Der kulturpolitische Auftrag der Theater

  • Oper ohne Kostüme und Kulisse ist freilich möglich, obwohl man sich dann fragen kann, ob die Nichtkostüme und die Nichtkulisse nicht eben auch wieder eine Art von Kostüm und Kulisse darstellen. Also: Ein Alltagsgewand ist auf der Bühne auch wieder ein Kostüm und eine leere Bühne hat auch eine Rückwand.

    Klar, jede Form von Gewandung ist ein Kostüm, und auf der Bühne ist alles Kulisse. Ich will beides nicht abschaffen, sondern bin nur gegen das unbedingte Festhalten an den Kostümen und Kulissen, von denen wir glauben, dass Komponist und Librettist sie im Sinn hatten. (Insofern war meine Formulierung nicht präzise genug.) Kostüme und Kulissen sind Teil der Realisierung einer Oper, die immer wieder anders ausfällt.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Und trotz aller schönen und aller hochgelehrten Worte kann mir bisher keiner erklären, warum man den Maskenball in Gera ins Clan-Milieu verlegen mußte.

    Wollt ihr nicht oder könnt ihr nicht?

    Fangt mir aber bitte nicht damit an, daß ihr den Käse nicht gesehen habt und deshalb ein Urteil nicht möglich ist. Dann laßt es lieber bleiben. Meine Meinung zum Besuch hat die Rezension und haben die veröffentlichten Fotos eindeutig negativ beeinflußt, dazu noch die Meinung von Besuchern, die in der Premiere gewesen waren. Die kannten nur ein Wort: Furchtbar!! Da kann Holger jetzt wieder wettern wie er will und mich für doof erklären oder mir mangelnde Bereitschaft vorwerfen, so etwas anzusehen - ich bleibe bei meinem Standpunkt: So etwas will und brauche ich nicht!

    Obwohl ich schon glücklich darüber sein könnte, daß man in Gera keine Ü60-Damen nackt tanzen ließ und Sitzbalken nicht als Objekt der Notdurft eine Rolle spielten, wie das gerade in dieser Oper schon passiert ist.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Und trotz aller schönen und aller hochgelehrten Worte kann mir bisher keiner erklären, warum man den Maskenball in Gera ins Clan-Milieu verlegen mußte.

    Unsinn erklärt sich vermutlich ganz von selbst. :pfeif:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wem die Aufführungen nicht gefallen, die an den Opernhäusern laufen, der soll einfach nicht hingehen.

    So einfach ist das.


    Oder doch nicht?

    Doch doch - Ich habe mir einenen Großfernseher gekauft mit allen Raffinessen damaliger LCD Technik, wo LCDs im Falle schwarzer Stellen abgeschalten werden und in Falle von selbstleuchtenden Gegenständen heller geschalten werden. Das Ergebnis ist gewissermaßen eine moderate Vorwegnahme von HDR, Der Fernseher erreicht Kontrastwerte eines Plasma-TV jedoch ohne dessen Nachteile. Natürlich ist die Technik heut überholt 4K und in Ansätzen schon 8 K - aber es gibt kaum Opernaufnahmen in konservativer Inszenierung und bester 4K Technik...

    Für mich reicht es aber - mich wird kein Opernhaus mehr je von innen sehen.

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • kann mir bisher keiner erklären, warum man den Maskenball in Gera ins Clan-Milieu verlegen mußte.

    Wollt ihr nicht oder könnt ihr nicht?

    Fangt mir aber bitte nicht damit an, daß ihr den Käse nicht gesehen habt und deshalb ein Urteil nicht möglich ist. Dann laßt es lieber bleiben.

    Lieber La Roche,


    mit deiner Bitte um Erkärung hast du dich doch mit der Anrede "Lieber lustein" ganz explizit an an den Verfasser des Beitrags gewandt.

    Ich kann dir leider auch nicht helfen, denn ich finde einfach keine Kritik dazu - außer deinem verkürzten Ausschnitt- die mir weiterhilft, und drei magere Bilder aus einer Vorankündigung.

    Wie soll jemand daraus eine Erklärung ableiten können?

    Daher lass ich es lieber bleiben.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Es ist zum Verzweifeln. Da stellt ein neu gewonnenes Tamino-Mitglied - übrigens ein Fachjournalist - einen Beitrag mit vielen ernst zu nehmenden, sachlichen Aussagen ein, statt dass wir uns damit analytisch kritisch auseinandersetzen, wird die Gelegenheit offensichtlich "dankbar" ergriffen, um unseren Forenkrieg fortzusetzen. Selbst der 30-jährige Krieg wurde einmal beendet. Bei uns aber geht der Streit niemals zu Ende. Wer hat noch eine Idee, wie wir aus dem Schlamassel herauskommen?

    Herzlichst

    Operus (Hans), der sich jetzt zum Adventskranz 2019 oder zum Holzwurm flüchtet.

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Und trotz aller schönen und aller hochgelehrten Worte kann mir bisher keiner erklären, warum man den Maskenball in Gera ins Clan-Milieu verlegen mußte.

    Gemusst hat es sicher keiner ^^. Aber warum sollte es verboten sein, das zu tun?

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Und trotz aller schönen und aller hochgelehrten Worte kann mir bisher keiner erklären, warum man den Maskenball in Gera ins Clan-Milieu verlegen mußte.

    Wollt ihr nicht oder könnt ihr nicht?

    Lieber LaRoche,


    sie können es nicht, das haben sie in der Vergangenheit zur Genüge bewiesen, wenn an sie solche konkreten Fragen gestellt wurden. Auch hier wirst du wohl keine konkrete Antwort erwarten dürfen. Genauso wenig wie du eine Erklärung für den "Maskenball" im (ich sage es mit klaren Worten) Sch...haus, was wir ja auch schon hier gesehen haben, bekommen wirst.


    Da ist von Bildungsauftrag die Rede. Ich möchte es hier an einem Beispiel erläutern. Ich bin Mitte des 20. Jahrhunderts zur Schule gegangen. Da wurde uns deutsche Literatur vermittelt, angefangen mit den Merseburger Zaubersprüchen über das Nibelungenlied, die deutschen Klassiker(Goethe, Schiller, Hebbel. Kleist u.a.) bis hin zu den (damals) modernen Dichtern (wie Mann, Hesse, Borchert, Böll usw.) und zwar alles im Original. In der Geschichte wurden wir ausgiebig mit der Antike, dem Mittelalter bis hin zur Neuzeit vertraut gemacht. Die großen deutschen Dichter haben wir mit fast allen ihren Werken kennen- und deuten gelernt.

    Heute wird in der Schule von Goethe allenthalben noch über den "Faust" diskutiert, von Schiller kennt man vielleicht noch "Kabale und Liebe" (Wallenstein, Maria Stuart, Die Jungfrau von Orleans, Tell u.a meist Fehlanzeige). Und welcher Gymnasiast kann heute noch mit Sagen aus der Antike etwas anfangen? Fragt mal, ob er noch eine Vorstellung hat, woher sich der Name "Europa" ableitet und wer diese "Europa" war. Ihm wird z.B. auch durch das Theater fälschlich die Meinung untergejubelt, dass die Trojaner Nazis waren, u.ä Unsinn. Ist es der sogenannte "Bildungauftrag", die Dinge der Vergangenheit völlig zu verdrehen?

    Es ist eine Schande, wie deutsche Kultur hier misshandelt wird und das eigene Denken völlig ausgeschaltet werden soll. Kulturpolitischer Auftrag :?::?::?::?::?::thumbdown::thumbdown::thumbdown::thumbdown:


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Hallo und guten Tag,

    ich nehme deine Frage ernst und meine es nicht spitzfindig.

    Der Maskenball in Gera musste nicht, er wurde einfach in dieses Milieu verlegt.


    Gründe können sein,

    Die Verantwortlichen glauben dadurch ihrem Auftrag gerecht zu werden,

    Marketing: schaut her, was wir für tolle Inszenierungen haben, kommt in unsere Vorstellungen,

    Der Regisseur will zeigen, was er kann, wie gut er seine guten Ideen umsetzt und das Team führen kann,

    Das Theater muss als Marke und Betrieb seinen Geldgebern zeigen was sie für eine tolle Kultur bieten,

    Man will uns zeigen dass man auf der Höhe der Zeit ist,

    Usw.


    Das hilft dir abersicher nicht weiter.

    Noch ein Beispiel, eine Regiseuer setzt da so richtig knallharte Sachen ein, er will uns zb. provozieren. Bei dir funktioniert das nicht, es verhindert deinen Besuch. Einer von denen der dort ist, hält vieleicht dieser Provokation nicht stand, und wehrt sich im hier und jetzt durch klare Worte. Auch wenn er die Vorstellung stört, ich verstehe das. Hier hat die Regie seine persönliche Belastungsgrenze überschritten. Dann schreien noch ein paar Buh, fertig. Wie viel von den Besuchern jetzt auf Vermeidung umschalten und nicht mehr hingehen? Die Statistiken der Theater helfe hier auch nicht, denn sie zeigen nicht die Veränderung der Besucherlandschaft.

    MfG Wilfried

  • Die Verschiebung in den RT-thread bedeutet für diesen thread, was der ominöse Eisberg für die Titanic war.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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  • Ich kann dir leider auch nicht helfen, denn ich finde einfach keine Kritik dazu - außer deinem verkürzten Ausschnitt- die mir weiterhilft, und drei magere Bilder aus einer Vorankündigung.

    Lieber Orfeo,


    Kritiken kommen sicher erst ins www. Selbst in meiner Geraer Heimatzeitung war die (vernichtende) Kritik erst gestern zu lesen. Bilder hat das Theater Gera 12 Stück auf seiner website http://www.theater-altenburg-gera.de abgebildet, unter Spielplan und da am 27.12 beim Maskenball. Ich will hier nicht 12 Bilder einstellen.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • In Essen wurde beim Fliegenden Holländer im zweiten Akt gezeigt, wie Senta ein Kind bekommt und die Puppe dann stolz vorzeigt. Aufregung im Publikum war so groß, daß die Premiere kurz vor dem Abbruch stand. Fast alle Nachfolge Vorstellungen waren danach ausverkauft. Das Regie bekam Buhrufe, aber auch viele Bravos.

  • Kritiken kommen sicher erst ins www. Selbst in meiner Geraer Heimatzeitung war die (vernichtende) Kritik erst gestern zu lesen. Bilder hat das Theater Gera 12 Stück auf seiner website chttp://www.theater-altenburg-gera.de abgebildet, unter Spielplan und da am 27.12 beim Maskenball. Ich will hier nicht 12 Bilder einstellen.

    Was ist eigentlich so schwer daran, einen vernünftigen Link zu setzen? - Hier die Seite zum Stück inkl. Bildern: https://theater-altenburg-gera…un-ballo-in-maschera-941/ und auch die fragliche Kritik ist nicht schwer zu finden, allerdings hinter einer Bezahlschranke: https://www.thueringer-allgeme…n-milieu-id227800973.html

    [Links aufgerufen am 03.12.2019]

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Was ist eigentlich so schwer daran, einen vernünftigen Link zu setzen? -

    Mein gesetzter Link in Beitrag #71 geht doch auf. Bei Dir nicht? Es ist doch auch nicht verkehrt, wenn man die Theaterseite aufruft und gleich erfährt, daß vom 4.12.-6.12. Daniel Hope in Gera Beethovens VK spielt.

    Und die Kritik geht nun wieder bei mir nicht auf, da Du schon richtig erwähntest, daß da eine Bezahlschranke steht. Außerdem verhindert mein Adblocker das Öffnen der Thüringer Allgemeinen und verwehrt somit den Zugang zur Opernkritik. Er wird schon wissen warum.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber Hans,

    Doch noch eine Replik: Wenn ich mich in einem Forum als Neumitglied anmelde, dann starte ich nicht mit einem provokantem Beitrag, der noch zusätzlich den Intentionen des Forumseigners widerspricht. Das wäre für mich eine Frage des Anstands!

    An Dich freundliche Grüsse,

  • Mein gesetzter Link in Beitrag #71 geht doch auf. Bei Dir nicht? Es ist doch auch nicht verkehrt, wenn man die Theaterseite aufruft und gleich erfährt, daß vom 4.12.-6.12. Daniel Hope in Gera Beethovens VK spielt.

    Doch, im gegebenen Zusammenhang ist es m.E. "verkehrt" und einfach auch unhöflich: Es geht hier nicht um das Theater Gera und auch nicht um Daniel Hope, sondern es geht Dir um die Maskenball-Inszenierung und zu der gibt es einen eigenen Link. Du kämest doch auch nicht auf die Idee, jemandem von einer tollen Stelle in einem 300-seitigen Buch zu erzählen und ihm dann das Buch auf den Tisch zu knallen mit den Worten: Such selber!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Lieber Hans,

    Doch noch eine Replik: Wenn ich mich in einem Forum als Neumitglied anmelde, dann starte ich nicht mit einem provokantem Beitrag, der noch zusätzlich den Intentionen des Forumseigners widerspricht. Das wäre für mich eine Frage des Anstands!

    An Dich freundliche Grüsse,

    Das ist leider inzwischen Standard geworden, wie die anderen Beispiele hier gezeigt haben, die ich nicht aufwärmen will.

    Vielleicht könnte man es als taminisches Ikarus-Phänomen bezeichnen: stark starten - stark abstürzen.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Wenn wir hier über den Bildungsauftrag diskutieren, möchte ich wissen, wo wir ein Theaterstück (ich rede gar noch nicht von Opern) in einem Originalzustand sehen können, um sich seine eigenen Gedanken darüber zu machen und sich nicht eine Meinung über dieses Stück vorsetzen zu lassen, mit dem man sich (eventuell) anfreunden kann.

    Man sagt doch so gerne, dass man sich eine eigene Meinung bilden soll.


    Erich

  • Entgegen meiner ursprünglichen Absicht muss ich mich hier doch eine wengi einbringen - Ich hab mir Zeit abgeknabbert - man sehe auf die Uhrzeit des Beitrags.


    Gerhard W. klagt darüber, da0ß niemand die Frage nach dem Sinn von zietlicher Verschiebung einer Handlung beantworten kann

    sie können es nicht, das haben sie in der Vergangenheit zur Genüge bewiesen, wenn an sie solche konkreten Fragen gestellt wurden. Auch hier wirst du wohl keine konkrete Antwort erwarten dürfen. Genauso wenig wie du eine Erklärung für den "Maskenball" im (ich sage es mit klaren Worten) Sch...haus, was wir ja auch schon hier gesehen haben, bekommen wirst.

    Hier bin ich nicht einverstanden Es git eine gewisse Antwort, die ich aber gleich anschliessend kommentieren werde.


    Gemusst hat es sicher keiner ^^ . Aber warum sollte es verboten sein, das zu tun?

    Es gab - und gibt - ungeschriebene Gesetze, Handlungen die nie verboten wurden, weil einst niemand auf die Idee kam, dass so etwas überhaupt getan werden könnte

    Im Mittelalter war es beispielweise verboten sich in das Tischtuch zu schneuzen. Heute ist das nirgendwo festgeschrieben - zum einen weil die feinen Leute das sowieso nicht tun und das gemeine Volk entweder aus dem Pappbecher in der Straßenbahn oder U-Bahn isst (seit kurzem in Wien
    verboten !)oder in Frisskonter -"Restaurants mit Tischen aus Resopal etc.

    http://www.kleio.org/de/geschi…ttelalter/alltag/kap_iv3/

    Aber noch in den 50er Jahren oder etwas später waren in den Straßenbahnstationen "Spucknäpfe" angebracht mit dem Hinweise - Das öffentliche freie Ausspucken ist verboten.

    In öffentlichen Parkanlagen durfte der Rasen nicht betreten werden, was durch Hinweisschilder klar zur Kenntnis gebracht und durch Parkwächter überwacht wurde. In Schönbrunn konnte man sich an verschiedene Wegrändern auf einen "öffentlichen" Sessel setzten, wofür eine Leihgebühr entrichtet werden musste

    Heute fehlen derartige Verbotsschilder, was dazu führt, daß die Parkanlagen als Lagerwiese mißbraucht weerden, Das Proletariat, das strikte Verbote benötigt (und sie selbst dann missachtet wenn sie existieren) hat die Parks mit Beschlag belegt - und leider auch Theater und Opernhäuser.

    Hier wird man Maßnahmen setzen müssen.


    Die Verschiebung in den RT-thread bedeutet für diesen thread, was der ominöse Eisberg für die Titanic war.

    Wieso ? der Regitheaterbeireich ist frei zugänglich - auch für Mitleser

    Dieser 21 Stunden alte Thread hat bislang ca 1700 Seitenaufrufe erhalten.


    Doch noch eine Replik: Wenn ich mich in einem Forum als Neumitglied anmelde, dann starte ich nicht mit einem provokantem Beitrag, der noch zusätzlich den Intentionen des Forumseigners widerspricht. Das wäre für mich eine Frage des Anstands!

    Das sehe ich also lockerer.

    Zum einen war uns die Identität des neuen Mitglieds bekannt

    Zum anderen möchte ich nicht Neumitglieder am Schreiben - auch polarisierender Beiträge - hindern

    Alledings muß man als Vertretet einer angreifbaren Richtung natürlich mit Gegenwid rechnen.

    Ich verstehe gar nicht warum operus das beklagt

    Es war zu erwarten

    Wenn wir hier über den Bildungsauftrag diskutieren, möchte ich wissen, wo wir ein Theaterstück (ich rede gar noch nicht von Opern) in einem Originalzustand sehen können, um sich seine eigenen Gedanken darüber zu machen und sich nicht eine Meinung über dieses Stück vorsetzen zu lassen, mit dem man sich (eventuell) anfreunden kann.

    Ein guter und wichtiger Gedanke

    Aber es geht IMO leider gar nicht darum BILDUNG zu vermitteln

    sondern dem Publikum linkslibeales Gedankengut aufzuzwingen.

    Das wir gerne bestritten, vielleicht auch aus dem Denkansatz heraus,

    daß das von den Verursachern gar nicht bemerkt wird.

    Sie gehen davon aus, daß ihre Sichtweise der Welt die richtige ist

    und daß "jeder anständige Mensch" so denken muß wie sie.

    Dabei entgeht ihnen - vor allem in de momentanen Gegenwart-

    daß sie allmählich zu einer (zwar lauten, aber zunehmend schrumpfenden) Minderheít gehören

    Das Aufwachen muß dann schrecklich sein.

    Regietheater ist - so meine Überzeugung -links infiltriert.

    Oder hat schon jemand rechtslastiges Regietheater gesehen ???


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Den Eröffnungsbeitrag habe auch ich mit großem Interesse gelesen. Er hat mir sprachlich gut gefallen. Deshalb bin ich auch dabei geblieben und möchte darauf zurückkommen. Was mich meisten stört, ist die Überschrift: "Der kulturpolitische Auftrag der Theater". Wer erteilt da wem einen Auftrag? Der Souverän? Eine Partei? Eine Regierung? Eine einzelne Person? Die Theater sich selbst? Intendanten dürften diesen Text besonders gern lesen, denn er reflektiert nach meiner Beobachtung genau das, was ihnen vorschwebt. Sie wollen letztlich das Publikum belehren und erziehen. Auch wenn das oft bestritten wird. Darin sehe ich den Grundirrtum des Theaters der Gegenwart. Nicht umsonst taucht bei lustein der Name Brecht auf, zwar vordergründig kritisch eingeordnet, letztlich aber sehe ich in dem Beitrag eine Fortschreibung dessen, worauf Brecht hinaus wollte. Wie wir alle wissen, ist das gescheitert.


    Was an gefühlten Unterschieden zwischen den Generationen von Theaterbesuchern und ihrem unterschiedlichen - vorsichtig ausgedrückt - Bildungsgrad herausgearbeitet wird, ist mir zu pauschal, weil nur auf Beobachtungen des Autors und nicht auf Erhebungen und Fakten fußend. Die empfohlenen Einführungsvorträge in Werke vor den Vorstellungen sind mir ein Graus. Bei eigenen Teilnahmen gewann ich Eindruck, als sollte das Publikum auf Linie gebracht werden. Was sich nicht auf der Bühne selbst erschließt, offenbart sich auch aus den Worten eines vortragenden Dramaturgen nicht. Eine Inszenierungen, die erst erklärt werden muss, damit man sie versteht, taugt nach meinem Verständnis nichts.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Wenn ich mich in einem Forum als Neumitglied anmelde, dann starte ich nicht mit einem provokantem Beitrag

    Möglicherweise wird mein Beitrag jetzt auch als provokant bezeichnet, aber das Risiko gehe ich mal ein.

    Ich fand den Artikel von "lustein" ausgesprochen gut geschrieben, sachlich und von Kenntnis zeugend. Dass seine Ansichten nicht bei jedem auf Gegenliebe stoßen würden, war vorhersehbar und von ihm als erfahrener Kritiker und Autor sicherlich auch nicht erwartet worden. Ich hatte vor längere Zeit mal ein kurzes Pausengespräch in der Stuttgarter Cherubini-Medea mit Herrn Steinbach (der Klarname wurde bereits von Operus und m.joho erwähnt) und hatte ihn dabei als umgänglichen und für Gegenargumente offenen Menschen kennengelernt. Unsere Ansichten stimmten nicht unbedingt in allen Punkten überein, ich monierte vor allem die modernisierte deutsche Fassung der Oper, aber wir haben, glaube ich zumindest, uns gegenseitig respektiert.

    Von Respekt kann leider hier in diesem Thread keine Rede sein. Herr Steinbach hat seinen Beitrag mit Sicherheit nicht geschrieben, um zu provozieren und ihm war aber wahrscheinlich klar, dass mancher sich provoziert fühlen würde. Die Reaktionen hier sind aber zum Teil so verfasst, dass die Absicht der Provokation nicht zu leugenen ist.


    Ich bin so neu hier wie "lustein", habe bisher aber nur einen substanziellen Beitrag geleistet, der Gott sei Dank nicht weiter beachtet wurde (meine anderen Beiträge sind nur Reaktionen auf Beiträge) und ich werde mir jetzt wirklich überlegen, ob ich mich weiterhin hier aktiv einbringen will.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Wer erteilt da wem einen Auftrag? Der Souverän? Eine Partei? Eine Regierung? Eine einzelne Person? Die Theater sich selbst?


    Wie ich schon meinem Beitrag #36 darlegte, ist es in Österreich der Staat, der den Auftrag durch ein Bundestheaterorganisationsgesetz erteilt, in Deutschland sind es die Länder und Kommunen, daher die Begriffe Staatstheater und Stadttheater. In beiden Fällen werden öffentliche Gelder in Subventionen investiert und daher leitet die öffentliche Hand ein Mitspracherecht ab.

    Kulturpolitiker müssen den Mut und das Selbstbewusstsein haben, Inhalte und Werte zu definieren, um möglichst vielen, teils gegensätzlichen Erwartungen, gerecht zu werden. Die Spielpläne und Besetzunglisten werden vom jeweiligen Intendanten erstellt. Der Intendant allerdings wird von den Städten, Ländern, dem Staat ausgesucht und eingesetzt, um deren Vorstellungen von Kulturpolitik umzusetzen. Manchmal funktioniert das erwartungsgemäß, manchmal zeigen sich Intentanden eingenwillig. Wenn diese den Erwartungen der Politiker nicht entsprechen, werden die Verträge nach Ablauf nicht verlängert.


    Im Grunde geht es um Geld: man will die Subventionen niedrig halten aber hohes Niveau erhalten. Aber welcher Politker versteht es, die Messlatte für das Niveau richtig anzulegen - wahrscheinlich setzt manch einer Niveau mit Bekanntheit in den Medien gleich. Hauptsache man spricht über das Haus nach dem Motto "schlechte publicity ist besser als keine punblicity".

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Wenn ich mich in einem Forum als Neumitglied anmelde, dann starte ich nicht mit einem provokantem Beitrag, der noch zusätzlich den Intentionen des Forumseigners widerspricht. Das wäre für mich eine Frage des Anstands!

    ergänzend möchte ich sagen, daß der Threadstarter bisher auf keinen Beitrag geantwortet hat. Zumindest das hätte ich erwartet.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Kulturpolitiker müssen den Mut und das Selbstbewusstsein haben, Inhalte und Werte zu definieren, um möglichst vielen, teils gegensätzlichen Erwartungen, gerecht zu werden. Die Spielpläne und Besetzunglisten werden vom jeweiligen Intendanten erstellt. Der Intendant allerdings wird von den Städten, Ländern, dem Staat ausgesucht und eingesetzt, um deren Vorstellungen von Kulturpolitik umzusetzen. Manchmal funktioniert das erwartungsgemäß, manchmal zeigen sich Intentanden eingenwillig. Wenn diese den Erwartungen der Politiker nicht entsprechen, werden die Verträge nach Ablauf nicht verlängert.

    Grundsätzlich ist ds hier geschriebene richte.

    Aber in der Praxis siehr manches anders aus

    Zumeist versteht der zuständigige Politiker nichts von diesem Ressort (wie übrigens in allen anderen Sparten auch, Posten werden POLITISCH besetz - nicht nach Kompetenz) die Vorgaben sind daher schwer nachvollziehbar. Einge gewisse Zeitliang war ein "progressiver" Kulturansatz spürbar, man hat ha immer gesagt, wer sich der Moderne verschliesst sei ein "Rechter". Das wollte bis vor kurzem kein Politiker sein. Alledings ist diese Angst in Anbetracht aktueller Entwicklungen, diese Angst inzwischen marginal. Auch sind andere Parteien am Ruder. Man will auf keinen Fall potentielle Wähler vergraulen und wird daher "dem Volk aufsMaul schauen (müssen)

    Und was die Laufzeit von Vertägen mit Intendanten betrifft, da kann ich wieder voll zustimmen.

    Intendanten sind IMO Spielbälle in den Händern der Politik, Politiker in den Händen der Wähler. Das habe sie allerding lange Zeit ignoriert - und wundern sich heute über die Auswirkungen.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich bin so neu hier wie "lustein", habe bisher aber nur einen substanziellen Beitrag geleistet, der Gott sei Dank nicht weiter beachtet wurde (meine anderen Beiträge sind nur Reaktionen auf Beiträge) und ich werde mir jetzt wirklich überlegen, ob ich mich weiterhin hier aktiv einbringen will.

    Lieber Orfeo,


    laß Dich zunächst einmal ganz herzlich begrüßen.


    Für jeden Teilnehmer am Forum sollte aber klar sein, daß es kaum ein Thema geben wird, in welchem alle der gleichen Meinung sind. Jeder hat seinen Standpunkt, jeder hat bestimmte mehr oder wenig ausgeprägten Vorkenntnisse zur Klassik, jeder hat bestimmte Vorlieben, jeder hat bestimmte Erwartungen.

    Da kann es nicht ausbleiben, daß konträre Meinungen konträr diskutiert werden. Leider gehen sie mitunter unter die Gürtellinie, und es wird zurückgeschossen. Daran hat jede Seite ihren Anteil. Das kann und wird keiner ändern und will wohl auch keiner. Wir würden sonst uniformiert.


    Will damit sagen, daß man Widerspruch aushalten muß. Gleich damit zu kommen, die weitere Aktivität einzustellen, daß ist nicht richtig. Mach also weiter, Du kannst uns sicher Ansichten und Erfahrungen mitteilen, die mancher bisher nicht so gesehen hat.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • [...], möchte ich wissen, wo wir ein Theaterstück (ich rede gar noch nicht von Opern) in einem Originalzustand sehen können, [...]

    Vielleicht im Textbuch? - Auf der Bühne gab, gibt und wird es einen "Originalzustand" nie geben! - Will sagen, bzgl. der Aufführung oder auch der Aufführungstradition gilt gewissermaßen vom ersten Moment an panta rhei.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Gerhard W. klagt darüber, da0ß niemand die Frage nach dem Sinn von zietlicher Verschiebung einer Handlung beantworten kann

    Hier bin ich nicht einverstanden Es git eine gewisse Antwort, die ich aber gleich anschliessend kommentieren werde.

    Lieber Alfred,


    die Klage ist dennoch berechtigt. Eine allgemeine Floskel, wie du sie von Bertarido zitiert hast und auch die Passende Antwort dazu gegeben hast, genügt mir dazu nicht. Ich möchte von den Herren, die die Verunstaltungen fremder Werke befürworten, einmal eine konkrete Erklärung, welchen Sinn diese Entstellungen haben. So stelle ich z.B. die Frage, welcher Sinn sich daraus ergeben soll, dass man die Ouvertüre zu "Maskenball" mit einen (ich drücke es noch einmal so krass aus) Sch...haus belebt, auf dem einige Männer sitzen? Die Antwort und viele andere Antworten stehen noch aus. Weil sie auch nichts Besseres wissen, verstecken sie sich hinter allgemeinem BlaBla. Denn - wie gesagt - sie können es nicht.

    Aber es geht IMO leider gar nicht darum BILDUNG zu vermitteln

    Ich bin deiner Meinung. Ist das etwa die neue "Bildung", wenn ich kulturell hochstehende Werke verdrehe? Ich sehe es eher als Antibildung an, wenn dem (vor allem jungen) Zuschauer hier Dinge und Gestalten und falsche Informationen vorgegaukelt werden, die sie überhaupt nicht waren.

    Das ein neues Mitglied seine Meinung sagen darf, sehe ich ähnlich wie du. Dass es dabei - gerade in dieser Hinsicht - auf heftigen Gegenwind stößt, muss es erwarten. Die üblichen Claqueure gibt es allerdings auch.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ja, lieber Michael, das Textbuch ist schon richtig. Aber da sind ja auch Regiehinweise drinnen .... und so mancher würde sich freuen, wenn seine Überlegungen dann zum Teil wenigstens zu sehen wären.


    Und wenn man dem Zuschauer keinen Freiraum für seine eigenen Überlegungen lässt, brauche ich gar nicht mehr hingehen und bin nur mit dem Textbuch bestens bedient.


    Erich

  • Ein Opernhaus welches nur werkgerechte Inszenierungen spielen würde, wāre wahrscheinlich schnell pleite. Ein Opernhaus muß heute auch junge Leute ansprechen die mit werkgerechten wenig anfangen können.

  • Und wenn man dem Zuschauer keinen Freiraum für seine eigenen Überlegungen lässt, brauche ich gar nicht mehr hingehen und bin nur mit dem Textbuch bestens bedient.

    Lieber Erich, die Regieanweisungen sollten mehr befolgt und weniger interpretiert werden; dies kann ich als Forderung - es wäre nicht meine - akzeptieren. Allerdings sehe ich nicht, inwiefern sich durch eine strengere "Auslegung" der Regieanweisungen der interpretatorische Freiraum des Zuschauers vergrößern sollte? Tatsächlich befürchte ich in diesem Fall eine eher hermetische Darstellung auf der Bühne, die den Zuschauer von der Notwendigkeit, eigene Überlegungen anzustellen, entbindet. Zwar kann man auch dies wollen, und so (Musik-)Theater eher unter "kulinarischen" Aspekten betrachten. Dies ist mir persönlich aber viel zu wenig. - In einer vernünftig geführten Debatte hätten wir es also mit einem "Alles ist so, wie im Textbuch beschrieben. Ich genieße und frage nicht!" vs. "Die Dinge sind (zumindest vordergründig) nicht so, wie im Textbuch beschrieben. Warum?" zu tun.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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