Einleitung 1
Dies ist die zweite Auflage eines längeren Themas, das ich für Freunde und Bekannte erstellt habe. Der Anlass ist eigentlich immer derselbe. Jemand sagt: "Jetzt muss ich mal die Bibel von Anfang bis Ende lesen." Das ist so etwas wie sich auf einem Gummiboot in Manaus auf den Amazonas zu wagen, um den Regenwald zu erkunden. Fast alle, die sowas mit der Bibellektüre versucht haben, scheitern spätestens im Buch Leviticus. Warum, das werden wir noch sehen.
Das Problem ist übrigens nicht die Übersetzung, da gibt es viele gute (etwa die Zürcher Bibel ist sehr genau übersetzt). Allerdings ist Luther immer noch am schönsten, obwohl auch seine Übersetzung vorsichtig modernisiert wurde. So wurde grundsätzlich das Wort Weib durch Frau ersetzt.
Bibelerklärung gibt es in drei Varianten: 1. wissenschaftliche Kommentare. Die sind für einen Laien ungeeignet; vor allem muss man da schon Hebräisch können (Preisfrage nebenbei: welcher große deutsche Dichter - berühmt sein Die Leiden des jungen Werthers - lernte Hebräisch als Junge?) 2. erbauliche Kommentare, von Frommen für Fromme. Die sind für einen normalen Menschen mit Bildung ungeeignet. 3. Kinderbibeln.
Was ich hier versuche, gibt es sonst nirgendwo, nämlich eine Anleitung für Gebildete, also besonders für Taminos, denn viele geistliche Musik ist ohne Kenntnis der Bibel nicht zu verstehen.
Die Bibel ist kein Buch, sondern eine Bibliothek, viele Autoren haben an ihr geschrieben. Fremd sind uns nicht nur die Sprachen, sondern auch die Weltbilder, die Kulturen und der Glaube unterschiedlicher Völker und Menschen.
Ich versuche, hier die Lektüre zu vereinfachen, indem ich die Bücher gliedere, Hintergrundkommentare abgebe, unwichtige Kapitel zum Überspringen "freigebe", Fragen stelle und auf wichtige Stellen hinweise.
Ich mache das nicht zum ersten Mal. Die Voraussetzungen sind Studium und diverse Examina, darunter das gefürchtete Biblicum (meine Note verrate ich nur am Telefon), bei dem so ungefähr der Inhalt aller Kapitel des AT und NT verlangt wird. Auch später als Lehrer habe ich, vor allem in der Unterstufe, die schönsten Geschichten erzählt oder vorgelesen. Das ist es auch, was die meisten Erwachsenen interessiert, nicht die Brandopfer, die Sabbatgesetze, die Schlachtenbilder, die Stammtafeln des AT und auch nicht theologische Spitzfindigkeiten und dogmatische Öde, wie sie manchmal im NT herrschen.