Die seltsamen Klangwelten des Brian Ferneyhough - Sonatas for String Quartet

  • Der englische Komponist Brian Ferneyhough (1943- ) gilt als einer der avanciertesten Komponisten der Gegenwart, seine Musik wird oft als Musterbeispiel der "Neuen Komplexität" genannt. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Arditti Quartett hat selbiges eine Gesamtaufnahme aller Streichquartette von Ferneyhough plus Trios auf 3 CDs bei Aeon herausgebracht.


    Diese Edition habe ich noch nicht, aber in Erwartung selbiger habe ich heute zum ersten Mal eine ältere Einspielung des 1. Streichquartetts (1968) - ebenfalls vom Arditti Quartett gespielt - gehört. Ich gehe mal davon aus, dass die neue Version nicht viel anders klingt, bei Ferneyhough gibt es wenig zu "interpretieren" sondern es geht um die möglichst exakte Umsetzung des notierten und das ist wohl schon eine Herausforderung, der sich nur wenige stellen mögen. Das 1. SQ heisst Sonatas for String Quartet und ist mit über 40 min wohl das längste des Komponisten. In Kenntnis des wesentlich kürzeren 2. Quartetts hatte ich ein bisschen Bammel vor einer Dreiviertel Stunde dieser komplexen Musik, habe aber entspannt mit Kopfhörer auf dem Sofa gelegen und festgestellt, dass diese Zeit recht schnell und angenehm verging. 20 "Sonaten" umfasst das Werke, wobei der Begriff Sonate sicher nicht wörtlich zu nehmen ist. Eine Art Sonatenform habe ich in den 20 Stücken nicht finden können. Die Sonaten sind entsprechend recht kurz zwischen 1-3 min und das erinnert natürlich an die aphoristischen Werke von Webern. Die Klangwelt ist nicht unähnlich, die Ansprüche an die Virtuosität der Musiker sind allerdings sicher deutlich höher. Ferneyhough ist berüchtigt dafür, Unspielbares zu schreiben, aber dieses Wort gibt es ja im Arditti-Kosmos nicht. Die Stücke klingen alle recht ähnlich und so erinnert die Hörreise durch diese Klangwelt ein wenig an eine Wanderung durch eine Ausstellung abstrakter Bilder des gleichen Künstlers aus einer Epoche. Man bleibt vor jedem Bild eine kurze Weile stehen und geht dann weiter, findet immer wieder ähnliche Motive und Farbkombinationen. Die Musik von Ferneyhough ist zwar komplex und völlig atonal, aber auch ziemlich transparent, es gibt wenig verdichteten Klang, die Instrumente agieren meist unabhängig voneinander. Dies macht es mir einfacher, diese Musik zu hören, als z.B. dicht instrumentierte dodekaphone Kompositionen. Es ist eine seltsame Musik - aber keine, die mich abstösst.


    P.S. Die Aufnahme der Ardittis ist übrigens nicht die erste, es gibt von 1976 bereits eine Schallplatten Einspielung des Berner Streichquartetts, die steht bei meinem Plattenhändler ist mir aber mit €30 zu teuer. Außerdem brauche ich bei dieser Art Musik die Klangqualität der CD. Diese Aufnahme ist in vier Teilen bei youtube hochgeladen.

  • angeregt duch die Diskussion im Enno Poppe Thread, habe ich mir Brian Ferneyhoughs Streichquartette 2 und 3 in der AufnahMe mit dem Arditti Quartett angehört. Gibt es überhaupt eine weitere?


    leider scheint es bei jpc keine CD dazu zu geben.


    R-3530282-1352221671-9322.jpeg.jpg


    ich war nach einigen hier im Forum gelesenen Diskussionen, besonders über die Funktion von Kunst auf das Schlimmste gefasst...


    Aber


    eigentlich ist die Musik doch gut zu hören? Sie ist interessant und beschäftigt einen über die gesamte Zeit. Sie scheint schwierig zu spielen zu sein. Ist das nicht ein uralter Klassiker? ..Ich habe mir daraufhin noch einmal op 130 von Beethoven mit der Großen Fuge als Schlusssatz (Emerson Quartett) angehört. Dieser Schlusssatz war für damalige Ohren sicher auch eine Herausforderung und ich weiß nicht, ob man damals nicht eventuell Ähnliches über die Spielbarkeit gesagt hat.

    Irgendwo steht, dass der Komponist die Interpreten quält. Ist das nicht einfach nur Blödsinn?

    Der Komponist hat eine Vorstellung von seinem Werk. Er versucht, so gut er kann, diese Vorstellung auf Papier zu bringen und interessierte Interpreten versuchen diese Vision zu realisieren..


    Für mich ist das wirklich tolle Musik. Ich habe sogar die „Sonatas for String Quartet“ zweimal gehört. Wo ist das Problem? Warum fühlen sich Leute durch diese Musik angegriffen?


    über Hilfe dankbar,

    Axel


  • Lieber astewes


    You Tube liefert Brian Ferneyhoughs 2. Streichquartetts mit Partitur.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Und das 3. Streichquartett ist auch dort zu finden. Allerdings nur der erste Satz.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Lieber moderato


    ich schaue gebannt auf die Partitur und verstehe leider nicht genug:untertauch:. Ein bisschen kann man nachvollziehen. Aber die Schwierigkeit beim Spielen erschließt sich mir natürlich nicht.

    Aber es sieht schon toll aus.


    BTW Ich muss mehr youtube schauen...:)

  • Lieber astewes


    Sei versichert, die Leistung der Musiker, die diese Partitur spielen, ist schlichtweg zu bewundern. Der Komponist hat nichts dem Zufall überlassen, in jeglicher Hinsicht.


    Man kann in den Kommentaren des 2. Streichquartettes der You Tube Hörer und Partiturleser nachlesen, dass bei Takt 6 min 12 s ein Fehler sei.


    Zitat: "2nd violin missed a demi-semi quaver at 6:12... took me right out of the moment"


    Zitat: "The one in the quintuplet? I think I hear it, they're just observing the forte-piano to the low F-sharp :P"



    Es gibt Kommentare, die sehr differenziert diese Musik beurteilen und Verständnis zeigen für diejenigen, die sie nicht mögen :


    Zitat: "Ok so it’s fine to dislike this piece! This kind of music isn’t for everyone and that’s okay, you’re not dumb for not “getting it” as some snooty contemporary classical elitists would have you believe. That been said those saying it is just random noise are just wrong. Yes it’s extremely atonal, but the sounds and rhythms are very tightly organized, and the colors and textures being created are harsh, but achieve a far different effect then instrumentalists playing random notes. The transitions between harsh clashing polyrhythms and unison rhythm/ group silences create a sense of cohesion, momentum and development. This piece has dynamics, textural contrast and motifs that are passed around and altered. It is by no means random noise."


    Übersetzung moderato

    " Ok, es ist in Ordnung, dieses Stück nicht zu mögen! Diese Art von Musik ist nicht jedermanns Sache und das ist in Ordnung. Du bist nicht dumm, sie nicht zu "verstehen", wie es einige hochnäsige zeitgenössische klassische Elitisten glauben machen. Das heisst, diejenigen, die sagen, es sei nur ein zufälliges Geräusch, liegen einfach falsch. Ja, es ist extrem atonal, aber die Klänge und Rhythmen sind sehr eng organisiert und die Farben und Texturen, die erzeugt werden, sind hart, erzielen aber einen ganz anderen Effekt als Instrumentalisten, die zufällige Noten spielen. Die Übergänge zwischen harten Polyrhythmen und unisono Rhythmus / Gruppenstille schaffen ein Gefühl von Zusammenhalt, Dynamik und Entwicklung. Dieses Stück hat Dynamiken, strukturellen Kontrast und Motive, die herumgereicht und verändert werden. Es ist keineswegs zufälliges Geräusch."

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Fürchterlich, dieses „gefiedel“ schmerzt einfach nur in meinen Ohren.

    Ich frage mich immer, wie man es schafft, sich freiwillig so etwas anzuhören.

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • Hallo HolgerB


    das ist die Aggression, die ich meine. Wo ist Dein Problem? Du magst die Musik nicht. Alles klar. Kein Thema.


    ....

    Ich frage mich immer, wie man es schafft, sich freiwillig so etwas anzuhören.


    Die Antwort auf die Frage ist relativ einfach. Zuhören :)


    Beste Grüße,

    Axel

  • Hmh ... Musik kommt von Muse.

    Dieses gefiedel hat mit Muse nichts zu tun ... ergo ....

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms


  • Es gibt Kommentare, die sehr differenziert diese Musik beurteilen und Verständnis zeigen für diejenigen, die sie nicht mögen :


    Zitat: "Ok so it’s fine to dislike this piece! This kind of music isn’t for everyone and that’s okay, you’re not dumb for not “getting it” as some snooty contemporary classical elitists would have you believe. That been said those saying it is just random noise are just wrong. Yes it’s extremely atonal, but the sounds and rhythms are very tightly organized, and the colors and textures being created are harsh, but achieve a far different effect then instrumentalists playing random notes. The transitions between harsh clashing polyrhythms and unison rhythm/ group silences create a sense of cohesion, momentum and development. This piece has dynamics, textural contrast and motifs that are passed around and altered. It is by no means random noise“

    .

    Lieber moderato,


    ich habe immer Verständnis dafür, wenn man etwas nicht mag. Es gibt genug Sachen, die ich nicht mag und möchte ja auch umgekehrt Verständnis dafür haben.


    Selbstverständlich ist es kein „random noise“, was man beim Zuhören problemlos mitkriegen kann.


    Es ist vieles eine Sache der Gewöhnung. Unser Ohr hört im Alltag häufig die klassischen Dreiklänge und so musste ich mal mit einem Kollegen eine Diskussion darüber führen, dass gute Musik immer klassisch harmonisch ist. Was sagen da die Inder, was sagt unser eigenes Mittelalter und was sagt Schoenberg dazu? Wenn man zwölftönige Musik häufiger hört, ist es überhaupt kein Problem, unsere guten alten Emotionen da wiederzufinden. Alles andere wäre eine Überraschung.. Umgekehrt lässt sich diese Musik nicht selten besser genießen, weil sich nicht so den akustischen Schleifprozessen des Alltags ausgesetzt ist.


    Beste Grüße,

    Axel

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  • Irgendwo steht, dass der Komponist die Interpreten quält. Ist das nicht einfach nur Blödsinn?

    Der Komponist hat eine Vorstellung von seinem Werk. Er versucht, so gut er kann, diese Vorstellung auf Papier zu bringen und interessierte Interpreten versuchen diese Vision zu realisieren..

    Soweit ich weiß, ist die Überforderung des Interpreten Bestandteil des Konzeptes, und ich habe schon gehört, dass eine perfekte Ausführung dem Komponisten gar nicht gefällt.


    Das Arditti-Quartett spielt sehr frei und mit eigener Gestaltung - also sie lassen einiges weg, was da steht, und erzeugen Sachen, die nicht da stehen. Das ist sehr wirkungsvoll, wirkt extrem virtuos (virtuoser wohl, als wenn man genau spielen würde) und macht alle glücklich. Aber sie entgehen eigentlich der Überforderung, weil sie gar nicht so wirklich anzustreben scheinen, alles exakt so zu spielen.

  • Soweit ich weiß, ist die Überforderung des Interpreten Bestandteil des Konzeptes, und ich habe schon gehört, dass eine perfekte Ausführung dem Komponisten gar nicht gefällt.

    Als Konzept finde ich das natürlich schon ein wenig merkwürdig und erklärungsbedürftig. Könnte es nicht sein, dass der Komponist eventuell mit dem Instrument nicht ganz so vertraut ist und dem Spieler deswegen manchmal Unmögliches zumutet?



    Das Arditti-Quartett spielt sehr frei und mit eigener Gestaltung - also sie lassen einiges weg, was da steht, und erzeugen Sachen, die nicht da stehen. Das ist sehr wirkungsvoll, wirkt extrem virtuos (virtuoser wohl, als wenn man genau spielen würde) und macht alle glücklich. Aber sie entgehen eigentlich der Überforderung, weil sie gar nicht so wirklich anzustreben scheinen, alles exakt so zu spielen.

    In gewissen Grenzen scheint mir das auch legitim zu sein. Busoni schreibt irgendwo, dass schon die Notation des Kunstwerkes nur ein Abbild ist. Es geht ja schon darum die eigentliche Musik erklingen zu lassen.

  • Ich hatte vor ein paar Jahren schon einmal einen thread über die Streichquartette von Brian Ferneyhough gestartet, der ist aber über den Eingangsbeitrag nie hinausgekommen. Deshalb zitiere ich ihn hier mal.


    Zitat von lutgra

    Der englische Komponist Brian Ferneyhough (1943- ) gilt als einer der avanciertesten Komponisten der Gegenwart, seine Musik wird oft als Musterbeispiel der "Neuen Komplexität" genannt. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Arditti Quartett hat selbiges eine Gesamtaufnahme aller Streichquartette von Ferneyhough plus Trios auf 3 CDs bei Aeon herausgebracht.


    Diese Edition habe ich noch nicht, aber in Erwartung selbiger habe ich heute zum ersten Mal eine ältere Einspielung des 1. Streichquartetts (1968) - ebenfalls vom Arditti Quartett gespielt - gehört. Ich gehe mal davon aus, dass die neue Version nicht viel anders klingt, bei Ferneyhough gibt es wenig zu "interpretieren" sondern es geht um die möglichst exakte Umsetzung des notierten und das ist wohl schon eine Herausforderung, der sich nur wenige stellen mögen. Das 1. SQ heisst Sonatas for String Quartet und ist mit über 40 min wohl das längste des Komponisten. In Kenntnis des wesentlich kürzeren 2. Quartetts hatte ich ein bisschen Bammel vor einer Dreiviertel Stunde dieser komplexen Musik, habe aber entspannt mit Kopfhörer auf dem Sofa gelegen und festgestellt, dass diese Zeit recht schnell und angenehm verging. 20 "Sonaten" umfasst das Werke, wobei der Begriff Sonate sicher nicht wörtlich zu nehmen ist. Eine Art Sonatenform habe ich in den 20 Stücken nicht finden können. Die Sonaten sind entsprechend recht kurz zwischen 1-3 min und das erinnert natürlich an die aphoristischen Werke von Webern. Die Klangwelt ist nicht unähnlich, die Ansprüche an die Virtuosität der Musiker sind allerdings sicher deutlich höher. Ferneyhough ist berüchtigt dafür, Unspielbares zu schreiben, aber dieses Wort gibt es ja im Arditti-Kosmos nicht. Die Stücke klingen alle recht ähnlich und so erinnert die Hörreise durch diese Klangwelt ein wenig an eine Wanderung durch eine Ausstellung abstrakter Bilder des gleichen Künstlers aus einer Epoche. Man bleibt vor jedem Bild eine kurze Weile stehen und geht dann weiter, findet immer wieder ähnliche Motive und Farbkombinationen. Die Musik von Ferneyhough ist zwar komplex und völlig atonal, aber auch ziemlich transparent, es gibt wenig verdichteten Klang, die Instrumente agieren meist unabhängig voneinander. Dies macht es mir einfacher, diese Musik zu hören, als z.B. dicht instrumentierte dodekaphone Kompositionen. Es ist eine seltsame Musik - aber keine, die mich abstösst.


    P.S. Die Aufnahme der Ardittis ist übrigens nicht die erste, es gibt von 1976 bereits eine Schallplatten Einspielung des Berner Streichquartetts, die steht bei meinem Plattenhändler ist mir aber mit €30 zu teuer. Außerdem brauche ich bei dieser Art Musik die Klangqualität der CD. Diese Aufnahme ist in vier Teilen bei youtube hochgeladen.

    Ich kann ergänzen, dass ich inzwischen sowohl die GA der Ardittis habe wie auch die LP mit dem Berner Streichquartett, die es dann irgendwann mal für 'nen Zehner gab. Ich bilde mir auch ein, dass es eine Aufnahme des 2. Streichquartetts durch das Berner SQ gab, kann aber diesbezüglich im Internet nichts finden.


    Bei dieser UA des 6. Streichquartett (Donaueschingen 2010) war ich im Publikum.




    Die Threads wurden vereint - MOD 001 Alfred

  • Fürchterlich, dieses „gefiedel“ schmerzt einfach nur in meinen Ohren.

    Ich frage mich immer, wie man es schafft, sich freiwillig so etwas anzuhören.

    Ein bisschen OT aber wegen des Beitrages von HolgerB doch aktuell: Tatsächlich bin ich durch einen Hinweis der Plattform auf einen Thread gestoßen, der seinerzeit (vor etwa 7 Jahren!) von Dr. Holger Kaletha angestoßen wurde mit der Frage Wer hat Angst vor Neuer Musik?


    1. Erklärt Angst selbstverständlich gut die auftretenden Agressionen

    2. Enthält der Thread viele anregende Ideen und Beispiele für eine Rezeption


    Ob Hermeneutik oder Kahnemann, darüber lässt sich sicherlich trefflich streiten, spielt aber in meinen Augen für die erste Akzeptanz keine so wichtige Rolle. Die Idee mit dem Melos finde ich richtig gut. Sehr häufig ist hier das Singen von Werken angesprochen worden. Wahrscheinlich prägen sich Melodien gut ein und haben den in der modernen Musik vermissten Wiedererkennungswert.

    Hin und wieder fühlt sich jemand im Thread auf den Schlips getreten weil er glaubt, hier etwas gut finden zu müssen. Das sehe ich überhaupt nicht so. Wir sind doch hier freiwillig mit einem schönen Gegenstand unterwegs. Man kann also diese Anregungen aufnehmen und sich damit beschäftigen oder eben auch nicht. Man ist dadurch kein besserer oder schlechterer Mensch.

    Was aber sicher gilt ist, bei fehlender Bereitschaft zuzuhören, wird sich diese Musik nicht erschließen. Im Endeffekt ist es eben doch Musik, man kann durch Texte hinleiten, aber hören muss man dann am Ende doch selbst :)


    Beste Grüße,

    Axel

  • Ich hatte vor ein paar Jahren schon einmal einen thread über die Streichquartette von Brian Ferneyhough gestartet, der ist aber über den Eingangsbeitrag nie hinausgekommen. Deshalb zitiere ich ihn hier mal.


    Ich kann ergänzen, dass ich inzwischen sowohl die GA der Ardittis habe wie auch die LP mit dem Berner Streichquartett, die es dann irgendwann mal für 'nen Zehner gab. Ich bilde mir auch ein, dass es eine Aufnahme des 2. Streichquartetts durch das Berner SQ gab, kann aber diesbezüglich im Internet nichts finden.


    Bei dieser UA des 6. Streichquartett (Donaueschingen 2010) war ich im Publikum.

    Die arditti Aufnahmen habe ich mir jetzt bestellt. Die Aufnahmen mit dem Berner Streichquartett scheint es nur auf LP zu geben. Meinen Plattenspieler habe ich aber vo 20 Jahren eingemottet und seitdem nicht mehr aktiviert. Damit fällt dieser Teil leider weg.

    Es freut mich wirklich ungemein, dass ich an der Stelle doch nicht so ein Exot bin und auch andere den Spaß an diesen Quartetten nachvollziehen können. Natürlich wäre es schön, mehr von der Struktur zu verstehen, aber das kann ja noch kommen.

  • Schön, dass die Threads zusammengelegt wurden.


    Ferneyhough steht bei mir (noch) nicht im Schrank - allenfalls kann ich nicht ausschließen, dass ein Sampler dort ein Beispiel oder Beispiele des Komponisten enthält. Allerdings kann man auch als sehr offener Liebhaber weder alles kennen ... noch alles kaufen ...


    Der Komponist hat wohl in der Tat den Ruf äußerster Komplexität bei seinem Schaffen. Was wichtiger sein dürfte: Ferneyhough ist keineswegs ein Unbekannter unter Musikrezipienten und schon gar nicht unter Spezialensembles. Es dürfte ihn eine ähnliche Aura umwehen wie Cage, Lachenmann, Kagel, Sciarrino, Feldman und wie sie alle heißen.


    Vor längerer Zeit habe ich mal eines der Streichquartette mit Noten per yt gehört und versucht mitzulesen. Von dem Konzept der bewussten Überforderung der Ausführenden habe ich auch schon gehört. Man kann sich gut vorstellen, dass die komplette Befolgung der Partiturvorschriften nicht oder kaum möglich ist. Da scheint mir das Moment eines Spiels auf der Metaebene wesentlich zu sein, vielleicht eines bewusst einkomponierten Spiels. Das wäre nun nicht ungewöhnlich im Sinne eines Konzepts bei Neuer Musik.


    Die Musik ist interessant; ich will aber nicht behaupten, dass mir wöchentlich danach wäre, sie zu hören. Wahrscheinlich eine reichlich banale Aussage ...


    :)Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Schön, dass die Threads zusammengelegt wurden.

    Wenn ich von dem Thread gewußt hätte, hätte ich meine Frage sowieso dort platziert...


    Ferneyhough steht bei mir (noch) nicht im Schrank - allenfalls kann ich nicht ausschließen, dass ein Sampler dort ein Beispiel oder Beispiele des Komponisten enthält. Allerdings kann man auch als sehr offener Liebhaber weder alles kennen ... noch alles kaufen ...

    Kein Zwang bitte. Musik soll Freude bereiten! Ich hatte Brian Ferneyhough immer mal wieder in meinem Streamingdienst gefunden, da ich ihn aber mit nichts in Verbindung bringen konnte, dann doch links liegen gelassen. Erst einige Threads in dem Forum und dann natürlich der zu Enno Poppe brachten mich auf die Idee.


    Von dem Konzept der bewussten Überforderung der Ausführenden habe ich auch schon gehört. Man kann sich gut vorstellen, dass die komplette Befolgung der Partiturvorschriften nicht oder kaum möglich ist. Da scheint mir das Moment eines Spiels auf der Metaebene wesentlich zu sein, vielleicht eines bewusst einkomponierten Spiels. Das wäre nun nicht ungewöhnlich im Sinne eines Konzepts bei Neuer Musik

    Das ist allerdings interessant. Das bedeutet ja, dass ein möglicher Interpret gleich Bestandteil der Komposition ist.... Da muss ich erst noch einmal drüber nachdenken..


    Die Musik ist interessant; ich will aber nicht behaupten, dass mir wöchentlich danach wäre, sie zu hören. Wahrscheinlich eine reichlich banale Aussage ...


    :)Wolfgang

    Ich hatte in meiner Jugend einmal so viel Beethoven gehört, dass ich dachte Erwachsene hören nur Mozart und Haydn :/. Aber man kommt immer wieder zurück,. wie Holger in einem anderen Thread mal sagte. Ich höre allerdings sehr gerne neuere Musik, Stücke auch gerne mehrfach, aber für eine intensive Auseinandersetzung, die manches sicherlich verdient, fehlt mir dann einfach auch die Zeit.


    Den Ferneyhough habe ich tatsächlich gerne geört, aber ich mache da jetzt auch kein Dogma draus. Wenn die CDs kommen höre ich sie sicher nochmal durch und vielleicht von Zeit zu Zeit.

    Danke für Deinen Beitrag,

    Axel

  • Aber nein, lieber Axel. Zwingen muss ich mich bei Musik so gut wie nie zu etwas! :D


    Auch meinen Dank für die Anregungen, die Du immer mal wieder bereitstellst!


    :hello:Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Wer Interesse hat, was Brian Ferneyhough über sein sechstes Streichquartett zu sagen hat, kann hier einem Interview mit Paul Archbold in Freiburg im Jahr 2010 folgen:

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  • Das Web bietet auch die Gelegenheit, das Quartett zu hören. Gespielt vom Arditti Quartett, ein anderes Ensemble hat sich wohl noch nicht an die Musik herangetraut:).


    mit Noten:




    und mit Live-Erlebnis:





    Es sind dieselben Einspielungen von der Uraufführung auf den Donaueschinger Musiktagen 2010.



    Bei unserem CD-Sponsor momentan ausgelaufen, aber man kann vormerken. Wer neben diesem Stück noch Interesse an den drei Uraufführungen von Dillons sechstem Streichquartett hat, sollte das tun..


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