Frederic Kalt- eine kurze Weltkarriere

  • Der aus Utah stammende amerikanische Tenor Frederic Kalt ist mir vor allem durch seine 1995 in Budapest produzierte, 1997 bei Preiser erschienene Portrait-CD und ein live-Erlebnis in der Rolle des Paolo il Bello in Zandonai's Oper "Francesca da Rimini" aus Bregenz Mitte der 90er Jahre (es existieren von der Aufführungsserie eine CD und wohl auch eine DVD-Aufnahme) ein Begriff. Nach seiner Gesangsausbildung in Anchorage debütierte er 1987 als Faust in Mefistofele an der New York City Opera und gelangte über Karlsruhe (Bacchus) schnell an die großen europäischen Opernhäuser (Scala, Wien -14 Vorstellungen u.a. als Kalaf, Des Grieux/ Manon Lescaut, Cavaradossi, Bacchus, Manrico), Zürich, Berlin (u.a. Otello unter Abbado), Chicago (Erik), Köln (Kalaf, Manrico) und Antwerpen (Kalaf). Sein Repertoire war außerordentlich weit gespannt und reichte von Wagner (Erik, Siegmund) über Richard Strauss (Bacchus, Apollo) bis zu den großen Partien Verdis und Puccinis. Als seine bevorzugten (Glanz-) Rollen galten der Kalaf und in seinen späteren Jahren der Otello. Bereits Ende der 90er Jahre beendete offenbar jedoch eine Erkrankung seine intensive Tätigkeit auf den Opernbühnen dreier Kontinente. Auffallend sind neben emphatischen Lobeshymnen für seine Leistungen auch immer wieder kritische Bewertungen seiner Leistungen.


    Frederic Kalt besaß, soweit seine Aufnahmen und die erinnerten Höreindrücke diese Einschätzung zulassen, eine in der Grundfärbung hell timbrierte, durchaus auf breiter Basis aufbauende, mit großer Kraft geführte, metallisch aufstrahlende Tenorstimme. Stimmlich und stilistisch gehörte er zur Gruppe der Spinto-Tenöre. In der Gestaltung war von ihm große Differenzierung nicht zu erwarten, sein strahlender Ton und seine Kraftentfaltung entschädigten dafür- auch auf seiner CD. Ich gehe davon aus, dass die Stimme live noch robuster und größer erschien als auf dieser CD festgehalten. Otello und der Kalaf waren für ihn allerdings Grenzpartien, wobei er sich für den Otello die Stimme Tamagnos als Vorbild genommen haben soll (ohne jedoch dessen Stimmkraft zu besitzen). Seinen Paolo aus Bregenz hatte ich im übrigen als doch recht differenziert in Erinnerung, ein Nachhören im ORF-Mitschnitt auf CD bestätigt diesen Eindruck.


    Die erwähnte CD (Dirigent Niksa Bareza mit den Budapester Philharmonikern und dem Chor der Ungarischen Staatsoper Budapest) präsentiert mit Ausschnitten aus Carmen, Mefistofele, Pagliacci, Manon Lescaut, Tosca, Turandot, Trovatore, Otello, Verdi-Requiem und Oberon ein repräsentatives Bild seines Repertoires und bildet seine eindrucksvolle Stimme sehr schön ab.


    Ein Tenor, der - nicht nur seiner Stimme wegen - verdient in Erinnerung zu bleiben.


    Herzlichst

    Otello50

  • Hallo Otello50,


    die von dir genannte CD besitze ich auch. Ich kann mich erinnern, dass ich sie damals sehr oft gehört habe und seine Stimme sehr mochte.
    Es ist doch sehr bedauerlich, dass man nie wieder etwas von ihm gehört hat.

    Hier einmal ein Eindruck von seiner Stimme:



    :hello:

    Jolanthe

  • Von Frederik Kalt hatte ich bis eben noch nie etwas gehört. Dank Otello kenne ich nun den Namen und habe mir auch einen Eindruck von seiner schönen metallischen Stimm gemacht. Gut, dass man nie auslernt. Mir scheint, dass seine Technik etwas riskant ist. Und dann gleich Otello und Siegmund! Das kann nicht gut gehen. Seltsam ist es schon, wie ein solcher Sänger wieder in der Versenkung verschwinden kann. Man findet wenig Daten. Otello scheint alles zusammengesucht zu haben. was bekannt ist. Bei Rutsch/Riemens (siebenbändige Ausgabe) ist das Geburtsjahr 1962 mit Fragezeichen versehen. Der relativ umfängliche Eintrag besteht fast nur aus Aufführungshinweisen. Ich bin gespannt, ob wer noch mehr weiß. Caruso sollte ihn auf der Bühne oder im Konzert gehört haben.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Liebe Jolanthe, lieber Rheingold 1876,


    vielen Dank für eure Rückmeldung. Aber viel habe ich eigentlich auch nicht über Frederic Kalt beizutragen. Das Meiste stammt aus dem schönen Beiheft zu seiner CD, dazu einige Recherchen. Über seine Biographie wird in Foren immer wieder gerätselt. Viel ist wohl nicht wirklich bekannt.

    Im Netz gibt es auch eine Aufzeichnung eines Kalaf in Antwerpen aus den frühen 90er Jahren unter Silvio Varviso und einen Mitschnitt der denkwürdigen Premiere des Trovatore aus Wien mit Cheryl Studer, Agnes Baltsa und Sergey Leiferkus vom 22. Oktober 1993 unter Zubin Mehta. Kalt und Studer kamen beim Publikum damals schlecht an und wurden ausgebuht, man mutmaßte Claqueure im Hintergrund. Kalt beging allerdings den "Fehler", sein wirkliches C" in der Stretta so lange zu halten, bis ihm die Stimme wegkippte. Man hört das in dem live-Mitschnitt. Manricos transponieren in Aufführungen häufig einen halben Ton oder mehr nach unten. Nicht so Frederic Kalt. Trotz des nicht wirklich gelungenen Abends hat Kalt den Manrico anschließend noch viermal in der Wiener Aufführungsserie 1993/94 gesungen. In der Trovatore-Serie erschienen auch Michèle Crider als Leonore und Dennis O'Neill und Kaludi Kaludov als Manrico. In Wien ist Kalt insgesamt 14 mal aufgetreten.


    Viele Grüße

    Otello50

  • Ich habe Frederic Kalt im Januar 1994 gleich 2x als Bacchus an der Staatsoper Berlin erlebt. Das erste Mal fand ich ihn sensationell gut, das zweite Mal immer noch sehr gut, nur dass er da am Ende an einer Stelle unerwartete Probeme bekam.


    Dann sang er am 30.11.1994 noch regulär die letzte der beiden konzertanten "Otello"-Aufführungen unter Abbado in der Berliner Philharmonie. Drei Tage, nachdem Herr Giacomini sich sehr unschön mit der Rolle abgequält hatte und schon im 2. Akt Einbrüche hatte, war Herr Kalt dann sehr solide, wenn auch nicht so charismatisch wie die großen Rollenvertreter.


    Das waren meine drei Live-Erlebnisse mit Herrn Kalt. Dass er dann plötzlich nicht mehr auftauchte, habe ich schon bemerkt, aber dann einfach hingenommen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Lieber "Stimmenliebhaber",


    vielen Dank für diese Information. Das rasche Ende seiner Karriere, wohl auch seine nicht immer einheitlichen Leistungen- man könnte einen Spruch abwandeln: "vox sana in corpore sano"...

  • Lieber Otello50,

    mit der größte Nutzen, den mrt Tamiono bietet ist die Vorstellung hervorragender Sänger und Stimmen, die aus irgendwelchen Gründen im Nirvana untergingen. Auch ich kannte diesen Sänger nicht. Du hast seine sängerischen Qualitäten meines Erachtens treffen beschrieben. Auch mich überzeugt auf Anhieb die leuchtende Strahlkraft dieses Tenors. Heitere Bestätigung, meine Frau, die in der Küche mithörte, kam herein und fragte:"Wer ist denn das. Der klingt ja toll." Danke für diese Bereicherung. Immer mehr entpuppst Du "Tiefstapler" Dich als versierter Kenner. Immer schön, wenn ein Partner mit jedem Beitrag immer mehr Profil und Symapathie gewinnt.:jubel::hello:

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Otello50!


    Als Du mich im Miriam-Gauci-Thread ermuntern wolltest, einen Thread für Frederic Kalt anzulegen, habe ich gesagt, Du solltest das am besten gleich selber tun. Und nun hast Du ohne weiteren Zeitverzug, diesen Thread eröffnet und es ist auch gleich mit weiteren Beiträgen ein Austausch über Frederic Kalt in Gang gekommen. Prima!

    Ich bin gespannt, ob sich die noch offenen Fragen zu seiner Biografie klären lassen.

    Wichtiger ist mir allerdings der Austausch über den Sänger und seine Aufführungen respektive Aufnahmen.

    Ich bin gespannt, ob wer noch mehr weiß. Caruso sollte ihn auf der Bühne oder im Konzert gehört haben.

    Frederic Kalt hat mir in den beiden Aufführungen, die ich gehört habe, durchaus imponiert. Seine große, metallisch strahlende Stimme und die Mühelosigkeit seiner Spitzentöne waren schon eindrucksvoll. Man wurde nicht mir stumpfen oder ausgemergelten Tönen belästigt. Auch musste man sich nicht sorgen, dass er die weiten Bögen nicht aussingen könnte. Aber in beiden Partien (Ich habe ihn als Bacchus und Calaf gehört!) habe ich vermisst, dass er die Bögen formt, ihnen auch etwas gibt, das der Figur Profil verleiht. Nuancen und Farben aber habe ich vermisst.
    Der Bacchus hatte kein Erstaunen, keine Verwunderung, keine Begeisterung und nichts Trunkenes!

    Und dem Calaf fehlte die lyrische Verdichtung, jede Poesie. Leider haben wir uns inzwischen daran gewöhnt, dass der Calaf vor allem als Eroberer vorgestellt wird. Schade, denn da geht der Zauber der Figur, wie ihn der junge di Stefano so unnachahmlich entfalten konnte, weitgehend verloren.

    Sicher werden andere zu anderen Wertungen kommen. Ich bin gespannt.


    So, lieber Otello50, nun weißt Du auch, warum ich den Thread nicht eröffnen wollte.

    Ich denke, das sollte Jemand tun, der dem Sänger offener begegnet oder aber für ihn entflammt ist.
    Ich bin weder das Eine noch das Andere!


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber operus, lieber Caruso41,

    nur ein kleines Wort des Dankes- und eine Bemerkung: wenn man als relativer Neuling einmal den Thread "Berühmte Stimmen" durchgeht, lässt einen die Fülle der Informationen und des versammelten Fachwissens, aber auch die Begeisterung aller Beteiligten über nun schon rund 15 Jahre mit tiefem Respekt zurück. Ein einzigartiger Schatz für alle Freunde der Gesangskunst, auf den sich TAMINO wirklich etwas zu Gute halten kann. So wird es auch bei anderen Threads sein.

    Ich bin seit ein paar Monaten hier und darf das ruhig mal so sagen...


    Herzlichst

    Otello50

  • Das Besondere an seinem (ersten von mir erlebten) Bacchus war, dass er in der Oper wirklich ungemein mühelos alle stimmlichen Klippen der Rolle bewältigte - in einer solch souveränen Art und Weise, die ich das bis dahin weder liver (Goldberg, Orth, Siukola) noch auf Aufnahmen (Frey, King, Kollo, Max Lorenz - das dürften die gewesen sein, die ich bis dato schon gehört hatte) je erlebt hatte.

    Im Übrigen heißt die Rolle in der fast immeraufgeführten Zweitfassung der Oper: "Tenor (Bacchus)": Wenn man also das Vorspiel auch berücksichtigt, und das sollte man, geht es um einen Opernsänger der Stimmlage Tenor, der eine Patie namens Bacchus singt. Der Interpret, ein Opernsäger mit der Stimmlage Tenor, singt und gestaltet also eine Rolle Opernsänger/Tenor, der vorgibt, Bacchus zu sein. Die Rolle heißt nicht einfach Bacchus (auch wenn sie häufig, auch von mir, so abgekürzt wird) und daher geht es meines Erachtens bei der Rolle eben nicht primär darum, Gefühlsregungen des Gottes des Weines zu verdeutlichen, sondern einen Tenor bei seiner Arbeit zu zeigen (mit allem, was dazugehört, auch mehr oder weniger wahren Klischees).

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Das Besondere an seinem (ersten von mir erlebten) Bacchus war, dass er in der Oper wirklich ungemein mühelos alle stimmlichen Klippen der Rolle bewältigte - in einer solch souveränen Art und Weise, die ich das bis dahin weder liver (Goldberg, Orth, Siukola) noch auf Aufnahmen (Frey, King, Kollo, Max Lorenz - das dürften die gewesen sein, die ich bis dato schon gehört hatte) je erlebt hatte.

    In der Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker findet sich kein Hinweis zu dem in der Berliner Presse seinerzeit durchaus positiv aufgenommenen zweiten Otello. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es es davon doch einen Mitschnitt gibt. Schneidet man nicht auch in der Staatsoper regelmäßig mit?


    VG

    Otello50

  • Schneidet man nicht auch in der Staatsoper regelmäßig mit?

    Falls du seinen Berliner Bacchus meinst: Ich habe erst vor wenigen Jahren einen Audiomitschnitt der zweiten dieser beiden von mir erlebten Vorstellungen bekommen. Ich muss gestehen, dass ich meine damalige Begeisterung beim Wiederhören nicht mehr ganz nachvollziehen konnte. Wenn du mir an meine web.de-Adresse mailst (vor dem @ steht mein hiesiger Username), kann ich dir diese "Ariadne" mit seinem Bacchus über wetransfer als mp3 zukommen lassen. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber!

    Im Übrigen heißt die Rolle in der fast immeraufgeführten Zweitfassung der Oper: "Tenor (Bacchus)": Wenn man also das Vorspiel auch berücksichtigt, und das sollte man, geht es um einen Opernsänger der Stimmlage Tenor, der eine Patie namens Bacchus singt. Der Interpret, ein Opernsäger mit der Stimmlage Tenor, singt und gestaltet also eine Rolle Opernsänger/Tenor, der vorgibt, Bacchus zu sein.

    Das ist natürlich bedenkenswert.

    Aber rechtfertigt diese Bezeichnung der Rolle, dass man als Hörer der Oper überhaupt nichts hört von dem Erstaunen, der Verwunderung, der Begeisterung und der Trunkenheit des jungen Gottes?


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich habe Frederic Kalt 2X Live erlebt, als Paolo in Bregenz und als Otello in Köln.


    Zum Paolo kann ich nur sagen, das war ausgesprochen schön auch weil ich damals diese Oper FdR zum ersten mal sah und total begeistert und hin und weg war.


    disc26.jpgnur Cover

    Sein Otello in Köln....vom 16.3.1996 ....

    Musikalische Leitung: James Conlon
    Kalt/Dalayman/Gino Quilico

    Das war nicht so ganz das gelbe vom Ei, ich fand den Otello für ihn als Grenzpartie, sein offenes singen und dann nach dem Motto, alles muss raus was die Kehle hergibt dabei presste er seine Töne manchesmal ziemlich unangenehm nach oben, jedoch gefiel mir sein Timbre gut!


    Ich bin mir nicht so ganz sicher, ich meine jedoch ich hätte ihn auch in dieser Rolle bei den Maifestspielen in Wiesbaden gesehen?


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Im Übrigen heißt die Rolle in der fast immeraufgeführten Zweitfassung der Oper: "Tenor (Bacchus)"


    In der Urfassung der "Ariadne" kommt Bacchus bekanntlich erst in der auf den Moliére folgenden Oper vor. Dort heißt die Rolle nur Bacchus. Tenor ist mit deutlichem grafiischen Abstand als Stimmlage nachgestellt wie vergleichsweise Hoher Sopran bei Najade oder Bariton bei Harlekin. In der zweiten Fassung, die sich - wie richtig bemerkt - durchgesetzt hat und von der Strauss erst nichts wissen wollte, wird die Rolle im Vorspiel mit Der Tenor (Bacchus) geführt. In der folgenden Oper heißt die Rolle lediglich Bacchus, und die Stimmlage wird wie in der Urfassung wieder deutlich abgesetzt hinzugefügt. Das macht schon einen Unterschied - weshalb ich bei Caruso bin. Meine Quellen sind die bei Fürstner erschienen Textbücher, die mir auch in gedruckter Fom vorliegen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wenn man die Personen des Vorspiels und der Oper unterscheidet, dann ist das so. Ich habe mich auf die übliche Zweitfassung der Oper bezogen, in welcher die Rolle im "Vorspiel" Der Tenor und in der "Oper" (dem zweiten Teil mit dem Theater auf dem Theater) Bacchus heißt. Dennoch ist es ratsam, das Vorspiel während der Oper mitzudenken, es gab gute Gründe, warum die Autoren, dieses Vorspiel noch hinzufügten bzw. das "Vorspiel" der Erstfassung ersetzten. In der Erstfassung ist die "Oper" (also der zweite Teil) übrigens auch deutlich anders als in der Zweitfassung. Herr Kalt sang die Zweitfassung, die fast immer gespielt wird, und da sollte man meines Erachtens das Vorspiel auch bei der Oper mitdenken. Das Gefühl hatte ich bei den entsprechenden Ausführungen von "Caruso41" nicht.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber!


    Herr Kalt sang die Zweitfassung, die fast immer gespielt wird, und da sollte man meines Erachtens das Vorspiel auch bei der Oper mitdenken. Das Gefühl hatte ich bei den entsprechenden Ausführungen von "Caruso41" nicht.

    Das Gefühl war berechtigt!


    Das Vorspiel denke ich zunächst mit, wenn die Oper beginnt. Dass der Bacchus der Tenor aus dem Vorspiel ist, nehme ich durchaus so wahr.
    Aber das Wunder der Verwandlung des Tenors in den Bacchus geschieht dann doch einfach in der Musik.

    Da interessiert mich die dramaturgische Konstruktion hiernach nicht mehr. Spätesten wenn er "tieferregt, unbewusst feierlich" singt

    mag ich den Tenor im Bacchus nicht mehr mitdenken.

    Da bin ich ganz bei Zerbinetta:

    Zitat von Zerbinetta

    Hingegeben sind wir stumm!

    Kann vielleicht falsch sein. Aber es ist köstlich! Einfach berauschend!


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Die Apotheose am Ende der Zeitfassung der "Oper" ist in der Tat berauschend - in der Erstfassung der "Oper" ist diese gewaltige Steigerung am Ende so noch nicht vorhanden.


    Unabhängig davon finde ich aber schon, dass man ruhig mitdenken sollte, dass da nicht Bacchus steht und singt, sondern der Tenor aus dem Vorspiel, der den Bacchus singt. Jedenfalls hat Strauss den Teil, der "Oper heißt", für die Zweitfassung (wahrscheinlich unter dem Eindruck des neukomponierten Vorspiels) noch einmal deutlich verändert.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • In der Tat gefallen mir sein Timbre und die Lockerheit seines Singes (die Mittellage klingt total frei, die Höhe ist zwar focussiert, aber nicht unschön gepresst wie bei so vielen anderen) bei der Manrico-Stretta ausnehmend gut.


    Ich bin gespannt, was "Otello50" zu seinem Bacchus sagen wird.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • In der Tat gefallen mir sein Timbre und die Lockerheit seines Singes (die Mittellage klingt total frei, die Höhe ist zwar focussiert, aber nicht unschön gepresst wie bei so vielen anderen) bei der Manrico-Stretta ausnehmend gut.


    Ich bin gespannt, was "Otello50" zu seinem Bacchus sagen wird.

    Lieber "Stimmenliebhaber",


    in aller Kürze: er singt im Finale einen kraftvoll strahlenden, ungestümen Gott, dem die grenzwertige Tessitura weniger Probleme zu bereiten scheint als manch berühmteren Kollegen, den ich gehört habe. Seinem mehr zu konzentriertem Ansatz und heller Kraftentfaltung tendierenden Stimmtypus gemäß ist das Vorwärts Drängende, das Jugendliche betont, um Schöngesang geht es hier nicht in erster Linie. Dies entspricht völlig meinem Rollenverständnis. Über Richard Strauss und die Tenöre ist ja schon genug geschrieben worden, Frederic Kalts Bacchus ist ein gelungenes live-Portrait, mit dem er sich auch beim Publikum hörbar Achtung erwirbt.


    Herzlichst

    Otello50

  • Seinem mehr zu konzentriertem Ansatz und heller Kraftentfaltung tendierenden Stimmtypus gemäß ist das Vorwärts Drängende, das Jugendliche betont, um Schöngesang geht es hier nicht in erster Linie. Dies entspricht völlig meinem Rollenverständnis.

    Lieber "Otello50",


    schön, dass hier wenigstens einer mein Rollenverständnis teilt. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich habe mir auch einmal die Beispiele angehört, die hier dankenswerterweise verlinkt worden sind; eine wirklich tolle Stimme, die nicht nur metallisch-strahlkräftig ist, sondern auch ein für mich sehr einnehmendes, schönes, kristallin-diamantes Timbre mit einem Hauch Goldstaub hat. Gerade diese "squillo"-Tenöre klingen ja manchmal unangenehm kalt und schneidend, das finde ich hier nicht, im Gegenteil.

    Ich habe auch einmal nachgeforscht, warum er so einfach verschwunden ist; dazu hat unter einem Youtube-Video seine Schwiegertochter vor vier Jahren kommentiert.

    Er hat wohl unter einer Stimmbandlähmung gelitten, die dann auch operiert wurde; danach konnte er nicht mehr ganz an seine früheren Leistungen anknüpfen. Später dann ist er an Krebs erkrankt, hat diese Krankheit aber, Gott sei Dank, besiegt; danach hat er dann dem Gesang den Rücken gekehrt - und ist Krankenpfleger geworden.

    Auf Facebook findet man auch das Profil des "Fred Kalt" aus Utah, das ihn fröhlich, wenn natürlich auch gealtert zeigt. Sein Profil berichtet von seiner Ausbildung als Krankenpfleger, erwähnt jedoch nicht im Mindesten den Gesang.

    Vielleicht sollte ich ihn mal anschreiben? Womöglich würde er sich freuen.

    Jedenfalls schön, dass es ihm gut zu gehen scheint, und seine Stimme ist eine sehr schöne Entdeckung für mich.

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  • Ein Video ganz zu Beginn der Karriere von Frederic Kalt


    Finals of the UNISA 1990 singing competition
    u.a. mit Johan Botha, Frederic Kalt (USA), Aleksandrina Pendantchanska (Bulgaria)



    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Vielleicht sollte ich ihn mal anschreiben? Womöglich würde er sich freuen.

    Einerseits würde ich auch gern erfahren, wie es Kalt, den ich erst hier kennengelernt habe, ergangen ist oder ergeht, lieber Don, andererseits solltest Du Dir sehr gut überlegen, ob Du ihm sein vorhergehendes Leben wirklich in Erinnerung rufen solltest. Ich kenne einen ähnlichen Fall, der eine in ihrer Zeit recht berühmte Künstlerin betraf, die sich nach dem Verlust ihrer Stimme auch völlig neu finden musste. Sie wollte mit keinem Wort an die Vergangenheit erinnert werden, weil plötzlich alles wieder vor ihr stand, was sie hinter sich gelassen hatte. Es schmerzte sie zu sehr.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Don Gaiferos,


    ganz herzlichen Dank für die interessanten Informationen, die das Bild dieses Sängers weiter abrunden. Auf Deine obige Frage ist eine gültige Antwort kaum möglich. Mein Gefühl: hätte der Sänger an seine Karriere erinnern wollen, hätte er dies über die einschlägigen Medien selbst sehr einfach tun können. Manche Künstler verfahren so und stellen Videos oder Audio Clips von Aufführungen mit oder ohne Kommentare ins Netz. Ich tendiere da zu der Einschätzung von Rheingold1876- aber wie gesagt, das ist nur meine Auffassung.


    Herzlichen Gruß

    Otello50

  • Ich schließe mich dieser Einschätzung an. Wenn er an seinem früheren Leben als durchaus bedeutender Tenor noch interessiert ist, wird er seinen Namen googlen und dann auch früher oder später auf diese Rubrik stoßen. Dann kann er ja Kontakt aufnehmen, wenn er möchte (so etwas kommt immer wieder vor, entweder von den Künstlern selbst oder durch Dritte in ihrem Auftrag, z.B. durch die Kinder des Künstlers). Dass in seinem Facebook-Profil aus dem Vornamen "Frederick" ein lapidares "Fred" wurde, scheint mir neben allen umgangssprachlichen und Abkürzungs-Aspekten doch auch ein Indiz dafür zu sein, dass er gerade dies (zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt) nicht möchte. Ansonsten hätte er sicher, wie so viele andere, auch noch eine eigene Künstlerseite bei Facebook, z.B. "Frederick Kalt (Tenor)". Auf einer solchen Seite wäre es völlig in Ordnung Kontakt aufzunehmen - bei der Privatseite "Fred Kalt" würde ich hingegen davon abraten.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Den Argumenten von Rheingold und Otello50 schließe ich mich an!
    Man muss schon genau überlegen, was denn eine Kontaktaufnahme zu einem Künstler, der sich hat neu erfinden müssen und nun ein anderes Leben lebt, diesem Menschen bringen soll. Da kenne ich auch Beispiele wie das, von dem Rheingold berichtet hat.
    Deshalb würde ich abraten, auf Fred Kalt zuzugehen. Wenn er denn doch an seinem Leben als Frederic Kalt interessiert ist, wird er sicher die Wege finden, von denen Stimmenliebhaber gesprochen hat.


    Carsuo41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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