Deutsch ist und bleibt meine Muttersprache.
Lieber La Roche,
das ist auch mein Standpunkt. Es gibt m.E. gute Gründe für die Verwendung der Originalsprache, die auch ich inzwischen bei bekannten Werken eindeutig bevorzuge. Doch Oper auf Deutsch ist für mich niemals ein Tabu. Wie schon gesagt, habe ich die meisten italienischen und französischen Opern erstmals in deutscher Sprache gehört und lieben gelernt. Vor allem: Wer lacht heute noch in Rossinis Barbier oder Mozarts Figaro? Selbst bei den komischsten Szenen sitzt das Publikum bierernst auf seinen Stühlen, weil es eben kein Wort versteht.
Als man in den späten 1950er Jahren vermehrt fremdsprachige Sänger zu Gastspielen einlud, gab es allerdings hin und wieder auch lustige Szenen. So sang z.B. Anna Moffo in München 1956 als Gast in einer deutschsprachigen Vorstellung der "Lucia di Lammermoor" die Titelpartie in italienisch. Nach ihren Eingangsworten "Ancor non giunse" antwortete ihr Alisa (es war Lilian Benningsen) textgemäß: "Was sagst du?" - Das gab einen Lacherfolg, von dem sich die eingeladene Diva nur schwer erholen konnte!
Warum erregt sich niemand, wenn Goldoni oder Shak espeare oder Tennessee Williams bei uns ausschließlich übersetzt auf die Bühne kommt?
Das ist eine gute Frage! Doch wie die Welt sich dreht, wird das wahrscheinlich eines nicht allzu fernen Tages auch praktiziert werden. Deutsch ist in Gefahr, zu einer Regionalsprache bzw. zu einem europäischen Dialekt herabzusinken. Noch ist es zum Glück nicht so weit!
Andererseits hinkt der Vergleich, denn es ist wohl keine Frage, daß sich in der Musik bei Verwendung von Übersetzungen auch die Diktion sowie der ganze Höreindruck verändert.
LG Nemorino