Der katholische Bach: Jan Dismas Zelenka (1679 – 1745)

  • Naja, zu dem Beinamen kann man stehen, wie man will – ich denke, Zelenka hat es verdient, ohne solchen genannt zu werden. Dennoch sagt ja bereits der Beiname, dass Zelenka ein Zeitgenosse des großen Johann Sebastian Bach war. Zelenka ist Tscheche und sicher eine der illustren Erscheinungen der Bachära.



    [Handschrift aus der Missa Sanctae Caeciliae G-Dur]


    Zelenka komponierte großartige Messen, darunter der oben gezeigte Ausschnitt aus der Missa Sanctae Caecilia, welche er mit einer siebenstimmigen Doppelfuge bedachte. Neben zahlreichen großartigen Messen komponierte Zelenka Psalmen, Litaneien, Lamentationen, aber auch Weltliches: Triosonaten und Orchestersuiten.


    Sicher leicht untertrieben mit dem Adjektiv „hörenswert“ wurde diese CD empfohlen und dies möchte ich auch tun:


    [jpc]837214[/jpc]


    JAN DISMAS ZELENKA [1679–1745]


    Magnificat


    Psalmus 129 „De profundis“


    Litaniae Omnium Sanctorum


    Jana Jonásová, Sopran
    Marie Mrázová, Contralto
    Drahomira Drobková, Contralto
    Joachim Vogt, Tenor
    Miroslav Kopp, Tenor
    Karel Prisa, Bass


    Kühn Mixed Choir / Prague Philharmonic Choir
    Prague Chamber Orchestra / Czech Philharmonic Orchestra


    Besonders hervorzuheben ist auf jeden Fall das “Magnificat” sowie das “Ab ira tua” aus der „Litaniae Omnium Sanctorum“.


    Zelenkas Musik kenne ich seit meinem elften Lebensjahr: Ich sang damals als Knabensopran eines seiner wunderbaren Werke!


    Die weiteren Lebensdaten und ggfs. CD-Vorstellungen überlasse ich der Lullist und/oder salisburgensis.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Mit Zelenka habe ich mich bisher nur am Rande beschäftigt.
    Mir ist noch irgendwas in Erinnerung, dass er ziemlich frustriert war über seine Behandlung am Dresdner Hof...


    Jedenfalls habe ich mir mal vor Jahren eine 3 CD Box mit seiner Orchestermusik gekauft:



    Orchesterwerke
    Camerata Bern


    eigentlich ganz angenehme Werke, eine Mischung aus Orchestersuite und italienischen Concerto. Zwar ist das Ensemble nicht gerade das gelbe vom Ei, aber das geht schon.
    Dafür das die Aufnahme so alt ist wie ich ( 1978 ) ist das schon ganz gut für die Zeit.
    Mittlerweile ist die Box ohnehin gestrichen.


    Ah, hier hab ich es wieder gefunden...


    Die ständige Bevorzugung Heinichens muß ihn ungeheuer gekränkt haben, nach Heinichens Tod jedoch stand ihm die "Hasse - Mafia" im Weg...
    hier sein Brief an der Kurfürsten:


    "Vor den Füßen Eurer Königlichen Majestät wirft dero allerunterthänigster Knecht, endesbenannter Supplicant sich in allertiefster Submission nieder, weil die äußereste Noth ihn gleichsam zwinget, dasjenige, wovon bis anhero ihn die allerunthänigste Betrachtung so vieler einheimischen und auswärtigen publiquen Angelegenheiten, damit Euer Majestät imerzu preiswürdigst beschäftiget sind, zurückgehalten, nunmehro allergehorsamst vorzustellen:
    Eurer Königlichen Majestät wird vorhin schon allgnädigst bekannt seyn, daß ich die Gnade gehabt, bereits in die 24. Jahr for dero Allerhöchsten Königs Hauß, insonderheit auch Euer Königlichen Majestät Person selbst zu Wien auf befehl dero Gott ruhenden Herrn Vaters, Königlichen Majestät glorwürdigsten Angedenkens, anderthalb Jahr lang ohne den geringsten Genuß einiger Auslösung mit meiner Musik in Allerunterthänigkeit zu bedienen:
    da doch die anderen von hier aus dorthin geschickten Musici mit aller Nothwendigkeit reichlich sind versehen worden.
    Nach meiner Zurückkunft von Wien, habe ich nächst dem Capellmeister Heinikken die Königliche Kirchen Musik viele Jahre lang mit versorget, nach deßen Absterben aber dieselbe meistens allein componiret und dirigiret, derowegen auch, um die dabey benötigthten fremde Musicalien zu erlangen, und selbige nebst meinen eigenen copiren zu laßen, fast die Helffte meines zeitherigen Tractaments zu meinen größten Schade aufwenden müssen...
    so flehe dieselbe ich hiermit fußfälligst an, daß sie allergnädigst geruhen wolle, mir die durch bemeldeten Heinikkens Tode erledigte und von mir ehedem bisher verwaltete Capellmeisterstelle allergnädigst zu conferiren, auch von seinem gehabten Tractamente mir von Zeit seines Absterbens an einen Teil zu meiner bisherigen Besoldung allermildest beyzulegen..."


    doch hatte dieser Brief keinen Erfolg, erst 1735 wurde er zum Kirchenkomponisten ernannt, die Kapellmeisterstelle viel Hasse zu.
    Als dann der fast Bedeutungslose Louis André Vize Hofkapellmeister wurde war eine der größten Demütigungen für ihn.

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Bei seinem gesamten Werk sticht für uns die 6 Triosonaten ZWV 181 für 2 Oboen, Fagott und B.c. heraus.


    Zelenka war 1716 mit der erklärten Absicht nach Wien aufgebrochen, sich bei Fux im strengen Palestrina-Stil zu vervollkommnen. Man geht kaum fehl, wenn man in den in seinem Werk singulär stehenden Triosonaten ein Resultat dieses Aufenthaltes sieht. Er machte auch Abschriften von vier Triosonaten Fux’. Zelenkas Sonaten fügen sich weder in formaler noch in satztechnischer Hinsicht bruchlos in die durch Corelli begründete Gattung. Sie übertreffen die Vorbilder Corelli und Fux nicht nur um ein mehrfaches an zeitlicher Ausdehnung. Im Unterschied zu diesen Mustern der Gattung sind seine weder den Spielern noch den Hörern eine Verschnaufpause gönnenden, atemlos sich steigernden schnellen Sätze grossangelegte Fugen. Vom strengen Kanon bis zur dreistimmigen Doppelfuge, von der einfachen Imitation bis zur kühnen, mit schroffen Dissonanzen gespickten Engführung beherrscht Zelenka alle Spielarten der Kontrapunktik. Die Triosonaten demonstrieren eine Souveränität ausgefallensten Techniken der Polyphonie, deren Meisterschaft sich durchaus mit der Bachs vergleichen darf.
    Die wahrscheinlich 1721/22 entstandenen Triosonaten folgen in der Konzeptschrift des in der Dresdner Landesbibliothek aufbewahrten Partiturautographs hintereinander und bilden wohl ein zusammengehörendes Opus.


    Erwähnen möchten wir unbedingt die nachstehend aufgeführte Aufnahme mit Heinz Holliger, der dieselben Stücke bereits 1972 einspielte und dem Musikfreund diesen Komponisten näher brachte.



    mit Holliger, Bourgue, Zehetmair, Thunemann, Stoll, Rubin, Jaccottet


    Die neuere Interpretation übertrifft nicht nur die eigene frühere Aufnahme, sondern sämtliche derzeit erhältlichen Gesamtaufnahmen an Virtuosität, an Spielfreude und an Ernsthaftigkeit des künstlerischen Ausdrucks. Den Instrumentalisten glückt es, die faszinierende und schillernde Paradoxie dieser Kompositionen, ihre restaurativen und ihre antizipatorischen Stilelemente, ihre Kraft und ihre Zerbrechlichkeit ebenbürtig umzusetzen. Trotz der analysierenden Herangehensweise verstehen es die Musiker, die immense Komplexität der musikalischen Struktur vergessen zu machen und sie in geradezu swingende Leichtigkeit und Vitalität zu verwandeln. Genuss an der sinnlichen Schönheit der Komposition und Freude an ihrer musikalischen Intelligenz gehen bei dieser Interpretation Hand in Hand.



    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Liebe Zelenka-Freunde!


    Es war wirklich eine musikalische Steigerung für mich, als ich ca.1993 im Hause meiner Schwiegermutter (!!!) die Missa dei Patris+Responsorien mit dem Marburger Bachchor entdeckte (LP Carus). Das war mitreißende Musik, orginell. überholend all die, die da im Bach-Schatten für mich musizierten - der hochgerühmte Telemann u.a. verschwanden. Mittlerweile höre ich gerne Zelenkas Messen (Missa dei filii, Lauret.Litanei.) Sehr verdienstvoll auch, das Japan.Bachkollegium unter Susuki, welche mit dem Magnifikat, von Kuhnau und Bach's Magnifikat quasi eine Perlenschnur der Magnificatvertonungen auffädeln.



    Diese Marienvertonungen gehören auch zur Musik der Vorweihnachtszeit.


    Gruß


    Wolfgang

    Magnificat anima mea

  • Hallo!


    Da es zwar einen thread zur persönlichen Sylvestermusik, aber nicht zur Neujahrsmusik gibt (von den Wiener Philharmonikern abgesehen), möchte ich hier zumindest erwähnen, daß ich gestern Zelenkas Neujahrsmesse mit großem Gewinn hören konnte:



    Zelenka, Jan Dismas: Missa Circumcisionis Domini Nostri Jesu Christi
    (Messe für das Fest der Beschneidung Jesu am Neujahrstag)


    Viele Grüße,
    Pius.

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  • An Zelenka begeistert mich am meisten eine gelegentlich ins Extreme gehende Expressivität, vielleicht beispiellos in seiner Epoche? Jedenfalls eine faszinierende Alternative zu Bach.


    Zu meinen Favoriten gehören seit langem Einspielungen mit Frieder Bernius und dem Kammerchor Stuttgart:





    Am meisten aber berührt mich das um 1738 entstandene Miserere c-moll (ZWV 57) für Sopran, Chor, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo - ein wirklich ergreifendes Werk in einer erstaunlich intimen und subjektiven musikalischen Sprache, mit einem eigenwilligen tektonischen Aufbau: Daß der Text "Miserere mei Deus" des Eingangs am Ende wieder aufgenommen wird, ist, wenn ich den Erläuterungen des Texthefts glauben darf, liturgisch nicht vorgesehen, sondern geht auf ein bewußtes Arrangement Zelenkas zurück: Persönliche "Bekenntnismusik" also? Einiges spricht dafür.


    Sehr zu empfehlen:


  • Hallo Gurnemanz,
    das Miserere gehört auch zu meinen Lieblingswerken Zelenkas. Eine Offenbarung ist außerdem sein Passionsoratourium Gesù al Calvario, das in der Tat sehr wenig, um nicht zu sagen: nichts gemein hat mit der protestantischen Passions-Tradition, in der Bach steht. Das Werk steht eher der Tradition des italienischen Oratoriums nahe.
    Das Passionsgeschehen selbst spielt hier gar nicht so eine große Rolle; wichtiger ist die (bisweilen stark allegorisierende) Reflexion dieses Geschehens als Leidens- und Heilsgeschichte. Dabei ist Zelenkas Musik wirklich von unerhört kühner Expressivität: überraschende Wechsel von graden und ungraden Metren, asymmetrische Themengestaltung, Dissonanzen, ja, Querstände. Ich fand‘ es beim ersten Hören geradezu atemberauben!


    Eine wundervolle Einspielung von Gesù al Calvario ist, wie beim Miserere, die bei Cappriccio gelabelte mit dem Kleinen Konzert unter der Leitung von Hermann Max:



    Ganz herzlich,
    Medard

  • Hallo Medard,


    vielen Dank für den Tip: Deine Erläuterung macht mich neugierig, zumal ich die Interpreten schätze, und Zelenka sowieso. Wird auf meine Liste gesetzt. Bin gespannt drauf.

  • Ich hatte Holligers erste Aufnahme auf LP, auch die zweite habe ich mir angehört, bevorzuge aber den schlankeren Klang der barocken Oboen des Ensemble Zefiro, leider sind die zwei CDs offenbar vergriffen.




    Was die "Orchester"-Werke angeht, so gibt es eine sehr gute Gesamteinspielung auf CPO:



    Das Neu-Eröffnete Orchestre, Jürgen Sonnentheil
    3 CDs zum Sonderpreis ...


    Das Freiburger Barockorchester hat nur die in Prag enstandenen Werke aufgenommen, verteilt auf zwei CDs:
    eine bei DHM zusammen mit Werken von Pisendel
    eine bei EMI Baroque Special (WV bei Virgin Veritas) mit Suiten von Fasch, Telemann und J.L.Bach
    - auf letzterer ist dir mir bekannte mitreissendste Aufnahme der großen Suite in F-dur a 7 concertanti ZWV 188:


  • Na, der Klang von Holliger und Bourgue ist mir wirklich "schlank" genug (für einen in der deutschen Orchestertradition erzogenen Oboisten ist das tonlich nix), und vergleichsweise finde ich das barocke Gequake eher fetter, wobei Bernardini und Co. ihre Stuhlbeine wirklich sehr virtuos und musikalisch mitreißend bedienen. Unter den Aspekten der musikalischen Gestaltung kann ich aber auch über Holliger und Bourgue überhaupt nicht moppern.
    Eine Aufnahme der Zelenka-Sonaten, die mich klanglich und musikalisch gleichermaßen begeistert, gibt es leider nicht. Ganz große barocke Kammermusik ist das zweifelsohne, leider aber auch verflixt schwer zu spielende. Die erste Sonate habe ich zweimal im Konzert aufgeführt und vorher sowie während nicht schlecht geschwitzt.


    Die Vokalwerke Zelenkas werden bedauerlicherweise in der kirchenmusikalischen Praxis stark vernachlässigt. Die Missa Dei Patris habe ich einmal unter die Finger bekommen, und das war es mit Zelenka im sakralen Rahmen. Unserereiner hat halt hundertmal mit der Krönungsmesse zu tun, und dann kommen fünfzigmal der Messias und vierzigmal das WO. Als ob es nix anderes gäbe.... :(


    Beste Grüße


    Bernd

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  • Zitat

    Original von Bernd Schulz
    Na, der Klang von Holliger und Bourgue ist mir wirklich "schlank" genug (für einen in der deutschen Orchestertradition erzogenen Oboisten ist das tonlich nix), und vergleichsweise finde ich das barocke Gequake eher fetter, wobei Bernardini und Co. ihre Stuhlbeine wirklich sehr virtuos und musikalisch mitreißend bedienen. Unter den Aspekten der musikalischen Gestaltung kann ich aber auch über Holliger und Bourgue überhaupt nicht moppern.


    Mich stören bei Holliger & Co. diese klappernden Stricknadeln. Oder ist das ein Cembalo? :D
    Wenn ja, ist es wie fast immer zu leise aufgenommen oder die modernen Stuhlbeine sind doch zu laut.


    Zitat

    Die Vokalwerke Zelenkas werden bedauerlicherweise in der kirchenmusikalischen Praxis stark vernachlässigt. ... Als ob es nix anderes gäbe.... :(


    Nicht nur da. Aber ich empfehle das hier:



    hiP-made in the Czech Republic. :D
    Aber keine Bange, da haben sicher alle Freude dran – so wie die hier zur Sache gehen: mit Können, Schwung und Leidenschaft.
    :jubel: :jubel: :jubel:


    (und fast ohne Vibrato :hahahaha: )

  • Zitat

    Original von Hildebrandt


    hiP-made in the Czech Republic. :D
    Aber keine Bange, da haben sicher alle Freude dran – so wie die hier zur Sache gehen: mit Können, Schwung und Leidenschaft.
    :jubel: :jubel: :jubel:


    (und fast ohne Vibrato :hahahaha: )



    Und wo kann man dieses Stück Polycarbonat als tschechisch-nicht-Versteher herbekommen? ?(
    Ich kann's weder bei jpc noch bei amazon finden... :motz:

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Zitat

    Original von salisburgensis
    Und wo kann man dieses Stück Polycarbonat als tschechisch-nicht-Versteher herbekommen?


    Alte Ostkontakte... pssst! :untertauch: :D


    Auf der Seite patro.cz


    gibts oben "Kontakte" mit E-Mail-Adressen, Telefonnummer und Postanschrift.
    Wenn Du Glück hast, spricht die/der Diensthabende Deutsch.

  • An dieser Stelle möchte ich auch einmal Zelenkas Lamentione Jeremiae (für Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersamstag) erwähnen. Zelenka hat hier die Klagelieder des Propheten Jeremias in eine gleichermaßen sanfte wie schwermütige Musik gekleidet. Vorgetragen werden die Klagelieder abwechselnd von einem Alt (Kontratenor), Tenor uns Baß.


  • Da ZELEKAs Werke leider immer noch recht selten aufgeführt werden, hier ein aktueller Konzerttipp:



    13.09.2008 Dom zu Merseburg 19.00 Uhr
    Eröffnungskonzert der Merseburger Orgeltage


    Jan Dismas ZELENKA: "Missa votiva" ZWV 18


    Susanna Pütters - Sopran, Britta Schwarz - Alt,
    Eric Stokloßa - Tenor, Henryk Böhm - Bass
    Dresdner Kammerchor, Dresdner Barockorchester
    Dirigent: Hans Christoph Rademann


    link


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

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  • Hallo Zelenka-Freunde,


    die oben abgebildete CD stellt ZELENKAs erster (Passions)-Oratorium vor, welches am 8. und 9. April 1735 in Dresden uraufgeführt wurde.
    Offensichtlich bereitete ZELENKA nach diesem großen Erfolg für das Jahr 1736 ein weiteres Oratorium vor:


    I Penitenti Al Sepolero Del Redentore Zwv 63 (1736)
    (Text: Stefano Pallavicini)


    Allerdings findet sich in der Partitur als Fertigstellungsdatum der 29. März 1736. Das war im Jahr 1736 der Karfreitag. Deshalb wurde vermutet dass dieses Werk damals nie aufgeführt wurde. Dafür spricht auch, dass es kein Aufführungsmaterial oder Berichte einer Aufführung gibt.
    Ein Grund dafür könnte sein, dass die Kirche dieses Werk wegen seiner Konzeption ablehnte.
    Es treten hier nämlich drei Personen auf, die sich in der Wirklichkeit nie hätten treffen können: Maria Magdalena, Petrus und König David.
    So wurde wohl erst im Jahr 1994 dieses Oratorium zum ersten Mal aufgeführt und dann auch auf CD eingespielt.



    Johann Dismas ZELENKA
    I Penitenti Al Sepolero Del Redentore (Oratorium) Zwv 63
    Magdalena Kozená , Martin Prokes , Michael Pospísil ,
    Capella Regia Musicalis/ Robert Hugo


    Das Werk beginnt mit einer Sinfonia, dieser folgen im Wechsel solistische Arien und Rezitative. ZELENKAs Musik erweist sich wie immer als sehr kunstvoll, wenn auch für mich, woie öfter bei ZELENKA den vielen schönen Stellen oft ein wenig der Mangel eínes großen Bogens gegenübersteht.


    Bei den Solisten kann mich Magdalena Kozena am meisten überzeugen (ob das auch so gewesen wäre, wenn mir ihr Name nicht schon so bekannt gewesen wäre?), sie singt klangschön und mit viel Hingabe.
    Die beiden männlichen Solisten stehen dieser Leitung etwas nach, zumindest Stimmklang und Gestaltung, zumal des Tenores, fallen doch zu gleichförmig aus. Dagegen überzeugen Orchester und Dirigent können mit Können und Musikalität überzeugen.



    Man hat an diesem Wochenende in Dresden die Möglichkeit diese Werk im Konzert zu hören.


    16.11.2008, Dresden – Annenkirche, 19:30
    J. D. ZELENKA – Oratorio „I Penitenti al Sepolcro del Redentore“
    Musikbrücke Prag–Dresden“ – Collegium 1704, Collegium vocale 1704, Václav Luks


    Ich habe dieses Ensamlbes letztes Jahr hier in Dresden mit der Missa votiva von ZELENKA gehört, und war sehr der Leistung von Dirigent, Chor und Orchester sehr angetan.
    Wie ich kürzlich gesehen habe gibt es bereits zwei CDs von dieser Besetzung mit Musik von ZEELENKA. Sicher eine Empfehlung, und man darf hofen, dass noch mehr folgen wird!




    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Hallo!


    Kann mir bitte jemand sagen, ob in dieser neuen Brilliant-Box



    diese Triosonaten-Aufnahmen mitverpackt sind?



    Die Namen Holliger und Thunemann aus der Produktbeschreibung würden ja zutreffen... und das wäre ein tolles Schnäppchen.
    Falls dem nicht so ist: Kennt jemand schon die Triosonaten-Aufnahmen aus der Brilliant-Box? Wie sind sie?
    Ich wollte eigentlich warten, bis ich obige Aufnahme mal günstig bekomme.


    Viele Grüße,
    Pius.


  • Nicht identisch.
    Die Brilliant-Box besteht aus älteren (70er) DG/Archiv-Aufnahmen, die man auch in dieser Form noch erhältlich ist (umso unverständlicher, warum DG das Zeug gleichzeitig bei Brilliant verrramscht)



    Aber Holliger ist auch bei der ECM dabei. Allerdings alles kein wirkliches HIP..
    (ich kenne keine von beiden)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • bei den Triosonaten kann ich Dir nicht helfen, aber es sieht fast so aus, als sei in der Brilliant Box die alte Einspielung von Archiv wiederaufgelegt worden.
    Das waren 3 CD's mit Orchestermusik von Zelenka, die Capriccios I - V, ein Concerto a 8 concertanti, eine Sinfonia a 8 concertanti in a-moll, die Hipocondrie a 7 und eine Ouverture (Suite) a 7 concertanti.





    der Aufnahme hört man halt ihr Alter an ( die Aufnahme ist von 1978 ) und es wird nicht auf alten Instrumenten gespielt, dafür aber mit reichlich Vibrato :D


    ich habe sie mal gerade wieder eingelegt, und jetzt weiß ich wieder warum diese Box seit 1998 als ich sie gekauft hatte bei mir verstaubt....
    keine Chance, wenn man da die Aufnahme von Orchesterwerken Zelenkas mit dem Freiburger Barockorchester im Ohr hat.

  • Hallo Johannes,


    danke für die Info.


    Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Aber Holliger ist auch bei der ECM dabei. Allerdings alles kein wirkliches HIP..
    (ich kenne keine von beiden)


    Ich hatte im Saturn in Köln mal in ein paar Aufnahmen reingehört. Die Holliger-ECM war die einzige, die mich spontan begeistern konnte.
    Was gilt denn sonst als (HIPpe) Referenzaufnahme?
    Hoffentlich nicht diese, die ich auch mal in den Händen hatte, aber wegen der Befürchtung allzu unHIPper Interpretation liegen ließ:



    Viele Grüße,
    Pius.

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  • Eine hochgelobte "HIPpe" Einspielung befindet sich in meinem Besitz, es ist aber die einzige, die ich kenne, und ich habe das ewig nicht gehört, so daß ich nicht viel sagen kann:



    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Eine hochgelobte "HIPpe" Einspielung befindet sich in meinem Besitz, es ist aber die einzige, die ich kenne, und ich habe das ewig nicht gehört, so daß ich nicht viel sagen kann:




    Ach, der Paul Dombrecht war mal Oboist! 8o


    Über ein Jahrzeht später hat er ja diese tolle Aufnahme von geistlichen Werken Zelenkas als Dirigent geleitet:



    Genau wie Klawirr und Gurnemanz finde ich das Miserere großartig! :jubel::jubel::jubel:


    Es ist meine liebste Vertonung von Psalm 51 (ich kenne zumindest noch Allegri, Hasse, Josquin, Lotti, Lully; Pergolesi/Bach lasse ich wegen seiner Sonderstellung mal außen vor).


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Pius
    Ach, der Paul Dombrecht war mal Oboist! 8o


    Nicht nur das... er ist auch Mit(be)gründer von Anima Eterna


    :)


    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Zitat

    Original von pt_concours woie öfter bei ZELENKA den vielen schönen Stellen oft ein wenig der Mangel eínes großen Bogens gegenübersteht.


    ja, so sehe ich das auch leider ... letztlich hat mich noch keines seiner - mir bekannten - vokalwerke überzeugt. (allerdings kann ich generell fast nichts mit dem dresdner barock-chorwerken anfangen).


    ich halte ihn indes für einen sehr guten und erfindungsreichen orchesterkomponisten.


    eine ausnahme jedoch. und da bin ich schon ewig auf der suche. vor ca. 25 jahren hörte ich einmal eine großartig besetzte, sehr festliche und sehr ausschweifende messe mit pauken und trompeten. mit damals recht komplizierten beinamen. ich dachte es wäre die trinitatismesse oder die beschneidungsmesse. aber nach hineinhören können die es doch nicht gewesen sein. es sei denn, mir hätte die circumcisionis damals besser gefallen ... (mir sind die einspielungen auch alle zu lasch, gerade die dresdner ...)wer kann mir raten?

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Zitat

    Original von klingsor


    ja, so sehe ich das auch leider ... letztlich hat mich noch keines seiner - mir bekannten - vokalwerke überzeugt. (allerdings kann ich generell fast nichts mit dem dresdner barock-chorwerken anfangen).


    Hallo klingsor,


    interssant, dass es Dir ähnlich geht. Allerdings hatte ich öfters geschrieben (und auch so gemeint), d.h. weder meistens noch immer! Also z.B., die bekannteste Messe von ZELENKA Missa Dei Filii Zwv 20 höre ich sehr gerne, und halte sie für ein vollfertiges Meisterwerk. Besonders schön mit dem bereits mehrfach zu Recht empfohlenen F: Bernius, oder auch H.-C. Rademann.




    Eine weitere Empfehlung für ein sehr hochwertiges Chorwerk, wäre auch das "Te Deum" ZWV 146, zu hören in dieser Einspielung:



    Meine liebsten Chorwerke von ZELENKA aber hatte ich bereits hier empfohlen:


    Lamentazioni (Klagelieder) zur Renaissance- und Barockzeit




    Zitat

    Original von klingsor
    Ich halte ihn indes für einen sehr guten und erfindungsreichen Orchesterkomponisten.


    Da sind wir absolut einer Meinung!


    Zitat

    Original von klingsor
    eine ausnahme jedoch. und da bin ich schon ewig auf der suche. vor ca. 25 jahren hörte ich einmal eine großartig besetzte, sehr festliche und sehr ausschweifende messe mit pauken und trompeten. mit damals recht komplizierten beinamen. ich dachte es wäre die trinitatismesse oder die beschneidungsmesse. aber nach hineinhören können die es doch nicht gewesen sein. es sei denn, mir hätte die circumcisionis damals besser gefallen ... (mir sind die einspielungen auch alle zu lasch, gerade die dresdner ...)wer kann mir raten?


    Hier stellt sich schon für mich die Frage, welche Interpretationen meinst Du? Und welche Werke von ZELKENKA kennst Du? Was das gesuchte Stück betrifft, kann ich Dir leider auch nicht weiter helfen, aber ich habe mal im Netz eine Seite eines ZELENKA-Enthusiasten gefunden- vielleicht hilft die Dir?
    -http://www.mynetcologne.de/~nc-waltergu/Zelenka/Zelenka.htm-


    Gruß pt_concours



    PS. hier gibt es ja ganz große Fans von ZELENKA, die sogar, wenn sie nach Tschechien reisen, sich ein Trikot des gleichnamigen Fußballspielers Ludek Z. (aktuell bei Dukla Prag) kaufen!
    :D :D

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

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  • Ein Werk, das mir überaus gut gefällt ist Il serpente di bronzo:



    Da klingt in den Arien sehr viel Händel an, wohingegen die Chöre (noch) etwas archaisch anmuten, d.h. sie wurden in Bachs Manier komponiert: Ein Choralthema im Chor und das Orchester spielt etwas völlig anderes. Das Ensemble hat auch absolut den richtigen Namen gewählt: es ist überhauptnicht egal :D sondern fantastisch!


    Ensemble Inégale/Adam Viktora


    Alex Potter - alto, Petra Noskaiová – alto, Hana Blažíková – soprano, Peter Kooij – bass, Jaroslav BYezina - tenor


    Das Duett der beiden Alte Potter/Noskaiová wirkt auf mich ebenso faszinierend wie Händels io t'abraccio (Rodelinda).


    Eine Einspielung der Extraklasse!


    :faint: :jubel: :jubel: :jubel: :faint:


    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Vaclav Luks hatte mit seinem Ensemble Collegium 1704 & Collegium Vocale 1704 in Prag im Jahre 2008 eine Aufnahme mit Werken von Jan Dismas Zelenka aufgenommen, damals noch mit dem französischen Label zic zac.



    Auf dieser Platte ist das Karfreitagsoratorium ‘I Penitenti al Sepolchro' del Redentore’ ZWV 63 aus dem Jahr 1736 aufgenommen. Es wird der Tod Jesu durch König David, Maria Magdalena und Petrus beweint nach einem Libretto von Stefano Benedetto Pallavicini. Wie so oft bei Zelenka ist die Tonsprache sehr expressiv, zugleich aber auch andächtig und prächtig. Ansonsten bei Zelenka typisch, verzichtet er bei diesem Oratorium auf Trompeten. Das Orchester ist grosszügig instrumentiert, nur die einsame Laute ist kaum zu erkennen. Die Akustik des Schlosssaals ist leider etwas hallig. Leider fallen die Gesangssolisten gegenüber dem Orchester etwas durch ihren aggressiven und forcierten Ton ab.


    Insgesamt eine verdienstvolle Einspielung von Vaclav Luks.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Nur so nebenbei: Den Beinamen "katholischer Bach" habe ich bis heute nur mit dem Bach-Sohn Johann Christian in Verbindung gebracht, da er als einziger in der Bach-Linie zum Katholizismus konvertiert ist.

  • Hallo liebe TaminoanerInnnen


    Das Prager Barockorchesters Collegium 1704 und das alliierte Ensembles Collegium Vocale 1704 unter der Leitung Vaclav Luks hat kürzlich eine weitere Aufnahme mit Werken von Jan Dismas Zelenka veröffentlicht. Vaclav Luks der nicht nur Dirigent sondern auch ausgezeichneter Hornist auf dem Naturhorn und virtuoser Cembalist ist wird nicht müde Kompositionen des tschechischen Tonkünstlers Zelenka aufzunehmen.


    Auf der neuen Doppelcd mit den Werken Officium defunctorum ZWV 47 und dem Requiem ZWV 46 ist Zelenka auf dem Zenit seines Schaffens und verbindet ein grosses stilistisches Spektrum. 1733 starb August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen. Johann David Heinichen war bereits 1729 verstorben und Johann Adolph Hasse befand sich auf einer ausgedehnten Italienreise, so war die Reihe an Zelenka, als ranghöchster Musiker für die Kirchenmusik, das Requiem und die Stundengebete zu vertonen.


    Das Officium ist frei von pomp und eine Zusammenfassung der verschiedenen Kirchenmusikstile. Zelenka hat die Responsorien durchkomponiert, die Lektionen sind nur für die Solo-Stimme vertont, die weiteren Ausführungen werden gregorianische Intonation überlassen. Das letzte Responsorium ist äusserst feinsinnig durchkomponiert und wirkt verinnerlicht. Hingegen erscheint das Requiem eher als Festmusik von fast heiterer und festlicher Grundstimmung.


    Bemerkenswert ist auch die Instrumentierung, so verwendet er sogar zwei Fagott, oder das klagende Chalumeau, generell werden viele Klangfarben der Instrumente als Effekte eingesetzt.


    Vaclav Fuks hat hier eine weitere vorbildliche Aufnahme mit einem sehr agil wirkenden Collegium 1704 umgesetzt, der Chor erscheint flexibel und die Arien werden einwandfrei von den Solostimmen umgesetzt.



    erschienen bei Accent


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Weiß jemand, wie das mit dem Notenmaterial der späten Messen ist?


    Missa Votiva ZWV 18
    Missa Dei Patrin ZWV 19
    Missa Dei Filii ZWV 20
    Missa Omnium Sanctorum ZWV 21
    und (obwohl keine Messe) Miserere c-Moll ZWV 57


    Ich überlege, eine von denen mit meinem Chor aufzuführen, kann aber kein Notenmaterial käuflich finden. Daher wäre ich hier über Tipps total dankbar!
    Viele Grüße aus Hamburg

    Kirchenmusikerin

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