Der kulturpolitische Auftrag der Theater

  • Ein Opernhaus muß heute auch junge Leute ansprechen die mit werkgerechten wenig anfangen können.

    Hallo rodolfo39,


    diese Aussage hört man zwar gebetsmühlenartig immer wieder, aber woher weiß man das so genau? Gibt es da statistische Erhebungen?

    Ich persönlich glaube viel eher, daß junge Leute mit werkgetreuen Inszenierungen sehr wohl etwas anfangen könnten, wenn man ihnen dazu eine Chance ließe. Aber da es kaum Angebote gibt, gibt es natürlich auch keine Nachfrage! Oder, anders ausgedrückt: Wer nur fast food kennt, der fragt nicht nach Haut cuisine.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Nemorino,


    das sehe ich genau so. Ich bin vielmehr der festen Überzeugung, dass die jungen Leute die heutigen, verdrehten überinterpretierten Inszenierungen noch viel weniger verstehen und deshalb mit der Oper immer weniger "am Hut haben".

    Junge Leute werde - wie du richtig sagst - gebetsmühlenartig immer wieder vorgeschoben. Rodolfo mag vielleicht ein junger Mann sein (ich kenne sein Alter nicht) und geht von sich selbst aus, aber ich kenne manche jungen Leute, die ganz anders denken. ("Was soll uns solch ein Quatsch") Sie werden ja auch nicht mehr richtig an die Originalwerke herangeführt. Ihnen ist wenig daran gelegen, von Menschen in den Alltagsklamotten unserer Zeit immer wieder nur mit unseren Alltagsproblemen, mit denen wir in unserer Umwelt und den Medien zur Genüge überhäuft werden, auch im Theater in aufdringlicher Weise konfrontiert zu werden.

    In meinen Augen werden Opernfreunde jeglichen Alters durch diese Verunstaltungen aus den Opernhäusern gedrängt und der Nachwuchs wenig angelockt - es sei denn, es geht ihnen garnicht um die Oper selbst, sondern um das "Event".

    (siehe Bregenzer Seefestspiele, wo das aufwendige technische Spektakel wohl die Leute anzieht, aber das, was geboten wird, mit der Oper "Rigoletto" nur noch wenig gemeinsam hat)


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Klar, jede Form von Gewandung ist ein Kostüm, und auf der Bühne ist alles Kulisse. Ich will beides nicht abschaffen, sondern bin nur gegen das unbedingte Festhalten an den Kostümen und Kulissen, von denen wir glauben, dass Komponist und Librettist sie im Sinn hatten. (Insofern war meine Formulierung nicht präzise genug.) Kostüme und Kulissen sind Teil der Realisierung einer Oper, die immer wieder anders ausfällt.

    Worüber diskutiert wird, ist doch schon bezeichnend. Es geht nur um die schönen oder nicht schönen Kulissen, also das schmückende Beiwerk, weil man Oper rein hedonistisch betrachtet (als "kulinarische Oper") und sie als Kunstform - ein echtes Drama zu sein nämlich - was eigentlich das Wesentliche ist, gar nicht Ernst nimmt.

    Und trotz aller schönen und aller hochgelehrten Worte kann mir bisher keiner erklären, warum man den Maskenball in Gera ins Clan-Milieu verlegen mußte.

    Wollt ihr nicht oder könnt ihr nicht?

    Warum bin ich Dir verpflichtet, eine Inszenierung in Gera zu "erklären", die ich gar nicht kenne? Wo Du zudem gar kein Interesse daran hast?

    Fangt mir aber bitte nicht damit an, daß ihr den Käse nicht gesehen habt und deshalb ein Urteil nicht möglich ist.

    Ja eben. Weil für Dich feststeht, dass das "Käse" ist, ist Dein Urteil unumstößlich. Und ein mögliches anderes Urteil interessiert Dich schlicht nicht.

    Meine Meinung zum Besuch hat die Rezension und haben die veröffentlichten Fotos eindeutig negativ beeinflußt, dazu noch die Meinung von Besuchern, die in der Premiere gewesen waren. Die kannten nur ein Wort: Furchtbar!! Da kann Holger jetzt wieder wettern wie er will und mich für doof erklären oder mir mangelnde Bereitschaft vorwerfen, so etwas anzusehen - ich bleibe bei meinem Standpunkt: So etwas will und brauche ich nicht!

    Ja schön. Und warum stellst Du es dann hier zur Diskussion, wenn nichts für Dich verbindlich ist als Deine eigene Meinung?

    Unsinn erklärt sich vermutlich ganz von selbst. :pfeif:

    Das Urteil "Unsinn" erklärt sich zunächst einmal durch den, der dieses Urteil glaubt fällen zu können, weil es nunmal keinen Sinn an sich ohne ein Sinnverstehen/Sinn-Nichtverstehen gibt.

    Es ist zum Verzweifeln. Da stellt ein neu gewonnenes Tamino-Mitglied - übrigens ein Fachjournalist - einen Beitrag mit vielen ernst zu nehmenden, sachlichen Aussagen ein, statt dass wir uns damit analytisch kritisch auseinandersetzen, wird die Gelegenheit offensichtlich "dankbar" ergriffen, um unseren Forenkrieg fortzusetzen. Selbst der 30-jährige Krieg wurde einmal beendet. Bei uns aber geht der Streit niemals zu Ende. Wer hat noch eine Idee, wie wir aus dem Schlamassel herauskommen?

    Herzlichst

    Operus (Hans), der sich jetzt zum Adventskranz 2019 oder zum Holzwurm flüchtet.

    Sehr richtig! Es gibt keinen Ausweg - so wie bei Kafka. Selbst wenn man die Laufrichtung ändert, wird man gefressen. =O

    Doch noch eine Replik: Wenn ich mich in einem Forum als Neumitglied anmelde, dann starte ich nicht mit einem provokantem Beitrag, der noch zusätzlich den Intentionen des Forumseigners widerspricht. Das wäre für mich eine Frage des Anstands!

    Warum wohl fühlt Ihr Euch durch diesen nun wirklich moderaten und vernünftig-klugen Beitrag provoziert? Antwort: Weil Ihr keine abweichende Meinung von Eurer eigenen in diesem Forum zu dulden bereit seid. Jeder ist ein Provokateur, der nicht "auf Eurer Seite" steht - und hat für Euch in Tamino nichts verloren.

    Das ist leider inzwischen Standard geworden, wie die anderen Beispiele hier gezeigt haben, die ich nicht aufwärmen will.

    Vielleicht könnte man es als taminisches Ikarus-Phänomen bezeichnen: stark starten - stark abstürzen.

    Ich will auch nicht die Beispiele aufwärmen, wo die Gruppe der RT-Phoben erfolgreich Neumitglieder oder die es werden wollten durch ihre Mobbung-Aktionen aus dem Forum vertrieben hat. Und Orfeos Reaktion (s.u.!) zeigt, Dass Eure Abschreckungsstrategie mal wieder Erfolg verspricht. Ich finde das ehrlich gesagt zum K.....

    Es gab - und gibt - ungeschriebene Gesetze, Handlungen die nie verboten wurden, weil einst niemand auf die Idee kam, dass so etwas überhaupt getan werden könnte

    Im Mittelalter war es beispielweise verboten sich in das Tischtuch zu schneuzen.

    Gab es im Mittelalter Opern? ^^ Das "ungeschriebene Gesetz" im 19. Jhd. war jedenfalls, dass in Bezug auf Opernaufführungen so gut wie gar nichts verboten war.

    Ich hatte vor längere Zeit mal ein kurzes Pausengespräch in der Stuttgarter Cherubini-Medea mit Herrn Steinbach (der Klarname wurde bereits von Operus und m.joho erwähnt) und hatte ihn dabei als umgänglichen und für Gegenargumente offenen Menschen kennengelernt.

    Da lernt unser sympathisches Neumitglied Herr Steinbach hier gerade kennen, dass es in Tamino aber ganz anders ist...

    Ich bin so neu hier wie "lustein", habe bisher aber nur einen substanziellen Beitrag geleistet, der Gott sei Dank nicht weiter beachtet wurde (meine anderen Beiträge sind nur Reaktionen auf Beiträge) und ich werde mir jetzt wirklich überlegen, ob ich mich weiterhin hier aktiv einbringen will.

    Lass Dich bitte nicht von der RT-Phoben-Fraktion einschüchtern, lieber Orfeo! :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Lieber Orfeo,

    da müsste ich mich gewaltig vertan haben, wenn ich das Pseudonym von Herrn Ludwig Steinbach verletzt hätte. Ich respektiere voll den Wunsch eines Autors nach Anonymität und ich meine wir sollten das alle tun.

    Bitte schreibe mutig weiter. Mit jedem Beitrag wächst du mehr in das Forum hinein. Außerdem ist es eine ausgezeichnete Möglichkeit seine Frustrationstoleranz und das Sehvermögen zu trainieren. Ich freue mich Beiträge von Dir zu lesen.

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Es ist zum Verzweifeln. Da stellt ein neu gewonnenes Tamino-Mitglied - übrigens ein Fachjournalist - einen Beitrag mit vielen ernst zu nehmenden, sachlichen Aussagen ein, statt dass wir uns damit analytisch kritisch auseinandersetzen, wird die Gelegenheit offensichtlich "dankbar" ergriffen, um unseren Forenkrieg fortzusetzen

    Was hast Du Dir erwartet ?

    Dass jetzt alle RT Gegner sich vom RT Feind Saulus zum RT Fein Paulus verwandeln werden ?

    Hattest Du mich gefragt - ich hätte es Dir geagt.


    Bitte schreibe mutig weiter. Mit jedem Beitrag wächst du mehr in das Forum hinein.

    Ich glaube er ist schon ganz gut in das Forum hieingewachsen und hat nach unserem Dafürhalten mindesten 2 Reinkarnationen hinter sich :baeh01:


    Im Grunde geht es um Geld:

    GANZ RICHTIG

    Ein Regisseut der das Textbuch umsetzt ist ein Handwerkerr, einer der es mit Billigung der Intendanz "bearbeitet, der kann sich als "Künstler" bezeichnen und da fliesst dann mehr Kohle. Ab einem bestimmtem Bekannthjeitsgrag ist man dan autmatisch "Künstler" Das nicht existierende Netzwerk Kritik , Presse etc unterstütz diesen Vorgang - und da will der Staat sich nicht lumpen lassen-


    ergänzend möchte ich sagen, daß der Threadstarter bisher auf keinen Beitrag geantwortet hat. Zumindest das hätte ich erwartet.

    Na - ja - ganz unversständlich ist das nicht.......wer begibt sich schon gerne eine Schlangengrube ?

    UNSERE "altgedienten RT Befürworter sind indes abgehärtet.


    welchen Sinn diese Entstellungen haben.

    Das habe ich weiter oben schon erklärt - sie bringen dem "Bearbeiter" Geld, weil sie eine "Zusatzleistung darstellem.

    Man kann das - wenn man so will - auch anders beschreiben: Der besonders kreative Künstler darf nicht mit eine Standardgage abgespeist werden...

    Uns schon ist das Rätsel gelöst.


    Sehr richtig! Es gibt keinen Ausweg -

    Vollkommen richtig

    Es gibt aber auch kein Schlamassel - zumindest im Forum nicht.

    Wer will der schaltet den RT-Bereich ab (eigenartigerweise woolen das nur wenige)

    Der Rest verkündet sein jeweiliges Credo

    Die Mitleser sind glücklich - wir haben 2500 Zugrifffe binnen 30 Stunden !!!


    Allerdings sehe ich nicht, inwiefern sich durch eine strengere "Auslegung" der Regieanweisungen der interpretatorische Freiraum des Zuschauers vergrößern sollte?

    Er vergrößert sich in der Tat, weil durch den Regisseur nichts mehr vorgegeben ist.

    Allerdings - und hierin sind wir uns vermutlich einige - glaube ich nicht, daß beim Publikun allzu grpßer Bedarf besteht die Stücke zu deuten......


    Warum wohl fühlt Ihr Euch durch diesen nun wirklich moderaten und vernünftig-klugen Beitrag provoziert?

    ICH fühle mich überhaupt nicht provoziert - der Beitrag macht mir aber klar, dass lustein und ich völlig amdere Auffassungen über das Medium "Oper" haben.


    Ich habe noch etwas anzubrigen - wo ich jetzt abe in der Eile das Zitat nich finden kann, und zwargeht es daum, daß immer wieder verlangt wird, man müsse Oper "jungen Leuten" schmackhaft machen. Das halte ich in vielerlei hinsicht für falscg. Zum einen wird hier der Eindruck erweckt, junge Leute interessierten sich GENERELL nicht für Oper.

    Tatsache ist, daß sich nur ein kleiner Teil für Oper interessiert, jener der gebildet UND musikalisch ist. In der Vergangenheit war es noch so, daß nur jene in die Oper konnten, die sich die Eintritskasrte einerseits und die ädiquate Kleidung andrerseits leisten konnte - und auch wollten - Es hat sich als kaum was geändert.

    Man kann ja auch nicht sehen, daß junge Leute mehr Klassik-CDs kaufen als früher wo sie noch teuer waren. Man wirft hier Perlen vor die Säue-


    Das "ungeschriebene Gesetz" im 19. Jhd. war jedenfalls, dass in Bezug auf Opernaufführungen so gut wie gar nichts verboten war.

    Dan frage ich mich warum es dann überhaupt Zensur gab, Bekleidungsvorschrieften und "Ränge" etc - wenn es keine Regeln gab
    die Ränge in den Theater waren preislich unterschiedlich, und sollten auch den gesellschaflichen Status des Besuchers repräsentieren.

    Der Sprachgebrauch, "ersten Ranges " etc geht auf diese Tradition zurück-. und ich konnte nich vor einigen Jahren beobachten, daß die Standesunterschiede im Konzertsaal

    nach wie vor hochgehalten werden....

    Noch in meiner Jugend war es unmöglich den Zuschauerraum der Wiener Staatsoper ohne Krawatte zu betretn. Gütige Damen und Herren an der Garderobe, verliehen aber gegen Einatz oder Obolus (genau weiss ich das nicht - ich kam nie in die Verlegenheit) Krawatten, wenn sie benötigt wurden.


    mfg aus Wien

    Alfred










    .

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Noch zwei Punkte, die ich richtigstellen möchte:

    1. Wenn ich das Pseudonym von lustein "geoutet" habe, so hat er das schon selber gemacht, indem er in seinem Beitrag zum Ring 2020 einen Auszug eines Artikels von 2013, den er damals mit vollem Namen im "Opernfreund" unterzeichnet hat, veröffentlicht hat.

    2. Ich habe viele Jahrzehnte junge Leute unterrichtet. Diejenigen, die sich überhaupt für Opern interessiert haben, was ein kleiner Teil war, haben sich immer wieder über die modernen Inszenierungen beklagt. Allerdings verfügen die Gymnasiasten (in der Schweiz rund 20% aller Jugendlichen) über eine doch grössere Bildung als ihre Altersgenossen in anderen Schulen. Insbesondere wenn sie ein klassisch- humanistisches Gymnasium mit alten Sprachen besuchen....

  • Sie werden ja auch nicht mehr richtig an die Originalwerke herangeführt.

    Lieber Gerhard,


    so ist es. Übrigens haben sich junge Leute (auch meine Altersgenossen) nur in verschwindend geringer Zahl überhaupt für Oper oder klassische Musik interessiert. Das war schon immer eine Minderheit.

    Ich wurde von Elternhaus und Schule an diese Musik herangeführt, die musische Veranlagung war vorhanden, und so kam das Interesse praktisch von selber. In meiner Jugend habe ich mit einem Freund von der Penne in Köln, Bonn und Koblenz zahlreiche Opernaufführungen besucht. Die waren natürlich alle traditionell inszeniert, aber

    kein Mensch brauchte uns zu erklären, um was es ging. Zudem gab es Opernführer und Libretti! Aber wir waren aus unserer Klasse (von zwei Mädchen abgesehen) die einzigen, die überhaupt sich mit dieser Musik beschäftigt haben. Es war die hohe Zeit von Elvis und den Beatles, mehr muß ich wohl dazu nicht sagen.

    es daum, daß immer wieder verlangt wird, man müsse Oper "jungen Leuten" schmackhaft machen. Das halte ich in vielerlei hinsicht für falscg. Zum einen wird hier der Eindruck erweckt, junge Leute interessierten sich GENERELL nicht für Oper.

    Tatsache ist, daß sich nur ein kleiner Teil für Oper interessiert, jener der gebildet UND musikalisch ist.

    Das war so, das ist so und wird auch so bleiben. Ich möchte den jungen Mann bzw. die junge Frau sehen, die wegen einer "modernen" Inszenierung in eine Oper geht, wenn sie sich für die Gattung als solche nicht interessiert. Das sind doch vorgeschobene Argumente, die keiner Prüfung standhalten. Eher ist das Gegenteil der Fall: Einmal und nicht wieder!

    Es geht nur um die schönen oder nicht schönen Kulissen, also das schmückende Beiwerk, weil man Oper rein hedonistisch betrachtet (als "kulinarische Oper") und sie als Kunstform - ein echtes Drama zu sein nämlich - was eigentlich das Wesentliche ist, gar nicht Ernst nimmt.

    Lieber Holger,


    woher nimmst Du diese Erkenntnis? Wie gesagt, ich habe als Jugendlicher häufig die Oper besucht, da ging es mir vor allem um das Werk, die Musik, den Komponisten, die Handlung und die Zeit, in der sie spielte. Daß dazu eine konforme Kulisse geboten wurde, war eine Selbstverständlichkeit. Im Umkehrschluß stelle ich jetzt die These auf, den RT-Freunden geht es weder um das Werk noch um die Musik, sondern nur um den Event, der auf der Bühne stattfindet, auch oder vielleicht sogar weil er zu den Intentionen der Werkschöpfer (Komponist u. Librettist) keinerlei Bezug hat.

    Was würdest Du denn sagen, wenn Du in einen Gottesdienst gehst, in dem der Chor auf der Empore, wie angekündigt, Bachs Johannes-Passion oder eine Mozart-Messe singt, während vorne im Altarraum das Pornostück "Aufstand in der Lederhose" oder was ähnliches aufgeführt würde?

    Nee, entlarvend ist der Bildungshorizont so mancher Taminos. Tamino soll ja ein Forum für nicht ganz ungebildete "Kulturmenschen" sein.

    Das, lieber Holger, ist gelinde gesagt eine Anmaßung. Erkläre mir bitte, wieso man eines Menschen Bildungshorizont daran erkennen kann, ob er in RT-Aufführungen einen Sinn zu erkennen vermag oder nicht!

    Ich finde es äußerst problematisch, Leuten, die die eigene Meinung nicht teilen, Bildungslücken vorzuwerfen. Folgender Satz trifft wahrscheinlich den Kern:

    Ich habe mich gestern dazu verleiten lassen, mich in diesen Thread einzuschalten, mea culpa! Mir liegt es fern, meinen Geschmack und meine Ansichten als die allein seligmachenden zu vermitteln, und erst recht, allen, die anders denken, mangelnde Bildung und Verstand zu unterstellen. Deshalb möchte ich mich jetzt aus dieser Debatte ausklinken. Sie führt zu nichts, oder ins Nichts, wie man's nimmt! De gustibus non est disputandum …. und um Bildung erst recht nicht! Warum soll man sich das antun?


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Sehr verehrte Taminos,


    da hat mein Artikel über den kulturpolitischen Auftrag der Theater ja eine wahre Lawine ausgelöst. Innerhalb von zwei Tagen 96 Reaktionen. Das ist viel und hat mich sehr gefreut. Auf der anderen Seite finde ich es etwas befremdlich, dass ihr euch in euren Reaktionen so stark vom eigentlichen Thema entfernt, eure eigenen Dispute pflegt anstatt sachlich auf die von mir in meinem Essay aufgestellten Thesen einzugehen. Sachlichkeit stand bei mir dabei an oberster Stelle, provozieren, das sei an diese Stelle gesagt, habe ich an keiner Stelle wollen. Meine Ansichten mögen von euren teilweise abweichen, das ist mir von Anfang an klar gewesen. Wenn ihr Gegenargumente bringt, ist das euer gutes Recht. Dafür sind wir in einem Diskussionsforum. Der Ton macht aber die Musik. Oder seht ihr das anders?


    Herzliche Grüße


    lustein

  • Ich muss noch einmal mein Bild von der Tortenschlacht aufwärmen. In den berühmten "Tortenschlacht-Filmen" (z.B. Laurel und Hardy) wird niemals auch nur ein Fitzelchen einer Torte gegessen. Sie ist nur da, geworfen zu werden und zu treffen, möglichst unerwartet. So ist das hier auch. Es geht nicht um Musik (die Torte), sondern um die Taminos, die sogar Lust am Getroffenwerden haben, weil sie dann zurückwerfen können. Nach einiger Zeit sind alle erschöpft, Werfen ist anstrengend, dann ruht sich alles aus (der thread wird geschlossen oder verschoben) und sammelt Kraft für den nächsten Auftritt. Auch die neuen Torten, die dann vorbereitet werden, unterscheiden sich nicht von den alten; die Produktionsanlagen sind gut ausgestattet.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)



  • Warum soll man sich das antun?

    weil man sonst das Feld der Gegenseite überlässt.

    Genau dies Strategie des sich zurückziehens war es, die die uferlose Ausbreitung des Regietheaters erst ermöglichte#Häffe ma zu Beginn reagiert und diese Leute kaltgestellt, so hätten wir heute dieses Problem nicht.

    Ich zeige meine 100%ige Ablehnung, bze tue sie hier kunf

    Ich lasse mich aber nicht darauf ein darüber zu diskuteiren, denn hier wird eine Technik eingesetzt und die Gegenseite zu zermürben, und von ihr Argunente zu verlangen wo es gar keine Argumente gibt. Mein knallharter Vergleich von Regietheater mit Hundekot - nioch dazu auf der Tafel (= nobles Opernhaus) wo ernicht hingehört, serviert. Das schlug wie eine Bombe ein - und das sollte es auch. Und erst der Vergleich - so unappetitlich er auch ist, zeigt, daß es Konstellationen gibt, die einfach nicht vetretbar oder diskutierbar sind.


    Ich habe aber einen anderen Vergleich gefunden und das ist der DADAISMUS

    Hier herrscht derselbe Geit, es sind Deelenverwandte.

    Den Dadaismus und seine Zielsetzung beschreibt WIKIPEDIA mit wenigen Sätzrn, die IMO ganz gut auf das Regieheater passen

    Hervorhebungen sind von mir.

    Wir fonden den gleichen Schrott wie am Regietheater - ud er hatte die gleichen Ziele:

    Zitat

    Dadaismus oder Dada war eine künstlerische und literarische Bewegung, die 1916 von Hugo Ball, Emmy Hennings, Tristan Tzara, Richard Huelsenbeck, Marcel Janco und Hans Arp in Zürich begründet wurde und sich durch Ablehnung „konventioneller“ Kunst und Kunstformen – die oft parodiert wurden – und bürgerlicher Ideale auszeichnet. Vom Dada gingen erhebliche Impulse auf die Kunst der Moderne bis hin zur zeitgenössischen Kunst aus.

    Im Wesentlichen war es eine Revolte gegen die Kunst von Seiten der Künstler selbst, die die Gesellschaft ihrer Zeit und deren Wertesystem ablehnten. Traditionelle Kunstformen wurden deshalb satirisch und übertrieben verwendet.

    Zitat

    Es wurde ein großer Dada-Abend veranstaltet, an dem viele Künstler auftraten und Gedichte von bis zu 20 Personen gleichzeitig vortrugen, was immer wieder durch Gelächter, Sprechchöre und Zwischenrufe begleitet wurde. Des Weiteren wurde das Publikum in jedem für die Verhältnisse erdenklichen Maße beschimpft. Es sollte provoziert werden, wie noch nie getan, um an die „niemals vorhandenen Grenzen“ des Dadaismus anzustoßen. Das Publikum jedoch reagierte zum Teil darauf, indem es zum Beispiel Walter Serner von der Bühne aus dem Gebäude jagte und seine Requisiten zerstörte.Mich wundert, daß man das noch im in der oper gamcht wurde - aber das sit eben ein ruhigeres Publikum


    https://de.wikipedia.org/wiki/Dadaismus


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich möchte den jungen Mann bzw. die junge Frau sehen, die wegen einer "modernen" Inszenierung in eine Oper geht, wenn sie sich für die Gattung als solche nicht interessiert. Das sind doch vorgeschobene Argumente, die keiner Prüfung standhalten. Eher ist das Gegenteil der Fall: Einmal und nicht wieder!

    Lieber Nemorino,


    genau so ist es. Ich bin als Heimatvertriebener ohne Eltern in sehr einfachen und ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Ich hatte zwar ein sehr liebes Ersatzelternhaus, aber dort hatte niemand ein Verständnis für klassische Musik (außer vielleicht ein paar Operettenmelodien). Bei unserer Klasse hat es - wie schon mehrfach berichtet - ein engagierter Musiklehrer geschafft, uns mit der Oper (und zwar der ungefälschten) mit einfachsten Mitteln (ihm stand lediglich ein Klavier zur Verfügung) vertraut zu machen. Hätte ich damals dann solche Fälschungen, wie sie heute gang und gäbe sind, von den mir vertrauten Werken sehen müssen, hätte ich wahrscheinlich auch gesagt: Einmal und nie wieder! Allenthalben hätte ich mir die vertraute Musik noch im Radio angehört (Schallplatten konnte ich mir erst in vorgerücktem Alter leisten).

    Ich weiß aber auch aus Gesprächen und Leserbriefen, das manche Jugendliche nach dem ersten enttäuschenden Besuch einer solchen Verunstaltung nie wieder eine Oper sehen wollten.

    Im Umkehrschluß stelle ich jetzt die These auf, den RT-Freunden geht es weder um das Werk noch um die Musik, sondern nur um den Event, der auf der Bühne stattfindet, auch oder vielleicht sogar weil er zu den Intentionen der Werkschöpfer (Komponist u. Librettist) keinerlei Bezug hat.

    Diese These habe ich auch schon aufgestellt. Und sie wird immer mehr dadurch bestätigt, dass die RT-Befürworter (um nicht ihre blöden Erfindungen der "RT-Phoben" oder "RT-Philen" zu gebrauchen) konkrete Fragen zum Sinn bestimmter Inszenierungsmätzchen nicht beantworten. Sie können es nicht, denn sie haben keinen Bezug zum Werk. Wer einen Bezug zum Werk hat, müsste z.B. auch eine Aussage zu der Frage geben können - die ich hier noch einmal wiederhole - welche Aussage ein Multiklosett, auf dem mehrere Männer mit heruntergezogenen Hosen in der Ouvertüre zu "Ein Maskenball" wohl haben soll. Die Ausrede, die Oper nicht gesehen zu haben, lasse ich nicht gelten. Sie zeigt mir höchstens die Hilflosigkeit desjenigen, der immer wieder solche Ausreden gebraucht. Solche und ähnliche Szenen wurden hier schon im Thema "Sammelplatz...." häufig vorgeführt und können auch auf youtube besichtigt werden. Der Erfolg war keine Erklärung, sondern nur das Zerschießen mit ellenlangen abstrusen Theorien. Wer keinen Bezug zur Oper hat und nur mit ausgedehnten Predigten seine "Großartigkeit" beweisen will, der wird sich natürlich immer herauszuwinden versuchen.

    Ich finde es äußerst problematisch, Leuten, die die eigene Meinung nicht teilen, Bildungslücken vorzuwerfen.

    So ist es. Solche und ähnliche Aussagen sind schon häufiger gefallen. Dies und was ich zuvor gesagt habe, lässt doch nur auf den eigenen Bildungsgrad schließen.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • m.E. muss man sich erst einmal die historisch sehr ungewöhnliche und vielleicht paradoxe Situation des gegenwärtigen Opernbetriebs (und teils auch Sprechtheater) klar machen. Nämlich, dass anders als zu Schillers oder Wagners Zeiten eben nicht hauptsächlich einigermaßen aktuelle (also in den letzten Jahren, maximal Jahrzehnten geschriebene Stücke) gespielt werden, sondern ein relativ eng umrissener Kanon typischerweise knapp 100 bis 300 Jahre alter Stücke (mit ein paar noch älteren Ausreißern), dies aber in "modernen" Inszenierungen. Die "Modernisierung" (wenn sie stattfindet) lässt die Musik und den Text weitgehend unangetastet, beschränkt sich mithin auf eigentlich nachrangige Aspekte, nämlich Bühnenbild und Kostüme. (Ich verstehe nach wie vor nicht ganz, warum man oft banale Änderungen an diesen nachrangigen Aspekten so zentral findet. Heißt es nun "Zuerst die Musik, dann die Worte" oder "Zuerst die richtigen Federhüte!") Und "museale Inszenierungen" sind natürlich historisch genauso oder noch ungewöhnlicher.

    Das ist m.E. schon eine sehr ungewöhnliche Situation, daher kann man nicht einfach mit Üblichkeiten aus ganz anderen Zeiten argumentieren, die beinahe durchweg wenig Interesse an 100 Jahre alten Opern hatten (bzw. solche Stücke auch musikalisch bearbeitet und arrangiert hätten, wenn man sie denn mal gespielt hat, zB Berlioz mit Gluck oder Mendelssohn mit Händels Acis & Galathea). Sie haben ja sogar die aktuellen Stücke umgehend bearbeitet, wenn es lokale Gepflogenheiten verlangten (zB Wagner und Verdi für Paris).

    Außerdem sind natürlich Schiller, Brecht u.a. mit ihren kulturpolitischen oder moralphilosophischen Forderungen nicht die Gesetzgeber des Theaters. Man kann auch dem Theaterdirektor oder der Lustigen Person im Faust-Vorspiel folgen. Oder wem auch immer.

    https://gutenberg.spiegel.de/buch/faust-eine-tragodie-3664/2

    (Das Vorspiel sollte Pflichtlektüre vor jeder derartigen Diskussion sein.) Der Threadtitel wäre ziemlich unproblematisch, wenn der bestimmte durch den unbestimmten Artikel ersetzt würde.


    Ohne mich mit der Geraer Inszenierung befasst zu haben: Spontan würde ich die Verlegung ins Mafia/Clan-Milieu eher als Entpolitisierung des Ballo sehen. Schon bei Verdi ist die Liebes/Eifersuchtsgeschichte zentraler, daher konnten ziemlich problemlos der historische Rahmen und der politische Kontext ausgetauscht werden. Und das Milieu ist für uns heute eher nachvollziehbar, weil politische Mordkomplotte dieser Art in Westeuropa glücklicherweise etwas aus der Mode gekommen sind. Besonders neu ist so eine Idee über 20 Jahre nach Sellars' Mozart (zB Don Giovanni im Drogenganster-Milieu) oder auch der berühmten Romeo&Julia Verfilmung mit DiCaprio auch nicht.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die "Modernisierung" (wenn sie stattfindet) lässt die Musik und den Text weitgehend unangetastet, beschränkt sich mithin auf eigentlich nachrangige Aspekte, nämlich Bühnenbild und Kostüme.

    Lieber Johannes,


    dem muss ich widersprechen. Die sogenannte "Modernisierung" beschränkt sich nicht nur auf Bühnenbild und Kostüme, sondern strickt auch vielfach die Handlung völlig um, fügt nicht vorgesehene Gestalten und sonstige überflüssige und vielfach in ihrem Sinn undeutbare Mätzchen ein, verhöhnt teilweise das Werk (wie etwa der diesjährige Bayreuther Tannhäuser).

    Das Bühnenbild muss nicht überladen sein wie manchmal früher, aber es sollte schon die richtigen Handlungsorte erkennen lassen. Und die Kostüme sind für mich auch kein nachrangiger Bestandteil, denn wenn ein Stück historischen Hintergrund hat, gehört es einfach es nicht in die Alltagsklamotten unserer Zeit. Hinzu kommt, dass die Deklarierung auf den Ankündigungen, Plakaten und Theaterzetteln - wie schon gesagt - reiner Etikettenschwindel ist.

    Wie ich gehen viele Leute in die Oper, um etwas fürs Auge und Ohr geboten zu bekommen. Wenn ich mir die Augen im Opernhaus mit Augenklappen verschließen soll, dann brauche ich nicht in die Oper zu gehen. Und die falsche Optik wirkt sich bei mir auch auf die Musik aus, weil das Auge bei mir _ und sicher auch bei vielen anderen Leuten - mithört.

    Man könnte, wenn es nur um unangetasteten Text und Musik ginge, die Opernhäuser einsparen und nur noch konzertante Aufführungen geben (Es gibt ja genügend Konzertsäle). Das würde dann auch weniger kosten, die Subventionen wären erheblich geringer, denn man spart sich die Unterhaltung des Hauses und der Bühnentechniken, die teuren Regisseure und das Bühnenpersonal. Von dem Rest könnte man die Sänger besser bezahlen.

    Es gibt heute genügend Möglichkeiten, das Werk mit modernen Mitteln librettogerecht darzustellen, ohne es zu entstellen. Ich habe von verschiedenen Opern eine Reihe von Darstellungen (auch mit einfachen und modernen Mitteln) gesehen. Jede war anders und keine war langweilig. Zu der Zeit hatte ich noch den Eindruck, "im richtigen Film" zu sein. Das ist aber bei den RT-Inszenierungen weitgehend nicht mehr der Fall, was mir auch viele andere Opernfreunde bestätigen. Die hier häufig wiederholte Behauptung (nicht von dir), die werkgerechten Darstellungen seien immer dieselben, entbehrt jeglicher Grundlage.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • woher nimmst Du diese Erkenntnis? Wie gesagt, ich habe als Jugendlicher häufig die Oper besucht, da ging es mir vor allem um das Werk, die Musik, den Komponisten, die Handlung und die Zeit, in der sie spielte. Daß dazu eine konforme Kulisse geboten wurde, war eine Selbstverständlichkeit. Im Umkehrschluß stelle ich jetzt die These auf, den RT-Freunden geht es weder um das Werk noch um die Musik, sondern nur um den Event, der auf der Bühne stattfindet, auch oder vielleicht sogar weil er zu den Intentionen der Werkschöpfer (Komponist u. Librettist) keinerlei Bezug hat.

    Was würdest Du denn sagen, wenn Du in einen Gottesdienst gehst, in dem der Chor auf der Empore, wie angekündigt, Bachs Johannes-Passion oder eine Mozart-Messe singt, während vorne im Altarraum das Pornostück "Aufstand in der Lederhose" oder was ähnliches aufgeführt würde?

    Woher ich diese Erkenntnis nehme, lieber Nemorino: Aus den wiederholten Äußerungen von RT-Gegnern! Sie wollen ein möglichst entpolitisiertes Illusionstheater, was von der eigenen Lebensrealität so weit wie möglich weg ist. Das hat aber mit der Realität gerade von Theater in unserer Tradition wenig zu tun. Theater war und ist immer vornehmlich gesellschaftlich und gesellschaftskritisch, moralisch-politisch, gewesen. Wenn sich die Diskussion nur um die Kulissen dreht, dann zeugt das von einer entpolitisierten Einstellung, die sich eben mit dieser konstitutiven Dimension von Theater nicht mehr beschäftigen will. Und Eventtheater ist Zeffirelli in Verona auch. Das hat mit der Frage RT oder nicht RT nun wirklich nichts zu tun. Und den Vergleich von RT mit Pornographie finde ich ebenso geschmacklos wie völlig unsachlich. Auch bei RT sind nackte Männlein oder Weiblein auf der Bühne eher die Ausnahme. Das so zuzuspitzen, ist also tendentiös.

    Das, lieber Holger, ist gelinde gesagt eine Anmaßung. Erkläre mir bitte, wieso man eines Menschen Bildungshorizont daran erkennen kann, ob er in RT-Aufführungen einen Sinn zu erkennen vermag oder nicht!

    Ich finde es äußerst problematisch, Leuten, die die eigene Meinung nicht teilen, Bildungslücken vorzuwerfen. Folgender Satz trifft wahrscheinlich den Kern:

    Da hast Du meine Äußerung aus dem Kontext gerissen. Wenn Tamino den Anspruch hat, das führende Klassikforum im deutschsprachigen Raum zu sein, dann muss es sich an diesem hohen Anspruch auch messen lassen. Und da sind Äußerungen aus dem Kreise von RT-Gegnern insbesondere einfach peinlich, weil sie eine intellektualitätsfeindliche Haltung und eben erhebliche Bildungslücken offenbaren. Ich habe Niemandem Bildungslücken einfach vorgeworfen, sondern sie konkret aufgezeigt.


    Was mir wirklich auf den Wecker geht - das muss ich hier mal sagen - ist diese Art von parteipolitischer Politisierung, etwa von Alfred oder auch von Dir. Politisch wird immer quasi automatisch mit parteipolitisch gleichgesetzt und dann insbesondere gegen die Grünen und die Linken geschimpft. Warum, ist auch klar. Wenn man entpolitisiertes Illusionstheater will, dann wird jeder politisch-gesellschaftliche Anspruch von Theater als parteipolitische Propaganda gewertet. Das ist aber einfach nur Unsinn, mit Verlaub gesagt. Es gibt auch unter konservativen Katholiken oder unter CDU-Mitgliedern Brecht-Fans. Und man muss nicht Mitglied der Linkspartei sein, um ein Stück wie Gerhard Hauptmanns "Die Weber" zu schätzen. Gesellschaftspolitische Themen und ihre Thematisierung sind überparteilich. Das ist einer der eklatanten Selbstwidersprüche bei RT-Phoben: Sie werfen engagiertem Theater eine falsche Politisierung vor, die sie selber aber bei jeder sich bietenden Gelegenheit betreiben.


    Ich muss wohl doch endlich meinen "systematisch"-gründlichen Beitrag zu RT einstellen.... Ansonsten diskutiere ich mit Dir auch lieber über Tschaikowsky! :P :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Ich will nicht bestreiten, dass es "Mätzchen" etc. gibt. Aber zB von den Fotos des Gera-Maskenballs sieht das eher nicht danach aus. Rein optisch würde das für mich noch unter "eher konservativ" fallen, jedenfalls nicht provokativ, um der Provokation willen. Wenn sie nun alle Schlumpf-Kostüme anhätten, wäre das etwas anderes.


    Zum wiederholten Male am Rande: Wenn man den Anfang des Tannhäuser "librettogetreu" inszenieren würde, wäre das näher an Pornographie als fast alles sog. "Regietheater".


    Wie gesagt, der Opernbetrieb heute ist m.E. weitgehend von Dekadenzerscheinungen geprägt (noch mehr als der Rest unserer Zeit). (Das meine ich erstmal nur beschreibend, nicht wertend.) Es ist seit der Mitte des 20. Jhds. oder vielleicht schon seit den 1930ern keine wirklich lebendige Kunstform mehr und der Zenit ist schon deutlich länger überschritten. Sowohl die Idee einer musealen Reproduktion derselben 50 (oder weniger) 100-300 Jahre alten Werke als auch die "Modernisierung" von eher nachrangigen Aspekten oder eine weitgehende inhaltliche Verschiebung/Verzerrung derselben 50 100-300 Jahre alten Werke sind historisch für einen Bühnenbetrieb sehr ungewöhnlich und zeigen, dass die Gattung eigentlich irgendwie scheintot ist.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Außerdem sind natürlich Schiller, Brecht u.a. mit ihren kulturpolitischen oder moralphilosophischen Forderungen nicht die Gesetzgeber des Theaters.

    Hier gebe ich dir vollkommen Recht. Immer wieder muss hier Brecht als Argument herhalten, weil er mit Piscator eine neue Theaterform, das epische Theater schaffen wollte. Ich habe in der Zeit, als ich am Amateurschauspiel mitgewirkt habe, Brecht in allen Facetten kennen- und schätzengelernt, weil wir mit einem Querschnitt seiner Werke durch die Lande gezogen sind und damit viel Erfolg hatten. Und ich zitiere heute gerne noch manches von ihm. Die von ihm geschaffenen Stücke und vielleicht manche Stück in der zeitlichen Folge, sicher auch die Opern von Kurt Weill und Paul Dessau eignen sich natürlich durchaus für diese Theaterart.

    Aber dass Brecht das auch auf das klassische Theater und auf die klassischen Opern bezogen haben wollte, bezweifle ich stark, ja stelle ich in Abrede. Ebenso wie Wagner eine neue Art von Musik schaffen wollte, wollte Brecht eine neue Art von Theater schaffen. Dies aber auch auf die Stücke vor Brecht beziehen zu wollen, halte ich für den größten Schwachsinn (um nicht zu sagen Spinnerei) unserer Zeit.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Aber dass Brecht das auch auf das klassische Theater und auf die klassischen Opern bezogen haben wollte, bezweifle ich stark, ja stelle ich in Abrede.

    Das ist sogar so - kann man in den Schriften von Brecht und Weill zum Thema Oper nachlesen. Brecht und Weill wollten keine Modernisierung der alten Oper, sondern neue, zeitgenössische Opern schaffen (Weill betonte im Unterschied zu Brecht den Vorrang der Musik und orientierte sich dabei an Mozart). So etwas wie RT ist ihnen deshalb auch gar nicht in den Sinn gekommen. Genau das zeigt aber das Problem der Gattung Oper, das Johannes Roehl angedeutet hat.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Sie wollen ein möglichst entpolitisiertes Illusionstheater, was von der eigenen Lebensrealität so weit wie möglich weg ist.

    Lieber Holger,


    vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

    Den zitierten Satz möchte ich sogar unterstreichen, was soll daran so verkehrt sein? Man kann dem Alltag und seinem Stress nicht entfliehen, möchte ihn aber doch manchmal für wenige Stunden vergessen, und was wäre dazu geeigneter als eine Oper oder ein klassisches Theaterstück? Bestimmt nicht das Fernsehen, ob öffentlich-rechtlich oder privat. Man muß da nur an Marcel Reich-Ranicki denken, mit seiner berühmten Rede von 2008, als er den Deutschen Fernsehpreis ablehnte und den Verantwortlichen öffentlich die Leviten las. Genützt hat es, wie zu erwarten war, nichts. Das Niveau befindet sich weiterhin im Sinkflug.

    Theater war und ist immer vornehmlich gesellschaftlich und gesellschaftskritisch, moralisch-politisch, gewesen.

    Das stimmt, aber dazu sollten zeitgenössische Dichter und Komponisten neue Stücke auf die Bühne bringen. Schillers Dramen oder Gerhart Hauptmanns Stücke waren im höchsten Grade zeitkritisch, aber sie setzten sich mit ihrer Zeit und deren Problemen auseinander. Ich habe gar nichts gegen zeitkritisches Theater, unsere Zeit bietet dafür Stoff in Hülle und Fülle. Es gibt auch durchaus klassische Stücke, die eine neuzeitliche Deutung zulassen, und dagegen wäre wenig einzuwenden, wenn der Zuschauer damit wirklich etwas anfangen könnte und nicht ratlos und verstört das Theater verlassen muß.

    Und den Vergleich von RT mit Pornographie finde ich ebenso geschmacklos wie völlig unsachlich.

    Den fand ich auch nicht sonderlich toll, aber mir fiel kein besserer Vergleich ein, um die Diskrepanz zwischen Werk und Bühnengeschehen aufzuzeigen. Was da geboten wird, ist auch alles andere als geschmackvoll. Und wer wollte bestreiten, daß sex & crime in den meisten Fällen eine herausragende Rolle spielt. Dafür gibt es genügend Beispiele, auch hier im Forum.

    Was mir wirklich auf den Wecker geht - das muss ich hier mal sagen - ist diese Art von parteipolitischer Politisierung, etwa von Alfred oder auch von Dir.

    Lieber Holger,


    ich kann nur für mich sprechen, aber Parteipolitik zu treiben liegt mir völlig fern. Ich bin ein wertkonservativ eingestellter Mensch, daraus mache ich gar keinen Hehl, aber ich habe nie einer Partei angehört und mich auch nie zum Sprachrohr einer Partei gemacht. Ich passe in keine Schublade, war und bin Wechselwähler, seit geraumer Zeit Nichtwähler, weil keine Partei (von Splittergruppen abgesehen) meinen Wertvorstellungen auch nur annähernd entspricht. Ich beobachte das Zeitgeschehen, allerdings fällt es mir immer schwerer, mich damit zu identifizieren. Das mag auch dem Alter geschuldet sein.

    Es mag Dich sicher verwundern, wenn ich hier sage, daß mir spontan in der deutschen Politik nur zwei Leute einfallen, die ich für authentisch halte und die nach meinem Empfinden für das stehen, was sie sagen: das sind Gregor Gysi und Sahra Wagenknecht. Das sind Leute mit einem sehr hohen Intellekt, die einen festen Standpunkt haben und den auch vertreten, und nicht das Fähnchen dauernd nach dem Wind drehen, der gerade weht. Dafür haben sie meine Hochachtung, auch wenn ich in vielen Dingen ihre Auffassung nicht teile. Jedenfalls unterscheiden sich ihre Aussagen wohltuend von dem Bla-bla, was unsere "politische Klasse" von sich zu geben pflegt. So viel "Politik" mußte jetzt sein, aber nun Schluß damit.

    man muss nicht Mitglied der Linkspartei sein, um ein Stück wie Gerhard Hauptmanns "Die Weber" zu schätzen. Gesellschaftspolitische Themen und ihre Thematisierung sind überparteilich.

    Volle Zustimmung, lieber Holger! Ich schätze Hauptmanns "Weber" außerordentlich, wie ich auch Schillers "Räuber" schätze, und ich halte Bert Brecht und Anna Seghers für überragende deutsche Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Von Brecht habe ich u.a. "Galilei", "Der gute Mensch von Sezuan" und "Herr Puntila und sein Knecht Matti" auf der Bühne erlebt und war nicht nur tief beeindruckt, sondern auch sehr zum Nachdenken angeregt. In meiner Bibliothek finden sich, was das vergangene Jahrhundert betrifft, viel mehr "linke" Schriftsteller als andere.

    Ich muss wohl doch endlich meinen "systematisch"-gründlichen Beitrag zu RT einstellen.... Ansonsten diskutiere ich mit Dir auch lieber über Tschaikowsky!

    Darauf bin ich gespannt, aber ich ärgere mich immer noch, daß ich mich hier vorgestern überhaupt zu Wort gemeldet habe. Mir ist aber der dogmatische Anspruch, den lustein in seinem Thread aufgestellt hat, so gegen den Strich gegangen, daß ich spontan darauf reagiert habe. Ich hätte es besser gelassen, denn seit zwei Tagen komme ich kaum vom Computer weg, statt mich mit Musik zu beschäftigen. Das werde ich aber jetzt wieder tun, und dann können wir wieder in Ruhe über Tschaikowsky & Co. ausgiebig diskutieren.:)


    Liebe Grüße,

    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Wie gesagt, der Opernbetrieb heute ist m.E. weitgehend von Dekadenzerscheinungen geprägt (noch mehr als der Rest unserer Zeit). (Das meine ich erstmal nur beschreibend, nicht wertend.) Es ist seit der Mitte des 20. Jhds. oder vielleicht schon seit den 1930ern keine wirklich lebendige Kunstform mehr und der Zenit ist schon deutlich länger überschritten. Sowohl die Idee einer musealen Reproduktion derselben 50 (oder weniger) 100-300 Jahre alten Werke als auch die "Modernisierung" von eher nachrangigen Aspekten oder eine weitgehende inhaltliche Verschiebung/Verzerrung derselben 50 100-300 Jahre alten Werke sind historisch für einen Bühnenbetrieb sehr ungewöhnlich und zeigen, dass die Gattung eigentlich irgendwie scheintot ist.

    Lieber Johannes,

    erst vor einigen Tagen stellte ich im Bereich "Allgemeine Klassik-Themen" einen Beitrag "Fakten statt Meinungen und Spekulationen" ein. Darin stellte ich in kompirimierter Form die jüngsten Zahlen aus den Erhebungen des Deutschen Bühnenvereins vor, die eindeutig beweisen, die Oper lebt. Sie wird auch weiterleben, weil sie die vollkommenste Verschmelzung von Musik, Dichtung und bildender Kunst ist.

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

    Den zitierten Satz möchte ich sogar unterstreichen, was soll daran so verkehrt sein? Man kann dem Alltag und seinem Stress nicht entfliehen, möchte ihn aber doch manchmal für wenige Stunden vergessen, und was wäre dazu geeigneter als eine Oper oder ein klassisches Theaterstück? Bestimmt nicht das Fernsehen, ob öffentlich-rechtlich oder privat. Man muß da nur an Marcel Reich-Ranicki denken, mit seiner berühmten Rede von 2008, als er den Deutschen Fernsehpreis ablehnte und den Verantwortlichen öffentlich die Leviten las. Genützt hat es, wie zu erwarten war, nichts. Das Niveau befindet sich weiterhin im Sinkflug.

    Lieber Nemorino,


    das ist eine gute Frage! :)Das ist erst einmal eine bestimmte Rezeptionshaltung - und die kann für sich genommen nicht richtig oder falsch sein, denn sie ist wie sie ist. Wenn die Romantik das Hören eines Musikstücks als "Andacht" empfand, kann man das auch nicht kritisieren. Nur ist es natürlich so, dass Rezeptionshaltungen Ausdruck von Leben und Lebenseinstellungen sind. Und das Leben ändert sich und damit auch die Rezeptionshaltungen. Es ist wohl so, dass anders als beim Sprechtheater die Unterhaltungskomponente bei Oper eine gewichtigere Rolle spielt. Nur unterliegt auch dies dem Wandel. Nehmen wir zum Beispiel Mozart die "Entführung aus dem Serail". Schon im 19.Jhd. wurde der Harem zu einer Art Unterhaltungskino - man hat das berühmte Klavierstück, das modische "Rondo alla turca", orchestriert und in die Oper eingefügt. Nicht sehr "werktreu". Aber das entsprach eben dem Unterhaltungsbedürfnis des Publikums. Zu Mozarts Zeit war die Oper zwar auch schon Unterhaltung, aber eben doch mehr. Das bürgerliche Opernpublikum damals hatte ein emanzipatorisches Interesse. Der Harem stand sehr konkret auch für die Zwänge des überlebten Feudalismus, aus dem man sich auch gerne durch einen Helden befreien lassen wollte. Man wollte den Alltag also nicht vergessen, sondern hat seine Alltagsbedürfnisse in die Oper projiziert. Mit dem veränderten Zeitkontext verschwindet das einfach. "Verkehrt" daran ist, nimmt man jede Epoche für sich, nichts. Nur kann sich eben der Sinn der Aufführung eines Stückes ins Gegenteil verkehren, dadurch, dass die Welt sich ändert. Aus einem Stück, was einst mehr war als nur Unterhaltung, wird reine Unterhaltung. Was macht Regietheater also falsch, wenn es diesen verlorenen Sinn wieder belebt, der über das Unterhaltsame hinausgeht? Das wollte die Inszenierung in Münster, die ich gesehen habe. Meine Bekannten, die das auch gesehen haben und RT gegenüber aufgeschlossen sind, fanden das dramaturgisch nicht besonders gelungen. Da stimme ich zu. So etwas kann schief gehen. Aber damit kann man das grundsätzliche Recht von Regietheater nicht bestreiten, eben den ursprünglichen Sinn einer solchen Aufführung - die Herstellung eines aktuellen Zeitbezugs - wiederherzustellen. Hier sind die RT-Gegner inkonsequent und widersprüchlich. Zur Intention des Komponisten/Librettisten gehört nicht nur das Werk, sondern auch die Art der Aufführung, welches Publikum sie im Sinn hatten. Gemessen daran ist Eure Rezeptionshaltung dann wirklich - historisch betrachtet - "verkehrt". Und da finde ich: genauso wenig, wie man Euch eine solche "verkehrte" Rezeptionshaltung zum Vorwurf machen kann, kann man RT einen Vorwurf machen, dass sie die Rezeptionshaltung von einst wiederbelebt, die eben gesellschaftlich und politisch war und eine Form der Identifikation dessen, was auf der Bühne zu sehen war mit dem eigenen Leben.


    Und wo Du das Thema Fernsehen ansprichst: Gerade was Unterhaltung und Entspannung angeht, ist die Oper längst nicht mehr konkurrenzlos: Es gibt Musical, Film, Fernsehen und nicht zuletzt die Pop-Events. Im Barockzeitalter hat Oper so ziemlich alle Bedürfnisse abgedeckt, die "ernsten" und die nach Entspannung/Unterhaltung. Heute, wo es eine Unterhaltungsindustrie gibt, kommt es zwangsläufig zu einer Differenzierung. Da muss die Oper aufpassen, dass es ihr nicht geht wie der alten Tante SPD, die kaum Jemand mehr wählt, weil man nicht mehr weiß, wofür sie steht. Abschalten vom Alltagsstress - dazu braucht man heute keine Oper mehr. Wenn Oper den Anspruch aufgibt, ernstes und Ernst zu nehmendes Theater zu sein, wird sie gegenüber der Konkurrenz des "Pop" den Kürzeren ziehen. Das ist meine Meinung.



    Das stimmt, aber dazu sollten zeitgenössische Dichter und Komponisten neue Stücke auf die Bühne bringen. Schillers Dramen oder Gerhart Hauptmanns Stücke waren im höchsten Grade zeitkritisch, aber sie setzten sich mit ihrer Zeit und deren Problemen auseinander. Ich habe gar nichts gegen zeitkritisches Theater, unsere Zeit bietet dafür Stoff in Hülle und Fülle. Es gibt auch durchaus klassische Stücke, die eine neuzeitliche Deutung zulassen, und dagegen wäre wenig einzuwenden, wenn der Zuschauer damit wirklich etwas anfangen könnte und nicht ratlos und verstört das Theater verlassen muß.

    Wer akzeptiert aber heute ein Opernhaus, wo 80% zeitgenössische Stücke gespielt würden? Und was für Schiller gilt, gilt auch für Verdi oder Wagner: Das ist Musiktheater mit Zeitbezug. 100 oder 200 Jahre später soll man diese Werke dann ohne Zeitbezug aufführen, als "Museums"-Stücke? Ist das nicht auch eine Zweckentfremdung wie Dein Beispiel einer sakralen Messe, die verweltlicht wird?

    Den fand ich auch nicht sonderlich toll, aber mir fiel kein besserer Vergleich ein, um die Diskrepanz zwischen Werk und Bühnengeschehen aufzuzeigen. Was da geboten wird, ist auch alles andere als geschmackvoll. Und wer wollte bestreiten, daß sex & crime in den meisten Fällen eine herausragende Rolle spielt. Dafür gibt es genügend Beispiele, auch hier im Forum.

    Ich bestreite das. Wo ist denn die Statistik, die zeigt dass RT zu 80 oder 90 % aus Sex and Crime besteht? :D

    ich kann nur für mich sprechen, aber Parteipolitik zu treiben liegt mir völlig fern. Ich bin ein wertkonservativ eingestellter Mensch, daraus mache ich gar keinen Hehl, aber ich habe nie einer Partei angehört und mich auch nie zum Sprachrohr einer Partei gemacht. Ich passe in keine Schublade, war und bin Wechselwähler, seit geraumer Zeit Nichtwähler, weil keine Partei (von Splittergruppen abgesehen) meinen Wertvorstellungen auch nur annähernd entspricht. Ich beobachte das Zeitgeschehen, allerdings fällt es mir immer schwerer, mich damit zu identifizieren. Das mag auch dem Alter geschuldet sein.

    Es mag Dich sicher verwundern, wenn ich hier sage, daß mir spontan in der deutschen Politik nur zwei Leute einfallen, die ich für authentisch halte und die nach meinem Empfinden für das stehen, was sie sagen: das sind Gregor Gysi und Sahra Wagenknecht. Das sind Leute mit einem sehr hohen Intellekt, die einen festen Standpunkt haben und den auch vertreten, und nicht das Fähnchen dauernd nach dem Wind drehen, der gerade weht. Dafür haben sie meine Hochachtung, auch wenn ich in vielen Dingen ihre Auffassung nicht teile. Jedenfalls unterscheiden sich ihre Aussagen wohltuend von dem Bla-bla, was unsere "politische Klasse" von sich zu geben pflegt. So viel "Politik" mußte jetzt sein, aber nun Schluß damit.

    Gysi und Wagenknecht schätze ich auch. Selbst wenn man nicht ihrer Meinung ist, hat das, was sie sagen, immer Niveau. Da können sich andere Politiker eine Scheibe davon abschneiden. Mitglied einer Partei werde ich auch nie werden. ich bin absolut kein "Parteigänger"! ^^

    Volle Zustimmung, lieber Holger! Ich schätze Hauptmanns "Weber" außerordentlich, wie ich auch Schillers "Räuber" schätze, und ich halte Bert Brecht und Anna Seghers für überragende deutsche Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Von Brecht habe ich u.a. "Galilei", "Der gute Mensch von Sezuan" und "Herr Puntila und sein Knecht Matti" auf der Bühne erlebt und war nicht nur tief beeindruckt, sondern auch sehr zum Nachdenken angeregt. In meiner Bibliothek finden sich, was das vergangene Jahrhundert betrifft, viel mehr "linke" Schriftsteller als andere.

    Ich finde auch, Brecht ist ein Klassiker!

    Darauf bin ich gespannt, aber ich ärgere mich immer noch, daß ich mich hier vorgestern überhaupt zu Wort gemeldet habe. Mir ist aber der dogmatische Anspruch, den lustein in seinem Thread aufgestellt hat, so gegen den Strich gegangen, daß ich spontan darauf reagiert habe. Ich hätte es besser gelassen, denn seit zwei Tagen komme ich kaum vom Computer weg, statt mich mit Musik zu beschäftigen. Das werde ich aber jetzt wieder tun, und dann können wir wieder in Ruhe über Tschaikowsky & Co. ausgiebig diskutieren. :)

    Ich habe mich in den letzten Wochen mehr mit Hifi-Gedöns beschäftigt. Jetzt muss endlich wieder die Musik die Zeit bekommen! :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Mit "Tod der Oper" meinte ich nicht, dass niemand mehr in die Oper geht. Damit meinte ich, dass die Oper als zentrale Kunstform einer Kultur nicht mehr besteht. Wieviele Opern seit dem 2. Weltkrieg werden regelmäßig gespielt oder genießen gar einen Status wie die 50 bekanntesten Opern von Monteverdi bis Richard Strauss?


    Daher die meines Wissens kulturhistorisch sehr ungewöhnliche Situation (im Abendland gab es das ziemlich sicher noch nie vorher), dass Oper (und in geringerem Maße vielleicht auch Sprechtheater) nahezu komplett von einer relativ kleinen Zahl von Werken, die fast alle über 100 Jahre alt sind, dominiert wird. Insbesondere war das in den gut 300 Jahren Operngeschichte von 1600 bis zum Beginn des 19. Jhds. nie so. Oper war mit wenigen Ausnahmen aktuell, im 19. Jhd. kamen eine Handvoll Opern Glucks und Mozarts dazu, die obwohl alt, weiterhin gegeben wurden. Ich kenne die Statistik nicht, aber selbst um 1900 schätze ich, dass die meisten Opern im Repertoire höchstens 30 Jahre alt waren. Die bekannteste "zeitgenössische" Oper, die mir spontan einfällt, ist Ligetis "Grand Macabre". Die ist über 40 Jahre alt (Mitte der 1970er komponiert, 1996 revidiert). Und sicher kaum an Aufführungshäufigkeit oder Popularität mit Zauberflöte oder Aida zu vergleichen.


    Man überlege sich mal, welchen Stand 1786 (dem Jahr des Figaro) eine 40-50 Jahre alte Oper, etwa Händels später Serse (1738) gehabt hätte... In einem lebendigen Betrieb dominieren die einigermaßen aktuellen Kunstwerke, keine 150-250 Jahre alten.

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • damit kann man das grundsätzliche Recht von Regietheater nicht bestreiten, eben den ursprünglichen Sinn einer solchen Aufführung - die Herstellung eines aktuellen Zeitbezugs - wiederherzustellen.

    Lieber Holger,


    ich habe gestern mal eine Pause einlegen müssen, erstens weil ich den Vortag fast nur am Laptop verbracht habe, zweitens, weil einige private Dinge erledigt werden mußten, die keinen weiteren Aufschub duldeten.

    Zunächst danke ich Dir für Deine Zeilen, die für mich sehr aufschlußreich waren, auch wenn sie mich nicht in allen Teilen überzeugen konnten.

    Ein grundsätzliches Recht auf Regietheater habe ich nie verneint, es wäre ja auch mit der propagierten "Freiheit der Kunst" nicht vereinbar. Mich stört aber sehr der dogmatische Anspruch, wie er ja auch hier von lustein apostrophiert wurde, wie ja der von ihm initiierte Thread-Titel schon aussagt. Ich glaube, die RT-Gegner würden längst nicht so vehement gegen das RT protestieren, wenn es ein vorzeigbares Angebot konventioneller Aufführungen gäbe. Das ist aber eindeutig nicht der Fall.

    Es ist ja nicht nur eine grundsätzliche Frage, wie man eine Oper sehen will, sondern nicht zuletzt auch eine Geschmacksfrage. Deshalb wird es auch nie einen Ausgleich zwischen RT-Gegnern und RT-Befürwortern geben. Vielfach wurde, auch hier, der Wunsch geäußert, man möchte doch eine Ausgewogenheit herstellen, damit jeder Opernfreund auf seine Kosten kommt. Und ich schließe mich auch dem Wunsch bzw. der Forderung an, daß ein Bühnenstück, das szenenmäßig in eine ganz andere Zeit verpflanzt wird als vom Komponisten bzw. Librettisten vorgesehen, als solches in den Programmen angekündigt wird. Dann hätte jeder die Freiheit zu entscheiden, was er sehen bzw. nicht sehen möchte.

    Aus dem Dauerstreit darüber habe ich mich bisher weitestgehend herausgehalten und möchte das auch in Zukunft tun, weil es eigentlich nicht meine Baustelle ist. Ich komme kaum noch dazu, ein Theater zu besuchen, und missionarischer Eifer war noch nie meine Sache, zumal sich in dieser Frage weder die eine noch die andere Seite jemals bewegen wird. Doch rein geschmacksmäßig bekenne ich mich zu den Freunden herkömmlicher Aufführungen.

    Natürlich stimmt es auch, daß Oper eine museale Kunstform ist. Nach Richard Strauss gibt es kaum noch musikalische Bühnenwerke, die sich fest in den Spielplänen etabliert haben. Ob das Kunstwerk "Oper" überhaupt eine Zukunft hat, scheint mir fraglich. Aber diesem Kunstwerk neues Leben einzuhauchen, indem man zwar Musik und Text weitgehend unangetastet läßt, dafür aber - und das ist m.E. die große Mehrzahl der Fälle - ihr ein Bühnengeschehen überstülpt, das die überwiegende Mehrheit der Besucher verstört oder ratlos zurückläßt, scheint mir der falsche Weg zu sein. Auch darüber ließe sich trefflich streiten, aber einen für alle Seiten tragfähigen Kompromiß sehe ich da nicht.

    Wo ist denn die Statistik, die zeigt dass RT zu 80 oder 90 % aus Sex and Crime besteht?

    Ich habe keine Statistik zu Rate gezogen, die gibt es sicher auch gar nicht, aber wenn ich die Kritiken in der Presse und nicht zuletzt auch hier verfolge, so muß man diesen Eindruck bekommen. "Sex sells" bezieht sich ja nicht nur auf Handel und Industrie, sondern nicht zuletzt auch auf das breite Unterhaltungsangebot.


    Ich finde auch, Brecht ist ein Klassiker!

    Daran zweifle ich nicht, lieber Holger! Hätte es nicht den unseligen Ost-West-Konflikt gegeben, so hätte Brecht auch im Westen die ihm gebührende Anerkennung erhalten. Man hat es ihm aber verübelt, daß er seine Zukunft in der DDR gesehen hat, obwohl darin ja eine gewisse Konsequenz lag, denn er war ja bekennender Marxist. Doch das ist ja kein Grund, ihm die künstlerische Kompetenz abzustreiten. Seine Proteste gegen die Regierenden in Ost-Berlin im Zusammenhang mit dem 17. Juni 1953, die in der Aussage "Die Regierung sollte sich ein neues Volk wählen" gipfelten, wurden im Westen leider nicht wahrgenommen bzw. einfach totgeschwiegen.

    Der Kalte Krieg hat jede sachliche Auseinandersetzung unmöglich gemacht. Und die Diffamierungen auf beiden Seiten trugen wesentlich dazu bei.


    Jetzt muss endlich wieder die Musik die Zeit bekommen!

    Darin stimme ich mit Dir 100 %ig überein, und ich hoffe, daß mir das heute auch gelingt.


    Ein schönes Wochenende nach Münster,

    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Oper besteht zu 90% aus Sex and Crime, eher zu 95-99%. Das kann man nun beim besten Willen nicht pauschal den Inszenierungen anlasten.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Oper besteht zu 90% aus Sex and Crime, eher zu 95-99%. Das kann man nun beim besten Willen nicht pauschal den Inszenierungen anlasten.

    Lieber Johannes Roehl,


    …. das ist überhaupt nicht zu bestreiten, es kommt nur darauf an, ob man die Erotik nur behutsam andeutet, oder aber, wie das im "modernen" Theater häufig der Fall ist, dem Zuschauer brachial als groben Sex präsentiert.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • es kommt nur darauf an, ob man die Erotik nur behutsam andeutet, oder aber, wie das im "modernen" Theater häufig der Fall ist, dem Zuschauer brachial als groben Sex präsentiert.

    Bekanntlich gehöre zu der Spezies Mensch, die relativ häufig in die Oper geht (Schauspiel mangels Zeit leider viel zu selten) und dabei auch das "moderne" (Musik-)Theater nicht scheut. Und wenn ich nun die letzten ca. 35 Jahre mal so Revue passieren lasse, erinnere ich mich an erschreckend wenig brachial-groben Sex ... offenbar besuche ich also die falschen Häuser :/

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ein grundsätzliches Recht auf Regietheater habe ich nie verneint, es wäre ja auch mit der propagierten "Freiheit der Kunst" nicht vereinbar.

    Da sind wir uns einig, lieber Nemorino!

    Mich stört aber sehr der dogmatische Anspruch, wie er ja auch hier von lustein apostrophiert wurde, wie ja der von ihm initiierte Thread-Titel schon aussagt. Ich glaube, die RT-Gegner würden längst nicht so vehement gegen das RT protestieren, wenn es ein vorzeigbares Angebot konventioneller Aufführungen gäbe. Das ist aber eindeutig nicht der Fall.

    Ich habe das jetzt nicht als "dogmatisch" aufgefasst. Kultur lässt sich nicht reglementieren. Die Frage sollte man beantworten können, wie eine Kultur des Theaters zu der geworden ist, die sie heute ist. An einem Teil des Publikums ist diese Entwicklung offensichtlich vorbei gegangen und es fühlt sich benachteiligt. Ich sehe aber nicht, warum daraus irgendwelche Ansprüche abzuleiten sind. Der Wahlverlierer muss ja auch akzeptieren, dass er eben nicht Gewinner sondern Verlierer ist und nicht meinen, statt Opposition stehe ihm auch "ein bisschen Regierung" zu. :D

    Und ich schließe mich auch dem Wunsch bzw. der Forderung an, daß ein Bühnenstück, das szenenmäßig in eine ganz andere Zeit verpflanzt wird als vom Komponisten bzw. Librettisten vorgesehen, als solches in den Programmen angekündigt wird.

    Warum sollte das denn so sein, wenn diese Praxis allgemein üblich ist?

    Dann hätte jeder die Freiheit zu entscheiden, was er sehen bzw. nicht sehen möchte.

    Auch dafür sehe ich die Notwendigkeit nicht. Im Internet-Zeitalter kann man sich vorher zu jeder Aufführung informieren und bekommt alle gewünschten Informationen, die man braucht. Überraschungen sind somit ausgeschlossen.

    Aus dem Dauerstreit darüber habe ich mich bisher weitestgehend herausgehalten und möchte das auch in Zukunft tun, weil es eigentlich nicht meine Baustelle ist. Ich komme kaum noch dazu, ein Theater zu besuchen, und missionarischer Eifer war noch nie meine Sache, zumal sich in dieser Frage weder die eine noch die andere Seite jemals bewegen wird. Doch rein geschmacksmäßig bekenne ich mich zu den Freunden herkömmlicher Aufführungen.

    Ich lasse mir alles gefallen - wenn es denn Niveau hat.

    Natürlich stimmt es auch, daß Oper eine museale Kunstform ist. Nach Richard Strauss gibt es kaum noch musikalische Bühnenwerke, die sich fest in den Spielplänen etabliert haben. Ob das Kunstwerk "Oper" überhaupt eine Zukunft hat, scheint mir fraglich.

    Gilt das aber nicht für klassische Musik insgesamt? Es gibt heute sicher nicht weniger zeitgenössische Musik als früher - nur ist das nicht "Klassik", sondern zum großen Teil Pop und Jazz. Ist deshalb Klassik "museal"? Ist das Hören einer Mozart-Sonate mit dem Gang ins Museum vergleichbar, also Musik, betrachtet in einer Glasvitrine? Ich glaube nicht. Mozart muss gespielt oder aufgeführt so frisch klingen, als sei die Musik gerade komponiert. Für Oper erhebe ich da genau dieselben Ansprüche!

    Aber diesem Kunstwerk neues Leben einzuhauchen, indem man zwar Musik und Text weitgehend unangetastet läßt, dafür aber - und das ist m.E. die große Mehrzahl der Fälle - ihr ein Bühnengeschehen überstülpt, das die überwiegende Mehrheit der Besucher verstört oder ratlos zurückläßt, scheint mir der falsche Weg zu sein. Auch darüber ließe sich trefflich streiten, aber einen für alle Seiten tragfähigen Kompromiß sehe ich da nicht.

    Ich bezweifle, dass das die Mehrheit ist. Wenn dem nämlich so wäre, gäbe es diese Form von Theater längst nicht mehr. Es gibt doch eigentlich nur einen alternativen Weg - das war der von Brecht und Weill: die Aufführung von mehrheitlich zeitgenössischen Opern. Nur das ist eine Illusion.

    Ich habe keine Statistik zu Rate gezogen, die gibt es sicher auch gar nicht, aber wenn ich die Kritiken in der Presse und nicht zuletzt auch hier verfolge, so muß man diesen Eindruck bekommen. "Sex sells" bezieht sich ja nicht nur auf Handel und Industrie, sondern nicht zuletzt auch auf das breite Unterhaltungsangebot.

    Ich gehe hier ja 5 Jahre in die Oper und habe noch keine Sexorgien erlebt trotz RT. Ich finde es zudem lustig, dass wenn ich ein Kleid von Katia Buniatishvili geschmacklos finde, dann dieselben RT-kritisch Eingestellten das verteidigen und über mich herfallen, dass Frauen am Klavier sexy sein dürfen wie sie wollen: Yuja Wangs Super-Minirock ist gerade gut genug! Aber auf der Opernbühne: Pfui Teufel! :D Sex als Sex zu zeigen hat auch eigentlich wenig mit RT an sich zu tun, sondern ist naturalistische Ästhetik. Ein Problem habe ich damit nur, wenn solche Mittel lediglich effekthascherisch sind und Aufmerksamkeit erzielen wollen mangels Substanz des Regiekonzeptes. Dann ist das provinziell.

    Man hat es ihm aber verübelt, daß er seine Zukunft in der DDR gesehen hat, obwohl darin ja eine gewisse Konsequenz lag, denn er war ja bekennender Marxist. Doch das ist ja kein Grund, ihm die künstlerische Kompetenz abzustreiten.

    Bei uns gehörte er zur Standardliteratur in Deutsch! :)

    Darin stimme ich mit Dir 100 %ig überein, und ich hoffe, daß mir das heute auch gelingt.

    Mir leider nicht.... ;( Dafür habe ich aber eine lecker Gulaschsuppe für Morgen gekocht! :hello:


    Liebe Grüße aus Münster

    Holger

  • Dr. K. kann es nicht lassen! Wenn er wirklich an Oper interessiert wäre, hätte er gestern auch die Tosca von der Scala gesehen....

    Aber er hatte ja, wie üblich, keine Zeit und es geht ihm ja, wie üblich, nur um theoretische Betrachtungen!:wacko:

  • Der Wahlverlierer muss ja auch akzeptieren, dass er eben nicht Gewinner sondern Verlierer ist und nicht meinen, statt Opposition stehe ihm auch "ein bisschen Regierung" zu.

    Hallo Holger,


    der Vergleich hinkt aber. Wann, wie und wo hat man denn das Publikum demokratisch über dieses Thema abstimmen lassen?


    Es grüßt


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Dr. K. kann es nicht lassen! Wenn er wirklich an Oper interessiert wäre, hätte er gestern auch die Tosca von der Scala gesehen....

    Aha, das Anschauen einer Übertragung aus der Scala ist Voraussetzung dafür, ein Interesse an Oper zu haben? Dann bin ich wohl auch nicht wirklich an Oper interessiert. ;(

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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