Maria Tauberová war ein lyrischer Koloratursopran mit einer sehr edlen Stimme, vorzüglicher Gesangstechnik und starker persönlicher Ausstrahlung.
Geboren am 28. April 1911, Vysoké Mýto, Tschechien (Geburtsname: Marie Proseková)
Gestorben am 16. Januar 2003, Prag, Tschechien
Sie war von 1945 bis 1983 mit dem Dirigenten Jaroslav Krombholc verheiratet
Ihre Kindheit verbrachte sie in Ostböhmen als das Gebiet noch zum Habsburger Reich gehörte. Im Alter von 9 Jahren kam sie mit ihrer Familie nach Wien. Früh nahm sie Gesangsstunden. Unter ihren Lehrer waren Ferdinand Rebay und Rudolf Eibenschütz. Später führte sie ihre Ausbildung auch nach Mailand, wo sie bei Ferdinandi Carpi den italienischen Gesangsstil des Belcanto erlernte.
Die Karriere begann Maria Tauberová in Wien, wo sie unter anderem in Fritz Kreislers Operette ‚Sissi’ sang. 1936 debütierte sie in Pilsen und noch im gleichen Jahr wurde sie - auf eine Empfehlung von Bruno Walter - an das Prager Nationaltheater eingeladen, wo sie als Gilda mit sensationellem Erfolg ihren Einstand gab.
Vaclav Talich verpflichtete sie sofort fest und sie blieb Mitglied des Ensembles bis 1973. Zwar gastierte sie auch regelmäßig an renommierten Opernhäusern in Ost- und West-Europa sowie in Südamerika, aber das Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit blieb das Prager Nationaltheater, dessen unbestrittener Star sie war.
Im Laufe der Jahre hat Maria Tauberová über 50 Partien gesungen: Soubrettenpartie wie die Despina oder Koloratur-Partie wie die Königin der Nacht, Rosina (Barbier von Sevilla), Lucia di Lammermoor, Violetta, Manon oder Zerbinetta, aber auch lyrische Sopranpartien wie die Eva (Meistersingen von Nürnberg), Tatyana, Mimi und Butterfly. Selbstverständlich hat sie auch die Mädchen- und Frauen-Rollen in den Opern von Smetana, Dvorak, Janacek und Martinu in ihrem Repertoire gehabt und mit besonderem Erfolg wieder und wieder gesungen. Zudem war sie stets bereit, Opern zeitgenössischer Komponisten mit ihrem Engagement zum Erfolg zu bringen. Ihre letzte Partie am Nationaltheater war dann auch nicht ganz zufällig die Jessica von Josef Bohuslav Foerster.
Die Stimme von Marie Tauberova ist auf einigen Gesamtaufnahmen sowie auf drei Alben mit Arien aus verschiedenen Opern zu hören. Nicht alles ist bei uns im Handel! Soviel zum Thema Globalisierung der Kultur. Noch immer werden Künstler, die ihre Karrieren jenseits des Eisernen Vorhangs gemacht haben, hier weithin übersehen.
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Ganz ungehoben ist ein echter Schatz: Marie Tauberová hat etliche Aufnahmen im Studio für den Rundfunk gemacht. In den Archiven sollen Gesamtaufnahmen liegen, die man wohl gelegentlich im Radio überträgt, bisher aber nicht auf CD veröffentlicht hat!
Die gibt es unter anderem:
Smetana: Dvĕ vdovy (Die zwei Witwen)
Smetana: Hubička (Der Kuss)
Smetana: Prodaná nevěsta (Die verkaufte Braut)
Dvořák: Rusalka
Karel Kovařovic: Na Starém bělidle ( Auf der alten Bleiche)
Janáček: Příhody lišky Bystroušky (Das schlaue Füchslein)
Novák: Lucerna (Die Laterne)
Gluck: Iphigénie en Tauride
Mozart: Nozze di Figaro (Susanna)
Berlioz: Beatrice e Benedict
Verdi: La Traviata
Verdi: Otello
Offenbach: Les Contes d’Hoffmann (Olympia)
Puccini: La Boheme
Puccini: Madame Butterfly
Puccini: Gianni Schicchi
Zu Schluss will ich denn auch noch die Möglichkeit eröffnen, die Stimme von Marie Tauberová zu hören:
Die schönste Aufnahme, die ich von ihr kenne, ist das Mondlied der Rusalka.
Wenn man die ersten Anfangsholperer überstanden hat, kann man sie hier genießen.
Einfach magisch!
Und wer mal LA Boheme auf tschechisch hören will:
Eine Biografie gibt es auch - auf tschechisch!
Viel Freude bei der Beschäftigung mit dieser wundervollen Sängerin
Caruso41