Les Urnes de l´Opéra - Ein Jahrhundertprojekt

  • Im Jahre 1907 wurden im Beisein von Alfred Clark, Präsident der Compagnie Francaise du Grammophone eine größere Anzahl von Grammophonplatten in Gefässe verpackt und in den Kellerräumen der Opera Garnier eingemauert, sie sollten dort 100 Jahre gelagert bleiben und anschliessend wieder ans Tageslicht befördert werden um der Nachwelt Zeugnis vom Glanz damaliger Stimmen und Interpreten - und auch vom hohen Standard der Tontechnik des jungen 20, Jahrhunderts zu vermitteln, die man als ausgereift und nicht mehr verbesserbar betrachtete. Im Juni 1912 wurde eine 2. Partie nachgereicht- Ich hatte eigentlich angenommen, daß diese Aufnahmen irgendwo vergessen und unausgegraben ruhten, aber hier im Forum wurde ich von einem Mitglied (Madame Cortese ?) daruf aufmerksam gemacht, dass diese frühen Grammophonaufnahmen in der Tat ausgegraben wurden und auf 3 CDs überspielt . nun dem interessierten Sammler zu Verfügung stünden.

    Ich habe daraufhin diese 3 CD Box erworben und werde gelegentlich die einelnen Tracks in chronologischer Reihenfolge vorstellen. Interessant ist der Mix zwischen Interpreten, die noch heute wenigstens namentlich in Erinnerung sind (natürlich auch nur den Spezialisten) und solche, die man kaum mehr kennt,

    Die Tontechnik - Sie ist - wenn man das Aufnahmejahr betrachtet und die Grenzen von akustischen Aufnahmen kennt - erstaunlich gut,

    Es gibt natürlich den für diese Zeit üblichen hohen Rauschpegel und der Frequenzbereich ist ebenfall sehr eingeschränkt, Es gibt indes keine Knacker oder ausgeschliffenen Rillen, weil es sich eben um ungespielte Platten der Zeit handelt, ohne Verschleisserscheinungen.

    Das Booklet ist ausschliesslich in französischer Sprache.

    Es enthält Photographien, wo eine Reihe illustrer älterer Herrn dem historischen Akt des Einmauerns beiwohnt. Es muss ein eigenartiges Gefühl sein, zu wissen, daß man jenen des Ausmauerns nicht erleben wird.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • MARGUERITE MÉRENTIÉ


    Die erste auf dieser Edition verewigte Stimme ist, jene der französischen Opernsängerin Marguerite Merentiè


    Sie singt 2 Tracks aus Massenets "Ariane"


    La Fine Grace

    Ah! Le cruel


    Die Aufnahme (1907) ist bereits mit Orchesterbegleitung was einige Jahre zuvor gar nicht möglich gewesen wäre.

    Über die Sängerin - zwar eine Berühmtheit ihrer Zeit - ist wenig bekannt, ausser daß sie 1880 geboren wurde und daß sie in den Jahren 1907-1912 Aufnbahmen gemacht hat. Nicht mal Todesjahr ist auffindbar. Bilder gibt es wohl, die aber werden von Bilderagenturen gehortet und verkauft - obgleich die frei von Copyrigt sein sollten. Aber wikipedi ets hat sie eben derzeit nicht...


    allerdings gibt es einen Videolink zu "Opera Musica" im Internet


    https://www.operamusica.com/ar…rite-merentie/video/48386



    Und auch eine maßlos überteuerte Doppel-CD von "CARMEN"


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    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Über die Sängerin - zwar eine Berühmtheit ihrer Zeit - ist wenig bekannt, ausser daß sie 1880 geboren wurde und daß sie in den Jahren 1907-1912 Aufnbahmen gemacht hat.

    Auf der Seite http://www.Isoldes-Liebestod.net, die ich für sehr zuverlässig halte, hat Marguerite Mérentié sie einen recht ausführlichen Eintrag mit einigen Fotos. Dort wird sie unter den Sängerinnen geführt, die die Isolde zwar gesungen, aber keine Aufnahme des Liebestodes hinterlassen haben. Ein Sterbedatum wie aber auch nicht genannt.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • BERTHÉ AUGUEZ de MONTALANT


    Die nächsten Arien dieser sammlung sind der Sängerin Berthè Auguez de Montalant gewidmet. Sie wurde 1865 in Baltimore geborren und starb 1937 in Nizza,Sie debütierte 1889 in der Opéra-Comique in Paris in der Rolle der Léonore in ‘’Fidelio’’.


    Auf der Ausgabe , der dieser Thread gewidemet ist singt sie "La Procession " von Caesar Frank

    aufgenommen 1907 - mit Orchesterbegleitung

    _____________________________________________


    Hier ein Link zu einer anderen Aufnahme:


    Meyerbeer - Robert le diable - Robert, toi que j'aime - Berthe Auguez de Montalant (1908)



    Wie man sieht ist Ruhm vergänglich. Einst als "Referenz für die Ewigkeit" auf Platte verewigt - heute total vergessen...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich besitze von der nahezu vergessenen Sängerin immerhin noch eine LP (Label: "Club 99"/USA). Hier ist sie u. a. noch mit Arien aus W. Telll (Rossini), Juive (Halevy), Damnation de Faust (Berlioz), Herodiade (Massenet), Robert le Diable (Meyerbeer), Die Afrikanerin (Meyerbeer), Les Porcherons (Gisar), Marie-Magdeleine (Massenet) und Stabat Mater (Rossini) zu hören. Die Aufnahmen enstanden zwischen 1908 und 1911. Ich habe die LP noch nie gehört. Dank Alfred liegt sie jetzt auf dem Plattenteller ...

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • JULIA LINDSAY


    Die nächste Sängerin .

    Julia Lindsay, Tuchter amerikanische Immigranten, geboren um 1878 in Paria ist wieder „vergessen“ – Eigentlich erschreckend, wenn man edenkt, dass man für diese Edition die Creme de la Creme selktiert hatte. Denn dazu gehörte sie. Sie hatte ihre Geangsausbildung in Paris und war be Erstaufführung von Mzarts Entführung an der Grand Opera die Konstanze. Sie Sang weiters Gonoud, Verdi und Wagner und war vielgepriese, machte einige Schallplatten für HMV und Grammophone, Für das Projekt wurden 2 Arien von Gounod ausgewählt:



    Romeo et Juliette:

    Ah ! Je veux vivre dans le réve


    Faust:

    Il était un roi de Thuler“


    Diese Aufnahmen entstanden 1907 und sind mit Orchesterbegelitung

    Ab 1910 verwischt sich die Spur der Sängerin, sie scheint sich zurückgezogen haben,

    das Todesdatum ist nicht bekannt.


    Vor allem der Walzer aus Romeo und Juliette zeigt eine Stimme von äusserster Stralkraft und Sicherheit in den Höhen - uber die unzulängliche Aufnahmetechnik hinaus. Ich bin an sich kein Freund von Frauensstimmern der akustischen (heisst; mit Trichter aufgenommen) Ära, weil die Verfärbungen groß sind und die Höhen schlecht wiedergegeben werden, aber hier wurde das Erreichbare erreicht....



    Beinahe hätte ich die Clips nicht gefunden, weil die Nmen im Beiheft und iom Internet differieren...


    mfg aus Wien

    Alfred




    clck 411

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • AGUSTARELLO AFFRE



    Die nächsten beiden Arien werden von Agustarello Affre (1858-1931) einem französischen Opernsnger bestritten


    Gounod: Romeo et Juliette

    Ah ! Leve toi, soleil


    Verdi: La Trovere

    Exile sur la terra


    Diese beiden Arien wurden nicht 1907 aufgenommen sondern vereit drei Jahre zuvor, 1904 -

    mit hörbaren Konsequenzen: Damals war es noch nicht möglich Orchester aufzunehmen. Deshalb ,usste man sich mit einnem Klavier begnügen, welches indes auch relativ im Hintergrund zu hören ist.ER war sehr erfolgreich, WIKIOPEDIA bezeichnet ihnal typisch französischen Heldentenor, und er wurde auch al der "französische Tamagno" bezeichnet. Mich hat mehr die schier überbürdende Kraft seiner Stimme (trot Trichter !!) - eine Urgewalt - beeindruck, als die Schönheit des Timbres. Allerding galten 1904 andere Maßstäbe.

    Von diesem Sänger gibt es (relativ) viele Aufnahmen


    Hier ein Sample aus der Edition um die es geht (vermutlich keicht gefiltert)


    und hier eine oft gespielte Aufnahme . wie man sich eine "alte Aufnahme" vorstellt


    Mfg aus Wien


    Alfred









    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Diese beiden Arien wurden nicht 1907 aufgenommen sondern vereit drei Jahre zuvor, 1904 -

    mit hörbaren Konsequenzen: Damals war es noch nicht möglich Orchester aufzunehmen. Deshalb ,usste man sich mit einnem Klavier begnügen, welches indes auch relativ im Hintergrund zu hören ist.

    Ich möchte ergänzen, dass es schon vor 1907 möglich war, Orchester aufzunehmen. Bereits auf den ersten Schallplatten von 1890 spielen Orchester, damals allerdings mit kleiner Besetzung, vor allem Blasquartette und -quintette. Allerdings waren Orchesterbegleitungen bei Gesangsaufnahmen zunächst unüblich. Erst ab 1901 findet man sie vereinzelt, in den Jahren darauf immer häufiger. Umgekehrt werden Klavierbegleitungen ab ca. 1906 immer seltener. Ich persönlich bevorzuge die Klavierbegleitung bei akustisch aufgenommenen Schallplatten.

  • Ja man kann ja davon sprechen, daß jede Aufnahme in diesen Tagen ein Kunstwerk oder Experiment war - sie klangen unterschiedlich - oft von Stück zu Stück- vermutlich wegen der Säure, die unterschiedlich auf die Zink (?) Platte einwirkte. Aber es gab auch Plattenfrmen die die Technik besser als andere beherrschten. Das was wir indes üblicherweise zu hören bekamen, waren nicht nur Platten mit uralter Technik, sondern meist Ruinien davon. Noch schlimmer war es wenn- vor allem in den 60iger Jahren solche Ruinen mit unzulänglichen Mitteln "rerstauriert" - im Sinne von zu Tode gefiltert - wurden......


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bis ca. Mai 1900 wurde in der Tat durch einen Ätzvorgang auf Zinkschallplatte aufgenommen. Das Zink-Master wurde danach galvanoplastisch mit Kupfer beschichtet. Endergebnis war ein Pressstempel aus vernickeltem Kupfer, mit dem Schallplatten aus Zelluloid bzw. Hartgummi, ab 1895 aus schellackgebundener Masse gepresst wurden. Ab 1900 erfolgte der Schnitt in eine Wachsplatte bei der Aufnahme. Auch diese wurde, um einen Pressstempel zu gewinnen, mit Kupfer beschichtet. Aufnahmen ab 1900 rauschen durch den Wachsschnitt wesentlich weniger.


    Eine gut erhaltene Hartgummischallplatte von 1890 und erst recht eine Schellackplatte von 1900 können erstaunlich gut klingen. Leider sind nur wenige Spezialisten in der Lage adäquate Überspielungen davon zu machen und - da hast Du ganz recht - sie nicht totzufiltern.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Das ist sehr erhellend - denn ich glaube einer der wenigen zu sein, der sich mit der Geschichte alter Aufnahmetechniken ein wenig vertraut gemacht hat, aber die vielen feinen Zwischenstufen kenne ich natürlich nicht- ich bin kein "Kenner"


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Maurice RENAUD

    Die nächste Arie wurde von Maurice Renaud ( 1861-1933) einem französischen Operbariton gesungen, dessen Realname eignetlich Maurice Arnold Croneua war. Er studierte am Pariser und Brüsseler Konservatorium, Er sang zuerst in Brüssel, danach ab 1891 an der Pariser Oper (Erster Bariton bis 1904) sowie in Folge während einer Reise in die USA an zahreichen rennomierten Opernhäusern. Er sang später an Covent Garden und in Manhattan, St. Petersburg und Monte Carlo mit allen Größen seiner Zeit (Enrico Caruso, Nellie Melba, Emmy Destinn, Selma Kurz, etc etc). Auf Grund einer Kriegsverwundung musste er 1919 seine Karriere beenden. Es gibt einen ausführlichen Lebenslauf auf Wikipedia.


    Ambroise Thomas: Hamlet

    Comme und pale fleur


    Die Aufnahme stammt von 1906

    Im Booklet der Box steht:

    "avec accompagnement de piano "


    Mein Gehörsinn ist - euphemistisch formuliert - nicht mehr der Beste - aber ich bin mir siche, daß das was man im Hintergrund hört, ein Orchester ist, ich würde sogar sagen: mit Strohgeigen ausgerüstet.....

    Die Stimme ist auf dieser Aufnahme überaus dunkel und kräftig, sowie gut konturiert. Es ist interessant Aufnahmen so zu hören, wie die Zeitgenossen des Sängers - und nicht als Ruinen, denen die Restauratoren der 50rt und 60er Jahre noch den Todesstoß gegeben haben..


    Maurice Renaud: ca 1900


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Jean NOTÉ


    Der nächste Interpret in dieser spektakulären Edition ist der belgische Bariton Jean Notè (1859 -1922)

    Er ist gemessen an der Zeit in der er aktiv war (ausschliessliche in der "akustischen Ära" - also über Trichter) durch zahlreiche Aufnahmen für etliche Labels sehr gut dokumentiert.

    Auf der Edition ist er mit zwei Arien aus Donizettis "La Favorita" in der Rolle von Alfonso XI von Castillien. (für Zonophone - 1906)

    Der Sänger stammte aus ärmsten Verhältnissen. Durch einen Zufall wurde er entdeckt und fand Gönner und Sponsoren, die 2 Jahre seine Ausbildung finanzierten. und erhiellt zuletzt sogar ein Staatliches Stipendium. Die ersten Stationen seiner Karriere waren in Lille, Lyon. Antwerpen und Marseille, bis er ab 1893 der Pariser Oper angehörte, wo er bis an sein Lebensende verblieb. Es gab aber auch Auftritte in Manhattan und an der MET in New York.

    Er war nicht wählerisch, sang neben Oper auch Konzert und Chanson. Er war ein Menschenfreund und beteiligte sich oft an Benefizkonzerten.


    Hier gibt es ein Kuriosum. Er singt die Marseillaise (in Kostüm)


    Der Tonfilm war noch nicht erfunden, aber es gab immer wieder Experimente, die aber auf die Spieldauer einer Wachswalze - später Schallplatte- beschränkt waren und nur mittels spezieller Fimkamereas und Phonographen, die miteinander mechanisch verbunden waren, möglich waren
    Ein Zeitfenster also, das es offiziell noch gar nicht gab ....



    mfg aus Wien

    Alfred


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,

    man hört eine kraftvolle Stimme im Dauerforte. Liegt wohl daran, dass Nationalhymnen so heroisch gesungen werden müssen. Dank und Anerkennung, dass Du immer wieder so ungewöhnliche Beiträge findest und einstellst. Bereichernd!

    Herzlicht

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Die Stimme ist in der Tat sehr Kraftvoll und beeindruckend. Mehr noch auf den Opernaufnahmen, wo er gelegentlich in - für einen Bariton - bemerkenswerte Tiefen hinabreicht. Die "Stentor- Attitüde" - dürfte sein Markenzeichen gewesen sein. Zu Zeiten der akustischen Trichteraufnahmen war das er nicht zu unterschätzender Vorteil. Seine Lautstärke war so enorm. da das damals unvermeidliche präsente Grundrauschen doch ein wenig unterdrückt wurde. Vor allem auf Zonophone komt die ganze Wucht der Stimme zum tragen. Hier ist kaum etwas von französischer Eleganz zu hören, aber viel Spontanität und Kraft (Soweit ich weiß hat er auch Wagner gesungen)Die Aufnahme ist offensichtlich ungefiltert, sowohl die Nebengeräusche als auch die Stimme kommen weitgehen unverfärbt ....

    Noté nahm für etliche Labels auf: für Edison auf Wachszylinder, für Pathé, für Zonophone, die Hannoveranische Plattenfirma FAVORIT RECORD- und Columbia, insgesamt über 100 Arien bei mindestens 10 Labeln.

    Die Kraft schöpfte er aus ausgiebigen Essen und Trinken....




    Wie man sieht ist der Plan der Initiatoren des Projekts "Katakomben der Oper" zumindest teilweise aufgegangen, der Nachwelt die Stimmen von damals im Gedächtnis zu erhalten. Möge dieser Thread dazu beitragen.

    Manches ist nur historisch interessant, anders ist - trotz unzureichender Tontechnik ein Vergnügen... (was nicht jeder so sehen wird)


    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 1100

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Leon BEYLE

    Der französische Tenor Léon BEYLE (1871-^1922) studierte am Conservatoire Lyon und anschliessend am Conservatoire de Paris. Diverse erste und zweite Preise für Gesang. 1897 Debüt an der Opera Garnier, Paris, trat aber auch an der Opera Comique auf. Er nahm über 400 Plattenseiten auf. Wikipedia kennt ihn nicht


    Aber glücklicherweise gibt es immer wieder Enthusiasten, die die Erinnerung an die Künstler der Vergangenheit aufrecht halten. Auch wenn ich der Auffassung bin, dass Links zu anderen Seiten die eigene Bedeutung unseres Forums herunterdrücken (und ich sie daher weitgehend ablehne und vermeide) so bin ich in speziellen Fällen wo jemand in mühevoller Kleinarbeit recherchiert und Bilder, die kaum wo zu bekommen sind, sammelt, gerne bereit diese Leistung zu würdigen – daher der Link:


    https://www.artlyriquefr.fr/personnages/Beyle%20Leon.html


    Wir müssen aber auch den Verantwortlichen von 1907 für die spezielle Zusammenstellung dankbar sein: Durch den Überhang von französischen Sängern der damaligen Zeit hören wir Stimmen, die (von Spezialisten abgesehen) heute (fast)vergessen sind, notabene, da darzeit die „französische Schule“ leider ein wenig in den Hintergrund gedrängt ist, was natürlich auch mit den momentan präferierten Spielplänen zusammenhängt.


    Auf der titelgebneden Sammlung singt er zwei Arien von Adolphe ADAM aus der Oper


    „Si j’etais roi“


    J’ ignore son nom

    Un regard de ses yeux


    Leider nicht im Internet verfügbar, daher ein anderes Klangbeispiel um die Stimme vorzustellen. Beyle starb leider bereits 3 Jahre vor Einführung der elektischen Tonaufnahme, also alles akustisch über Trichter…



    mfg aus Wien

    Alfred











    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hector DUFRANNE


    Hector Dufranne war ein belgischer Opernsönger (Bass-Bariton)

    Er lebte von 1870-1951

    Er wurde am Brüsseler Konservatorium ausgebildet und debütierte 1896 am Théâtre Royal de la Monnaie als Valentin in Charles Gounods "Faust" In der Folge trat er auch in Manhattan, Chica und Paris auf. Seine Aufnahmnen stammen aus den Jahren 1904- 1928. Ende der dreißiger Jahre beendete er seine aktive Sängerkarriere und widmete sich dem Unterricht.

    Die in der Edition enthaltene Aufnahme stammt aus dem Jahre 1906 für Zonophone

    Glücklicherweise ist sie auch im Web vorhanden - und somit hierher verlinkt.

    Dufranne singt hier eine Arie aus der Oper -"La Joconde" von Nicolo Isouard (1775-1818)

    "Dans un Delire extréme"

    Isouard war ein maltesischer Komponist mit französischen Wurzeln.

    Trotz seines kurzen Lebens hinterließ er über 40 Opern, die IMO ein wenig an Auber erinnern....

    Die Stimme klingt auf meiner CD - mittels Röhrenverstärker und Lautsprecher wiedergegeben ungleich beeindruckender, als das Internet-Sample mittels Kopfhörer...



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Roul PUGNO


    Ich war ziemlich überrascht, als ich statt des erwartete Sängers ein Stück eines Pianisten (mit Violinbegleitung) als nächste Nummer vorfand. Aber das war lediglich "enttäuschte Erwartungshaltung", denn nirgendwo stand geschrieben, daß lediglich Gesangssolisten in dieser Sammlung enthalten wären. Der Pianist, Oirganist, Komponist und Musikpädagoge Raul Pugno (1852-1914)spielt eine selbst komponierte Serenade."Serenade á la Lune" - imo kein Geniestreich, sondern eher ein Gelegenheitsstück. Die Aufnahme entstand 1903 für Gramophone. Neben Klavierstücken schrieb Pugno auch Opern, Operetten und Lieder.



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Norbert

    Hat den Titel des Themas von „Les Urnes de l´Opéra - Ein jahrhundertprojekt“ zu „Les Urnes de l´Opéra - Ein Jahrhundertprojekt“ geändert.
  • Zu mehreren der bisher Erwähnten finden sich sogar noch Angaben zu Bühnenauftritten


    Berthe Auguez de Montalant

    1889 La Vénus d’Arles - Maguelonne; von Louis Varney - Théâtre des Nouveautés (Paris)


    Maurice Renaud

    1904 Les Contes d'Hoffmann: Coppélius, Dapertutto, Miracle; von Jacques Offenbach - Opéra de Monte-Carlo

    1903 Messaline - Harès; von Isidore de Lara - Théâtre de la Gaîté (Paris)

    1903 Hérodiade - Hérode; von Jules Massenet - Théâtre de la Gaîté (Paris)

    1903 La Damnation de Faust - Méphisto; von Hector Berlioz - Théâtre Sarah-Bernhardt (Paris)

    1895 Tannhäuser - ohne Rollenangabe; von Richard Wagner

    1893 Faust - ohne Rollenangabe; von Charles Gounod - Palais Garnier (Paris)


    Léon Beyle

    1907 Iphigénie en Aulide - Achille; von Christoph Willibald Gluck - Opéra-Comique (Paris)

    1906 Aphrodite - Démétrios; von Camille Erlanger - Opéra-Comique (Paris)

    1904 Alceste - Admète; von Christoph Willibald Gluck - Opéra-Comique (Paris)

    1904 La Fille de Roland - Gérald; von Henri Rabaud - Opéra-Comique (Paris)


    Hector Dufranne

    1904 Alceste - Le grand prêtre; s.o. Léon Beyle

    1904 La Fille de Roland - Amaury; s.o. Léon Beyle

    1902 La Carmélite - l'évêque; von Reynaldo Hahn - Opéra-Comique (Paris)

    1901 Griselidis - le Marquis; von Jules Massenet - Opéra-Comique (Paris)


    Raoul Pugno

    1882 Ninetta - Opéra-comique en trois actes - Théâtre de la Renaissance (Paris)

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Selma KURZ


    Selma Kurz wurde 1874 in Biala geboren und starb 1933 in Wien.

    Hier ist sie auch einem Gemälder von 1909 zu sehen, also drei Jahre nach der hier erwähnten Tonaufnahme

    Sie singt hier auf Grammophone Concert CG 33592


    Eva Dell' Aqua: Milanelle J' ai vu passer l' hirondelle


    selma_kurz_1909.png


    Da es von dieser Aufnahme leider keinen Link im Internet verfügbar gibt -

    Stelle ich ich hier eine Verlinkung zu einer Aufnahme aus Verdis "Ernani" ein

    Die Aufnahme (für Zonophone) ist noch 4 Jahre älter also aus dem Jahre 1902, stammend.

    Ich habe soeben die originale Aufnahme von CD gehört.

    Dankenswerterweise hat man auf jegliche Art des Filterns verzichtet, was zwar einen bedeutenden Rauschpegel bedeutet - ABER die Stimme ist weitgehend unverfärbt und brillant. Jedenfalls besser als alles was man sonst üblicherweise aus dieser Zeit zu hören kriegt. Na ja- die Platten waren ja noch ungespiel, als man den Transfer auf CD vollzog...

    mfg aus Wien

    Alfred


    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zum Aufnahmedatumfand ich allerdings auch folgende Angaben in der Bibliothèque Nationale de France:


    "Eva Dell’Acqua, 1856-1930

    Villanelle : "J’ai vu passer l’hirondelle", 2'56

    Selma Kurz, soprano, avec accompagnement d’orchestre.

    Gramophone concert GC-33592 – Enregistré en 1906.

    Cette Villanelle est un morceau de bravoure, alors très en vogue, interprété par une artiste allemande de grande renommée. Contrairement à l'usage alors en vigueur, Selma Kurz chante dans la langue de l'ouvre et non dans sa langue maternelle.

    Avec Cécile Chaminade, Eva Dell'Acqua est une des seules compositrices alors inscrites dans un répertoire discographique."

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • könnte es das sein?

    Ja genau - Das ist diese Aufnahme (ich hab sie nicht gefunden)

    Die Matrizennummer stimmt überein

    Allerdings gibt es einen Unterschied: Die auf der CD befindliche Aufnahme wurde von einer ungespielten, weil 100 Jahre vergrabenen Platte gemacht, die im internet befindliche

    weist deutliche Verschleißerscheinungen (Das zeitweise Klirren in den Höhen) auf. Diese Kopie wurde öfter gespielt, und die Nadel hat Stellen der Rille beschädigt...

    Man stelle sich von 116 Jahre zwischen Damals und heute. Rechnen wir theoretsche weiter 116 Jahre zurück. Da hätten Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert noch gelebt !!!


    Solche Aufnahmen machen mir klar, wie unterschiedlich die Menschen der Vergangenheit gedacht, empfunden und interpretiert haben - und das man nicht das Recht hat sie an heutigen Maßstäben zu messen.... !!!!!


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Solche Aufnahmen machen mir klar, wie unterschiedlich die Menschen der Vergangenheit gedacht, empfunden und interpretiert haben - und das man nicht das Recht hat sie an heutigen Maßstäben zu messen.... !!!!!


    Das wäre allerdings höchstgradig albern, auch wenn solche Bestrebungen ja mittlerweile etwas um sich greifen. Ganz im Gegenteil helfen uns solche Dokumente die Vergangenheit zu verstehen. Man kann förmlich die Trichter sehen, in die Orchester und Sängerin hineingesungen und gespielt haben.


    Ich neige wirklich nicht zur Sentimentalität, aber so eine Aufnahme ist ein Schatz. Schön, dass man das im Internet finden kann. Es macht wirklich Freude zuzuhören. Das sagt jetzt gerade einer, der sonst wenig Bezug zu einer igrendwie gearteten Vergangenheitsverherrlichung hat.


    Und ja, 117 Jahre davor und Mozart hatte noch gelebt und Schubert war noch nicht geboren! So nah ist das eigentlich alles!

  • Lucette KORSOFF


    Mit Lucette Korsoff endet der Inhalt der Urne 1 (CD1 Track Nr 20)

    Ich habe einige Tracks audgelassen und zwar jene, die sich NICHT mit Stimmen befassen, weil sie eher beleidigend für die Ohren sind

    Stimmen sind unersetzlich - man sollte sie festhalten, konservieren und hören. Da nehme ich eben Abstriche in Sachen Tonqualität in Kauf.

    Interessant ist, daß jene die Das Projekt von dem hier die Rede ist, es gestartet haben um die wichtigesten Stimmen der Nachwelt zu erhalten, im festen Glauben, daß man am Ende der Möglichkeiten der Schllaufzeichnung angelangt sei (Genau genommen sind wir das noch heute nicht...)


    Lucette Korsoff (1876-1955)

    singt hier

    ROSSINI: Le Barbier de Seville

    Rien ne peut changer mon ame


    Sie wurde in Ialien geboren, entstammte indes einer Russischen Familie und wirkte vorzugsweise in Paris.

    Das Booklet widmet ihrem Lebenslauf ein paar zeilen, Wikopedia verschweigt sie.

    Es werden abe - soweit ich gesehen habe - noch immer Augnahmen angeboten, wo sie drauf mitwirkt.

    Die auf dieser Aufnahme enthalten ist - abgesehen vom extremen Grundrauschen - tonal überraschend gut für eine Trichterqaufnahme und lässt auch die Spitzentöne durch...



    Entgegen meiner Philosophie, nicht auf fremde Klassikseiten zu verlinken, mache ich es in diesem Falle dennoch. Denn hier hat sich ein Idelaist den alten Stimmen verschriben und bietet Informationen, die sonst nirgendwo zu bekommen sind:


    http://forgottenoperasingers.b…te-korsoff-1876-1955.html


    mfg aus Wien

    Alfred


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    clck 4.100

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und ja, 117 Jahre davor und Mozart hatte noch gelebt und Schubert war noch nicht geboren! So nah ist das eigentlich alles!

    und ja ;) diesen themenfernen 1minütigen Exkurs erlaube ich mir jetzt einfach, da wirklich spektakulär (jedenfalls für den, der dafür empfänglich!)


    diese Weberinnen aus dem heutigen Nordmazedonien filmten die (unter Filmhistorikern mein ich nicht ganz unbedeutenden) Gebrüder Manaki im Jahre 1905 - bei der Alten in Großaufnahme soll es sich um die damals 114jährige(!!) Großmutter der Beiden handeln; sie wäre also im Todesjahr von Mozart geboren worden 8|8|8| ΥΦΑΝΤΡΕΣ.mpg - YouTube

    Egoismus in der Wolfshaut, Egoismus im Schaafpelz. Unvernünftige Klugheit, unkluge Vernunft. Energie ohne Grundsäze, Grundsäze ohne Energie. Strenge ohne Menschlichkeit, Menschlichkeit ohne Strenge. Heuchlerische Gefälligkeit, schaamlose Unverschämtheit, altkluge Jungen, läppische Männer. Man könnte die Litanei fortsezen von Sonnenaufgang bis Mitternacht und hätte kaum ein Tausendtheil des menschlichen Chaos genannt! (Hölderlin, Brief an J. G. Ebel, 10.01.1797)

  • Francesco TAMAGNO



    Das ist der erste Titel, der in Urme 2 gepackt war, ebenso 1907(zeitgleich) , wie die erste.


    Hier hören wir Francesco Tamagno (1850-1905) mit der Arie:

    Niun mi Tema aus Verdis "Otello"

    Sie entstand 1904 für Grammophone (Grammophone Monarch 052068), zwei Jahre nachdem sich Tamagno von der Bühne zurückgezogen hatte und ein Jahr vor seinem Tod.

    Tagmano war übrigens derjenige, der die Titelrolle des Otello bei der der Uraufführung am 5. Februar 1887 in der Mailänder Scala sang.

    Somit hat die Aufnahme doppelten historischen Wert. Die vorliegende Aufnahme ist mit Klavierbegleitung, da es 1904 noch nicht möglich war ein Orchester aufzunehmen.



    mfg aus Wien Alfred


    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Francesco TAMAGNO als Otello bei der Uraufführung in Mailand 1887. Der Fotograf ist unbekannt.

    276px-Francesco-Tamagno-as-Otello-1887-Sadie-1992-4p639.jpg

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Adelina PATTI



    Adelina Patti war wohl die bedeutendste Sängerin iher Epoche - neben der 20 Jahre jüngeren Konkurrentin Nellie Melba, deren Name vor allem durch ein nach ihr benanntes Dessert ("Pfirsich Melba") und für sie geschaffenes Dessert überlebt hat.

    Die Patti indes wird im Bildnis des Dorian Gray von Oscar Wilde erwähnt - und sie hat auch vor Abrahm Lincoln gesungen.

    Ich erwähne sie hier, weil sie eben auf der titelgebenden Edition mit drauf ist.

    Denn eigentlich gibt es bei Tamino Klassikforum bereits einen ausführlichen Thread , der sich mit ihr befasst

    Adelina Patti - Eine Legende

    Hier wird sie indes erwähnt, weil die auf der titelgebenden Edition mit dabei ist.

    Gestern beim Abhören wurden mir erstmals ihre alterbedingten stimmlichen Defizite bewusst*, vor allem gegen Ende der Aufnahme "Batti Batti o bel Masetto" wo sie eine Phrase sehr gewagt dramatisch darbietet (und kreisch), wo sie etliche Sängerinen unserer Zeit hinter einem gewissen abgemilderten Vortrag verstecken. Der Trichter mag seines dazu beigetragen haben. Die vermutlich ungefilterte Aufnahme ebenso.Es ist allerdings auch erstaunlich wie viele Kratzgeraäusch zu hören sind, sollte es sich ja hier um eine noch ungespielte Platte handeln, die man der Urne beigegeben hat...

    Die Aufnahme wird der großen Sängerin nicht gerecht, denn sie hatte 1905 ihren stimmlichen Zenith längst überschritten.

    Es wurde verschiedenes überliefert, das allerdings nicht in Einklang zu bringen ist. So wird einerseits berichtet, daß sie - al eine der wenigen Interpreten von ihrer eigenen aufgenommenen Stimme hingerissen war, andrerseits, daß sie sehr darunter litt, daß die Erfindung der Tonaufzeichnung - und ihrer Vervollkommnung - für sie zu spät gekommen war....


    Allfällige Bemerkungen dazu bitte im Original Patti Thread (siehe Link oben im Beitrag)


    Das nun verwendete Portrait aus ihrer Glanzzeit stammt vom deutschen Maler Franz Xaver Winterhalter (1805-1873), den viele durch das berühmte Bild der Kaiserin Elisabeth (Sissy bzw. Sisi)von Österreich kennen. Winterhalter war einer der gefragtesten Portraitisten des 19. Jahrhunderts. Daraus können wir ungefähr den Rang der Sängerin erahnen.


    mfg aus Wien

    Alfred


    *) die bei youtube exitierenden Klangbeispiele der Arie (es gibt davon lediglich EINE Aufnahme) sind leider alle gefiltert, und mildern etliche "Unebenheiten"

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !