URSPRUCH Anton - Die Werke für Klavier solo

  • Wie bereits angekündigt, eröffne ich hier einen neuen Thread zu den Klavierwerken von Anton Urspruch. Ich habe lange gezögert, dies zu tun, denn einerseits ist die Ausbeute mit 6 Opuszahlen (die teilweise aber mehrere Werke beinhalten) nicht übermässig groß und die Anzahl der bislang vorliegenden Einspielungen beschränkt sich auf eine - aber ein eigener Thread ist IMO die einzige Chance, damit die Werke nicht erneut in Vergessenheit geraten.

    Wie gesagt, gibt es bislang eine einzige Aufname der gesamten Musik für Klavier solo von Urspruch - von hänssler. Die wurde indes mit viel Engagement von seiten der Pianistin Marija Markovina realisiert, die wir schon von der Gesamtaufnahme aller Klavierwerke von Carl Philipp Emanuel Bach in bester Erinnerung haben.

    Auch die Tontechnik muß an dieser Stelle gelobt werden.

    Ich habe heute die 5 Charakterstücke op 2 aus dieser Edition gehört. Sie sind beachtenswert. Man hat ja bei Klavierstücken von (heute) unbekannten Komponisten des 19. Jahrhunderts immer eine gewisse Erwartungshaltung. Ich hatte hier ein wenig an späten Schumann oder Nachfolger gedacht. Aber Urspruch erscheint eher von Liszt beeinflusst, Zumindest die dramatischen Stellen haben mich unwillkürlich an ihn erinnert. Es gibt übrigens ein freundschaftliches Verhältnis zu Listz, der Urspruch - etwa im Gegensatz zu Anton Rubinsten - freundschaftlich unterstützte.

    Die 5 Charakterstücke op 2 sind durchaus beeindruckend in ihrem dynamischen Wechsel. "Liebliche Stellen" habe ich indes nur in der der Nr 5 orten können.

    Ein Manko des Handbuchs mag sein, daß es IMO keinerlei Erläuterungen zu den einzelnen Werken auf der CD gibt - vermutlich aber existieren hier gar keine Quellen....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe heute erneut Urspruchs Klaviermusik gehört, und zwar nicht, wie vielleicht logisch gewesen wäre, ein weiteres Stück auf der in Beitrag 1 gezeigten Multi-CD sondern erneut die Fantasiestücke op 2. Diesmal habe ich ganz besonders entspannt und konzentriert gehört. Die meisten meiner Eindrücke beim Ersthören fand ich voll bestätigt, aber diesmal habe ich die "lieblichen Stellen" weitgehend in allen dieser Stücke orten können. Ausserdem habe ich die Dramatk bis an den Rand der "Unspielbarkeit" intensiver empfunden. Kein Wunder, daß Liszt davon begeistert war. Indes muß eine persönliche Zuneigung von Seitens Listzs bestanden haben. Die ersten Briefe beginnen "Sehr geehrter Herr, und lieber Künstler", die späteren mit "Lieber, geehrter Antonio"

    Eine weitere Ergänzung zur Pianistin dieser Aufnahme: Ana Marija Markovina wurde von Paul Badura Skoda als eine der bedeutendsten Künstlerinnnen ihrer Generation bezechnet.

    Es gab übrigens bereits eine Einspielung von Klavierwerken Urspruchs mit Markovina, und zwar 2011 bei GENUIN.

    Auch hier wurde eine Gesamteinspielung versprochen, aber - wie es scheint - ist das Projekt - trotz begeisterter Rezensionen - nie über eine Folge 1 hinaus gediehen.

    Ich gehe davon aus, daß es sich bei der hänssler Veröffentlichung um eine Neuaufnahme handelt und KEINE Übernahme der GENUIN Einspielung. Dafür spricht, daß jeglicher Hinweis darauf fehlt und GENUIN die 2011er Aufnahme ebenfalls im Programm führt....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Photo: Anton Urspruch (1895)


    Und nun geht es tatsächlich weiter mit diesem Thread. Ich mache mir keine Illusionen über die Beteiligung, denn vermutlich haben nur wenige Leute Kenntnis von der Existenz dieses Komponisten, der nicht mal in irgendeinem Musiklexikon Erwähnung findet - und das zu Unrecht.

    Heute habe ich "Deutsche Tänze" op. 7 gehört - das sind 22 Nummern mit einer durchschnittlichen Spieldauer von ca 2 Minuten.

    Sofort habe ich mir die Frage gestellt, ob das wie Schubert klingt. Die Antwort ist: ja und nein. Einiges errinnert an ihn, aber es gibt hier sehr viele energische, kämpferische Stellen, mit einer Tendenz zur Dramatik. Der Vergleich ist ohnedies unzulässig, denn Schubert war, als diese Stücke geschrieben wurden bereits 54 Jahre tot. An manchen Stellen frage ich mich, ob die Bezeichnung "Tänze" überhaupt gerechtfertigt ist...

    Urspruch fügt seinen Stücken relativ genaue Vortragsbezeichnuingen hinzu, etwa:

    "Elegante", "Con grazia leggiera", "Energico", "Allegrissimo scherzando" oder "Elegante et amabile"

    Ein Muss für jeden Freund von Aufnahmen für Klavier solo.


    mfg aus Wien

    Alfred



    Von den deutschen Tänzen op 7 gibt es auch eine Orchesterfassunk (vermutlich noch nicht einmal gedruckt ?)

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !