Die 100 bedeutendsten Schallplattenaufnahmen - aus der Sicht des Tamino Klassikforums 2020

  • Dieser Thread bedarf einern langen Vorrede

    Er entstand durch 2 unabhängige "Denkanstösse", die aber mehr oder weniger zeitgleich auf mich eingewirkt haben

    1) durch dem Thread Zum Jubiläumsjahr Ludwig van Beethoven - Die Insel-Einspielungen der Taminos


    2) durch eine Liste der "bedeutendsten Schallplattenaufnahmen" - zusdammengestellt im Buch "ausgespielt" von Norman Lebrecht-

    Der Autor betont dort, daß es sich nicht um Wertungen ästhetischer Natur handelt, sondern um Platten, die man als "Meilensteine" betrachten kann, auch wenn diese Meiolensteine oft nicht zur ersten Reihe zählen

    Wenn ich es richtig verstanden habe, dann wurden dort auch Leserwünsche eingesandt - angenommen oder (oft) verworfen.


    Mir ist bekannt daß es hier in der Vergangenheit ähnliche Threads gegeben hat, aber das ist lange her.

    HIER soll der Stand von 2010 - der natürlich auch nur eine vergämgliche Momentaufnahme darstellt - festgehalten werden


    Die Spielregeln:

    Jeder Mitspieler darf vorerst DREI "bedeutende Schallplatten (CDs) nominieren.

    Und zwar jede Aufnahme in einem getrennten Beitrag.

    Es ist VERPFLICHTEND eine kurze Begründung für die Wahl mitzuteilen - es geht hier nicht um Gefallen oder Nichtgefallen . sondern um "BEDEUTUNG"

    Daß letztere Begriff vage ist ergibt einen gewissen Freiraum und macht die Geschichte noch spannender

    Erlaubt sind aller Genres der Klassik. Es darf kein Zyklus pauschal abgehandelt werden, sondern lediglich eine Aufnahme daraus


    Es sollen 100 CDs zusammenkommen. Sollte das nicht gelingen werde ich die Zahl der vom einzelnen Benutzer einzustellenden Beiträge erhöhen.

    Die beiträge können über einen längeren Zeitraum verstreut werden.


    Am Schluss kann über die Auswahl diskutiert werden....


    Viel Spaß mit diesem Thread


    Alfred


    PS: Anfragen im Internen Bereich am Pimmboard

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hindemith: Sinfonie "Die Harmonie der Welt" + Honegger: Sinfonie Nr.3 "Liturgique"

    mit Mrawinsky


    Es muss nicht immer Mainstream sein um etwas als Bedeutend anzusehen.

    Mrawinsky musste sich bei seiner Konzertplanung lange auf die Klassiker beschränken. Mit dem zögernd einsetzenden politischen Tauwetter in der UDSSR wurde es Anfang der 60er-Jahre möglich die Konzertprogramme zu ändern. Es kamen Kompositionen von Debussy, Bartok, Hindemith, Honegger und Strawinsky aufs Programm.

    Damit konnte Mrawinsky von seinen insgesamt 45 Jahren bei den Leningrader PH nun noch für 22 Jahre seinen Jugendideal verwirklichen, auch die meisterwerke der westeuropäischen Moderne aufzuführen.


    Hindemiths Sinfonie Die Harmonie der Welt (1951) kam dann öfter ins Programm. Zuvor erfolgte im Januar 1964 die russische UA. Hindemiths Anliegen der Menschheit die Harmonie der Welt bewust zu machen, war auch Mrawinskys Anliegen. In unzähligen Proben hatte sich Mrawinsky mit sene Leningrader Ph einer exakten Aufführung des Notentextes angenähert, sodass man nachher schon gar nicht mehr wusste, warum noch geprobt wurde.

    Diese Befreiung vom Notentext hat dann auch für dieses Konzert auf der CD vom 26.Februar 1964 statt gefunden.

    :hail: Ergebnis ist eine Interpretation, die jeden für Hindemith empfänglichen Klassikhörer aufhorchen lassen sollte.

    In meinen Worten = der Wahnsinn.

    Die Aufnahme hat damit nicht nur ihre Bedeutung, sondern sie gefällt mir auch unglaublich gut. Man kann nur noch innehalten und staunen.

    (Andere Aufnahmen der Sinfonie im Vergleich, auch die von cpo, sind nur ein lauer Abklatsch dagegen.)


    Die Honegger Sinfonie Nr.3 (1945/46) hatte Mrawinsky im November 1961 erstmals in Russland aufgeführt. Die Sinfonie Nr.6 von Schostakowitsch, die Mrawinsky auch uraufführte, und die Honegger 3 sind ein gemeinsames Bindeglied zwischen beiden Komponisten. Es sind Trauermusiken mit zwei einleitenden, Klage und Verzweiflung thematisierende Sätzen und einem überraschenden Finale, das hoffnungslos und unversöhnlich beim Russen endet; hoffnungsvoll-versöhnlich bei Honegger.

    Auch diese Aufnahme vom 28.Februar 1965 steht der hohen Bedeutung der Hindemith-Aufnahme nicht nach.


    - es gibt bei Melodiya 2 CD-Ausgaben -


    516WAbO6VkL.jpg


    Die obere Ausgabe ist von 1995. Melodiya hat hier mit einem 20Bit-Remastering alles getan, um diese Steroaufnahme so plastisch wie möglich zum klingen zu bringen.


    Melodiya, 1965, ADD


    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Nielsen: Symphonie Nr. 4 - New York Philharmonic / Bernstein (1970)

    Ich finde die Idee an und für sich sehr gut und interessant. Sicherlich sind wir nicht die ersten, die sich daran versuchen (selbst im Forum gab es mindestens einen ähnlichen Thread bereits), aber der Beginn der Zwanziger Jahre (man gewöhnt sich schwer daran) ist vielleicht ein guter Zeitpunkt zu einer neuen Bestandsaufnahme.


    Gleichwohl muss ich gestehen, dass es mir außerordentlich schwerfällt, hier auch nur EINE "Schallplatte" zu nominieren. Gewiss gäbe es unzählige Möglichkeiten. Und doch: Vieles, was mir auf den ersten Moment in den Sinn kam, werde ich hier aus diversen Gründen nicht nominieren. Zum einen handelt es sich oft um Mitschnitte, also gar keine "offiziellen" Einspielungen, was die Sache nicht leicht macht. Kommerziell erhältlich (gewesen) sollte die entsprechende Aufnahme ja doch sein, was dort häufig nicht zutrifft. Also fokussiere ich Studioproduktionen.


    Nach weiterem Überlegen ringe ich mich mal dazu durch, folgende Einspielung ins Rennen zu schicken:



    Carl Nielsen: Symphonie Nr. 4 op. 29 "Das Unauslöschliche"

    New York Philharmonic

    Leonard Bernstein

    Aufnahme: Philharmonic Hall, New York City, 9. Februar 1970 (Columbia/CBS)


    Original-Cover der LP:


    91-Xzf7kCAL._SL500_.jpg


    Wieso gerade diese?


    Zum einen handelt es sich um eine der frühesten Stereo-Aufnahmen dieses Werkes (daher noch heute konkurrenzfähig), feiert in wenigen Tagen ihren 50. Geburtstag und war über Jahrzehnte wohl mit die erste Anlaufstelle - soviel zur historischen Bedeutung. Zum anderen handelt es sich um das wohl bekannteste Werk von Nielsen, der noch immer im Schatten von Grieg und Sibelius steht und es verdient, mehr Aufmerksamkeit zu erhalten. Mit seiner Vierten wählt der Einsteiger gleich seinen "Superhit". Zum dritten finde ich diese Aufnahme schlicht und ergreifend überwältigend und trotz zahlreicher Alternativen, die ich in den letzten Jahren angesammelt habe, auf eine Art unerreicht. Bernstein wählt gemessenere Tempi als üblich, was die Intensität noch verstärkt. Das Paukenduell am Ende ist schlicht und ergreifend "filmreif". Klanglich braucht sich die Aufnahme zudem nicht verstecken und kommt natürlicher herüber als manche weit neuere Produktion.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Erst hatte ich ja gedacht, das Ganze ein wenig zu verspotten, indem ich geneigt war, Wetten anzubieten, dass von den 100 Platten 30x Mozart, 30x Beethoven seien und der Rest bei Wagner, Brahms, Verdi, Puccini liegt.

    Aber bisher sieht es nicht so aus.

    Daher will ich an Joseph II. anknüpfen, weil er auch diese Platte einmal genannt hat.

    Es handelt sich um eine der frühesten Messvertonungen, nämlich die "Missa de Nostre Dame" von Guillaume de Machaut. Dies ist aber nicht in eine der HIP-Fassungen, von denen ich manchmal denke, dass die Sänger gerade ihre Schwindsucht auskurieren. Diese Aufnahme ist vielleicht nicht sehr historisch, hat aber eine Wucht, die auch im Zusammenwirken mit einigen Instrumenten entsteht. Manchmal könnte man denken, dass man Strawinski hört (der ein großer Verehrer von Machaut war).

    Es handelt sich um die Einspielung des Deller-Consorts mit dem Collegium Aureum. Damit habe ich die beiden Ensembles sogar live auf einem Kirchentag in Köln erlebt. Das ist lange her, aber ich werde es nie vergessen.

    Eine Einzelaufnahme ist nicht mehr verfügbar. Es ist die Disc. Nr. 2 einer Colllection von 6 CDs.


    Das ist auch eine der Aufnahmen, von der ich nicht sicher bin, ob ich sie erst 100x gehört habe oder doch schon mehr.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Richard Strauss: "Die Frau ohne Schatten", Decca 1955

    R-7809330-1534010852-7578.jpeg.jpg


    Bei dieser Produktion handelt es sich um die erste Einspielung dieser großen Festspieloper, die heute auch auf den Spielplänen kleinerer Häuser steht, wo sie eigentlich nicht hingehört. Karl Böhm glaubte an den Siegeszug des oft als unspielbar verkannten Werkes. In seiner prophetischen Weitsicht sollte er Recht behalten. Ohne Böhms Enthusimus, den auch die Aufnahme prägt, hätte "Die Frau ohne Schatten" nie ihre verdienten Anerkennung gefunden. Das ist meine feste Überzeugung. Es zeigte sich - und deshalb nominiere ich die Aufnahme - dass Schallplattenproduktionen einst eine ernorme kulturelle Wirkung entfalteten konnten, die ich mir heute so nicht mehr vorstellen kann. Die Aufnahmebedingungen im Musikvereinssaal waren insofern günstig, weil das Werk zu jenen gehörte, die zur Eröffnung der wiederaufgebauten Staatsoper in neuer Inzsnierung gezeigt wurden. Nur Paul Schöffler musste aus rechtlichen Gründen Ludwig Weber ersetzen, der auf der Bühne mitwirkte. Der Mitschnitt der Staatsopern-Premiere vom 9. November 1955 ist 2005 bei Orfeo herausgekommen (unten rechts). Dem Vernehmen nach verzichteten alle Mitwirkenden für die Einspielung unter Studiobedingunen auf ein Honorar. Obwohl Mono, geht von der Aufnahme für mich bis heute eine Stimmung aus, die ich so nie wieder erreicht fand. Vom ersten Moment an kommt eine Atmosphäre auf, in der sich das geheimnisvolle Geschehen entfalten kann. Die sängerischen Leistungen muten aus der Distanz heraus zwar historisch an, können sich aber gegen heutige Produktionen sehr wohl behaupten. Die Aufnahme, bei der sich Böhm für dezente Striche entschied, ist seit ihrem ersten Erscheinen nie vom Markt verschwunden. Auch das spricht für sie.


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Nun ja, mit dem Bedeutungsbegriff tue ich mich sehr schwer. Wenn es für mich bedeutend ist (oder war) muß das für andere nicht zwangläufig auch so sein.

    Ich glaube aber, doch etwas gefunden zu haben. Auch wenn ich schon wieder nicht objektiv bin (weil live dabeigewesen) - diese Aufnahme sollte hier dabei sein:

    ZUr Begründung:

    In den 70er Jahren war es so, daß die beiden bedeutendsten Leipziger Orchester, das Gewandhausorchester und das RSO Leipzig durchaus auf Augenhöhe waren. Was die Programmgestaltung betraf, war die des RSO unter Herbert Kegel sogar mutiger und farbiger. Eindeutig ein Verdienst Kegels. Eine Sternstunde - zumindest in meinen Augen - war das Konzert mit Schönbergs "Moses und Aron". Auch um Herbert Kegel zu ehren, gehört diese Aufnahme für mich in den Kanon der 100 bedeutendsten Schallplattenaufnahmen.

    Hier noch eine Abbildung der ursprünglichen LP-Ausgabe:

    R-4352178-1534508399-5702.jpeg.jpg

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • In der Kürze liegt die Würze liegt die Würze. Meine Wahl würde auf Wagners "Götterdämmerung " fallen und zwar auf die Live Aufnahme unter Knappertsbusch München 1955. Veröffentlicht bei ORFEO. Ebenso die erste Studioaufnahme unter Solti bei Decca.

    Begründung für beide Aufnahmen: Die Dirigenten Knappertsbusch/Solti und die Solisten Nilsson/Frick


    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr 5 und 6

    Berliner Philharmoniker

    Herbert von Karajan


    Diese CD wurde ja ursprünglich auf LPs veröffentlicht - getrennt - jede Ainfonie eine Platte.

    Auch habe ich die s CD bereits im Thread

    Zum Jubiläumsjahr Ludwig van Beethoven - Die Insel-Einspielungen der Taminos

    gezeigt.

    Ungeachtet desseb gehört sie ebenfalls hierher.

    Begründung:

    Es handelt sich um die ersten Aufnahmen von Beethoven.Sinfonien unter Herbert von Karajan in Stereo

    Eine neue Ära hatte begonnen, Nichts konnte diese Platte(n) aus den Katalogen verdrängen Nicht die Konkurrebz durch andere Dirigenten, nicht zwei weitere Einspielungen von ihm. Statistisch gesehen haben die Neuaufnahmen natürlich ein wenig von den Verkaufszahlen dieser Aufnahme weggeknabbert.


    Hier nochmals die Aufgabenstellung (die bislan - wie ich meine ohnedies gutr vrrstanden wurde:

    Wes geht hier nicht um die schönste aufnahme, auch nicht um die künstlerisch wertvollste, sondern um ein - in irgendeiner Form - Masstäbe setzende Aufnahme.

    Ab das Mainstraam oder Nischenrepertoire ist iost in diesem Zusammenhang unbedeutend.

    Interessant (für mich) ist in diesem Zusammenhang inwieweit sich unsere Liste mir derer von Lebrecht (ich kenne sie) unterscheidet - und warum....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Richard Wagner: "Tristan und Isolde", EMI 1952


    Für eine maßstäbliche Plattenproduktion, deren künstlerische Wirkung bis in die Gegenwart reicht, halte ich diesen "Tristan", im Juni 1952 in London unter der musikalischen Leitung von Wilhelm Furtwängler aufgenommen. In dem von Alfred mehrfach erwähnten Buch "Ausgespielt - Aufstieg und Fall der Klassikindustrie" von Norman Lebrecht wird sie in der Liste der hundert Einspielungen geführt, die "Meilensteine eines Jahrhunderts" darstellen. Ich hätte sie auch ohne die Kenntnis dieser Liste genannt, die ich übrigens nicht in allen Nominierungen teile. Es war die erste Studioaufnahme des Werkes. Heute, angesichts der Fülle anderer Einspielungen, die auch technisch besser klingen, können wir uns nicht mehr vorstellen, dass es bis dahin keinen kompletten Platten-"Tristan" gab. Wir leben in guten Zeiten. In dieser Aufnahme vollziehen sich Abschied und Aufbruch zugleich. Mit Furtwängler und der siebenundfünfzigjährigen Kirsten Flagstad als Isolde würden bald zwei Künstler abtreten, die die Wagner-Interpretation in ihrer Zeit entscheidend geprägt hatten. Ludwig Suthaus, für meine Begriffe etwas zu schwer und matt als Tristan, war dem Vernehmen nach der Ersatz für den ursprünglich ins Auge gefassten Lauritz Melchior, der seinen Zenit aber deutlich überschritten hatte. Hingegen verkörperten Dietrich Fischer-Dieskau als Kurwenal, die von der Flagstad geförderte Blanche Tebom als Brangäne und Rudolf Schock als Seemann und Hirt Zukunft. Diese Einspielung gibt nach meinem Empfinden einen überwältigenden Eindruck davon wieder, was Musik an magischer Wirkung hervorbringen kann, wenn denn die richtigen Akteure am Werk sind. Produzent war Walter Legge, dessen spätere Ehefrau Elisabeth Schwarzkopf ihrer Kollegin Flagstad bei den hohen Tönen zu Beginn des Liebesduett aushalf, was auch Lebrecht bestätigt.


    Auch diese Aufnahme behauptet sich bis jetzt am heiß umkämpften Markt. Es gab sie in vielen prächtig aufgemachten Vinyl-Ausgaben. Mit Einführung der CD wurde sie umgehend neu angeboten. Auch der graue Markt bemächtigte sich ihrer und schmiss sie billig und schäbig gewandet auf die Wühltische, wo sie aber nicht hingehört. :( Aus Sängerkreisen höre ich immer wieder, dass sich immer noch an der Produktion orientiert wird. Hoffentlich! Manchmal hört man das Werk nämlich so belanglos, dass man sich das nicht vorstellen kann.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Mozart, Don Giovanni, Otto Klemperer



    Ich kenne niemanden, der dies nicht als eine Jahrhundertaufnahme betrachtet; und wer sie nicht kennt, den will ich auch nicht kennen lernen.:pfeif: Es ist sicher keine HIP-Aufnahme, sondern Grand Opera, aber von einer Wucht, die man selten findet (wenn man von Furtwänglers großer Interpretation in Salzburg absieht). Alle Sänger sind in Hochform, die Ensembles atemberaubend. Die Szene am Schluss mit den 3 Bässen Nicolai Ghiaurov (Giovanni), Franz Crass (Komtur) und Walter Berry (Leporello) erzeugt bei mir auch nach dem 100. Mal Gänsehaut.

    Es handelt sich hier um eine erweiterte Ausgabe, weil man auch alte Aufnahmen zum making of entdeckt hat. Bei amazon gibt es sie auch.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

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  • Zitat von dr.pingel

    und wer sie nicht kennt, den will ich auch nicht kennen lernen.

    Gottseidank lieber Dr.Pingel geht dieser Kelch an mir vorbei! Eine im wahrsten Sinne spitzenmäßige Aufnahme:!:


    ******************************************************************************************************


    Debüt Gruberova als Lucia 23, 3.1978 Staatsoper Wien!

    Ich habe sie als Lucia erst 1980 gesehen!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Strawinsky: Le Sacre du Printemps - Bernstein / New Yorker PH (SONY, 1958)

    Es ist nicht die klangbeste Aufnahme von Le Sacre, vielleicht nicht mal die beste Interpretation .... aber die unglaublich packende Emotionalität die den auszulösenden Hörschock dieses Werkes erst begreifbar macht, macht diese Aufnahme vom 20. Januar 1958 aus St.George Hotel-Brocklin zu einem ganz bedeutenden Meilenstein. Vielleicht eines der besten und intensivsten Dirigate von Leonard Bernsteins ...

    Der Hörschock wird erst begreiflich, wenn man das Werk schon gut von anderen Aufnahmen her kennt.


    :!: Hier soll es ja nicht um gefallen oder nichtgefallen gehen, sondern um Bedeutung ...

    ;) wie sich bisher in logischer Konsequanz zeigt, wird man als Tamino wohl kaum eine Aufnahme als Bedeutend einstellen, die nicht gefällt !


    SONY, 1958, ADD


    Ich habe lange gerungen, ob ich nicht die Swetlanow-Aufnahme (Melodiya, 1966) an diese Stelle setzen sollte, denn die hat ähnlich hohe Bedeutung. Sie ist zumindest die russische Schallplattenerstaufnahme des Werkes und mit ähnlichen interpretatorischen Attributen gesegnet, wie bei unserem Lenny.

    Nebenbei gesagt, ist Strawinskys Petruschka-Ballett auf der SONY-CD auch eine ganz bedeutende und grossartige Aufnahme (ungleich mehr als auf der Warner-CD mit Swetlanow, bei der Petruschka in der Aufnahme von 1999 auch gekoppelt ist, denn er zerdehnt dieses rhythmische Tanzwerk zu sehr in die Länge ...).



    Thomas Schulz schreibt in RONDO 02/2000:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Nun meine zweite Auswahl:

    Artur Schnabel spiel alle Beethoven-Klaviersonaten

    Ich gestehe, daß mich hier lebrechts Liste beeinflusst hat, und das sogar so weitgehend, daß ich die Box gekauft habe.

    Es gibt für diese Box. abgesehen von ihren musikalischen Meriten - vor allem EINEN Grund:

    Es war die allererste Geadmtaufnahme aller Beethoven Klaviersonate überhaupt - ein historische Großereignis also.

    Trotz der legendären Verspieler von Schnabel, der "sehr riskant" spielte. Interessant ist, daß diese Eigenart stets erwähnt wird - aber der Berühmtheit dieser Aufnahme - bis in unsere Zeit keinen Abbruch tut. Zu Zeiten der Enstehung dieser Aufnahme (zwischen 1932 und 1936) war man sogar der Auffassung, daß Schnabel DER ULTIMATIVE Beethoven Pianist sei - Einspielungen für die Ewigkeit. Und er wurde noch jahrzehnte später immer wieder als Referenz genannt, beispielsweise von Claudio Arrau,

    Schnabel hatte zuvor die Noten editiert und veröffentlicht, und er soielt natürlich diese Edition.

    Die Platten waren nur in Subskription zu haben - eine Bedingung des Künstlers.

    Denn er wollte die Aufnahmen eigentlich nicht machen, sie waren - wie er sagte - Höllenqualen für ihn. Ihm fehlte das Publikum und die Live Atmosphäre.

    Aber dank eine großzügigen Voraus-Gage war er dann letztlich doch bereit.

    Auch in diesem Falle wurde die Aufnahme von Fred Gaisberg, wir erwähnten ihn schon mehrfach (und werden es auch in Hinkunft des öfeteren tun) produziert und betreut.

    Der Klavierklang ist natürlich "historisch" ursprünglich auf 78er Schellackplatten veröffentlicht, die Interpretation ziermlich abweichend von dem was wir heute gewohnt sind...

    Aber es ist eine Aufnahme di man kennen und idealerweise besitzen sollte.


    mfg aus Wien

    Alfred


    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich werfe hiermit Wilhelm Furtwänglers Wiener Studioeinspielung von Wagners Walküre aus dem Jahre 1954 ins Rennen. Das ist eine meiner absoluten Lieblingsaufnahmen. Sie war ursprünglich als erster Teil eines gesamten Schallplatten-Ringes unter Furtwänglers Leitung geplant. Das Projekt konnte aber durch den plötzlichen Tod des Dirigenten nur zwei Monate nach den Aufnahmesitzungen der Walküre nicht fortgeführt werden. So blieb es bei dieser Walküre, die ihresgleichen sucht und immer noch als erste Reverenzaufnahme des Werkes gelten kann. Es ist absolut phantastisch und schlichtweg atemberaubend, mit welcher großen majestätischen Erhabenheit Furtwängler Wagners Musikdrama dirigiert. Er erweist als Meister enormer, trefflich aufgebauter Spannungsbögen. Prägnante Diktion der Orchesterstimmen und eine hervorragende Transparenz tun ihr Übriges, um dieses Dirigat als die beste Walküren-Interpretation erscheinen zu lassen, die mir bekannt ist. Und auch das Sängerensemble, das Furtwängler hier zu Gebote steht, wird höchsten Anforderungen gerecht. Als Brünnhilde ist Martha Mödl zu erleben. Ihre Dunkel gefärbte Stimme sitzt zwar in der Höhe nicht im Körper. Das macht sie aber durch eine immens emotionale, glutvolle und ausdrucksstarke Mittellage wieder wett. Ferdinand Frantz ist ein markant singender Wotan, dem göttliche Autorität in gleichem Maße zu Gebote steht wie väterliche gefühlvolle Töne. Ein wunderbarer Siegmund ist Ludwig Suthaus, der seiner Rolle mit baritonal timbriertem, bestens fokussiertem Heldentenor und einer erstklassigen Textbehandlung mehr als gerecht wird. Und was für eine phantastische Sieglinde ist doch Leonie Rysanek! Sie geht voll in ihrer Partie auf. Mit vorzüglich italienisch geschultem Sopran, enormer Ausdrucksintensität, großem Differenzierungsvermögen und ausladenden Jubelausbrüchen zieht sie jede Facette der menschlichen Wotans-Tochter, als deren beste Vertreterin sie gelten kann. Gottlob Frick singt mit seinem bestens gestützten schwarzen Jahrhundert-Bass einen finsteren, bedrohlichen Hunding. Und auch Margarete Klose erweist sich als gute Wahl für die Fricka. Diese absolut phänomenale Aufnahme darf in keiner CD-Sammlung fehlen! Früher war sie bei EMI - von diesem Label habe ich sie -, heute vertreibt sie NAXOS.


    Herzliche Grüße


    Lustein

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  • Schostakowitsch: Symphonie Nr. 7 - Staatl. Akad. SO d. UdSSR / Swetlanow (1978)



    Wieder habe ich lange überlegt. Es gibt ein paar Werke, wo es für mich einfach die definitive Aufnahme gibt, quasi die "Jahrhundert-Interpretation". So ein Fall ist m. E. Schostakowitschs Leningrader Symphonie. Da kommen m. M. n. für diese Liste ohnehin nur echt russische Aufnahmen in Frage. Jewgeni Swetlanow spielte leider nicht sämtliche Symphonien seines Landsmannes Schostakowitsch ein, aber die Siebente gehörte zu seinem fixen Repertoire. Es gibt mindestens vier Aufnahmen unter seine Leitung, 1968 die erste im Studio, zehn Jahre später darauf live, jeweils mit "seinem" Staatlichen Akademischen Symphonieorchester der UdSSR. In den 90er Jahren folgten noch zwei weitere Einspielungen mit den beiden Orchestern, denen er zeitweise als Chefdirigent vorstand: Schwedisches RSO sowie Residentie-Orchester Den Haag. Die bedeutendste und künstlerisch wertvollste ist für meine Begriffe jene von 1978, die Swetlanow auf der Höhe seines Schaffens zeigt (ursprünglich bei Melodija erschienen, später auch bei Warner). Packender habe ich den "Boléro des Todes" im Kopfsatz nie gehört. Und keiner zeigt ganz am Ende überzeugender, dass der Triumph erzwungen ist, als Swetlanow. Für meine Begriffe die beste Leningrader aller Zeiten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich muss sagen, dass ich von diesem Thema sehr begeistert bin. So viele verschiedene Komponisten, auch abseits vom mainstream, hatte ich nicht erwartet. Einzelne Empfehlungen werde ich mir ausdrucken und in kleines Kästchen legen, wo ich Tipps zu unbekannten Musiken sammle.


    Heute ist meine dritte Empfehlung dran, und jetzt kommt natürlich Janacek zu seinem Recht. Ich könnte alle seine Opern (bis auf Sarka) nennen, auch Osud, Katja, Broucek.

    Ich habe mich aber für die Wahl zwischen dem Totenhaus (Grüber, Abbado, Salzburg, DVD DG) und der Sache Makropulos entschieden und dann für Makropulos.



    Das ist eine Aufnahme aus Glyndebourne, mit englischen Untertiteln. Da es sich um eine Literaturoper handelt, ist der Text schon wichtig. Ob in dem booklet Texte sind, weiß ich nicht, ich habe das Stück aus dem TV.

    Bei dieser Aufnahme stimmt alles. Grandios vor allem Anja Silja, deren Stimme natürlich nachgelassen hat, aber durch ihr großartiges Spiel alles wettmacht. In der übrigen Besetzung gibt es keinen Ausfall. Das Orchester unter Andrew Davis ist flawless. Makropulos ist eine anspruchsvolle Oper. Wie das Totenhaus ist sie eher für Janacek-Fortgeschrittene geeignet.

    Anfangen kann man sehr gut mit dem Schlauen Füchslein).

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Habe gerade gesehen, dass ein Tamino das Coverphoto der von mir oben empfohlenen CD-Aufnahme der Walküre unter Furtwängler eingestellt hat, was mir nicht gelungen ist. Ganz herzlichen Dank für die kollegiale Hilfe an den betreffenden Tamino. Mir wäre es eine große Hilfe, wenn ich genau wüßte, wie ich das mit dem Einstellen von Photos auf Tamino-Seiten anzufangen habe. Wie ich es bisher versucht habe, hat es ja leider nicht geklappt. Für jegliche hilfreiche Hinweise diesbzgl. wäre ich sehr dankbar.


    Herzliche Grüße


    Lustein

  • Hallo Lustein,


    das ist eigentlich recht einfach, aber es ist - zumindest schriftlich - schwer zu erklären.

    Du gehst entweder zu jpc oder Amazon, rufst die gewünschte CD auf und markierst dann die Best.-Nr. (bei jpc) oder die ASIN (bei Amazon) blau. Dann gehst Du zurück ins Tamino-Forum, rufst aus der obigen blauen Leiste entweder den Pfeil (zweiter von rechts, für jpc) oder das kleine 'a' (dritter von rechts) auf und schreibst zwischen die Klammern die Bestellnummer bzw. die ASIN, und schon hast Du das Bild. Das klappt allerdings nicht immer, weil manche (vor allem bei amazon) Aufnahmen nicht mehr 'in' sind, dann bekommst Du nur einen winzigen Punkt "geliefert". Du kannst in solchen Fällen aber das Cover mit der rechten Maustaste anklicken, klickst dann auf "kopieren" und überträgst es so ins Forum. Hört sich kompliziert an, ist aber ganz simpel. Viel Glück!


    Ich habe übrigens die von Dir favorisierte "Walküre" noch in der Original-CD-Ausgabe von EMI:

    Das ist in der Tat eine "Jahrhundertaufnahme" und gehört unbedingt in diese Rubrik.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ich möche die Leinsdorf-Einspielung von Korngolds "Die tote Stadt" von 1975 nominieren. Ihre Bedeutung besteht darin, daß sie eine wesentliche Voraussetzung der (kleinen) Korngold-Renaissance abgibt, die seit ein paar Jahren auf europäischen Opernbühnen zu beobachten ist. Die Uraufführung der Oper jährt sich im Dezember 2020 zum hundertsten Mal.



    René Kollo singt einen heldischen und gefährlichen Paul mit der ihm eigenen Gabe, den dramatischen Antrieb des Protagonisten freizulegen.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

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  • Beethoven: Klaviersonaten Nr. 8 & 14 / Elly Ney (1967)

    Pro Mitspieler (derzeit) drei Nominierungen, zwei habe ich schon verbraucht mit Symphonik. Nun muss ich mich entscheiden, ob ich die dritte für eine Oper oder anderweitiges aufwende. Da schon etliche Opern genannt wurden, entscheide ich mich für Klaviermusik.




    Elly Ney: Gesamtausgabe aller späten Aufnahmen

    Nürnberger Symphoniker / Willem van Hoogstraten
    Colosseum Schallplatten, 1960-1968


    Da die Gesamtbox wohl gegen die Spielregeln verstößt, wähle ich die Mondscheinsonate und die Pathétique von Beethoven.


    Zur Bedeutung dieser Aufnahmen, die ich als stellvertretend ansehe für die hohe Kunst von Elly Ney, folgendes Zitat, das es auf den Punkt bringt:


    "Dabei verkörpert sie die Klavierkunst vom Kaliber eines Kempff, Backhaus oder Fischer. Gewicht und Pathos, musikalische Weitsicht und Nachdenklichkeit, Prägnanz bis zur Wildheit [...]" (Süddeutsche Zeitung, Oktober 2002)


    Die Ney, das ist für mich seit vielen Jahren die Referenz für Beethovens Klavierwerke. Sie lässt erahnen, wie das Franz Liszt gespielt hat. Natürlich ist das hochromantisch und pathetisch - Dinge, die man heutzutage nicht mehr schätzt. Im besten Sinne altmodisch und doch zeitlos. Im hohen Alter um die achtzig bekam sie vom Nürnberger Label Colosseum nochmal die Chance, die wichtigsten Stücke aus ihrem Repertoire einzuspielen, das Meiste glücklicherweise in Stereo. Die großen Schallplattenfirmen ignorierten sie zu jener Zeit bereits, was indes keine künstlerischen Gründe hatte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich möche die Leinsdorf-Einspielung von Korngolds "Die tote Stadt" von 1975 nominieren. Ihre Bedeutung besteht darin, daß sie eine wesentliche Voraussetzung der (kleinen) Korngold-Renaissance abgibt, die seit ein paar Jahren auf europäischen Opernbühnen zu beobachten ist.

    In diesem Zusammenhang recht amüsant: In einer von mir besuchten Inszenierung am Stadttheater Lübeck (siehe hier) fungierte die Schallplattenbox der Leinsdorf-Einspielung sogar als Requisit, was die Bedeutung der Aufnahme nochmals hervorhebt ^^

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ich schätze verschiedene andere Aufnahmen von Mahlers Lied von der Erde auch sehr.

    Am intensivsten weden meiner Nervenbahnen aber von Bernsteins Wiener Aufnahme elektrisiert, deren Spannung und emotionale Übersteigerung sich tatsächlich körperlich auf mich überträgt. Die Stelle mit dem Mondaufgang im Finalsatz etwa hat eine unbeschreibliche, crescendierende Intensität und verklärte Trauer, die mich jedes mal richtig unter Strom setzt.

    Er hat Jehova gesagt!

  • Ich möchte für den Fidelio unter Furtwängler votieren, bei welchem keine einzige Schwachstelle vorzufinden ist.

    Als Begründung möchte ich Furtwängler selbst zitieren:

    "Sie alle schlagen wahrhaft Feuer aus dem Geiste. Die Mödl und der Windgassen, sie sind so besessen von ihrer Aufgabe, dass es Augenblicke gab, wo ich nicht mitkonnte."

    Auch Frick , Jurinac und Schock sind in ihren Partien nicht zu überbieten.

    Gemessen am Alter der Aufnahme (1953) ist der Klang mehr als akzeptabel.

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    Diese Aufnahme entstand 1973 und für mich zählt sie zu den "Jahrhundert - Aufnahmen" und gehört wohl in diese Rubrik.

    Hier vereinigt sich unter Herbert von Karajan, den Berliner Philharmonikern und einem Solistenensemble vom Allerbesten und Allerfeinsten,

    eine musikalische "Creme de la Creme".


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Da werfe ich doch gleich einmal meine "Jahrhundert-Oper" in den Ring:

    Verdi: Il Trovatore (Gesamtaufnahme(ital.))

    Eine Mono-Produktion aus den Jahr 1952, aber was für eine!


    Für mich ist sie die "Ideal-Interpretation" dieses Reißers schlechthin: Das fängt schon mit dem bei uns relativ unbekannten Dirigenten, Renato Cellini, an, der die ständig pulsierende Kraft dieser Musik souverän zum Klingen bringt, und es endet mit einem schieren "Elementarereignis" von vier gleichermaßen kostbaren und unvergleichlich harmonierenden Stimmen, die praktisch (für mich) die Quintessenz ihrer Rollen repräsentieren: Zinka Milanov mit ihrem warmen, samtigen Sopran, dessen Leuchtkraft zwischen vollblütiger Höhe und kaum weniger ausladender Tiefe einzigartig war, und dazu noch die engelgleiche Reinheit ihrer Pianissimo-Spitzentöne, die so richtig unter die Haut gehen, dann der glühende, dunkel timbrierte Luna von Leonard Warren, Fedora Barbieris leidenschaftliche, archaische Azucena, und, last but not least, Jussi Björling als sieghafter, schwärmerischer Manrico, der das hohe C der Stretta so mühelos und trotzdem lupenrein herausschmettert, daß er damit seine italienischen Kollegen glatt auf die Plätze verweist. "Den Trobadour zu besetzen, ist überhaupt nicht schwierig: Man nimmt einfach die vier besten Sänger der Welt!", hat Enrico Caruso einmal geäußert. Hier ist seine Forderung in unwiederholbarer Weise erfüllt worden.

    Und, das sei zum Schluß auch noch gesagt, trotz MONO klingt die alte Aufnahme erstaunlich gut!


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • "Bedeutend" bewirkt natürlich, dass nur alte Aufnahmen genannt werden, schließlich kann man bei jüngeren schwerer die Bedeutung argumentieren. So muss ich, wenn ich Orchestermusik des 19. Jahrhunderts auf historischen Instrumenten nennen will, Roger Norrington mit den London Classical Players nennen - statt Gardiner, der mir zwar noch lieber ist, der aber gewissermaßen eine Bestätigung der Bedeutung Norringtons ist, welcher eben als erster die Schlachtrösser "HIP" eingespielt hat.


    Ich nehme die Sinfonien 3&4 von Brahms (Aufnahme 1996), hier dürften die Unterschiede zur vorher gängigen Praxis recht deutlich sein, und es sind gleich 2 auf einer Platte:

    Nun in der (Japan-Import-)Box zu haben:

  • Auch in meinem zweiten Beitrag möchte ich aus dem bisherigen Pool ausscheren, wobei ich die Wahl abermals argumentieren kann. Gefragt ist nach bedeutenden Schallplatten - wobei eine Schallplatte, so sie Instrumentalmusik präsentiert, eigentlich eine Notlösung ist, ein Ersatz für ein reales Konzert. Nun gibt es ja auch Musik, die gar nicht für herkömmliche Instrumente konzipiert ist, die tatsächlich aus dem Lautsprecher kommen soll. Diese war in der frühen Blütezeit der Richtung - also 50er/60er-Jahre - auf Tonband fixiert. Es gibt aber einen Fall, in dem die ganze Problematik elektronischer Klang - Instrumentalklang - Aufführung - Aufnahme in einer für die Aufnahme idealen Weise gelöst ist: Bei Kontakte (1960) für Klavier, Schlagzeug und Tonband von Karlheinz Stockhausen erlebt man bei der Aufführung die Eingesperrtheit der Musiker in das Tonband-Korsett, in der Aufnahme erscheint alles perfekt verwoben, und die Schwäche der Schallplatte per se wird zur Stärke, da die Instrumentalklänge besser in die Elektronik integriert sind, dennoch bleiben die Instrumentalparts als solche erlebbar.

    Aufnahme 1964 mit David Tudor und Christoph Caskel

  • Als drittes noch eine aktuellere Komposition - bei der ich mich abermals hinter "Objektivierung" verschanze: Im Jahr 2017 wurde in einer Umfrage unter mehr als 100 europäischen Experten Georg Friedrich Haas als bedeutendster Komponist für Musik des aktuellen Jahrhunderts gewählt, das Stück, das am häufigsten nominiert wurde, war In Vain (2000). Von Haas gibt es sehr wenige Einspielungen, und somit ist diese (einzige?) In Vain-Einspielung des Klangforum Wien unter Sylvain Cambreling (2003) offenbar automatisch nominiert für diese Liste, so sie nicht nur Musik früherer Jahrhunderte enthalten soll ...

  • Die Vorgabe lautet bedeutendste Aufnahme und da fallen sicher jedem so einige ein, aber diese hier habe ich erst vor kurzem gehört, sie gehört auf alle Fälle hierher:

    La Traviata mit Carlos Kleiber - ein einzigartiger Hochgenuss! Die ausdrucksstarken Streicher im Vorspiel lassen schon erahnen, was einem musikalisch bevorsteht. Es ist der Dirigent, der diese Aufnahme prägt, das gesamte Ensemble mitreißt, und eine beeindruckende Homogenität schafft. Das ist Weltniveau!

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

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