Es muss ja nicht immer ein TOP-Werk sein, für das man einen neuen Beitrag erstellt. Wie wir nachvollziehbar im Dvorak-Sinfonien-Ranking sehen, steht die Sinfonie Nr. 2 an letzter Stelle.
Dvoraks Sinfonie Nr.2 wurde kurz nach seinem 24.Geburtstag im Jahre 1965 fertig gestellt. Aufgrund seiner scharfen Selbstkritik hatte er seine Sinfonie Nr.1 c-Moll von 1864 vernichtet. Er glaubte glaubte, der Autograph sei verbrannt, sodass diese nun sein sinfonischer Erstling ist.
Die Zweite steht unter dem Eindruck der einseitigen Zuneignung zu seiner Klavierschülerin Josefina Cermakova, die Schwester seiner späteren Frau. Ausserdem hatte der Besuch Richard Wagners zwei Jahre zuvor in Prag Einflüsse auf Dvorak.
Erst 23 Jahre später im Jahre 1888 wurde das Werk bei Simrock verlegt und zu Lebzeiten Dvoraks nach intensiver Revision am 11.März 1988 einmal aufgeführt.
Die Sinfonie hat die klassischen 4 Sätze:
- Allegro con moto
- Poco adagio
- Scherzo: Allegro con brio
- Finale: Allegro con fuoco
Es ist nebenbei die längste Dvorak-Sinfonie. Das macht sich leider auch beim Hören bemerkbar, denn es gibt zu viele Leerlaufpassagen; es geschieht zu wenig. Die Themen sind nicht gerade ohrwurmtauglich … für eine Stunde Dauer irgendwie zu flach. Das Scherzo hätte straffer sein können. Erst das Finale hat einige packende Stellen und einen fetzigen Schluss mit feurigen Pauken.
Die Aufnahmen:
Zitat von SwjatoslawZu meiner Überraschung fand ich beim Durchforsten meiner CD-Sammlung doch tatsächlich eine Einspielung von Dvoráks Sinfonie Nr. 2 Es-Dur mit Gennadij Roshdestwenskij und dem Sinfonieorchester des Kulturministeriums der UdSSR in einer Live-Aufnahme vom 26.2.1985, veröffentlicht in dieser Box:
Nachdem ich diese Sinfonie nun erstmals gehört habe, sage ich: "Nicht schlecht, Herr Specht!". Dvorák erreicht mit dieser frühen zweiten Sinfonie nicht die kompositorische Klasse seiner Sinfonien Nr. 7 bis 9, aber das kann man von Beethoven oder Schubert ebenso sagen (ohne dass deswegen Schuberts oder Beethovens jeweilige Sinfonien Nr. 2 zu vernachlässigen wären). Man sollte sich also vielleicht doch mal stärker mit den frühen Dvorák-Werken befassen.
Ohne einen Vergleich zu irgendeiner anderen Aufnahme dieser Sinfonie zu haben, weiß ich natürlich nicht, wie gut Rosh seine Sache im Vergleich zu den "üblichen Verdächtigen" Kubelik, Kertész, Neumann etc. macht. Angesichts der unüberhörbaren Schwächen des Werks drängt es mich jedenfalls nicht nach dem Kauf einer weiteren Aufnahme. Eine Zweite reicht mir.
Diese Dvorak 2 mit Roshdestwensky habe ich auch in dieser "Hammer-CD-Box". Roshdestwensky treibt der Sinfonie Nr.2 schon durch den russischen Orchsterklang das Überromanische aus, was ihr IMO gut bekommt. Dazu tragen die saftigen Blechbläser, wie auch die präsenten Paukenstellen deutlich bei. Die Zweite erfährt damit für mich durch Rosddestwensky eine gewisse Aufwertung; macht sie zumindest interessanter, als sie ist. Besonders das Finale gelingt Roshdestwensky fabelhaft bombastisch. Im Prinzip ist man mit Roshdestwensky gut bedient.
Was mir weniger gefällt sind die recht ausgewalzten Spielzeiten bei Roshdestwensky zu meinen Vergleichsaufnamen mit Kertesz (Decca) und Kubelik (DG).
Vom Tempogefühl habe ich bei der Sinfonie Nr.2 bei diesen beiden Sinfonien_GA einen angemesseneren Eindruck.
Roshdestwensky braucht alleine für die Kopfsätze mehr als und 2Minuten länger. Kertesz ist gleich im 1.Satz angenehm zügiger und nimmt den 3.Satz Scherzo-Allegro con brio in nur angemessenen 11:05. Die Sinfonie Nr.2 ist ja eigentlich zu lang geraten und wenn das dann noch durch ausgewalztes Tempo verlängert wird ...
Spielzeiten Rosh...: 18:47 - 15:59 - 13:59 - 13:31
Spielzeiten Kertesz: 16:27 - 14:06 - 11:05 - 11:34
Besonders Kertesz trifft die goldene Mitte um der Sinfonie das Langatmige auszutreiben und aus der Partitur noch etwas Schmackes raus zu holen. Ausserdem ist diese Decca-Aufnahmen die Klangbeste aus meiner 3er-Auswahl.
Decca 1963-1966, ADD