1. Einleitung zu Genesis 37-50
Diese Geschichte ist ein kleiner Roman oder eine Novelle (Luther: "...eine schöne und lustige Historie") und gut zu lesen, was im AT nicht so die Regel ist. Theologisch kommt die Geschichte praktisch ohne Gott aus. Parallelen gibt es in der ägyptischen Literatur, etwa das "Zweibrüdermärchen". Da dies eines der bekanntesten Stücke des AT ist, gebe ich den Inhalt nur stichwortartig wieder.
Der hebräische Name für Ägypten ist "mizrajim", ein Dual, der auf die Zweiheit von Ober- und Unterägypten anspielt. Markant ist die Verdoppelung im Erzählstrang. Ob es sich hier um zwei Quellen oder die orientalische Erzählweise handelt, ist für uns ohne Belang.
Josef erscheint als Yusuf in der 12. Sure des Koran. Philip von Zesen, Grimmelshausen und Thomas Mann (Josef und seine Brüder; "...tief ist der Brunnen der Vergangenheit...") verarbeiteten diese Geschichte zu Romanen.
Die Entstehungszeit der Novelle ist umstritten, wahrscheinlich ist das 9.-7. Jahrhundert (ante). Schon in der Antike gab es einen Josefsroman, "Josef und Aseneth", in dem aber die ägyptische Frau Josefs, Asenath, die Hauptrolle spielt.