Schau an, lieber Wolfgang, die 5. Sinfonie hatte ich auch schon im Hinterkopf und wollte sie nominieren. Zwei Genies, ein Gedanke sozusagen.
Bei mir wird es nicht ganz so schnell gehen, denn einen festen Kandidaten habe ich, eine zweite Aufnahme werde ich wohl auch benennen, aber erst einmal will fröhlich vergleichsgehört werden...
...schrieb ich am Montag und hörte seitdem fröhlich im Vergleich ca. 15 verschiedene Aufnahmen...
Der angekündigte "feste Kandidat" ist:
(aufgenommen März und April 1974)
-Begeisterung pur, eine Aufnahme voller Temperament, Leidenschaft, Spielfreude, fernab von jeglicher "gepflegten Routine", kurzum, eine Ausnahmeleistung eines Ausnahmedirigenten
(Live-Aufnahme vom 27.11.2012)
-Die große Überraschung des Hörvergleichs. Jansons ist sogar noch etwas zügiger unterwegs als Kleiber, was aber nicht bedeuten soll, dass irgend ein wichtiges Detail im "Temporausch" untergeht. Im Gegenteil, das ist eine wunderbar ausgewogene, transparente, im zweiten Satz sehr klangsinnliche Einspielung, das Ergebnis einer künstlerischen Übereinstimmung auf höchstem Niveau (und in deutscher Orchesteraufstellung).
Und dann muss ich mich entscheiden zwischen
Bei Furtwängler ist es sogar eine doppelte Entscheidung, denn die 5. Sinfonie liegt in zwei Aufnahmen vor, vom 24.05.1947 (dem ersten Konzert nach dem 2. Weltkrieg) und vom 23.05.1954. Es ist eine "unfaire" Entscheidung, denn beide Interpretationen bewegen sich auf einem sehr hohem Niveau und bereiten viel Hörfreude.
Soltis späte Live-Aufnahme vom Mai 1990 ähnelt Kleibers in Bezug auf Temperament und Spielfreude sehr stark. Deswegen tut es mir fast leid, Wilhelm Furtwängler zu nominieren.
Aber auf der anderen Seite bietet Furtwängler von der ersten bis zur letzten Sekunde ein "Drama in vier Akten". Bei ihm klopft das "Schicksal" unerbittlich "an die Tür", er lässt im zweiten Satz das Orchester strahlen, weiß mit geschmackvoll passenden Rubati zu gefallen und baut im Übergang zwischen dem Scherzo und dem Finalsatz bei einem deutlich reduzierten Tempo eine Spannung auf, wie es kein anderer Dirigent vermochte.
Trotz der wesentlich schlechteren Tonqualität habe ich mich für die 1947er Aufnahme entschieden, da Furtwängler hier noch etwas zügiger und "wilder" agiert als in der späteren aus seinem Todesjahr.