Ariadne auf Naxos, Staatsoper Berlin, 25.9.2020

  • Es gibt kein Hinüber!


    ariadne-berlin-2015-3.jpg?etag=%22db76f-57324d16%22&sourceContentType=image%2Fjpeg&quality=85&ignoreAspectRatio&resize=1500,1595


    Es mag Einbildung sein, aber es lag doch eine gewisse Hochstimmung über dem frühen Freitagabend. Endlich wieder richtige Oper!

    Auf zwei besetzte Plätze in einer Reihe folgten vier unbesetzte. Wenn ich richtig gesehen habe, war der oberste Rang geschlossen. Das Haus war also zu einem knappen Drittel ausgelastet, aber der Abend fast vollständig verkauft. Auf die Pause wurde verzichtet.


    Die Invarianten der Berliner Ariadne sind Fr. Samuil in der Titelpartie und Fr. Prudenskaya als Komponist. Diese sang schon in der Premierenserie, jene löste Fr. Nylund ab. Marina Prudenskaya gefiel mir vorgestern ausgesprochen gut. Sie singt nicht immer verständlich, und ihr Mezzo ist durchaus üppig zu nennen, aber sie spielt einen leidenschaftlichen jungen Komponisten und kann hinreißend schielen. Anna Samuil habe ich mit Schärfe in der Höhe und deutlichem Vibrato gehört, aber ihre Ariadne ist eindrücklich gestaltet, und sie gewinnt der Rolle interessante Nuancen ab, etwa wenn sie robust auf den verdutzten Bacchus losgeht: Nein! nein! Der bist du nicht...

    Es freut mich, daß diese Rollen aus dem Ensemble besetzt werden können und nicht eingeflogen werden müssen.


    Zum fliegenden Personal gehören Serena Sáenz und Andreas Schager, Zerbinetta und Bacchus. Sáenz gesellt sich würdig den Zerbinetten zu, die ich in Berlin bisher sah: Brenda Rae und Elena Sancho Pereg. Ihre Spitzentöne waren nicht ganz mühelos, aber das paßte gut zu ihrer sehr involvierten Zerbinetta. Ein wenig hat ihre Stimme mich an Alda Noni erinnert. Der Beifall nach der Großmächtigen Prinzessin war groß und wirklich herzlich.

    Schagers hochdramatischen Apoll in der Frankfurter Daphne fand ich großartig. Sein Berliner Bacchus ist ganz ähnlich angelegt: sieghaft, ostentativ - incommunicado. Das paßt zur Inszenierung, die ja eine Kommunikationskatastrophe auf die Bühne bringt.


    Ausgesprochenes Vergnügen hat mir Victoria Randem, mit warmem Sopran als dem Bacchus sehr zugewandtes Echo, bereitet.

    Thomas Guggeis leitete die Staatskapelle, die ich etwas rauh fand.


    Ich mag die Inszenierung von Hr. Neuenfels nicht. Sie geht grob mit dem feinen dialektischen Gewebe des Hofmannsthalschen Librettos um, und ihr aufklärerischer Impetus ist eigentlich nur ein Herrenwitz.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Ist das Andreas Schager nicht (mehr) Ensemblemitglied der Staatsoper Berlin? Zumindest war er das mehrere Jahre lang.

    Doch, doch, ist er: https://www.staatsoper-berlin.…ler/andreas-schager.1127/


    Ich meinte, daß er ja auf allen Bühnen der Welt singt, während Samuil und Prudenskaya doch ihren Schwerpunkt Unter den Linden haben.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*