Der aus Utah stammende amerikanische Tenor Frederic Kalt ist mir vor allem durch seine 1995 in Budapest produzierte, 1997 bei Preiser erschienene Portrait-CD und ein live-Erlebnis in der Rolle des Paolo il Bello in Zandonai's Oper "Francesca da Rimini" aus Bregenz Mitte der 90er Jahre (es existieren von der Aufführungsserie eine CD und wohl auch eine DVD-Aufnahme) ein Begriff. Nach seiner Gesangsausbildung in Anchorage debütierte er 1987 als Faust in Mefistofele an der New York City Opera und gelangte über Karlsruhe (Bacchus) schnell an die großen europäischen Opernhäuser (Scala, Wien -14 Vorstellungen u.a. als Kalaf, Des Grieux/ Manon Lescaut, Cavaradossi, Bacchus, Manrico), Zürich, Berlin (u.a. Otello unter Abbado), Chicago (Erik), Köln (Kalaf, Manrico) und Antwerpen (Kalaf). Sein Repertoire war außerordentlich weit gespannt und reichte von Wagner (Erik, Siegmund) über Richard Strauss (Bacchus, Apollo) bis zu den großen Partien Verdis und Puccinis. Als seine bevorzugten (Glanz-) Rollen galten der Kalaf und in seinen späteren Jahren der Otello. Bereits Ende der 90er Jahre beendete offenbar jedoch eine Erkrankung seine intensive Tätigkeit auf den Opernbühnen dreier Kontinente. Auffallend sind neben emphatischen Lobeshymnen für seine Leistungen auch immer wieder kritische Bewertungen seiner Leistungen.
Frederic Kalt besaß, soweit seine Aufnahmen und die erinnerten Höreindrücke diese Einschätzung zulassen, eine in der Grundfärbung hell timbrierte, durchaus auf breiter Basis aufbauende, mit großer Kraft geführte, metallisch aufstrahlende Tenorstimme. Stimmlich und stilistisch gehörte er zur Gruppe der Spinto-Tenöre. In der Gestaltung war von ihm große Differenzierung nicht zu erwarten, sein strahlender Ton und seine Kraftentfaltung entschädigten dafür- auch auf seiner CD. Ich gehe davon aus, dass die Stimme live noch robuster und größer erschien als auf dieser CD festgehalten. Otello und der Kalaf waren für ihn allerdings Grenzpartien, wobei er sich für den Otello die Stimme Tamagnos als Vorbild genommen haben soll (ohne jedoch dessen Stimmkraft zu besitzen). Seinen Paolo aus Bregenz hatte ich im übrigen als doch recht differenziert in Erinnerung, ein Nachhören im ORF-Mitschnitt auf CD bestätigt diesen Eindruck.
Die erwähnte CD (Dirigent Niksa Bareza mit den Budapester Philharmonikern und dem Chor der Ungarischen Staatsoper Budapest) präsentiert mit Ausschnitten aus Carmen, Mefistofele, Pagliacci, Manon Lescaut, Tosca, Turandot, Trovatore, Otello, Verdi-Requiem und Oberon ein repräsentatives Bild seines Repertoires und bildet seine eindrucksvolle Stimme sehr schön ab.
Ein Tenor, der - nicht nur seiner Stimme wegen - verdient in Erinnerung zu bleiben.
Herzlichst
Otello50