The Last Night of the Proms, neuestes Opfer der Political Correctness

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    Die diesjährige Last Night of the Proms, der Abschluss der berühmten von der BBC ausgestrahlten Proms-Konzerte in der Royal Albert Hall in London, wird ohne die Texte zu den patriotischen Hymnen auskommen müssen. "Rule, Britannia", "Land of Hope and Glory", "Jerusalem" und "God Save the Queen" beim Proms-Finale ohne Text? Bisher unvorstellbar.


    Die BBC knickt angesichts der Kritik einiger Universitäts-Professoren nun sofort ein und will die Corona-bedingt publikumslose Veranstaltung am 12. September dazu nutzen, alles politisch korrekt, sprich: rein instrumental musizieren zu lassen. Dahinter steht auch die Erste Gastdirigentin des derzeit führungslosen BBC Symphony Orchestra, eine gewisse Dalia Stasevska, die selbst in diesem Klassikforum bisher wohl niemand kannte.


    Der Aufschrei bei den Briten ist groß, und auch Premierminister Johnson setzt sich dafür ein, dass sich an der Tradition nichts ändern soll. Doch die Dynamik der sog. "Black-Lives-Matter"-Bewegung hält dagegen.


    Laut einer BBC-Produzentin sei die "historische Sklavenhalterei" ja auch das "Auschwitz Britanniens" (sic). Geflissentlich wird unter den Teppich gekehrt, dass gerade Großbritannien weltweit viel getan hat, um erst dem Sklavenhandel (1807) und dann der Sklaverei insgesamt (1833) den Garaus zu machen. Eine sklavereikritische Diskussion gab es dort seit dem späten 17. Jahrhundert. Dem mittlerweile nicht mehr wohl gelittenen jahrelangen "Haushistoriker" der BBC, Prof. Dr. David Starkey, zufolge, hat das Empire gar mehr Mittel dazu aufgewandt, die Sklaverei aus der Welt zu schaffen, als es zuvor an derselben verdiente. Natürlich alles geschenkt, man bedient sich alternativer Fakten.


    Man mag von Manuel Brug von der "Welt" halten, was man will, aber hier trifft er den Nagel auf den Kopf:


    https://www.welt.de/kultur/art…e-Briten-ihren-Humor.html


    Selbst im "Spiegel" ungewohnt kritische Töne dazu:


    https://www.spiegel.de/kultur/…54-44c8-8e80-a7982d6e13cc

    Darauf will ich nur erwidern: Rule, Britannia! Und zwar gesungen vom großartigen Benjamin Luxon, bei der Last Night of the Proms 1982, kurz nach dem britischen Sieg im Falklandkrieg. :thumbup: Damals hatte die BBC noch keine Gewissensbisse, die patriotische Sogwirkung auf die Massen unzensiert auszustrahlen.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • :no::no::no:


    Da kann man nur noch den Kopf schütteln.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wie man anhand meines Avatar-Fotos vielleicht bemerken kann, bin ich kein Bilderstürmer oder BLM-Aktivist.


    Seit die BBC die Last Night immer mehr aufgeblasen hat mit Liveübertragungen in Parks vor einem Millionenpublikum, kommt mir dieser fahnenschwenkende, antiquierte, tönende Empire-Chauvinismus aber nicht mehr "spleenig" sondern tatsächlich mehr und mehr befremdlich und peinlich vor. Sollen sie es im Corona-Jahr halt mal ohne Chor ausprobieren, juckt mich wenig.

    Er hat Jehova gesagt!

  • Lieber Johannes, ich würde es eher selbstbewußt als peinlich nennen. Ich habe 5 mal die Last Night live erlebt. 2 mal in der Royal Albert Hall und 3 mal im Hyde Park. Und egal wo, man sieht auch immer mehr deutsche Flaggen . Egal aus welchem Land man kommt, man wird in diesem Moment zu einer Einheit, feiert und singt gemeinsam. Peinlich finden ich eher die deutschen nachgemachten Last Night. So locker und so viel Stolz auf unser Land haben wir leider nicht wie die Engländer.