Josef Herrmann (1903-1955)
Angesichts seiner Bedeutung ist es überraschend, dass es bis jetzt keinen Thread über diesen Sänger gibt. Also allerhöchste Zeit.
Josef Herrmann, geboren am 20. April 1903 in Darmstadt, gestorben am 19. November 1955 in Hildesheim, war ein deutscher Opernsänger (Heldenbariton).
Herrmanns Vater war Oberlokführer bei der Großherzoglich Hessischen Eisenbahn, seine Mutter entstammte dem Adelsgeschlecht derer von Adelsdeck; zudem hatte er eine Schwester sowie einen Bruder. Bereits als Kind zeigte er eine musikalische Begabung und sang im Kinder- und Kirchenchor. Gleichwohl begann er auf den elterlichen Wunsch hin zunächst eine Ausbildung zum Schlosser. Ein großherzogliches Stipendium ermöglichte ihm gegen den Widerstand der Eltern eine Gesangs- und Schauspielausbildung in Darmstadt.
Während seines Studiums agierte er als Statist und Bühnenarbeiter am Staatstheater Darmstadt, wo auch seine ersten Gesangsauftritte erfolgten. Es schlossen sich Engagements in Königsberg, Stettin, Nürnberg, Stuttgart, Mannheim und Karlsruhe, in der Folge auch in Mailand, Bordeaux, Marseille, New York und San Francisco an.
1937 lernte er in Leipzig die Sopranistin Margarete Düren (1904-1988) kennen, die er später heiratete; die Ehe blieb kinderlos und wurde nach Kriegsende geschieden. Hierauf heiratete er die gebürtige Renate Heine (1927-1977); dieser Ehe entstammte eine Tochter.
Dresden entwickelte sich während des Zweiten Weltkrieges zum Zentrum der Tätigkeit Josef Herrmanns. Die Sächsische Staatsoper verlieh ihm den Titel eines Kammersängers. Sein Repertoire umfasste vor allen Dingen Wagner-Rollen, doch sang er u. a. auch in Figaros Hochzeit, Der Freischütz und Undine.
Nach dem Krieg ging Herrmann nach Berlin und trat dort an allen drei Opernhäusern auf. Den Gipfel seines Ansehens erreichte er - gesundheitlich bereits schwer angeschlagen - bei der Festaufführung der Meistersinger von Nürnberg als Hans Sachs anlässlich der Wiedereröffnung der Deutschen Staatsoper in Berlin am 4. September 1955.
Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich danach rapide, so dass er auf ärztliches Anraten einen längeren Erholungsurlaub in der Schweiz nehmen wollte; dort sollte er nie ankommen: Auf dem Wege dorthin erlag er am 19. November 1955 in einem Hildesheimer Rasthof einem Herzinfarkt.
Das Neue Deutschland schrieb am 23. November 1955:
Ein großer deutscher Sänger
Zum Tod von Nationalpreisträger Kammersänger Josef Herrmann
Die Stimme, die in der ganzen Welt Berühmtheit besitzt, ist verstummt. Nationalpreisträger Kammersänger Josef Herrmann ist, auf der Höhe seiner Laufbahn, unerwartet gestorben. Ein kurzer Erholungsurlaub sollte den Heldenbariton der Deutschen Staatsoper nach dem Süden führen; unterwegs in Hildesheim ist er, erst 52jährig, einem Herzschlag erlegen.
Grabmal von Josef Herrmann und seiner zweiten Gemahlin Renate auf dem Waldfriedhof Dresden-Weißer Hirsch