Mozart in Arrangements, Fälschungen und zweifelhaften Werken

  • Man sollte nicht glauben wie viele Bearbeiter und Arrangeure sich mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart befasst haben, wie viele falsche Zuschreibungen es gab und vermutlich noch immer gibt, aber man ist heute vorsichtiger geworden und reiht manches als "zweifelhaft ein. Dann gibt es zahlreiche Umarbeitung in Form von Arrangements. Alle haben gemeinsam, daß sie einst in der Tat eine wichtige Rolle spielten, heute aber durch die Schallplatte an Bedeutung eingebüßt haben, denn das Hauptproblem, die Verfügbarkeit von geeigneten Orchestern besteht ja heute nicht mehr wirklich, eine Reduzierung des Orchesterapparate, Harmoniemusiken, Klavierauszüge für Soloklavier , Klavier zu vier Händen oder für 2 Klaviere sind somit nicht mehr notwendig, Eigentlich schade, denn etlicher dieser Umarbeitungen wurden mit sehr viel Einfühlsamkeit und Geschick durchgeführt, oft lediglich aus Bewunderung des Komponisten. Wenn man genau schaut, dann findet man doch einiges.

    Ich beginne die Serie mit einer CD, die ich gestern gehört habe, nämlich mit den Klavierkonzerten Nr 8 uind Nr 23 in einem Arrangement für Streichquartett und Kontrabass von Ignaz Lachner. Lachner hat 12 der 27 Klavierkonzerte für Kammermusik arrangiert - Durch den Wegfall einiger wichtiger Instrumente entsteht ein neuer Klangeindruck und ausserdem eine völlig andere "Aussage". Das "spritzige" verschwindet, der Gesamteindruck wird dunkler und getragener, manche Harmonien vermisst man, manche werden nun überbetont.

    Je nach Standpunkt mag man das als störend, interessant oder sogar bereichend empfinden.

    Das Ensemble dieser Aufnahme ist die Wiener Kammersymphonie (auf der CD mit "Vienna Chamber Symphony Quintett" übersetzt - was ja prinzipiell - es sind 5 Musiker) nicht falsch ist.

    Die Namen der Musiker auf dieser Aufnahme vom 18-20- April 2018:

    Nadia Kalmykova, Violine --https://www.muk.ac.at/artikel/…erin-nadia-kalmykova.html

    Lukas Medlam, Violine - http://www.lukasmedlam.com/

    Nebojsa Bobo Bekele, Viola

    Sergio Mastro, Cello

    Felipe Medina Kontrabass

    Meine Recherche ergab indes einen laufenden Wchsel an Interpreten dieser Gruppe - Welche derzeit aktuell ist, vermag ich nicht zu sagen.

    Der Pianist ist übrigens Divier Castell-Jacomin welcher auch als Produzent fungiert


    Die CD enthält - gewissermaßen als "Füller" einige Transkriptione von Musik aus Mozarts Zauberflöte. Der Arrangeur ist indes in diesem Falle unbekannt


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alfred_Schmidt

    Hat den Titel des Themas von „Mozart in Arrangements, Falschungen und zweifelhafte Werke“ zu „Mozart in Arrangements, Fälschungen und zweifelhaften Werken“ geändert.
  • Mir gefallen diese Bearbeitung, die natürlich die Originale nicht ersetzen, ausnehmend gut. Sie sind für meinen Geschmack sehr feinsinnig, handwerklich brillant und also hörenswert. Lachner wusste, an wem er sich da "vergreift". Man meint, seine große Verehrung und seinen Respekt für Mozart herauszuhören.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Der Thread ist passend, da ich gerade letzte Woche im Wiener Konzerthaus einem interessanten Konzert beiwohnte mit dem Titel Tschaikowski: Die Rückkehr nach Wien 1892-2019.

    Gespielt wurde jenes Programm, das 1892 angesetzt war, als Pjotr Iljitsch Tschaikowski Wien besuchte und dort dirigieren sollte. Aufgrund der seines Erachtens unwürdigen Zustände (Tische im Konzertsaal, Speisen und Getränke) sagte er das Konzert indes im letzten Moment ab. Wladimir Fedossejew entschloss sich nun 127 Jahre später, dieses Konzertprogram doch noch zur Aufführung zu bringen. Es spielte das Tschaikowski-Symphonieorchester des Moskauer Rundfunks (Ex-RSO der UdSSR).

    Was das alles mit Mozart zu tun hat? Nun, auf dem Programm standen auch zwei Tänze aus der Oper Idomeneo in einer Überarbeitung von Tschaikowski. Die Sätze lauteten Annonce (Larghetto) sowie Gavotte. Relativ kurz und lediglich für Streichorchester, aber dennoch. Tschaikowski hat sich in diesem Arrangement also mit Mozart auseinandergesetzt, der ihm dem Vernehmen nach ohnehin sehr nahestand, man denke an die Orchestersuite Nr. 4 "Mozartiana".

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ja - das wird noch interessant wer aller sich mit Überarbeitungen Mozartscher Werke beschäftigt hat.


    Nun die Ergänzung zu meinem Einstiegsbeitrag.

    Eigentlich hatte ich die hier abgebildete CD "Die Zauberflöte fü Streichquartett" auf meiner Bestelliste

    Aber bevor ich die Bestellung aufgab fand ich die in Beitrag Nr 1 vorgestellte CD, wo ebenfalls die Zauberflöte als Suite für Streichquartett und Kontrabass enthalten war. Im nachhineinhabe ich dann festgesetllt, daß lediglich 5 Nummern enthalten waren, wogegen die heute gezeigte CD 19 davon aufweist. Zusätzlich handelt es sich offensichtlich um ein anderes (IMO besseres) Arrangement. Der Kontraß wurde weggelassen, es spiel nur ein Streichquartett. Aber was für eines. Der mozärtliche Tonfall wird geradezu optimal realisiert, mit Verve und Atacle einerseits mit betörendem Schmelz andrerseits.

    Die CD ist mit sofortiger Wirkung auf die Wunschliste meiner nächsten Bestellung gewandert.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • The Unbelievable Mozart


    Consortium Classicum


    Diese Box beinhaltet sieben CDs mit Werken für Bläser und Streicher, die alle dem Anhang des Köchelverzeichnisses entstammen, zweifelhaft oder direkte Bearbeitungen sind.

    Bei letzteren ragen besonders das Oktett Es-Dur für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott, Violine, Viola, Cello und Kontrabass nach dem Klavierquintett KV 452 und die Bearbeitung der Gran Partita für Flöte, zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner, zwei Fagotte, zwei Violinen, Viola, Cello und Kontrabass heraus.

    Diese Arrangements sind ansolut gelungen und die Originalwerke sind zu regelrechter Kammer-Konzertanten gewandelt.

    Ich persönlich wüßte jetzt nicht, wem ich da den Vorzug geben sollte: den Originalen oder diesen Bearbeitungen.


    :hello:

    John Doe


  • Neben dem Klarinettenkonzert KV 622

    befinden sich auf dieser CD auch noch die Klarinettenfassung des Violinkonzertes KV. Anh. C. 14.04 und zwei Variations Sätze für Klarinette und Orchester ohne KV-Nummern.

    Dargeboten werden die Werke von Dieter Klöckner und dem Prager Kammerorchester unter der Leitung von Milan Lajcik.


    John Doe


  • Auf dieser CD befindet sich neben einer Concertanten von Danzi und einem kleinen Stück von C. P. E. Bach eine Bearbeitung von Mozarts Concertone KV 190 für Klarinette, Fagott und Orchester.


    John Doe


  • Auf CD3 dieser Box befindet sich neben den Duos für Violine und Viola das Grande Sestetto Concertanten, ein Streichsextett nach der Sinfonie Concertante KV 364, wobei es sich nicht um die Reduktion des Orchesters auf ein Streichquartett handelt, dass den zwei Solisten brav zu Dienste ist, sondern eben um ein ausgewachsene Streichsextett, das in dieser Form auch von Mozart stammen könnte.


    John Doe

    :hello:

  • Da kann ich mit der folgenden Einspielung dienen:



    Auch meines Erachtens eine sehr schöne Variante, die dem Booklet zufolge von einem anonymen Urheber stammt, der möglicherweise das Autograph einsehen konnte, und noch zu Mozarts Lebzeiten erschien.

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Weißt Du zufällig, was es mit dem Violinkonzert auf sich hat? Ich dachte, ich würde mit den fünf echten und den zwei oder drei gefälschten Konzerten einigermaßen komplett liegen. ;)


    Die Hörproben zu dieser Klarinettenfassung erinnern mich stilistisch durchaus an Mozart, aber das war es auch schon. (Klöcker war überdies für seine nicht immer wissenschaftlich lupenreinen Entdeckungen bekannt.)


    Es grüßt Wolfgang.

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • WolfgangZ:


    "Weißt Du zufällig, was es mit dem Violinkonzert auf sich hat?"


    Soweit ich dem Booklet entnehmen konnte ist Klöcker in den Besitz eines Manuskripts gekommen, auf dem sich hansschriftlich schnell hingeworfen die Klarinettenstimme nach der Violinstimme dieses Violinkonzertes befindet.

    Klöckner stellt dann fest, dass diese Klarinettenstimme tonartbedingt und dramaturgisch besser zum Orchesterpart passt.

    Anstatt es dann dabei zu belassen, versteigt er sich in Spekulationen, dass dieser Klarinettenfassung etwas originaleres zu Grunde liegt als der Fassung für Violine.

    Unabhängig von diesen ganzen Hypothesen und Spekulationen klingt dieses Konzert doch sehr stimmig und läßt einem auch an Mozart denken, auch wenn es sich dabei nicht um ein verschollenes Klarinettenkonzert von diesem handelt, sondern es viel mehr aus der Hand des großen vielseitigen und flexiblen Komponisten Anonymus stammt, der übrigens ein ganz entfernter Verwandter von mir ist.


    John Doe :pfeif:

  • @ John Doe: Danke für Deine Antwort! Mir ging es bereits um das Violinkonzert, das mir völlig neu ist. Gibt es das überhaupt anderweitig irgendwo zu hören?


    Das Klöcker'sche Klarinettenkonzert wäre dann quasi der nächste Schritt. ^^


    Sei's drum: Ich habe die CD bestellt.


    :)Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!


  • OK, mein Fehler. Ich habe die Hörproben nicht erkannt, mich nicht mehr erinnert. Es handelt sich um KV 268 (mir nur so geläufig, aber in einer späteren Auflage (K6 wohl) umbenannt in Anh. 14.04), also eines der zweifelhaften Violinkonzerte, die ich besitze und eigentlich zu kennen glaubte ...


    Eine milde Komik hat es schon, wenn man bezüglich der Autorschaft zu einem hochgradig zweifelhaften Stück noch eine zweifelhafte Bearbeitung findet. Schade, dass wir Klöcker nicht mehr ins Kreuzfeuer nehmen können. ^^


    :)Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!


  • Aus dem Booklet der Gesamtaufnahme der mozartschen Violinkonzerte der Geigerin Lena Neudauer und der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, Leitung Bruno Weil, entnehme ich diese Information: Zitat aus dem Text von Christoph Schlüren


    Ganz anders ist der Fall beim sogenannten Adelaïde-Konzert gelagert, einer 1933 veröffentichten, amüsant-dreisten Fälschung in der Art Fritz Kreislers von Marius Casadesus (1892-1981), dem Onkel des gerade auch für sein Mozart-Spiel berühmten Pianisten Robert Casadesus, die von Alfred Einstein auf den ersten Blick als solche enttarnt, von anderen Musikwissenschaftlern wie Friedrich Blume jedoch als Frühwerk akzeptiert und von Yehudi Menuhin aufgenommen wurde, was ihr sogar, bis zum späten Bekenntnis Casadesus’ im Jahre 1977, einen Platz im offizielen Köchelverzeichnis-Anhang verschaffte.

    .



    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Klöcker wollte aus jedem einigermaßen passenden Stück eine Originalkomposition von Mozart oder Haydn machen und hat dabei übersehen, dass ein guter Anonymus top interpretiert - wie's bei ihm ja der Fall war - auch etwas hochwertiges, mit Werken von Mozart und Haydn vergleichbares sein konnte.

    Und damit hat er sich leider einen gewaltigen Bärendienst erwiesen.


    :no:

    John Doe

  • Hallo Moderato,


    das Adelaïde-Konzert ist auf folgender CD mit eingespielt, die z. Z. sehr, sehr günstig auf dem Marketplace zu haben ist:



    John Doe

  • Und damit hat er sich leider einen gewaltigen Bärendienst erwiesen.

    Prinzipiell pflichte ich Dir bei, daß es sehr auffällig war, was Klöcker alles entdeckt haben wolllte, was andere vor ihm nicht gefunden gaben. Er hat ja sein VerMächnis einem jungen Nachfolger übergeben, - allerdings ist es dann - still darum geworden


    Mit dem Bärendienst - da binnich nicht ganz einverstanden.

    Er hat es geschafft Aufmerksamkeit zu erregen, sich einen Namen zu machen und jede Menge an Tonträgern zu verkaufen.

    Allerdings war alles , was er veröffentlicht und entdeckt hat - unabhängig von einer allfälligen Zuschreibung - absolut hörenswert.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zum Adelaide Konzert - es ist wunderschön - schade daß Herr Casadesus nicht mehr davon geschrieben hat.

    Leider dürfte es sieses Konzert derzeit nicht als Einzelveröffentlichung geben - obwohl jeglicher zeitgenössische Schund auf Tonträger veröffentlicht wird. !!!!

    Also gibt es nun 8 "Mozart Violinkonzerte"

    die 5 echten, 2 zweifelhafte, und das frappant gefälschte "Adelaide" Konzert von Casadesus.

    (eigentlich ist das verräterische daran, daß es ZU typisch ist, es erinnert irgendwie an ALLE fünf Violinkonzerte - wogegen die Originale alle sehr individuell sind - Aber: erlaubt ist, was gefällt)


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Marius Casadesus (1892-1981) musste es sich in seinem langen Leben viele Jahre verkneifen, sich als Urheber des Adelaïde Konzertes zu outen. Vier Jahre vor seinem Tod hat er sich dazu bekannt. Was mag der Grund gewesen sei? Sein schlechtes Gewissen oder dass er die Wahrheit mit ins Grab nehmen würde? Den finanziellen Aspekt darf man nicht ausser acht lassen. Es konnten keine Tantiemen in seine Tasche fliessen.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Da mir die Klavierkonzerte 20+21 sehr gefallen habe ich mir gerade diese Version bestellt :



    Bin gespannt !


    Schönen 3. Advent wünscht


    Kalli


    Habe die CD heute erhalten, Klang sehr schlecht - klingt oft wie übersteuert. Muss sie aber nicht zurücksenden und bekomme mein Geld zurück.......

    Einmal editiert, zuletzt von kalli ()

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  • Das hat mit keine Ruhe gelassen,


    Habe die CD auf einer anderen Anlage laufen lassen, nichts verzerrt. Und auf der Hauptanlage nochmal alles überprüft - jetzt ist alles gut.

    Gerade bei den zweiten Sätzen ist das sehr schön, diese Luftigkeit und Durchhörbarkeit ist wunderbar. Natürlich fehlt beim ersten Satz von Nr.20 die fast bedrohliche Wucht eines großen Orchesters, da fehlt mir etwas - aber wenn man sich daran gewöhnt hat geht das auch. Die Violine spielt mit "Schmelz" und nimmt die Härte die man hätte vermuten können. Ich möchte diese CD jetzt doch empfehlen.


    Kalli