Hier ist also mein Beitrag zu Mario Lanzas siebtem Film:
„Arrivederci, Roma!“ ('Seven Hills of Rome') (Le Cloud Film - Titanus Films / MGM 1957) (Farbe, 107 Min. / Deutsche Version: 97 Min.)
mit Marisa Allasio, Peggie Castle, Clelia Matania, Renato Rascel, Carlo Rizzo, Guido Celano, Carlo Giuffrè u. a. / Regie: Roy Rowland
Die nachfolgende Inhaltsangabe gründet sich auf der um 10 Minuten gekürzten deutschen Fassung des Films, in der teilweise die Rollennamen gegenüber der italienischen bzw. amerikanischen Version anders lauten!
Der italienisch-stämmige amerikanische Tenor Marc Robert hat bei einer Fernseh-Werbesendung für eine Lippenstift-Marke mit seiner wohlhabenden Verlobten Carin Carlson (Castle) eine Auseinandersetzung, weil sie sich zu vertraut mit einem angeblichen Verwandten zeigt. Ihre Wege trennen sich und Marc versucht mit wenig Glück, seinen Ärger durch den Besuch der Spielbank von Monte Carlo zu vergessen. Mit seinem letzten Geld fährt er per Bahn nach Rom, wo sein italienischer Vetter Beppo Bonelli (Rascel) lebt, der Pianist in Luigis (Celano) kleinem Varieté-Theater und auch in dem Nachtclub „Ulpia“ ist. Bei einem Halt in Savona springt die junge Raffaella Marini (Allasio) im strömenden Regen auf den anfahrenden Zug, wobei sie ihre Handtasche verliert und dem Schaffner keinen Fahrschein vorweisen kann. Marc zahlt für Raffaella, die in Rom bei ihrem Onkel wohnen und dort arbeiten möchte; doch es stellt sich heraus, dass dieser schon vor Jahren nach Argentinien ausgewandert ist und Marc nimmt sie zu Beppos kleiner Wohnung mit, wo sie beide wohnen können. Aber nicht nur Raffaella ist auf Arbeitssuche, auch Marc muss Geld verdienen und er bewirbt sich zunächst vergebens im Nachtclub „Ulpia“, wird aber von Luigi für sein Theater engagiert. Raffaella hat durch Beppos Vermittlung eine Anstellung im Modesalon von Beatrice (Matania) gefunden; dort erfährt Marc, dass sich Carin auch in Rom aufhält. Tatsächlich trifft er sie beim Schlendern durch die Stadt und sie lädt ihn auf eine Party mit amerikanischen Freunden auf einer Yacht im Hafen von Ostia ein. Weil der Motor des Bootes ausfällt, verpasst Marc seinen Auftritt im Nachtclub und wird gemeinsam mit Beppo 'gefeuert'. In der Bar des „Ulpia“ trifft Marc Carin mit einem Freund, Franco (Giuffrè), und es kommt zu einer wüsten Schlägerei; für die Demolierung des Nachtclubs wird Marc haftbar gemacht. Um Marc zu helfen, bietet ihm Raffaella ein Diamantarmband an, das sie im Modesalon gefunden hat. Doch Marc lehnt ab und vereinbart mit dem „Ulpia“-Direktor (Rizzo), den entstandenen Schaden durch Auftritte abzuarbeiten. Carin und Marc beenden ihre Verlobung und Raffaella will – von Marc enttäuscht – zurück nach Savona; als Marc von Beppo über Raffaellas wahre Gefühle aufgeklärt wird, fängt er sie auf ihrem Weg zum Bahnhof ab. .
Der Film „Serenade“ kam im September 1956 in die amerikanischen Kinos und fand bei Presse und Publikum ein geradezu überwältigendes positives Echo. Weil aber Warner Bros. zu lange mit einem neuen Film-Projekt für Mario Lanza wartete, unterzeichnete er Anfang 1957 den Vertrag für „Arrivederci. Roma!“, der von Le Cloud Film (Rom) produziert wurde und von Juni bis September 1957 in den Studios der römischen Titanus Films entstand; den internationalen Verleih übernahm MGM unter dem Titel „Seven Hills of Rome“. Man verfrachtete den Sänger samt Familie - Lanza war inzwischen vierfacher Vater, seine Frau Betty und seine Eltern Maria und Antonio Cocozza begleiteten ihn – in die italienische Metropole und er mietete dort eine große Wohnung in dem von Mussolini erbauten pompösen Palazzo Badoglio. (Nach Beendigung der Dreharbeiten blieb Mario Lanza bis zu seinem Tod im Oktober 1959 in Rom wohnhaft.) Offensichtlich wollte man mit diesem Film gleich 'mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen', was aber dann doch daneben ging.
Zunächst sollte die Popularität des Sängers in Europa gesteigert werden, was auch von Lanzas Schallplattenfirma 'RCA' unterstützt wurde, ferner hatte die Stadt Rom 1955 den Zuschlag für die Austragung der Olympischen Sommerspiele 1960 erhalten und so entstand dort ein von Italien-Klischees durchsetzter Film, der wie eine einzige Touristenwerbung für die 'ewige Stadt' (mitsamt Kutschfahrten und Hubschrauber-Rundflug) wirkt. Der italienische Nachkriegsfilm – vor allem dessen Komödien, weniger die sozialkritischen Stoffe - war durch die Arbeiten von De Sica, Fellini, Rossellini und Visconti auch in den USA bekannt geworden, aber „Arrivederci, Roma“, wie der Film im Original und im deutschsprachigen Raum heißt, hat zwar das Flair, aber nicht das Tempo und die Originalität vieler Filme aus 'Bella Italia'. (Der amerikanische 'Fließband-Regisseur' Roy Rowland hielt es wohl für typisch italienisch, einem Kontrahenten die Nase umzudrehen, wie es Mario Lanza hier zweimal vorführt.)
Und man wollte ein junges Publikum, das sich für Oper und klassische Musik nicht interessiert, mit populären Schlagern und flotter Musik in die Kinos locken. Den Autoren fiel auch nichts Besseres ein, als die Handlung von „Serenade“ zu variieren (wobei während der Dreharbeiten das Drehbuch ständig geändert wurde): wieder ein Mann zwischen zwei Frauen, aber der Zuschauer wird diesmal lange im Unklaren gelassen, für wen sich der 'eiertanzende' Protagonist am Ende entscheidet. Die Lösung erscheint wenig glaubwürdig und das Publikum hätte es wohl lieber gesehen, wenn sich Raffaella für den liebenswerten Beppo entschieden hätte. (Mario Lanza hatte seit „Serenade“ auch wieder 'zugelegt' und ein amerikanischer Kritiker meinte boshaft, der Tenor sei der achte zu den sieben Hügeln Roms.) Übrigens wurden die Aussenaufnahmen zum titelgebenden Lied „Arrivederci, Roma“ mit Mario Lanza und der Kinderdarstellerin Luisa Di Meo nicht an der Fontana di Trevi – die im Text vorkommt – sondern an einem der Brunnen der Piazza Navona gedreht.
Da Lanza hier nur zwei gekürzte Arien singt ('Questa o quella'* aus „Rigoletto“ und 'M'appari' aus „Martha“) und bis auf zwei von Renato Rascels bekannten 'Ohrwürmern' („Arrivederci, Roma!“* und „Venticello di Roma“), Arturo Buzzi-Peccias berühmter 'Serenata spagnola'* („Lolita“), Ernesto Lecuonas (gekürztem) Lied „Ay-Ay-Ay“ und dem Schluß von „All the things you are“ (am Beginn des Films, dann erst folgt der Vorspann) die übrigen Melodien wenig einprägsam sind - „The seven Hills of Rome“* von Victor Young, „Come, dance with me“* von Dick Leibert und ein 'Calypso Italiano'* („There's gonna be a party tonight“) von George Stoll - bleibt nur Mario Lanzas Parodie* auf einige Gesangskollegen von der 'leichten Muse' in Erinnerung: Perry Como mit „Temptation“ (von Nacio Herb Brown), Frankie Laine mit „Jezebel“ (von Wayne Shanklin), Dean Martin mit „Memories are made of this“ (von Terry Gilkyson, Richard Dehr und Frank Miller – in Deutschland mit Freddy Quinn als „Heimweh“ ein Millionen-Hit) und schließlich Louis Armstrong mit dem traditionellen „When the saints go marching in“. (Solche Gesangsparodien waren ein 'Hobby' von Mario Lanza, der einmal auch den Bassisten Ezio Pinza zu dessen Überraschung verblüffend echt nachahmte.)
Anders als bei den MGM-Filmen hatte Lanzas Exclusiv-Schallplattenfirma 'RCA' – die unter den einzelnen Filmtiteln eigene Aufnahmen veröffentlichte - von dem Film „Romance“ der Warner Bros. eine 'Soundtrack'-LP heraus gebracht und tat dies auch bei „Seven Hills of Rome“: einige (*) Musiktitel des Films (die man im Juni 1957 in Rom mit dem Chor und dem Orchester der RAI unter Leitung von George Stoll aufnahm) erschienen auf einer LP-Seite; die zweite Seite enthält Lieder, die bereits 1955 (Soundtrack von „Serenade“) und 1956 mit Henri René und seinem Orchester in Los Angeles für RCA eingespielt wurden, darunter ein Song aus dem Musical „Li'l Abner“ von Gene De Paul.
Ein schönes Pfingstfest allerseits!
Carlo