ASSAFJEW, Boris: DER BRUNNEN VON BACHTSCHISSARAI

  • Boris Assafjew ( 1884 – 1949 )

    Der Brunnen von Bachtschissarai


    Ballett in vier Akten

    Uraufführung: St. Peterburg, 1934

    Libretto: Nicolai Volkov nach einem Gedicht von Puschkin


    PERSONEN DER HANDLUNG

    Potocki, polnischer Fürst

    Maria, seine Tochter

    Waclaw, ihr Geliebter

    Girej, Khan der Tartaren

    Sarema, Favoritin im Harem des Khans

    Nurali, ein tartarischer Kommandant

    Polnische Landleute, Haremsdamen, Haremswächter, Sklaven, Soldaten


    Ort und Zeit der Handlung: Polen und Bachtschissarai (Krim), 18. Jahrhundert


    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT

    Schloss des Fürsten Potocki

    Die Tochter Potockis, Maria, liebt Waclaw. Heute feiert sie ihren Geburtstag. Gleichzeitig soll ihre Verlobung stattfinden. Potocki lässt alles für die Feier herrichten. Dann kommen die Gäste. Dies gibt Gelegenheit zu einer Reihe von Schautänzen der Gäste und des Paares.

    Plötzlich überfallen die Tartaren auf ihrem Feldzug nach Europa das Schloss. Dabei kommt es zu Kämpfen, bei denen viele der Polen getötet werden. Auch Potocki und schließlich Waclaw werden vom Khan der Tartaren, Girej, erstochen. Girej verliebt sich in Maria und entführt sie nach Bachtschissarai.


    ZWEITER AKT

    Harem im Palast des Khans in Bachtschissarai

    Im Harem herrscht in Abwesenheit des Khans reges Treiben. Die bisherige Favoritin des Khans, Sarema, wird von allen besonders hofiert. Dann kehrt der Khan zurück. In seiner Begleitung befindet sich Maria. Maria wird in den Harem eingeführt. Der Khan wirbt um sie, doch sie wendet sich von ihm ab. Sarema sieht in der neuen Sklavin eine Rivalin, die ihr den Rang als Favoritin Girejs streitig machen will. Alle Vorführungen der Sklavinnen und Saremas können den Khan nicht aufheitern, dessen Gedanken nur noch bei Maria sind. In einem Solotanz versucht Sarema, seine Gunst zurückzugewinnen. Aber er weist sie ab.


    DRITTER AKT

    Marias Gemach im Palast des Khan

    Maria trauert um ihren ermordeten Verlobten Waclaw und spielt auf ihrer Harfe eine melancholische Melodie. Girej tritt ins Gemach und bemüht sich erneut um ihre Gunst. Doch sie weist ihn ab und legt sich schlafen. Sarema schleicht herein und weckt sie. Sie fordert die vermeintliche Rivalin Maria auf, vom Khan abzulassen. Girej kommt noch einmal in das Gemach. Da gerät Sarema in wütende Eifersucht und ersticht Maria. Der Khan zieht seinen Dolch. Aber als sie vor ihm niederkniet, bringt er es nicht fertig, Sarema eigenhändig zu töten.


    VIERTER AKT

    Ein Platz in Bachtschissarai

    Der Kommandant Nurali eilt herbei. Er führt dem Khan die siegreichen Truppen vor. Auch eine Reihe hübscher Sklavinnen haben die Tartaren von ihren Kriegszügen mitgebracht. Dann wird Sarema hereingeführt und von den Mauern des Palastes gestürzt. Die Kämpfer führen wilde Tänze auf. Aber alle Mühe, die sich Nurali gibt, können Girejs Gemütslage nicht verbessern. Er starrt auf den Brunnen, den er für die getötete Maria errichten ließ, der Einzigen, für die er je Liebe empfand. Im Brunnen, aus dem das Wasser tränenartig tropft, erscheint ihm ihr Bild.


    © Copyright by Gerhard Wischniewski

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

    Einmal editiert, zuletzt von Gerhard Wischniewski ()

  • Anmerkungen:

    Der Brunnen, der auch Tränenbrunnen genannt wird, steht im Khanpalast von Bachtschissarai, einer Stadt im Süden der Krim. Khan Girej ließ ihn um 1764 für seine verstorbene Frau errichten. Auch heute noch fallen die Tropfen aus mehreren Schalen rhythmisch auf darunter liegende Rosen. Verschiedene Maler und Dichter wurden von ihm inspiriert. Alexander Puschkin besuchte den Palast 1820 und schrieb in den Jahren darauf sein Poem. Dieses wiederum inspirierte Musiker, wie etwa Anton Arenski, zu einer Kantate (1899) und Boris Assafjew zu diesem Ballett.

    Ton- oder Videoaufnahmen von diesem Ballett konnte ich nicht finden. Allerdings gibt es eine prächtige Gesamtaufnahme aus dem Mariinski-Theater St. Petersburg auf youtube.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)