Ritter von Mozart

  • Die meisten Leute in diesem Forum werden vermutlich wissen, das Mozart im Jahr 1770 die wohl größte Ehre seines Lebens zu Teil wurde:


    Er wurde in Rom von Papst Clemens XIV. zum Ritter vom goldenen Sporn geschlagen und war damit offiziell in den Adelsstand erhoben.


    Ich Stelle mir aber die Frage, warum Mozart auf diese Auszeichnung so wenig stolz war:


    Meines Wissens nach hat er sie niemals getragen, ausser einmal in der Heimatstadt seines Vaters in Augsburg und wurde dafür wohl auch noch von 2 Jugendlichen gehänselt.


    Seit dem scheint er den Orden nie wieder getragen zu haben und hat auch nie Wert darauf gelegt mit "Ritter von Mozart" angesprochen zu werden.


    War er einfach zu bescheiden?

    Sah er nicht die Möglichkeiten die er durch diesen Orden hatte (Aufstieg in der Gesellschaft, mehr Achtung von hochgestellten Persönlichkeiten, ganz besonders des Salzburger Erzbischofs aber auch der Wiener Aristokratie?

    Und was passierte mit dem Orden, dass er nicht auf unsere Tage übergekommen ist?


    Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Theorien.


    Liebe Grüße


    W.A.Mozart

    W.A.Mozart:)

  • Da ich in Eile bin beantworte ich fürs erste nur EINE Frage:

    Und was passierte mit dem Orden, dass er nicht auf unsere Tage übergekommen ist?

    Angeblich hat er ihn, da er ihn nicht geschätzt hat. verloren.....


    In jener Zeit wurden zwei weitere, allerdings von der Klasse her weniger bedeutenden Exemplare ausgegeben, und zwar an Gluck und an Dittersdorf-

    Gluck hat seinen Titel genutzt, Dittersdorf indes nicht....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich glaube, Mozart war schlichtweg jemand, der auf so etwas keinen Wert legte. Das ist (zumal in seiner Zeit) recht ungewöhnlich.


    Gluck trug den päpstlichen Titel Ritter von Gluck, wie schon erwähnt, mit Stolz. Dittersdorf (geb. Ditters) benutzte zwar den päpstlichen Rittertitel nicht, wurde aber 1773 vom Kaiser geadelt und durfte sich seither Ditters von Dittersdorf nennen, was er auch tat.


    Ein ähnlicher Fall wie Mozart etwa hundert Jahre später: Franz Liszt wurde 1859 der erbliche österreichische Ritterstand verliehen, den er aber m. W. nie führte. 1867 ersuchte er um eine Übertragung des Titels Ritter von Liszt auf seinen Vetter Eduard Liszt, der stattgegeben wurde.


    Rein theoretisch könnte man Mozart mit Recht Ritter von Mozart nennen. Formal hat er dem Titel ja nie entsagt, soweit ich weiß.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich habe ein wenig rexcherchiert und einige Feinheioten gefunden. die allgemein weniger bekannt sein dürften (?)

    Mozart hatte zumindest 2 Audienzen bei Papst Clemens XIV.

    Während einer Messe in der Karwoche hörte Mozart das Miserere von Gregorio Allegri (1582-1652)-Dieses Stück war extra dür diesen Aufführungsort komponiert worden und es war bei Strafe der Exkommunikation verboten . Es abzuschreiben.

    Mozart soll es aus dem Gedächtnis wieder auf Papier gebracht haben.

    Das soll den Papst derart beeindruckt haben, daß er ihm nicht nur nicht exkummionizierte oder die Niedeschrift einzog (was sowieso sinnlos gesesen wäre, Mozart hätte die Niederschrift ja aus dem Gedächtnis jederzeit wiederholen können)

    sondern das Papier als Andenken überliess, nebts etlichen Geschenken. Etwas später erfolgte dann die Ernennung zum "Cavaliere"was IMO relativ großzügig al "Ritter" übersetzt wird.

    Ein Adelsprädikat des Vatikan - wäre Fürsterzbischof Hieronymus von Colloredeo dadurch zu beeindrucken gewesen ? Allem Anschein nach nicht.

    Er behandelte Mozart wie einen Lakaien - zumindest ist uns das von Mozart so überliefert.

    Wir dürfen Mozarts Aussagen - und noch weniger jenen seines Vaters Leopold völlig trauen, denn sie wahren sehr ähh.. gefärbt.


    Die Priviliegien sind eher äh symbolischer Natur, die Auszeichnung gilt nicht dem Lomponisten, sondern dem Cembalisten Motart


    [...] Deshalb wollen wir wegen deiner aufrichtigen und treuen Ergebenheit gegen Uns und denselben Stuhl deine Verdienste mit würdiger Gunstbezeugung unserer Gnade und Wohlgätigkeit begleiten. Indem wir im Hinblick darauf von allen Strafsentenzen der Exkommunikation, des Interdiktes und anderen kirchlichen Verurteilungen, Zensuren und Strafen, die von einem Menschen oder von Recht irgendwie verhängt worden sind, wenn du solche dir etwa zugezogen hast, dich lossprechen und also davon losgesprochen erklären, sind wir geneigt, dein durch andere uns überreichtes Bittgesuch zu erfüllen. Wir ernennen und machen dich, von dem wir wissen, daß du von frühester Jugend an in süßester Weise im Cembalospiel dich ausgezeichnet hast, kraft der Autorität des Apostolischen Stuhles mit gegenwärtigem Breve zum Ritter des goldenen Sporns und reihen dich gern in die Zahl der Ritter dieses Ordens ein [...]




    Sah er nicht die Möglichkeiten die er durch diesen Orden hatte (Aufstieg in der Gesellschaft, mehr Achtung von hochgestellten Persönlichkeiten, ganz besonders des Salzburger Erzbischofs aber auch der Wiener Aristokratie?

    Mozart war sehr merkantil veranlagt, was Einnahmen anbelangt (aber er honnte nicht sparen und haushalten)

    Daher wird er mit Sicherheit einiege Überlegungen angestellt haben.

    Er bekam immer wieder Geldgeschenke von Joseph II, den er als "Knicker" bezeichnete und von Gönnern aus dem Adel . und nahm sie gerne an.

    Dürfte man einem "Cavaliere", einem Adeligen des Vatikan überhaupt Geschenke dieser Art machen ?

    Durfte amn so einem Edelmann überhaupt eine Stellung anbieten ?

    Mozart wird sich all diese Fragen gestellt haben...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich wüsste keinen Grund warum man Mozart keine Stellung hätte anbieten sollen, nur weil er ein Edelmann war.


    Er wurde immerhin im Dezember 1787 zum k.k.Hofmusiker ernannt.


    Und bekam später das Amt des Organisten an St. Stephan angeboten.


    Die größte Ehre wurde ihm zuteil als er ein Angebot aus Versailles erhielt um an der dortigen Kapelle Organist zu werden.

    Zum Glück lehnte er dies ab, sonst wäre er mit Sicherheit während der Französischen Revolution unter dem Fallbeil der Gioutinnne (bitte Rechtschreibung nicht beachten) gelandet.

    Welch schreckliche Vorstellung!??


    Das Mozart gegenüber seinen Gönnern aber auch seinen Freunden nicht immer sehr loyal war und es öfters auch Mal an Respekt fehlen ließ, ist ein interessantes Thema, dass ich in einem eigenen Thread noch behandeln werde.


    Ein interessanter Fakt ist auch, das Mozart sich mit seinem Orden porträtieren ließ, was sicherlich Leopold zu verdanken ist, der mit Sicherheit mächtig stolz war auf seinen Sohn, aber auch auf sich selbst, denn ohne ihn wäre Mozart bestimmt nicht so weit gekommen.

    Man kann dieses bekannte Bild durchaus als Staatsporträt betrachten, denn es hing immer im Tanzmeistersaal des Wohnhauses und sollte somit natürlich den Erfolg der Familie bestätigen.


    W.A.Mozart

    W.A.Mozart:)