleitiung der ACADEMY OF ST:MARTIN-IN-THE-FIELDS unter NEVILLE MARRINER fand große Beachtung und brachte ihr ausgezeichnete Kritiken ein.
Ihre große und sehr bewegliche, brillant geführte Stimme ermöglichte es ihr, ein weites Spektrum musikalischer Werke und Rollen zu interpretieren und auszufüllen. Als ihre 3 bekanntesten Platten-Aufnahmen gelten wohl die Philips.Aufnahme von MOZART's "Entführung" in der Rolle der "Konstanze", ferner die Rolle der "Teresa" in "Benvenuto Cellini" , beide unter der Leitung von SIR COLIN DAVIS. Schließlich die schon erwähnte Recital-Platte mit Arien aus Opern von GRÉTRY und PHILIDOR.
Für mich eine unverzichtbare Aufnahme mit ihr ist die Einspielung von 1970 von ROSSINIs "Il Barbiere di Siviglia" in der Rolle der "Rosina", in der auch "LUIGI ALVA als "Conte d'Almaviva" und MARCO STECCHI als "Figaro" bestechen. Auch die übrigen Gesangssolisten ANDREW FOLDI als "Bartolo", ALESSANDRO MADDALENA als "Basilio", NADINE DENIZE als "Berta", HENRI BODINI als "Fiorello" und FANCOIS ANGELI als "Ufficiale" bieten eine exzellente Leistung. Das ORCHESTRE NATIONAL ET CHOEURS DE L'OPÉRA DE MONTE CARLO spielt unter dem in Sachen "italienische Oper" besonders firmen Dirigenten GIANFRANCO RIVOLI mitreißend. Eine überzeugendere Aufnahme dieses Werkes von ROSSINI habe ich nie mehr gehört. Die Einspielung erfolgte für "LA GUILDE INTERNATIONALE DU DISQUE ET CONCERT HALL".
Ganz großartig finde ich auch EDA-PIERRE's Interpretation der "Glöckchenartie" aus "Lakmé". Ich habe diese schwierige Arie bisher nur von MADO ROBIN in dieser Perfektion gehört!
wok