Zurab Sotkilava - Tenor aus Georgien

  • Zurab Sotkilava (georgisch ზურაბ სოტკილავა, russisch Зураб Лаврентьевич Соткилава)

    * 12. März 1937 in Sochumi; † 18. September 2017 in Moskau.
    Er hatte eigentlich drei Karrieren:


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    Zunächst war er Fussballspieler!

    Seit frühester Jugend spielte er mit großer Leidenschaft Fußball. Mit 16 Jahren wurde er von Dynamo Suchum als Verteidiger verpflichtet. 1955 wechselte er zu Dynamo Tiflis, einem der führenden Vereine der damaligen Sowjetunion. Er war Stammspieler der georgischen Nationalmannschaft, 1956 wurde er deren Kapitän.


    Während seiner Zeit als aktiver Fußballspieler besuchte der ein Polytechnisches Institut, das er mit dem Diplom als Bergbauingenieur erfolgreich abschloss. An eine künstlerische Laufbahn dachte er nicht, sang jedoch gerne im Freundeskreis. Für ihn stand der Sport zunächst im Mittelpunkt. Allerdings musste er 1959 wegen einer Knieverletzung seine sportliche Karriere beenden und sich nun neu orientieren.


    Sotkilava entschloss sich nun, eine Gesangsausbildung aufzunehmen und wurde 1962 Schüler des bedeutenden Tenors David Andguladze. 1965 schloss er die Ausbildung ab und begann seine Karriere als Opernsänger in Tiflis. 1966 bis 1968 verbrachte er als Stipendiat an der Mailänder Scala. Dort wurde er bereits in großen Tenorpartien wie Cavaradossi und Turridu eingesetzt. Wieder in seine Heimat zurück gekehrt, übernahm er alle Partien des italienischen und französischen Faches, die in Tiflis im Spielplan waren. Bei verschiedenen Gesangswettbewerben erhielt er Preise. 1970 gewann er den ‚Grand Prix’ des Francisco Viñas Wettbewerbes in Barcelona.


    Bald wurde er zu Gastspielen nach Moskau eingeladen. Obwohl er kein guter Schauspieler war, konnte er sich neben Wladislaw Pjawko und Wladimir Atlantow auch am Bolschoi-Theater Moskau schnell durchsetzen. 1974 wurde er Mitglied des Ensembles. Seine gut sitzende, schön timbrierte und herrlich strahlende Stimme bewährte sich vor allem in Verdifach, von dem er fast alle Partien - vom Duca im Rigoletto bis zum Otello - sang. Auch im slawischen Fach konnte er reüssieren.


    In Berlin trat er bei einem Gastspiel des Bolschoi-Theaters in der Staatsoper Berlin (Mai 1980) als Vaudemont in JOLANTHE auf. Gastspielreisen in den Westen hat er nur wenige machen können. Sie führten ihn zumeist nach Italien.


    Im Westen erschienen allerdings zwei LPs, auf denen er Arien aus Opern von Verdi, Giordano und Mascagni, Tschaikowski und Rimsky-Korsakov sang. Die avancierten schnell unter Melomanen des Westens zum Geheimtipp.


    Nach seiner Sängerkarriere hatte Sotkilava eine dritte, nicht weniger erfolgreiche Karriere als Gesangslehrer am Moskauer Konservatorium, das ihm 1987 eine Professur übertrug.


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    Einen Eindruck von der Kraft und Schönheit der Stimme vermittelt ein Live-Auftritt als Andrea Chenier. Einige Phrasierungen mögen irritierend sein aber auch in dieser Aufnahme hört man, dass er sehr kultiviert und dynamisch reich abgestuft singen konnte.



    In einer Studioaufnahme der Oper ABSALOM DA ETERI des großen georgischen Komponisten Zacharia Paliaschvili sang Sotkilava 1979 die Hauptpartie. Die Aufnahme erschien sogar auf dem Label der Deutschen Grammophon Gesellschaft im Westen! Auf CD scheint sie bisher nicht veröffentlicht worden zu sein. Man kann sie allerdings (leider in merkwürdig matt und dumpf klingender technischer Qualität) auf YouTube hören. Es lohnt, dieses 1919 uraufgeführte Werk kennen zu lernen.



    Von seinen vielen Aufnahmen sind einige immerhin auf CD erschienen.


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    Viel Spaß, wenn Ihr Euch mit diesem bemerkenswerten Tenor beschäftigt!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Reinhard

    Hat den Titel des Themas von „Zurab Sotkilava - Tenor auch Georgien“ zu „Zurab Sotkilava - Tenor aus Georgien“ geändert.
  • Lieber Caruso,


    herzlichen Dank für die Vorstellung dieses bemerkenswerten Tenors.

    Du hattest sie ja schon angekündigt.


    Ich liebe solche Lebensgeschichten. Kapitän einer Nationalelf und dann Tenor mit einer Weltstimme (als solche würde ich sie in der Tat bezeichnen)! Es gibt wirklich Menschen, die leben mehrere Leben.


    Hat er in den 60ern wirklich an der Scala (inmitten der ganzen italienischen Tenöre) Hauptrollen gesungen?


    Da ich ohnehin eine Affinität zu slawischen Sängern und Opern habe, gefällt mir auch dein Tipp der mir unbekannten Oper "Abesalom da eteri" - wenn auch die Handlung unheimlich traurig ist.

  • Lieber Greghauser,


    es freut mich, dass meine Eröffnung eines Threads für Zurab Sotkilava Dein Interesse gefunden hat.
    Er ist sicher ein Tenor, der sich hinter machen Italienern/Spaniern/Amerikanern, die damals große Karrieren machten, nicht verstecken muss.

    Ich liebe solche Lebensgeschichten. Kapitän einer Nationalelf und dann Tenor mit einer Weltstimme (als solche würde ich sie in der Tat bezeichnen)! Es gibt wirklich Menschen, die leben mehrere Leben.

    Solche Lebensgeschichten sind wirklich erstaunlich. Noch heute übrigens rühmen ihn junge Sänger, die in Moskau studiert haben, als Gesangslehrer und Musikwissenschaftler, der tiefe Einsichten über musikalische Strukturen und Abläufe vermitteln konnte.

    Hat er in den 60ern wirklich an der Scala (inmitten der ganzen italienischen Tenöre) Hauptrollen gesungen?

    Genau Informationen von Sängern zu bekommen, die in der Zeit Karriere gemacht haben, als noch nicht Alles und Jedes im Internet dokumentiert wurde, ist arg schwierig. Aber in zwei Beiheften von CDs steht, er habe damals an der Scala den Duca und den Don José gesungen. Später ist er auch noch an der Scala gelegentlich aufgetreten. In welchen Partien er gesungen hat,kann ich aber nicht ermitteln. Auf jeden Fall war er der falsche Dimitrij beim Gastspiel des Moskauer Bolschoi-Theaters in Mailand. Davon habe ich Bilder im Archiv der Scala gefunden.

    Da ich ohnehin eine Affinität zu slawischen Sängern und Opern habe, gefällt mir auch dein Tipp der mir unbekannten Oper "Abesalom da eteri" - wenn auch die Handlung unheimlich traurig ist.

    Eine slawische Oper ist Zacharia Paliaschvili ABSALOM DA ETERI nicht.

    Sie wird in georgischer (manche sagen auch 'grusinischer') Sprache gesungen und gilt als georgische Nationaloper.

    Egal! Sie wird Dir sicher gefallen! Eine sehr gute Einführung wird übrigens in der LP-Kassette der DGG gegeben! Man kann die für ein paar Groschen antiquarisch bekommen.

    Ich bin gespannt auf Deine Höreindrücke!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo, 'Caruso41',



    von diesem in Russland sehr beliebten Tenor (und noch beliebteren Ex-Fußballer), der 2017 mit achtzig Jahren starb, habe ich die von Dir gezeigte erste CD des Labels 'Beaux' (das als Cover Zurab Sotkilava als 'Indischer Kaufmann' im „Sadko“ zeigt) und eine LP der 'Melodiia' – die wohl der dritten abgebildeten CD entspricht – mit folgendem Programm:



    „Carmen“ (Bizet): La fleur que tu m'avais jetée / „Tosca“ (Puccini): Recondita armonia / „Andrea Chenier“ (Giordano): Un dì all' azzurro spazio guardai profondo / „Il trovatore“ (Verdi): Di quella pira / „Otello“ (Verdi): Niun mi tema / „Cavalleria rusticana“ (Mascagni): O Lola, c'hai di latti la cammisa* - Tu qui, Santuzza? (mit Makvala Kasrashvili und Kira Leonova) – Mamma, quel vino è generoso* (mit Nina Grigoreva) /

    Orkestr Bolshogo Teatra SSSR (Orchester des Bolshoi-Theaters Moskau) / Dirigent: Mark Ermler / * Die 'Siciliana' und 'Turiddus Abschied von der Mutter' entstammen einer konzertanten Aufführung mit dem Großen Symphonieorchester des Staatlichen Rundfunks und Fernsehens der UdSSR (Bolshoi Simfonicheskii Orkestr Vsesoiuznogo radio i televiziia SSSR) unter Algis Zhiuraitis. 'Melodiia' S 10 12617/18 (1 LP, UdSSR 1979).



    Um den Lesern das Suchen im Internet zu ersparen, teile ich nachstehend auch den Inhalt der zuoberst gezeigten CD der russisch-deutschen Firma 'Mazur Media' mit dem Label 'Beaux' mit:


    „Iolanta“ (Chaikovskii): Net! Chari lask krasi miatezhnoi... O pridi, svetlii prizrak, istochnik liubvi (Romanze des Vaudemont: Nein! Der Zauber der Zärtlichkeiten... O komm, strahlendes Traumbild, Quell der Liebe) /

    „Evgeni Onegin“ (Chaikovskii): Kuda, kuda, kuda vi udalilis, vesni moei zlatie dni? (Arie des Lenski: Wohin seid ihr entschwunden) /

    „Pikovaia dama“ (Chaikovskii): Ostanovites, umoliaiu vas!... Prosti nebesnoe sozdane... O poshchadi menia! (Duett Hermann – Lisa, 1. Akt: O bleiben Sie, ich beschwöre Sie!... Verzeihe mir, geliebtes Wesen... O schonen Sie mich!) mit Zoya Smolyaninova /

    „Sadko“ (Rimski-Korsakov): Ne zhest almazov v kamennikh (Lied des indischen Kaufmanns: Die Südsee birgt in Felsenhöhlen) /

    „Boris Godunov“ (Mussorgskii): Dmitri! Tsarevich! Dmitri!...Stoi, Marina! Mne chudilos, ti brosila ukorom...Smeiatsia? O, tsarevich, umoliaiu (Duett Marina – Grigori, 3. Akt: Dimitri! Zarewitsch! Dimitri!... Halt, Marina! Du wagst, mir vorzuwerfen… Verlachen? Oh, Zarewitsch, ich beschwöre dich) mit Makvala Kasrashvili /

    Alle Operntitel: Orkestr Bolshogo Teatra Rossiia (Orchester des Bolshoi-Theaters Moskau) / Dirigent: Andrei Chistiakov.


    Anonym: Vot mchitsia troika pochtovaia (Da jagt die Post-Troika dahin) /

    Anonym: Pesnia o bednom cheloveke (Lied eines armen Mannes) /

    Leonid Malashkin: O, esli b mog virazit v zvuke (Oh, könnte ich es in Tönen sagen) /

    Boris Borisov: Zvezdii na nebe (Sterne am Himmel) /

    Boris Sheremetev: Ia vas liubil, liubov eshche, bit mozhet (Ich liebte dich, vielleicht bis heute) /

    Anonym: Akh, Nastasia, akh, Nastasia, otvoriai-ka vorota (Ach, Nastassia, öffne deinen Kragen) /

    Iakov Feldman: Iamshchik, ne goni loshadei (Kutscher, treib' nicht die Pferde an) /


    Alle Folkloretitel: Rossiickii Orkestr Ostankinskaia Televiziia Kompaniia (Russisches Orchester der Ostankino Fernsehgesellschaft) / Dirigent: Nikolai Nekrasov


    Das 44seitige Booklet (mit schönen Fotos) gibt zwar - in sogar fünf Sprachen – über den Tenor und den Inhalt der Opern Auskunft, ist aber sonst an mangelnder Aussagekraft kaum zu überbieten. Es werden lediglich die Namen der Opern – nicht aber die Gesangsnummern - genannt sowie die Titel der (wenig bekannten) Lieder in englischer Sprache; die Gesangstexte – leider vor allem für das Folklore-Programm – fehlen völlig. Lediglich in einem Werbeprospekt der Firma 'Mazur Media' aus Wedemark wurde mitgeteilt, dass die Aufnahmen 1993 im Tonstudio der 'Mosfilm' in Moskau mit Vladimir Vinogradov als Aufnahmeleiter und Iris Mazur als Produzentin entstanden. 'Beaux' 2109 (1 CD, RF/BRD 2001). Die 'Sony' übernahm diese Produktion für ihre Serie 'St. Petersburg Classics' mit der Katalognummer SMK 57 653. (Mein Russisch-Kurs an der VHS ist schon etliche Jahre her und ich wundere mich selbst, dass noch einiges hängen geblieben ist.)



    Im Programm der 'Mazur Media' findet sich noch eine weitere CD mit Zurab Sotkilava, die ich aber nicht habe:


    „Andrea Chenier“ (Giordano): Un dì all' azzurro spazio profondo / „Tosca“ (Puccini): Recondita armonia – E lucevan le stelle / „Otello“ (Verdi). Dio, mi potevi scagliar / „Cavalleria rusticana“ (Mascagni): Mamma, quel vino è generoso / „L' Arlesiana“ (Cilea): È la solita storia del pastore / "Manon

    Lescaut“ (Puccini): Donna non vidi mai – Ah! Manon, mi tradisce il tuo folle pensier… - Ah! Non v'avvicinate! / „La tabernera del puerto“ (Sorozábal): No puede ser, esa mujer es buena / Orkestr Bolshogo Teatra Rossiia (Orchester des Bolshoi-Theaters Moskau) / Dirigent: Andrei Chistiakov. 'Beaux' 2110 (1 CD, RF/BRD 2001).



    Ausser der im Beitrag Nr. 1 genannten Gesamtaufnahme der Oper „Abessalom da Eteri“ von Zakhari Petrovich Paliashvili – dessen zweite Oper „Daisi“ ('Dämmerung') sogar 1973 in Saarbrücken in deutscher Sprache aufgeführt wurde - gibt es mit Zurab Sotkilava noch eine komplette Aufnahme der „Cavalleria rusticana“ in folgender Besetzung:


    „Cavalleria rusticana“ (Mascagni): Santuzza – Elena Obraztsova / Turiddu – Zurab Sotkilava / Lucia – Nina Novoselova / Alfio – Vladimir Verestnikov / Lola – Raisa Kotova / Bolshoi khor Tsentralnogo televideniia i Vsesoiuznogo radio (Großer Chor des Rundfunks und Fernsehens der UdSSR) / Chorltg.: Klavdi Ptitsa und Liudmila Ermakova / Orkestr Bolshogo Teatra SSSR (Orchester des Bolshoi-Theaters Moskau) / Dirigent: Algis Zhiuraitis (Moskau, Großer Saal des Chaikovskii-Konservatoriums, 1. 2. und 4. 11. 1981, Live-Mitschnitt) 'Melodiia' S 10 19215/18 (2 LPs, UdSSR 1990). Auch erschienen bei 'Ricordi-Orizzonte' AOCL 216023 (2 LPs, Italien). Eine CD-Ausgabe erschien bei 'House of Opera'.



    Ein Tondokument für einen Auftritt beim 'Klassenfeind' ist der Mitschnitt eines Konzerts im US-Staat Michigan – mit einem deutschen Dirigenten, den heute kaum einer mehr kennt:


    „Messa da Requiem“ (Verdi) mit Carol Neblett, Mignon Dunn und Paul Plishka / The Meadow Brook Festival Chorus / The Kenneth Jewell Chorale / The Detroit Lutheran Singers / The Detroit Symphony Orchestra / Dirigent: Klaus Tennstedt (Rochester Hills, Meadow Brook Amphitheatre, 24. 6. 1978) 'St-Laurent Studio' YSL T-857 (2 CDs, Canada 2017). Am 28. 4. 1979 war Zurab Sotkilava auch der Tenorsolist in einer Aufführung des Verdi-"Requiems" im Hill Auditorium in Ann Arbor (Michigan) mit Alma Jean Smith, Alexandrina Milcheva und Martti Talvela; Eugene Ormandy leitete die University Choral Society und das Philadelphia Orchestra. Von diesem Konzert scheint es auch einen Mitschnitt zu geben.



    In dem prachtvollen Bildband "Bolshoi Teatr SSSR - Istoriia. Opera, Balet" von Stanislav Lushin ('Planeta'-Verlag, Moskau 1986) ist Zurab Sotkilava in Farbfotos als 'Graf Richard' in Verdis "Bal-Maskarad" und als 'Jose' in Bizets "Karmen" abgebildet.


    Abschließend möchte ich Dir, 'Caruso41', für die Eröffnung dieses Threads, den Zurab Sotkilava wahrlich verdient, danken. Seine helle, kräftige und sehr angenehm klingende Stimme mit einem elektrisierenden Höhenstrahl – aber auch der Fähigkeit zu leisen, zärtlichen Tönen - ist leider nicht oft dokumentiert worden. (Manchmal erinnert sie mich an den jungen Vladimir Atlantov, dessen Timbre aber etwas 'sämiger' war.) Vor allem ist zu berücksichtigen, dass der studierte Geologe - und Fußball-Profi bei 'Dynamo Tbilisi' - bei den Aufnahmen der beiden 'Beaux'-Recitals bereits 57 Jahre alt war und seit fast dreißig Jahren auf der Bühne stand. (Das leichte Vibrato in der „Andrea Chenier“-Arie im YouTube-Video ist auf der CD und auch auf der LP nicht zu hören, dort klingt die Stimme wesentlich heller und strahlender!) Besonders gerne höre ich die Folklore-Lieder von der ersten CD; das sind sehr melodiöse und zum Teil direkt mitreissende Musikstücke, die der Sänger in der Interpretation gut voneinander zu unterscheiden weiß.



    Viele Grüße!


    Carlo

  • Lieber Carlo,


    über Deine Reaktion auf meine Eröffnung eines Threads für Zurab Sotkilava habe ich mich unbändig gefreut; oder - wie meine Enkelin sagt - : unbändiglich!


    Die Ergänzungen über seine Aufnahmen habe ich mit großem Interesse studiert. Das ist äußerst verdienstvoll. Da habe nicht nur ich profitiert. Auch andere Melomanen werden auf die Ergebnisse Deiner Recherche-Mühen bauen können.


    Dazu erstmal nur zwei Bemerkungen:

    Gibt es denn von den Verdi-Requiem- Aufführungen veröffentlichte Mitschnitte! Das wäre ja wirklich interessant. Vor allem auch wegen Klaus Tennstedt. (Dass Du schreibst, kaum einer würde Tennstedt heute noch kennen, hat mich traurig gemacht. Da ich überwiegend englischsprachige Musikzeitschriften lese, begegnet mir der Name eigentlich noch immer häufig. Bei vielen Besprechungen von Neuaufnahmen werden seine Einspielungen als nach wie vor bemerkenswerte Interpretationen erwähnt. Bei Mahler, Bruckner, Beethoven und Schumann ist er für die Briten und Amerikaner eine wichtige Referenz. Auch für Wagners Orchesterstücken.)


    Die "Cavalleria Rusticana" - Gesamtaufnahme finde ich nicht so überzeugend.
    Insbesondere das zentralen Duett hat er mit Tsisana Tatishvili besser eingesungen.


    Interessant aber ist grundsätzlich, dass er gerade in Duett-Aufnahmen besonders überzeugend ist. Das Marina-Dimitrij-Duett aus "Boris Godunow" mit Makvala Kasrashvili ist ein trefflicher Beleg dafür. Kein Wunder, dass diese Aufnahme vom Bolschoi-Theater in der Reihe "The 100 Best Classical Masterworks" veröffentlicht wurde.

    Leider klingt sie bei Youtube flach und blechern. Auf LP klingen die Stimmen entschieden natürlich und strahlender! Trotzdem lohnt es, die Aufnahme zu hören:



    Deine Wertschätzung und Sympathie für die Folklore-Titel teile ich voll und ganz.
    Da sollten wir mal überlegen, welchen wir hier als Beispiel vorstellen.


    Mit besten Grüßen


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Wenn man mal den Namen von Zurab Sotkilava in georgischer Schrift eingibt, kommt man noch auf etliche Bilder und Videos, die man sonst nicht findet. So fand ich ein Bild von dem Staatsbegräbnis, das er 2017 erhielt:



    ზურაბ სოტკილავა ოპერისა და ბალეტის სახელმწიფო თეატრიდან ტაშით გააცილეს

    Die Bildunterschrift - von Google Übersetzer übersetzt :


    Der berühmte Opernsänger Zurab Sotkilava wurde vom Opern-
    und Ballett-Staatstheater mit Applaus begrüßt. Er wird auf dem Saburtalo-Friedhof neben der Kirche beigesetzt. Zuvor fand in der Staatsoper und im Balletttheater die Feier einer Staatsbegräbnisses statt.
    Die Bürger der Regierung drückten der Familie und den Freunden von Zurab Sotkilava ihr Beileid aus.

    Der Opernsänger Zurab Sotkilava starb am 18. September im Alter von 80 Jahren in Moskau.


    Caruso41


    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hier ist er in seiner Karriere als Fußballspieler zu sehen:


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    Und ein paar Jahre später als Manrico:


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    ;) - ;) - ;)


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  • Lieber 'Caruso',


    es freut mich, dass es Dich freut.


    Ich habe noch zwei Operngesamtaufnahmen mit Zurab Sotkilava gefunden:


    „Un ballo in maschera“ (Verdi): Riccardo – Zurab Sotkilava / Renato – Iurii Mazurok, Amelia – Tamara Milashkina, Ulrica – Elena Obraztsova, Oscar – Irina Zurina, Silvano – Anton Dshaparidse / Samuel – Lev Vernigora / Tom – Stanislav Suleimanov u. a. / Khor i Orkestr Bolshoi Teatra SSSR / Chorltg.: Igor Agafonnikov / Dirigent: Algis Zhiuraitis (Moskau, Bolshoi-Theater, 29. 12. 1979). Die Oper wird in der russischen Übersetzung von Muza Pavlova gesungen; die Premiere dieser Neuinszenierung von Semion Stein in der Ausstattung von Nicola Benois war am 26. 12. 1979. Der Mitschnitt der Rundfunkübertragung ist per Airfile bei 'House of Opera' (USA) abrufbar. In dem schon erwähnten russischen 'Bolshoi'-Bildband von 1986 wie auch in dem opulenten Buch (1987) über Elena Obraztsova ist die Sängerin als 'Ulrica' in Kostüm und Maske einer alten Indianerin mit Federn im Haar und Pfeife im Mund abgebildet; eitel war die Obraztsova gewiss nicht.


    „Otello“ (Verdi): Otello – Zurab Sotkilava / Desdemona – Maria Chiara / Jago – Wassilio Janulako / Emilia – Laura Londi / Cassio – Oslavio Di Credico / Roderigo – Aronne Ceroni / Lodovico – Ferruccio Mazzoli / Montano – Franco Federici / Un araldo – Tiziano Tomassone / Coro e Orchestra del Teatro Comunale di Bologna / Chorltg.: Fulvio Fogliazza / Dirigent: Vladimir Delman (Bologna, Teatro Comunale, 12. 3. 1980). Dieser Mitschnitt wurde von Mario Piotto bei 'Recordare Opera' in Italien veröffentlicht. Dies ist eine der seltenen Aufnahmen des griechischen Baritons Wassilio Janulako (verstorben 2018), der über zwanzig Jahre zum Ensemble des Kölner Opernhauses gehörte.


    Die in meinem Beitrag Nr. 4 genannte Aufnahme von Verdis „Requiem“ unter Klaus Tennstedt – die in Canada bei 'St-Laurent Studio' auf CD erschienen ist - kann z. B. bei dem amerikanischen Internet-Anbieter 'Norbeck, Peters & Ford' in Saint Albans (Victoria) bestellt werden.


    In dem – bisher nur in russisch erschienenen – oben erwähnten Buch von Rena Sheiko „Elena Obraztsova – Sapiski v puti. Dialogi“ sind zwei große Fotos abgebildet, die Makvala Kasrashvili, Elena Obraztsova, Zurab Sotkilava und Evgeni Nesterenko bei der Probe und im Konzert mit Rossinis „Petite Messe Solennelle“ zeigen – es gab zwei Aufführungen am 24. und 27. 12. 1979 im Großen Saal des Moskauer Konservatoriums. Vladimir Minin leitet den Moskauer Kammerchor (Moskovskii Kamernii Khor), am Klavier sitzt Vazha Chachava, der (damalige) Ehemann von Elena Obraztsova. Vor den Sängern und dem Chor stehen mehrere Mikrophone, was ja wohl bedeutet, dass die Probe wie auch das Konzert für den Rundfunk oder die Schallplatte aufgenommen wurde. Eine Veröffentlichung des Mitschnitts konnte ich aber bisher nicht feststellen. (Es gibt allerdings eine Schallplatten-Aufnahme – 'Melodiia' S 10 21187/90 - dieses Werks mit Vladimir Minin und 'seinem' Chor von 1981; die Solisten sind hier Natalia Gerasimova, Elena Obraztsova, Gegam Grigorian und Evgeni Nesterenko mit den Pianisten Vazha Chachava und Igor Zhukov und der Organistin Natalia Malina.) Zurab Sotkilava hat also auch die „Petite Messe Solennelle“ gesungen; das Moskauer Konzert wurde übrigens auch in Tbilisi, in der Heimat Sotkilavas, gegeben.


    Im Mai 1980 gastierte das Bolshoi-Theater Moskau auch in Berlin, sowohl im Osten (Berliner Staatsoper) wie auch im Westen (ICC Internationales Congress-Centrum). Zurab Sotkilava war dabei als 'Vaudemont' in Chaikovskiis „Iolanta“ eingesetzt worden; seine Partner waren u. a. Tamara Milashkina, Nina Grigoreva, Aleksandr Voroshilo und Evgeni Nesterenko; Mark Ermler stand am Dirigentenpult. (Soweit ich das feststellen kann, war der Tenor an den „Bolshoi“-Gastspielen in Mailand im Oktober/November 1973 und in New York im Juli 1975 nicht beteiligt. Für seine Einzelgastspiele an der Mailänder Scala fehlen mir die entsprechenden Unterlagen.)


    Für die, die es interessiert, hier die Besetzung der Oper „Abessalom da Eteri“ von Zakharia Petrovich Paliashvili aus dem Jahre 1919 (siehe Beitrag Nr. 1):


    „Abessalom und Eteri“ (Paliashvili): Abio, Kaiser von Kartaliniia – Iraklii Shushaniia (Bass) / Natela, die Kaiserin – Liana Tatishvili (Mezzosopran) / Abessalom, deren Sohn – Zurab Sotkilava (Tenor) / Marich, seine Schwester – Lamara Chkoniia (Sopran) / Eteri, eine Waise – TsisanaTatishvili (Sopran) / Murman, ein Wesir – Shota Kiknadse (Bariton) / Naana, Murmans Mutter – Olga Kuznetsova (Sopran) / Tandaruch, ein Heerführer – Abrek Pirtskhalava (Tenor) / Ein Gast bei der Hochzeitsfeier – Aedisher Gelashvili (Tenor) / Ein Höfling - Nikolai Kapanadse (Bariton) / Bolshoi Khor i Simfonicheskii Orkestr Vsesoiuznogo Radio (Der große Chor und das Symphonie-Orchester des Rundfunks der UdSSR) / Chorltg.: Klavdii Ptitsa / Dirigent: Didim Mirtskhulava. 'Melodiia' SM 02831/36 (3 LPs, 1980). Auch erschienen bei der 'Deutschen Grammophon Gesellschaft' mit der Katalognummer 2709 094.


    Die Handlung dieser auf einem grusinischen Märchen fußenden Oper ist schnell erzählt. Der Zarewitsch Abessalom findet im Wald die schöne Hirtin Eteri, entreisst sie ihrer bösen Stiefmutter und nimmt sie mit in sein Schloss. Der Wesir Murman, der sie für sich begehrt, schenkt Eteri zur Hochzeit mit Abessalom ein Halsband, das sie erkranken und ihre Schönheit vergehen lässt. Murman überredet Abessalom, Eteri mit in seinen Kristallpalast in den Bergen zu nehmen, wo er sie zu heilen verspricht. Dort gibt ihr der Wesir die Schönheit wieder, aber Eteri sehnt sich zurück zu Abessalom. Murman gibt sie frei, doch Eteri findet den Prinzen aus Gram über die Trennung schwer erkrankt wieder. Als er in ihren Armen stirbt, tötet sie sich mit einem Dolch. (Die 'DGG' gibt zwar in dem Beilageheft zu ihrer Schallplatten-Kassette eine detaillierte Inhaltsangabe der vier Akte, verschweigt aber, dass die Szenen Nrn. 5 und 16 in der Aufnahme fehlen. Dadurch entfällt die Partie der Stiefmutter Eteris.)


    Leider bin ich technisch sehr unbegabt und kann die folkloristischen Lieder auf der 'Beaux'-CD 2109 hier nicht einstellen. Bei 'amazon' und einigen anderen Anbietern sind zumindest kurze Anspielungen der einzelnen Takes abspielbar. Vielleicht kann ein anderer 'Tamino' hier aushelfen. Diese sieben Lieder - allesamt 'Ohrwürmer' - kursieren im Internet mit englischen Titeln:


    1. The Troika speeds along (Nicolai Gedda singt dieses feurige Lied auch auf seiner LP "Abendglocken“.) /

    2. Poor man's song (Eine anonyme polkaartige, eingängige Komposition.) /

    3. Oh, if only I could express it (Nicolai Gedda hatte dieses Lied von Leonid Malashkin in seinem Konzert-Repertoire.) /

    4. Stars in the sky (Von Boris Borisov; hiervon gibt es auch eine Aufnahme mit Iwan Rebroff.) /

    5. I loved you (Boris Shermetev schrieb eine schwerblütige Melodie zu einem Gedicht von Aleksandr Pushkin.) /

    6. Oh, Nastasja! (Ein anonymes folkloristisches Lied von mitreissendem Schwung.) /

    7. Coachman, don't hurry the horses! (Dieses Lied von Iakov Feldman war oft der 'Rausschmeißer' in den Konzerten des unvergessenen Dmitri Hvorostovskii.)


    Zur Erinnerung: der Tenor war, als diese Lieder eingespielt wurden, 57 Jahre alt!


    Viele Grüße!


    Carlo

  • Lieber Carlo!


    Mich beeindruckt immer aufs Neue, wie gründlich Du recherchierst und was Du dabei alles zu Tage förderst!

    Das mag schon bei Sängern wie Traxel und della Casa höchst beachtlich sein. Bei einem Sänger wie Zurab Sotkilava finde ich das nur noch sensationell. Hab ganz herzlichen Dank!


    Nun werde ich erst mal versuchen, die eine oder andere Aufnahme, die Du gefunden hast, aufzutreiben!

    Vorher werde ich aber bei YouTube schauen, ob ich die folkloristischen Lieder, die Du genannt hast, dort finde. Dann will ich sie gerne einstellen. Heute allerdings habe ich so viel zu tun, dass ich nicht dazu kommen werde.


    Liebe Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hier der erste Song: The Troyka Speeds Along.

    Ist seit 2014 auf YouTube abrufbar und brachte es bisher auf 11 Clicks! Das wird sich nun vielleicht ändern 8o.



    Weitere sollten folgen!

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  • Besten Dank, lieber Greghauser, dass Du die folkloristischen Lieder eingestellt hast. Das spart mir doch Zeit, die ich im Augenblick leider nicht habe. Wegen Corona muss ich ja die gesamte Supervision der mir anvertrauten Forschungsprojekte neu organisieren.


    Wenn aber andere Melomanen einen neu eingerichteten Thread so tatkräftig unterstützen und mittragen, wie Du und Carlo, dann traut man sich auch mal wieder, für einen zu Unrecht hierzulande nicht wahrgenommenen Sänger aus dem ehemaligen Ostblock einen Thread zu starten.

    Ich wollte schon aufgeben, weil ich mit Sängern wie Vergilius Noreika und Hendrik Krumm auf kein Interesse gestoßen bin -geschweige denn auf Mitarbeit! Selbst bei Kipras Petrauskas hielten sich die Reaktionen in Grenzen, waren eher auf die Biografie als auf Stimme und Gesang fixiert.
    Zu den Sängerinnen, für die ich mich mit der Eröffnung eines Threads einsetzen würde, gehören noch Maria Bjeschu, Martha Krasova, Bogdan Paprocki und andere, die keine Chance hatten, hierzulande ihre Kunst vorzuführen.


    Liebe Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Gregor,


    auch von mir vielen Dank für das Einstellen der sieben Lieder mit Zurab Sotkilava!



    Lieber Caruso41,


    ich kann verstehen dass Du etwas frustriert bist, wenn auf Deine Beiträge zu 'historischen' Sängern aus dem ehemaligen Ostblock kaum eine Resonanz erfolgt. Aber bei den von Dir genannten Sängern (z. B. Maria Bieshu aus Moldawien, Marta Krasová aus Tschechien, Virgilius Noreika aus Litauen und Bogdan Paprocki aus Polen) muss man berücksichtigen, dass es von ihnen nur verhältnismäßig wenige Schallplatten gegeben hat und diese auch kaum exportiert wurden. Auch Auftritte von Künstlern aus der UdSSR und ihren 'Bruderstaaten' an westlichen Bühnen waren höchst selten, zumal diese meist über staatlich gelenkte Agenturen geregelt wurden, und es auch nicht zuletzt davon abhing, ob die betreffenden Künstler 'linientreu' waren. (Welchen Repressalien und perfiden Machenschaften die Sänger ausgesetzt waren, kann man beispielsweise in Galina Vishnevskaias sehr lesenswerten Memoiren nachlesen.) Ihr Leben hinter dem sogenannten 'Eisernen Vorhang' hat nicht nur die Biographie vieler Künstler negativ beeinflusst, sondern auch deren internationale Karriere blockiert.


    So kann man auch erklären, dass manchen - und vor allem jüngeren - „Taminos“ viele große osteuropäische Stimmen aus der Zeit des 'Kalten Krieges' kein Begriff sind und sie diese erst noch für sich 'entdecken' müssen. (Den Esten Hendrik Krumm kenne ich nur von der Gesamtaufnahme der Oper „Juha“ von Aarre Merikantto und der Litauer Kipras Petrauskas ist mir nur dem Namen nach bekannt.) Zwar habe ich Platten von den im ersten Abschnitt genannten Sängern - u. a. drei Recitals mit Paprocki (darunter auch eine seltsamerweise in Prag aufgenommene LP für 'Supraphon') oder eine sogar von 'eurodisc' in der BRD veröffentlichte Schallplatte von Maria Bieshu - aber einen so phänomenalen Bariton wie Georg Ots, an dessen kürzlichen 100. Geburtstag Du ja erinnert hast, habe ich erst durch eine CD von 1995 aus Estland kennen gelernt. (Mittlerweile habe ich auch ein interesssantes TV-Portrait von ihm auf Video; in neunzehn inszenierten Opernszenen des estnischen Fernsehens aus verschiedenen Jahren und vier Konzertaufnahmen zeigt dieser Meister des gestalterischen und mimischen Ausdrucks die ganze Palette seines Könnens.)


    Vor drei Jahren erst machte ich durch eine CD-Edition aus Lettland die akustische Bekanntschaft des tragisch früh verstorbenen Tenors Janis Zabers, von dem ich hier im Forum kaum Spuren gefunden habe. (Ich habe aber heute gesehen, dass 54 Tondokumente von ihm auf YouTube eingestellt wurden.) Seine an Richard Tucker erinnernde Stimme und seine in Rom und Mailand vervollkommnete Gesangstechnik hätten ihn zusammen mit seinem guten Aussehen auch im Westen zu einem in der ersten Reihe stehenden Tenor gemacht. (Sein Lehrer in Mailand war übrigens derselbe, bei dem auch Zurab Sotkilava studierte: Gennaro Barra-Caracciolo.)


    So bitte ich Dich, mit uns etwas Nachsicht und Geduld zu haben. (Sotkilava war mir zwar durch eine LP und eine CD bekannt, aber ich wäre nicht auf den Gedanken gekommen, hier bei den „Berühmten Stimmen“ über ihn zu schreiben, wenn Du nicht den Anfang gemacht hättest.) Ich bin mir sicher, dass einige von uns die von Dir vorgeschlagenen Sänger – auch dank YouTube - mit der Zeit 'entdecken' werden, zumal man sich auf Dein fachliches Wissen und Dein Urteil verlassen kann. Auch wenn es den Anschein hat, als würden mich nur die Sänger der zurückliegenden Jahre interessieren - aber ich lese auch fleißig den von Dir initiierten Thread über die 'neuen' Stimmen, man will ja schließlich wissen, wie es weitergeht...


    BG = Bleibt Gesund!


    Carlo

  • Lieber Carlo!

    Das ist absolut richtig! Darüber sollten wir aber vielleicht hier in diesem Thread nicht ausführlicher diskutieren. Da sollte weiter Sotkilava im Mittelpunkt stehen

    Nur zwei kurze Bemerkungen allgemeiner Art möchte ich mir doch gestatten:

    Inzwischen ist auch der West-Ost-Konflikt seit 30 Jahren vorbei. Und von allen diesen Sängern gibt es bei YouTube Aufnahmen, die Jede und Jeder hören kann. Manchmal muss man den Namen allerdings mit kyrillischen Buchstaben eingeben. Es mag eine der Fernwirkungen des West-Ost-Konfliktes sein, dass Melomanen hierzulande kein Interesse haben, mal zu schauen, wer denn in Polen, Ungarn der Tschechoslowakei oder der UdSSR zu der Zeit gesungen hat.

    Wenn sich nicht Stimmenliebhaber so engagiert für sie einsetzen würde, wären selbst die Sänger, die ihr Karrieren überwiegend in der DDR hatten, vermutlich hier kein Thema. Die andere Seite des Eisernen Vorhanges interessiert im Westen praktisch nicht.

    Interessanterweise sind Melomanen in den USA wesentlich besser informiert über Sänger, die während ihrer aktiven Zeit kaum je im Westen waren, von denen man aber weiß, dass sie im Osten große Karrieren gemacht haben. Bjeschu, Noreika, Paprocki, Ots oder Haken und ihre Aufnahmen sind ihnen gut!


    Auf Deine Ermunterung hin, werde ich gelegentlich den Threads über Petrauskas, Noreika, Krumm und eben Sotkilava weiter Threads für Sänger starten, die zu entdecken sich lohnt. Vermutlich werde ich mit Bjeschu beginnen, weil ich sie hier im Who-is-who-Thread schon mal kurz vorgestellt habe.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Eine slawische Oper ist Zacharia Paliaschvili ABSALOM DA ETERI nicht.

    Sie wird in georgischer (manche sagen auch 'grusinischer') Sprache gesungen und gilt als georgische Nationaloper.

    Egal! Sie wird Dir sicher gefallen! Eine sehr gute Einführung wird übrigens in der LP-Kassette der DGG gegeben! Man kann die für ein paar Groschen antiquarisch bekommen.

    Ich bin gespannt auf Deine Höreindrücke!

    Für den Tipp zu dieser Oper in der Einspielung mit Zurab Sotkilava bin ich sehr dankbar, lieber Caruso. Ich habe sie zweimal angehört. Beim ersten Mal als Begleitmusik - schon da war ich fasziniert von der wunderbar melodiösen Musik. Nun hörte ich sie eben noch einmal mit mehr Aufmerksamkeit.

    Ich muss sagen, dass ich selten von einem Werk so eingenommen worden bin. Da ist alles drin, was man an Opern liebt: Mehrere wunderbare Solonummern aller Hauptpartien; (etwas kurze) Duette (vor allem Sopran und Mezzosopran - meine Lieblingskombination für Duette); packende Massenszenen, in denen die hohen Stimmen auftrumpfend alles übertönen; ein Zwischenspiel, das auch ein Satz einer großen Symphonie sein könnte; überwältigend vielfältige musikalische Einfälle, die alle Gemütslagen ansprechen; ein hohes C des Tenors (wenn ich mich nicht täusche).

    Man gewöhnt sich auch schnell an die orientalischen Anklänge bei der Art des Singens.

    Von den mehr als zwei Stunden ist keine Minute langweilig.


    Meines Erachtens wird die Aufnahme von Sotkilava getragen. Ich habe auch den Eindruck, als ob seine Partie der Oper am ehesten einen Stempel aufdrückt. Er ist in der Tat ein beeindruckender Sänger ohne Schwächen - immer wieder muss ich daran denken, dass der Mann zuvor professioneller Fußballer und dann zu solchen künstlerischen Leistungen fähig war. Das ist schon unglaublich.

    Am Ende singt er librettogemäß richtig zärtlich!

    Die Gestalterin der Eteri, Tsisana Tatishvili gefällt mir ebenfalls gut. Der Bariton Shota Kiknadse hat eine dröhnende, schöne Stimme, die aber in der Tiefe recht kehlig oder eher gallig wirkt.

    Angesichts der langen Entstehungszeit kann man nur sagen: Was lange währt, wird endlich gut. Die Uraufführung fand 1919 statt. Dafür ist die Oper im besten Sinne altmodisch.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Hat er in den 60ern wirklich an der Scala (inmitten der ganzen italienischen Tenöre) Hauptrollen gesungen?

    Jein, denn es handelte sich um eine russische Produktion. Es gab vier Aufführungen des Boris im Rahmen eines Gastspiels des Bolshoi Theaters. In den Vorstellungen am 6. und 25. Oktober sang Zurab Sotkilava den Grigorij.



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    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Für den Tipp zu dieser Oper in der Einspielung mit Zurab Sotkilava bin ich sehr dankbar, lieber Caruso.

    Dem Dank schließe ich mich an, lieber Caruso. Ich bin ja immer auf der Suche nach Raritäten, und über diese habe ich mich besonders gefreut.


    Die Aufnahme erschien sogar auf dem Label der Deutschen Grammophon Gesellschaft im Westen! Auf CD scheint sie bisher nicht veröffentlicht worden zu sein.

    Allerdings ist diese Aufnahme auf einer georgischen CD erschienen, die ich mir verschaffen konnte. Wenn sie Dich interessiert, kann ich sie Dir gerne in Datei-Form zukommen lassen. Gut ist die Klangqualität dieser CD allerdings auch nicht.


    Es gibt auf Youtube allerdings die Aufzeichnung einer neueren Produktion dieser Oper aus dem Jahre 2016 aus Tbilisi in einer recht guten Qualität. Aber das hat dann nichts mehr mit Zurab Sotkilava zu tun.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Für den Tipp zu dieser Oper in der Einspielung mit Zurab Sotkilava bin ich sehr dankbar, lieber Caruso.

    …. ….

    Ich muss sagen, dass ich selten von einem Werk so eingenommen worden bin. Da ist alles drin, was man an Opern liebt: … ...


    Das, lieber Greghauser, freut mich sehr. Für mich ist Paliaschvili ABSALOM DA ETERI auch eine Oper, die ich immer mal wieder gerne auflege.

    Meines Erachtens wird die Aufnahme von Sotkilava getragen. Ich habe auch den Eindruck, als ob seine Partie der Oper am ehesten einen Stempel aufdrückt. Er ist in der Tat ein beeindruckender Sänger ohne Schwächen - immer wieder muss ich daran denken, dass der Mann zuvor professioneller Fußballer und dann zu solchen künstlerischen Leistungen fähig war. Das ist schon unglaublich.

    Am Ende singt er librettogemäß richtig zärtlich!

    Die Tatsache, dass da Sotkilava die höchst anspruchsvolle Hauptpartie singt, animiert mich schon auch, das Werk öfter mal zu hören. Es ist wirklich ein Vergnügen, ihn in einer Partie zu hören, die in seiner Muttersprache komponiert ist.

    Dem Dank schließe ich mich an, lieber Caruso. Ich bin ja immer auf der Suche nach Raritäten, und über diese habe ich mich besonders gefreut.

    Dein Weg zu dieser Oper, lieber Bertarido, ist ja nicht gerade ein kurzer und schon gar kein gerader. Da freue ich mich besonders, dass Du meiner Empfehlung getraut hast. Ich hatte sogar vor, sie seinerzeit für Deinen OPern-Kanon zu nominieren. Aber nachdem schon "Bank Ban" und "Halka" auf so heftigen Widerstand gestoßen sind, habe ich mich das überhaupt nicht getraut. Georgien ist halt doch ein bisschen entlegen. Soweit mag mancher Opernfreund halt nicht gucken.

    Allerdings ist diese Aufnahme auf einer georgischen CD erschienen, die ich mir verschaffen konnte. Wenn sie Dich interessiert, kann ich sie Dir gerne in Datei-Form zukommen lassen.

    Aha! Dass sie auf CD erschienen ist, wusste ich nicht.

    Du brauchst sie mir aber nicht zu schicken, da die LP wirklich gut klingt. Danke aber für das Angebot!


    Da ich gerade in russischen Archiven wühle, hier ein Fund zu
    Zurab Sotkilava und Elena Obraztsova >

    in einem Konzert im Bolshoi Theater 1978

    Diese Aufnahme, lieber Orfeo, habe ich sogar auf einer LP. Um ehrlich zu sein, dieses Duett hat er mit Tsisana Tatishvili besser eingesungen. Auch klingen die Stimmen für meine Ohr besser zusammen.


    Euch dreien liebe Grüße


    Caruso41


    :jubel::!::jubel::!::jubel:



    .

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!