Alles anzeigenManches in der Musik Enno Poppes ist mir rätselhaft. Klärung tut not.
Zu Wespe habe ich diesen Link gefunden:
https://ultraschallberlin.de/aufsatz/enno-poppe-wespe/
Mit etwas Recherche habe ich das Gedicht von Marcel Beyer gefunden, das er eigens für Enno Poppe für ein Gesangsprojekt, organisiert durch die LiteraturWERKstatt Berlin, geschrieben hat.
Wespe
Wespe, komm in meinen Mund,
mach mir Sprache, innen,
und außen mach mir was am
Hals, zeig's dem Gaumen, zeig.
So ging das. So gingen die
achtziger Jahre. Als wir jung
und im Westen waren.
Sprache,
mach die Zunge heiß, mach
den ganzen Rachen wund, gib mir
Farbe, kriech da rein. Zeig mir
Wort- und Wespenfleiß, mach's
dem Deutsch am Zungengrund,
innen muß die Sprache sein. Immer
Nesquik, immer auf Kante.
Das waren die Neunziger. Waren
die Nuller. Jahre. Und: so geht das
auf dem Land. Halt die Außensprache
kalt, innen sei Insektendunst, mach
mir, mach mich gesund,
Wespe, komm in meinen Mund.
.
Lieber moderato,
ich bin sicher noch kein großer Klärer, aber es fällt mir schon eine Form von Humor auf. Die Vorstellung des Gedichts, dass eine Wespe im Mund uns gesund macht und die richtige Sprache verleiht, durch einen Kontratenor singen zu lassen, finde ich schon verblüffend. Der klare politische Bezug auf die 68-er und die folgende Verinnerlichung werden durch das poetische Bild der Wespe auf jeden Fall infrage gestellt. Mehr kann ich da noch nicht sagen.
Es grüßt
Axel