Dr. Pingel´s HörBar

  • Heinrich Schütz: Freue dich des Weibes deiner Jugend


    Heinrich Schütz hat außer seinem op. 1 (Madrigale) auch einige sehr schöne weltliche Sachen geschrieben, die auf einer sehr gelungenen (für die dort beschäftigten Tenöre gilt das leider nicht) CD des Ensembles Weserrenaissance (Marcel Cordes) versammelt sind.

    Eins dieser Stücke, Freue dich des Weibes deiner Jugend, möchte ich hier vorstellen. Es wird ausgeführt von Cantus Cölln (Konrad Junghänel) und ist gesetzt für Chor und Instrumente. Bei dieser Aufnahme kann man das Stück anhand der Noten verfolgen.

    Bei diesem Stück ist es Schütz, wie fast immer, gelungen, die Aussagen des Textes (Liebe, Bewunderung, Zärtlichkeit) kongenial in Musik zu setzen. Leider habe ich dieses wunderbare Werk nie gesungen.


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Heinrich Schütz: Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehöret

    Geistliche Chormusik 1648, Nr. 28





    Der Text dieses Stücks stammt aus Mt. 2, 18 und steht in der Weihnachtsgeschichte, allerdings dort im Zusammenhang mit dem Kindermord zu Bethlehem. Matthäus zitiert hier den Propheten Jeremia (31,15); dort ist es allerdings der Vorspruch zu einem tröstlichen Brief an die Exilierten nach Babylon. Vielleicht schwingt auch die Erinnerung an Rahel, Jakobs Frau mit, die bei der Geburt Benjamins starb und am Wegesrand beerdigt wurde (Gn 35, 16-20).

    Dazu kann man annehmen, dass es auch ein Trauergesang auf die Opfer des 30jährigen Kriegs ist, der 1648 ja beendet wurde. Auch hat Schütz bestimmt seine eigene Familie mitgemeint. Von seinen Kindern überlebte nur die Tochter Euphrosyne, sie starb im Kindbett und ihr Mann heiratete neu, und Schütz wurde hier vergessen.


    Text: Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehöret, viel Klagens, Weinens und Seufzens.

    Rahel beweinete ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen,

    denn es war aus mit ihnen.


    Die obige Aufnahme ist von einem Ensemble, das ich nicht kenne, was nichts macht, wenn es so gut ist. Schütz hat im Vorwort zur Geistlichen Chormusik festgelegt, dass der Einsatz von Instrumenten erwünscht ist. Nicht nur das, sondern es geht auch, dass Singstimmen durch Instrumente ersetzt werden können und umgekehrt.

    Je nach Instrumenteneinsatz bekommt unser Stück eine ganz andere Wendung. Es ist gesetzt für 2 Altstimmen (man nimmt oft heute Countertenöre dafür) und 5 Instrumente. In unserem Beispiel sind das Streicher. Der Tonus des ganzen wird damit auf eine verinnerlichte Klage und Trauer gestellt.

    Von der Komposition her muss ich sagen, dass dies eines der kühnsten und fortschrittlichen Werke von Schütz ist.

    Bei YouTube finden sich ungezählte Aufnahmen, die meisten qualitativ ziemlich gut. Das mag daran liegen, dass das Werk sehr anspruchsvoll ist, besonders, wenn man die Fassung mit 2 Stimmen und Posaunen wählt. Zu der kommen wir jetzt.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Auf dem Gebirge... Fassung für 2 Stimmen und Posaunen


    Die Ausführenden sind hier Studenten einer Universität in Florida.

    Bei YouTube finden sich viele Aufnahmen amerikanischer Ensembles, die Alte Musik aufführen. Da kann man sehr oft die Stilsicherheit, die musikalische Qualität und das sehr gute Deutsch bewundern.


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Bach mit 15: Hilary Hahn




    Mit 15 habe ich leidlich Fußball in der Schule gespielt, unleidlich Faustball, gut war ich im Weitsprung (6.00 m)

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Warum heißt das "Oratorium" eigentlich Oratorium? - Emilio de Cavalieri: Rappresentazione di anima e di corpo (1600).


    Dieses Stück wird gerne auch als erste Oper bezeichnet, ich denke, es ist eher die "Mutter aller Oratorien". Das Werk wurde mit einer gesprochenen Vorrede für 2 Personen aufgeführt, die man heute in der Regel weglässt (Vorrede samt Sprecher). Vielleicht wäre das aber was für Marthaler. Der Aufführungsort war das Oratorio (Gebetsraum) di Santa Maria in Vallicella (Rom). Das Werk ist vollständig erhalten und wurde zugleich auch gedruckt.

    Die Figuren sind alle Allegorien, die menschliche und göttliche Seinswelten als Personen bildlich vorstellen. Das Thema ist uralt und in fundamentalistischen christlichen Gemeinschaften bis heute aktuell: die Verlockungen der Welt und des corpo gegen die himmlische Bestimmung der Seele. Eine bekannte Parallele dazu ist ja der Jedermann in Salzburg. Noch heute ist die Welt ein zentraler Begriff von pietistischen Gruppierungen in Deutschland und den USA. Dazu gehört auch die Ansicht, dass die Bibel wörtlich richtig ist. In Amerika gibt es einen originalen Nachbau der Arche Noah mit den biblischen Maßen. Sogar kleine (!) Dinosaurier sind mit dargestellt, wobei ich mich frage, wo dazu die biblischen Belege sind. Für weitere Informationen verweise ich auf meinen Bibelkurs hier im Schreibtisch.

    Im Vorwort legt Cavalieri fest, dass die Instrumente ab libitum sind; 1648 hat Heinrich Schütz in seiner Geistlichen Chormusik das auch verlangt. Was ich den "Gabrieli-Faktor" nenne (musikalische Prachtentfaltung), verlangt Cavalieri auch.

    Die Musik ist z.T. sehr eingängig, leidet aber unter einer gewissen Eintönigkeit. Daher kommt es sehr auf gute Instrumentalisten, Sänger und den Chor an.

    Aufnahmen

    Dieses Stück begleitet mich schon sehr lange. In den 70ern und mit einer Neuauflage in den 80ern wurde eine sehr stiummungsreiche Aufführung durch die Deutsche Oper am Rhein in der Andreaskirche in Düsseldorfs Altstadt (für Kenner: Nähe Bolker Str.) gezeigt. Hier stimmte alles, Orchester, Chor, Solisten und auch prachtvolle Kostüme.

    Danach gab es eine viel beachtete CD mit dem Stockholmer Kammerchor und dem Linde-Consort. Diese Aufnahme ist immer noch sehr hörenswert!

    Das kann man nicht sagen von CD und Film auf YouTube aus der Berliner Staatsoper. Musikalische Leitung: René Jacobs, Regie und Ausstattung Achim Freyer. Beide haben bei mir einen guten Ruf, aber dieses Machwerk.... Ich habe nur den Trailer gesehen, der ja dazu dient, den potentiellen Hörer zu fesseln. Man kann aber auch entscheiden, dass man ungefesselt Reißaus nimmt. Szenisch: alle Personen in modernen Klamotten, sodass man gar nicht ersehen konnte, wer wer ist. Es zeigte sich wieder, dass hier die prachtvollen Kostüme ein integraler Bestandteil des Werkes sind und dass Jogginghosen keinen Erkenntnisfortschritt darstellen. Nach CD und YouTube muss ich auch sagen, dass die musikalische Seite ein mittleres Fiasko darstellt. René Jacobs verpflichtet nicht immer gute Sänger. Wegen Johannes Weisser als Don Giovanni war diese Oper schon ein Flop. Hier wiederholt sich das, und die anderen Sänger sind auch nicht besser. Das Orchester, die "Akademie für Alte Musik Berlin" ist allerdings sehr gut.

    Ich habe hier ja schon öfter die musikalischen Qualitäten von amerikanischen Ensembles gerühmt. So auch hier: eine sehr geschlossene Aufführung eines New Yorker Ensembles, sehr feierlich und trotzdem lebendig. Hier bewährt sich auch das Prinzip, ein kleines Consort zu bilden und die Solisten aus diesem Kreis zu bilden. (Alles ist live. Sehr lustig, wie am Schluss der Priester zur Kanzel tapert).



    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • La Pellegrina






    Dieses ist ein Stück, von dem es heute nur einen Appetithappen gibt. Zu einer Fürstenhochzeit (1589)wurden die größten Musiker Italiens verpflichtet. Ich komme darauf noch ausführlich zurück.

    Das Stück, was hier dargeboten wird, stammt von Emilio de Cavalieri und ist dem gleichen musikalischen Stil wie seine "Rappresentazione" verpflichtet.

    Und, o Wunder, ich habe wieder ein amerikanisches Ensemble gefunden, dass diese Musik wunderbar zum Klingen bringt. Auch hier gibt es reichlich Instrumente und einen nicht allzu großen Consort. Begeistert hat mich bei dieser Aufführung, dass eine ganze Reihe der Sänger gleichzeitig ein Zupfinstrument spielt (ich tippe mal auf Laute). Auch diese Vorstellung ist live.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Drei Frauen und Monteverdi - Apollo´s Fire


    Hier ein neues "Stück" von Apollo´s Fire. Die Frauen: Erica Schuller (Sopran), Jeannette Sorrell (Dirigentin), Barbara Strozzi (Komponistin) und nicht zu vergessen den Komponisten der anderen Stücke: Claudio Monteverdi. Was hier besticht ist die große Musizierlust und die Begeisterung des Ensembles, wobei aber nie musikalische Qualität der Ausführung leidet. In Europa gibt es ein Ensemble, das auch so spielt: L´Arpeggiata mit Erika Pluhar.



    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Kudrjasch und Warwara: Katja Kabanowa aus Buenos Aires


    Kudrjasch und Warwara sind das positive Gegenstück zu Boris und Katja. In dieser Inszenierung besticht die Lichtregie, aber auch die Personenführung, der es gelungen ist, die Intimität der beiden in Geste und Musik einzufangen. Interessant auch hier die wichtige Rolle des Orchesters. Der Tenor ist ganz gut, aber die Stimme etwas zu hart. Die Altistin ist sensationell; hier vereinen sich Aussehen, Spiel und Gesang auf ideale Weise.



    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Die allertraurigste Musik

    So oder so ähnlich hieß vo einiger Zeit ein schönes Thema hier. Jeder hier weiß natürlich, dass Schubert und Mahler ziemlich klare Aspiranten auf den Titel hier sind, den es aber nicht gibt, weil Trauer ja nicht unter Wettbewerbsbedingungen fällt.

    Heute wähle ich das traurigste Lied, das m.E. Mahler geschrieben hat (Schubert wird im Winterreise-thread ja besonders gewürdigt).


    Nicht wiedersehen!


    Und nun ade, mein herzallerliebster Schatz,

    jetzt muss ich wohl scheiden von dir, von dir,

    bis auf den andern Sommer,

    dann komm ich wieder zu dir!

    Ade! Mein herzallerliebster Schatz!


    Und als der junge Knab heimkam,

    von seiner Liebsten fing er an:

    "Wo ist meine Herzallerliebste,

    die ich verlassen hab?"


    "Auf dem Kirchhof liegt sie begraben,

    heut ist´s der dritte Tag.

    Das Trauern und das Weinen

    hat sie zum Tod gebracht."


    Jetzt will ich auf den Kirchhof gehn,

    will suchen meiner Liebsten Grab.

    Will ihr allweil rufen, ja rufen,

    bis daß sie mir Antwort gab!


    Ei du mein herzallerliebster Schatz,

    mach auf dein tiefes Grab!

    Du hörst kein Glöcklein läuten;

    du hörst kein Vöglein pfeifen,

    Siehst weder Sonne noch Mond!

    Ade, mein herzallerliebster Schatz.

    Ade!


    Bei YouTube gibt es viele Aufnahmen, die meisten für Stimme und Klavier.

    Meine liebste Aufnahme ist diese hier, mit Ruth Ziesak und Daniele Gatti als Dirigent.

    Besonders eindrucksvoll singt Ruth Ziesak den Schluss ("...du hörst kein Glöcklein läuten...)

    Es handelt sich um eine Orchesterversion, die zwei britische Musikwissenschaftler hergestellt haben, die manchmal mahlerischer als der echte Mahler klingt.


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • The Three Amandas - Stefano Landi - Apollo´s Fire


    Inzwischen bin ich Dauergast bei Apollo´s Fire. Unglaublich, was es da zu entdecken gibt. Neben Christina Pluhars Ensemble

    L´Arpeggiata ist diese Formation diejenige, die eine unbändige Lust am Musizieren zeigt, mit einer Heiterkeit, die aber nie die excellente Qualität des Singens und Musizierens außer Acht lässt. Dazu kommt, dass sie ein unerschöpfliches Reservoir an guten Musikern haben, Sängern wie Instrumentalisten. Das ganze wird zusammengehalten von Jeannette Sorrell, die bearbeitet, dirigiert und Tasteninstrumente spielt. Ein Beispiel für ihre Kunst des Cembalo-Spiels folgt hier noch, nämlich Brandenburg 5.



    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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  • Landi - Bisogna morire - L´Arpeggiata


    Diese Fassung (siehe #40) ist eine spannende Version mit Marco Beasley und L´Arpeggiata.



    Der vollständige italienische Text wird zitiert vom User Fabio Menotti; er kann dort auch ausgedruckt werden.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Gut gelaunte Musiker - hinreißender Rameau


    Solisten, ein guter kleiner Chor, ein Orchester, das wohl die eigene Lieblingsmusik spielt, ein gutgelaunter Dirigent, der eine seiner Lieblingsmusiken dirigiert


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Schuberts Oktett - Solisten können auch zusammen spielen


    Schuberts Oktett war die erste Platte, die ich nach dem Erwerb eines Plattenspieler in den 60er gekauft habe - ich habe sie zu Tode "geliebt", sie wurde dann ersetzt, insgesamt 3x.

    Hier haben wir eine Aufnahme mit ganz prominenten Solisten. Wunderbar zu sehen, wie differenziert sie spielen, vor allem die beiden Violinen sich ansehen, die ältere Geigerin und die junge Russin. So muss Kammermusik sein, ernsthaft, aber nicht verkrampft.

    Auch die Bildregie ist mustergültig, sie zeigt immer das Instrument, das ein Solo hat. Ein großes Plus ist auch, dass hier kein Dirigent dauernd gezeigt werden muss, der verzückt dreinsieht.


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Joana Mallwitz mit Schuberts Großer Sinfonie


    Ich glaube, jeder hier im Forum kennt und liebt sie, Schuberts "Große Sinfonie". Hier wird sie hinreißend dargeboten, dirigiert von Joana Mallwitz. Charme plus Präzision, mehr muss man dazu nicht sagen. Auch hier überzeugt die "Neue Bildregie", die viel mehr die beteiligten Musiker zeigt als den Dirigenten.


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Joana Mallwitz in Salzburg - ein fesselndes Interview


    Das Interview spiegelt die Produktion von Cosi fan tutte in Salzburg, inszeniert von Christoph Loy. Tolle, Sänger, vorzügliche Dirigentin samt Orchester. Das Bühnenbild und die Kostüme minimalistisch, also eigentlich Regietheater, aber eines, das ich mir ansehen werde.


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Der Heilige Gral der Musik

    Ich weiß, dass das übertrieben ist; vor allem ist dieser Gral gar nicht mehr verborgen. Es handelt sich um die "Marienvesper" von Monteverdi. Das ist, glaube ich, das Stück, was ich seit 50 Jahren höre und das durch die sehr unterschiedlichen Interpretationen immer wieder neu ist.

    Dieser Ausschnitt ist nur ein "Appetithappen". Der Dirigent ist Howard Arman, einer der Top-Dirigenten für Alte Musik auf der Welt. Der Chor ist der des Bayrischen Rundfunks, der sonst alles singt. Aber Arman hat ihm schon den richtigen Tonfall beigebracht.

    Weitere atemberaubende Stücke werden hier folgen.

    Was mich immer auch fasziniert: in dieser Pracht muss man auch die großen Werke von Schütz spielen.


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Was ist die höchste Kunst eines Dirigenten? Wenn er praktisch nicht dirigieren muss!




    Hier die moderne Fassung:



    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Vollendete Musik kongenial gespielt: Biber, Passacaglia (Elicia Silverstein)

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Dasselbe Stück, aber nicht das gleiche

    Diese Aufnahme entstand 2010 in Dänemark mit einer dänischen Violinistin. Der Unterschied: sie spielt zwar mit Barockbogen, aber auf einer modernen Geige. Selten hört man den eklatanten Unterschied zwischen den Instrumenten so wie hier, was natürlich nicht an den geigerischen Fähigkeiten der Musikerinnen liegt.



    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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  • Battalia - das liederliche Schwärmen der Musquetirer, Mars, die Schlacht und lamento der verwundten, mit Arien imitiert und Baccho dediciert (H.Ignaz Franz Biber, 1644-1704)

    Über sein Leben und Schaffen kann man sich ausführlich im Internet informieren. Ab 1690 hieß er Biber von Bibern (aber es ist nicht klar, welche Biber gemeint sind:pfeif:). Jedenfalls war sein monatliches Einkommen 60 Gulden, freie Wohnung, Wein, Brot und Brennholz; heute bekäme er wohl einen Dienstwagen).

    Seine Battalia hier ist eine bekannte Komposition aus der Reihe von ähnlichen Stücken des Frühbarock. Es umfasst 8 Teile, einige spektakulär. Hier zum Raten und Entdecken:

    -Absolute Dissonanz aller 10 Stimmen, ein Bild aus einem Wirtshaus, das dortige Gebrüll imitierend (hier fällt mir Mozarts sog. Dorfmusikantensextett ein, das mit ähnlichen Gags arbeitet)

    -Zwei Celli halten ihre Instrumente wie Gewehre und beschießen sich damit

    -Am Schluss dieses Cello-Duells bricht der Cembalist tot zusammen

    -ein Lamento, das die Toten betrauert.





    Gespielt wird dieses Stück meisterhaft vom holländischen Ensemble "Voices of Music", wieder ein Ensemble mehr auf meiner Reise durch die Welt der Ensembles Alter Musik. Auch hier ist beeindruckend die musikalische Könnerschaft bei präzisem Zusammenwirken und guter Laune.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Cavalli - La Rosinda - L´Arpeggiata - Hana Blazikova


    Da braucht es nun wirklich keinen Kommentar von mir!


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Cavalli always rings twice


    Auch hier ist bemerkenswert, welches Vergnügen, welche Freude die Musiker an dieser Musik haben (das ist auch der Tenor in den Kommentaren). Man sehe sich etwa bei Minute 8 an, wie die beiden Geigerinnen sich anstrahlen. Diese Arie enthält auch viele Koloraturen, aber sie sind eingebettet in eine Gesangslinie und nicht ein Zirkus, der sich verselbstständigt hat. Kantabilität war das höchste Ziel des Komponisten Cavalli und das macht seine Opern so überzeugend.



    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Aller guten Dinge sind drei: Cavalli - L´Arpeggiata - Nuria Rial



    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Johann Joseph Fux - Das Kaiserrequiem


    J.J. Fux ist 1660 in Österreich geboren, er starb als Wiener Hofkomponist 1741 in Wien. Früheren Generationen war er nur als Verfasser einer Kontrapunkt-Theorie bekannt ("Gradus ad parnassum", 1725). Erst mit dem Aufkommen der Ensembles für Alte Musik erschienen seine Kompositionen wieder. Ich erinnere mich gut, dass die Cappella Coloniensis, das Barockorchester des WDR, seine Ouvertüren (=Sinfonien) in den Siebzigern zu spielen begann, zugleich mit den Werken von Fasch, Heinichen, JFK Fischer, J.K.Kerll und Telemann. Die meisten Aufnahmen habe ich noch; in der musikalischen Qualität sind sie gleich, auch neben Telemann. Einige der Fuxschen Ouvertüren gibt es als CD mit dem holländischen Ensemble ("Il Fondamento"), dessen Leiter der Oboist Paul Dombrecht ist.

    Eines von Fux' bedeutendsten Vokalwerken ist das "Kaiserrequiem", komponiert auf den Tod der Kaiserinwitwe Eleonora 1720.

    Dieses Werk lernte ich in den Neunzigern kennen, in einer Aufnahme mit dem Clemencic-Consort unter René Clemencic. Analog zum Cavalli-Revival von Raymond Leppard war das allerdings auch nur ein erster Versuch. Jahre später fiel mir eine andere CD in die Hände, mit dem Ensemble " Armonico Tributo Austria " unter Lorenz Duftschmid. Der ist festes Mitglied (Gambe) im Ensemble "Hesperion XXI" von Jordi Savall. Das war Barockmusik, wie man sie spielen muss. Ich habe sie zum Glück noch, ansonsten ist sie nicht mehr gelistet.

    Es gibt noch eine CD mit "Musica Fiata" und "La Cappella Ducale", unter Roland Wilson, mit der der Kritiker bei Rondo nicht zufrieden war.

    Hier zitiere ich die sehr klangschöne Aufnahme der Ensembles "Vox Luminis" und "Scorpio Collectief" unter der Leitung von Lionel Meunier, der auch den Bass mitsingt. Er ist die größte Person dort von allen und hätte bestimmt auch ein Basketballstar werden können. (Einer seiner Sänger. der aussieht wie Lionel Messi und ganz klein ist, singt hier aber nicht mit).



    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Va tacito - Händel - Julius Cäsar


    Meine Lieblingsarie von Händel - das kann ich kaum behaupten, denn ich habe eine ganze Reihe davon. Bei YouTube gibt es eine reiche Auswahl, mit am besten ist Andreas Scholl.


    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Porpora - Polifemo (1735) - Alto Giove - Giuseppina Bridelli - Le Concert de L´Hostel Dieu (Lyon)


    Die Überschrift enthält fünf Elemente, die ich vorher kaum kannte. Porpora kannte ich dem Namen nach, die Sage mit Polyphem kennt man aus der Odysseus-Sage (am Rande: bei einer Ansage über Odysseus wurde auch die Polyphem-Geschichte erläutert. Da sagte die Sprecherin: ...der ungeschlachtete Riese..."). Die Mezzo-Sopranistin Giuseppina Bridelli ist großartig, auch wenn der Hall etwas zu stark ist. Es gibt sehr viele Einspielungen auf YouTube, etwa mit Jaroussky, der aber in diesem Fall eine etwas zu "dünne" Stimme hat. Auch das kleine Orchester ist vorzüglich, im Vergleich zu anderen Aufnahmen tritt hier die Theorbe stärker hervor.

    In der Oper "Polifemo" verbindet der Autor Paul Rolli zwei Sagen, einmal die Ermordung von Acis (des Geliebten von Galatea) durch Polifem, zum anderen die Blendung Polyphems durch Odysseus.

    Die Oper war auch Zankapfel zwischen Händels Operntruppe und einer neuen, The Opera of the Nobility. Zu dieser Truppe waren die beiden Kastraten-Superstars gewechselt, Senesino und Farinelli, und noch ein paar andere, sodass Händel anfing, Oratorien zu schreiben.



    Polifemo hat Acis mit einem Fels getötet. Aus diesem Fels erweckt Giove Acis zu neuem Leben. Die Dankbarkeit von Acis und Galatea findet sich in der Arie "Alto Giove".

    Der zeitgenössische Musikkritiker Charles Burney lobte diese Arie, war aber sonst mit der Oper nicht zufrieden.

    Das Werk wurde aufgeführt 2013 im Theater an der Wien (jüngst auch wieder aufgefallen durch Rameaus "Platée); eine halbszenische Darbietung gab es 2019 in Salzburg.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Johann David Heinichen

    Neue erfundene und gründliche Anweisung wie ein Music-Liebender auff gewisse vortheilhafftige Arth könne zur vollkommener Erlernung des Generalbasses..., was wir aber doch nicht wollen.


    Heinichen war nicht nur Komponist, sondern auch ein einflussreicher Musiktheoretiker.

    Viele, auch unter den Taminos lassen die Sinfonie mit Haydn (vielleicht schon früher J.C.Bach) und Mozart beginnen. Aber schon in der Barockzeit gibt es unzählige Sinfonien, sie hießen nur nicht so, sondern Concerto oder Ouvertüre. Der bedeutendste Komponist dieser Gattung war Telemann, aber auch Fasch, J.K.F. Fischer, Fux und weitere gehörten dazu. Ich bin auf diese Musik gekommen, indem ich alle Telemann-Ouvertüren, die ich kriegen konnte, aufgenommen habe, und zwar als Aufnahmen der Cappella Coloniensis, die für diese Musik das führende Ensemble war. Diese Musik ist besonders gut zu hören, weil sie eingängig und lebendig ist.

    Heinichen lebte von 1683 bis 1729 und war überwiegend in Dresden tätig. Seine Grandi Concerti sind in Dresden entstanden, sie weisen eine Nähe zu Telemann auf, u.a. weil er in dem von Telemann geleiteten Collegium musicum mitspielte (das war noch vor Dresden in Leipzig).

    Gustav Seibel hat seine Werke versammelt und sie in eine Ordnung gebracht. Unser Musikstück ist Seibel 240 und besteht nur aus einem Satz, der aber besonders schön ist. Auf meinem vorigen Handy bildete er den Klingelton.



    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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