Dresdens „Gute Stube“ für Musiker: Die Lukaskirche

  • Jeder Klassikfreund hat in seinem Regal Aufnahmen, die in der Lukaskirche Dresden gemacht wurden. Die Begründung ist einfach: Der Sakral-Bau hat eine sehr gute Akustik, und das wussten die Plattenmacher des VEB Schallplatten mit ihrem Klassik-Label Eterna. So kam es auch immer wieder zu Kooperationen zwischen der DDR-Firma und den westlichen Pendants wie Capriccio, EMI oder DG. Ich meine, dass es unter diesem Gesichtspunkt nicht überzogen ist, die Lukaskirche Dresden als musikgeschichtlich wichtigen Ort zu bezeichnen.


    Die Sächsische Staatskapelle nahm hier regelmäßig auf. Neben der Sängerelite der DDR, Burmeister, Schreier, Adam (um nur einige wenige zu nennen), waren dann auch die Künstler aus dem Westen vor Ort: Kollo, Altmeyer, Salminen, Schwarz, Nöcker - und, und, und. Natürlich waren auch Instrumentalsolisten wie (beispielsweise) Annerose Schmidt oder Hélène Grimaud in diesem Kirchenstudio. Auch die West-Koryphäen mit dem Dirigentenstab kamen hier hin: Böhm, Karajan, Kleiber.


    In den 1950er Jahren ließ der VEB Deutsche Schallplatten den durch Kriegseinwirkungen stark beschädigten Bau zu einem Aufnahmestudio herrichten. Für die Lukaskirchengemeinde waren die nun fließenden Mieteinnahmen wahrlich ein Segen, denn aus eigenen Mitteln hätte sie den Wiederaufbau der Kirche niemals aufbringen können. Übrigens wurde die Kirche 1972 für Gottesdienste neu geweiht.


    Interessant ist, was eine der für die „Schallplatte“ (wie das DDR-Label verkürzt genannt wurde) tätige, heute grauhaarige Dame, Hildegard Miehe, in einem Interview berichtet hat: Sie war hinter dem Altarraum tätig, denn dort war der Schneideraum mit den Tonbandmaschinen von Viertel-, Halb- und Einzoll und sie die Musikschnittmeisterin. Hier hat sie die Aufnahmen „mit Schere und Klebeband“ zusammengefügt und sich oft mit dem verantwortlichen Tonmeister „gezofft“.


    Einige wenige Beispiele, wahllos aus den dort entstandenen Aufnahmen ausgewählt, seien hier angeführt:


    Euryanthe von Carl Maria von Weber. Mit Jessye Norman, Nicolai Gedda, Tom Krause, Siegfried Vogel, Harald Neukirch u.a. Chor des Leipziger Rundfunks, Staatskapelle Dresden, Leitung Marek Janowski


    Leonore von Ludwig van Beethoven mit Edda Moser, Richard Cassilly, Theo Adam, Helen Donath, Karl Ridderbusch; Chor des Leipziger Rundfunks, Staatskapelle Dresden, Leung Herbert Blomstedt


    Anton Bruckner: Sinfonien Nr.1-9 mi der Staatskapelle Dresden ‎unter Eugen Jochum


    Johann Sebastian Bach: Weihnachtsoratorium mit Arleen Augér, Annelies Burmeister, Peter Schreier, Theo Adam; Dresdner Kreuzchor, Dresdner Philharmonie; Martin Flämig


    Wolfgang Amadeus Mozart: Die Hochzeit des Figaro (in deutscher Sprache) mit Hilde Güden, Herman Prey, Anneliese Rothenberger, Walter Berry, Edith Mathis, u.a. Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Otmar Suitner


    Engelbert Humperdinck: Hänsel und Gretel mit Springer, Schreier, Adam, Schröter, Hoff; Staatskapelle Dresden unter Otmar Suitner


    Heinrich Schütz: Schwanengesang mit u.a. Jochen Kowalski, Werner Marschall;

    Berliner Solisten, Cappella Sagittariana Dresden; Leitung Dietrich Knothe


    Albert Lortzing: ‎Zar Und Zimmermann mit Hermann Prey, Gottlob Frick, Peter Schreier, Erika Köth, Nicolai Gedda, Anneliese Burmeister; Chor des Leipziger Rundfunks und die Staatskapelle Dresden unter Robert Heger


    Johann Sebastian Bach: Matthäus-Passion mit Schreier, Adam, Stolte Burmeister, Rotzsch, Leib; Dresdner Kreuzchor, Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester; Leitung Erhhard Mauersberger


    Richard Strauss: Ariadne auf Naxos mit Gundula Janowitz, Hermann Prey, Theo Adam, Adele Stolte, Peter Schreier, Siegfried Vogel u.v.a.; Staatskapelle Dresden unter Rudolf Kempe


    Carl Maria von Weber: Der Freischütz mit Gundula Janowitz, Edith Mathis, Peter Schreier, Theo Adam, u.a.; Staatskapelle Dresden unter Carlos Kleiber


    Richard Wagner: Rienzi mit Kollo, Wennberg, Martin, Adam, Schreier, Hillebrand; Leipziger Rundfunkchor, Chor der Staatsoper Dresden, Staatskapelle Dresden unter Heinrich Hollreiser


    Richard Wagner: Tristan und Isolde mit Margaret Price, René Kollo, Brigitte Fassbaender, Dietrich Fischer-Dieskau, Kurt Moll, u.a.; Staatskapelle Dresden unter Carlos Kleiber


    Vielleicht haben ja die "geborenen DDR-Bürger" aus eigener Erfahrung etwas beizutragen!?


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Karajan-Meistersinger-Solisten-for-web.jpg


    Lieber musikwanderer, ich habe Deinen Beitrag sehr gern gelesen. :) Dazu passt das Foto von der Produktion der "Meistersinger" unter der Leitung von Herbert von Karajan. Rechts neben der Harfe ist Theo Adam, der den Sachs sang, sehr gut zu erkennen. Bei der Person in der Mitte tippe ich mal auf Geraint Evans, der als Beckmesser besetzt war. Ganz rechts mit ausgebreiten Armen unverkennbar Peter Schreier als David. Die "Meistersinger" wurden Ende November/Anfang Dezember 1970 in der Lukaskirche aufgenommen. Zeitzeugen rühmen noch heute die ungelaubliche Professionalität des Dirigenten.


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich finde, das ist ein sehr interessanter Thread. :thumbup: Auch wenn ich "nur" Verwandschaft in der Ex-DDR habe (die Familie meiner Mutter stammt aus der Nähe von Schwerin), also über keine eigenen Erfahrungen verfüge, sei angemerkt, dass ich die üppige, leicht hallige Akustik der Lukaskirche sehr schätze.


    Allerdings nicht bei den Bruckner Einspielungen von Eugen Jochum, bei denen mir zu viele Details im Hall verschwanden, aber insbesondere diese Aufnahme liebe ich sehr, sowohl von der Interpretation als auch vom Klang:



    Eine recht frühe Digitalaufnahme, entstanden zwischen dem 9. und 13.09.1985.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zu den herausragenden Aufnahmen aus der Dresdner Lukaskirche zählt ganz sicher diese:

    SCHUMANN: Sinfonien Nr. 1 - 4 + Ouvertüre, Scherzo und Finale op. 52

    Wolfgang Sawallisch dirigiert die Staatskapelle Dresden (Aufnahme: 9/1972).


    Wie mir in Erinnerung ist, sollte ursprünglich eine Oper (welche?) mit Solisten aus beiden deutschen Staaten eingespielt werden, das scheiterte aber an mangelnder Koordination bzw. es waren vorgesehene Sänger erkrankt. So entschlossen sich der VEB Deutsche Schallplatten und EMI kurzfristig, statt dessen eine Produktion der Schumann-Sinfonien vorzunehmen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).


  • In der Lukaskirche zu Dresden ist auch "Der Ring des Nibelungen" mit der Staatskapelle Dresden unter der Leitung vin Marek Janowski aufgenommen worden: Rheingold 1980, Walküre 1981, Siegfried 1982 und Götterdämmerung 1983. Es handelte sich um eine Gemeinschaftproduktion von Ariola und Eterna. Nach oder teils noch während der Aufnahme der einzelnen Teile, gab es konzertante Aufführungen im Kulturpalast, der inwzischen völlig umgebaut wurde. Im Nachhinein sind meine Erinnerungen an diese Konzerte wesentlich spannender als das, aus der Konserve zu hören ist. Deshalb gehört die Aufnahme nicht zu meinen liebsten. Deutlicher ausgedrückt: Ich höre sie nie! Im wesentlichen stimmten die Besetzungen im Studio mit denen auf dem Konzerpodium überein - in einem prominenten Fall aber nicht: Im Studio sang Peter Schreier den strapaziösen Mime im "Siegfried", im Konzert war es Heinz Zednik.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Deshalb gehört die Aufnahme nicht zu meinen liebsten. Deutlicher ausgedrückt: Ich höre sie nie!


    Ohne Schärfe: So unterschiedlich sind die Vorlieben. Der Dresdner ist mein Lieblingsring.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Der Dresdner ist mein Lieblingsring.

    Lieber Hans, das weiß ich doch längst, weil Du mehrfach an unterschiedlichen Stellen auf diesen "Ring" zu sprechen kamst. Niemand sollte des anderen Vorlieben madig machen - sondern sie respektieren. Wie ich andeutete, habe ich das Dresdener Liveerlebnis im Nacken, das ich nicht loswerde. ;) Nun ist bei mir kein Mangel an diesem Werk. Auf meinen Festplatten gibt es mindestens fünfzig komplette Aufnahmen, die nur in seltesten Fällen auf Tonträgern erschienen sind. Im Regel stehen nochmals wenigsten fünfzehn offizielle Produktion. Hinzu kommen zig Mitschnitte der einzelnen Teile. Das ist natürlich der blanke Wahnsinn, und ich weiß das auch. Meine Favoriten sind immer noch der magische erste Stereo-Mitschnitt von 1955 aus Bayreuth in sensationeller Tonqualität, Solti (Decca/Ausgabe 2012) und Böhm (Bayreuth Philips). Warner Japan hat Furtwängler (RAI) neu mit beachtlichen Ergebnisse bearbeitet. Karajan finde ich nach wie vor die beste moderne Deutung. Die Radiomitschnitte des Österreichischen Rundfunks sind - wie ich finde - noch viel rasanter und dramatischer als die Studioeinspielung. Auf einzelnen Szenen und Aufzüge will ich gar nicht erst verweisen. Die sind ein sehr weites Feld. Bei Janowskis erster Einspielung vermisse ich einen gewissen Tiefgang. Sie kommt mir sehr sportlich vor, was auch ein großer Vorzug sein kann. Kollo - da treffen wir uns bestimmt - legt als Siegfried eine seiner besten Leistugen vor. Die Altmeyer als Brünnhilde ist mit zu blond in der Stimme, die Norman als Sieglinde zu monströs. Sehr gut schneidet bei mir natürlich auch Jerusalem als Siegmund ab, während mir Adam zu sehr forciert.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • [...] während mir Adam zu sehr forciert.

    Und das ist noch freundlich ausgedrückt. Ich war seinerzeit ziemlich entsetzt, wie dieser von mir eigentlich sehr geschätzte Sänger Wotans Abschied in dieser Einspielung bringt. Live soll das ja ein völlig anderes Erlebnis gewesen sein. Das glaube ich gern. Schade, dass es im Studio nicht herüberkommt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Und das ist noch freundlich ausgedrückt. Ich war seinerzeit ziemlich entsetzt, wie dieser von mir eigentlich sehr geschätzte Sänger Wotans Abschied in dieser Einspielung bringt. Live soll das ja ein völlig anderes Erlebnis gewesen sein. Das glaube ich gern. Schade, dass es im Studio nicht herüberkommt.

    Ich hatte Theo Adam im Herbst 1991, da war er 65, nochmal mit einem konzertanten "Rheingold"-Wotan in Potsdam, da forcierte er viel weniger und war viel eindrücklicher als auf der Janowski-Studioaufnahme. (Obwohl er damals gleichzeitig an der Staatsoper Berlin als Holländer oder Pizarro auch sehr viel forcierte, aber im kleinen Haus des damaligen Potsdamer Theaters in der Zimmerstraße musste er das nicht, sondern er ließ die Stimme ganz frei und unforciert strömen - so wunderbar habe ich ihn selten erlebt.)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Hans, das weiß ich doch längst, weil Du mehrfach an unterschiedlichen Stellen auf diesen "Ring" zu sprechen kamst. Niemand sollte des anderen Vorlieben madig machen - sondern sie respektieren. Wie ich andeutete, habe ich das Dresdener Liveerlebnis im Nacken, das ich nicht loswerde. ;) Nun ist bei mir kein Mangel an diesem Werk. Auf meinen Festplatten gibt es mindestens fünfzig komplette Aufnahmen, die nur in seltesten Fällen auf Tonträgern erschienen sind. Im Regel stehen nochmals wenigsten fünfzehn offizielle Produktion. Hinzu kommen zig Mitschnitte der einzelnen Teile. Das ist natürlich der blanke Wahnsinn, und ich weiß das auch. Meine Favoriten sind immer noch der magische erste Stereo-Mitschnitt von 1955 aus Bayreuth in sensationeller Tonqualität, Solti (Decca/Ausgabe 2012) und Böhm (Bayreuth Philips). Warner Japan hat Furtwängler (RAI) neu mit beachtlichen Ergebnisse bearbeitet. Karajan finde ich nach wie vor die beste moderne Deutung. Die Radiomitschnitte des Österreichischen Rundfunks sind - wie ich finde - noch viel rasanter und dramatischer als die Studioeinspielung. Auf einzelnen Szenen und Aufzüge will ich gar nicht erst verweisen. Die sind ein sehr weites Feld. Bei Janowskis erster Einspielung vermisse ich einen gewissen Tiefgang. Sie kommt mir sehr sportlich vor, was auch ein großer Vorzug sein kann. Kollo - da treffen wir uns bestimmt - legt als Siegfried eine seiner besten Leistugen vor. Die Altmeyer als Brünnhilde ist mit zu blond in der Stimme, die Norman als Sieglinde zu monströs. Sehr gut schneidet bei mir natürlich auch Jerusalem als Siegmund ab, während mir Adam zu sehr forciert.

    Lieber Rüdiger, ich bin mit der Janowski-Aufnahme Ring-sozialisiert. Nach der Box lange ich mit links und vierzig Fieber in meinem Regal und werde nicht fehlgreifen. Es war auch nur eine spontane und gänzlich unpolemische Anmerkung, die ich oben gemacht habe. Bei meinem letzten Besuch in Dresden (zu Strauss' Arabella und Ariadne im Dez. 2018), bin ich andächtig um die Lukaskirche gegangen und habe an die großen Aufnahmen gedacht, die dort eingespielt wurden. Es grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

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    Lieber musikwanderer, ich habe Deinen Beitrag sehr gern gelesen. :) Dazu passt das Foto von der Produktion der "Meistersinger" unter der Leitung von Herbert von Karajan. Rechts neben der Harfe ist Theo Adam, der den Sachs sang, sehr gut zu erkennen. Bei der Person in der Mitte tippe ich mal auf Geraint Evans, der als Beckmesser besetzt war. Ganz rechts mit ausgebreiten Armen unverkennbar Peter Schreier als David. Die "Meistersinger" wurden Ende November/Anfang Dezember 1970 in der Lukaskirche aufgenommen. Zeitzeugen rühmen noch heute die ungelaubliche Professionalität des Dirigenten.


    Ich hätte glatt René Kollo als den Sänger im Vordergrund vemutet - evtl. beim Preislied.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Ich denke auch, dass das viel eher Kollo als Schreier ist, schon von der Statur, aber auch vom Gesicht her. Auch diese ausgebreiteten Arme passen viel eher zu Kollo als zu Schreier.

    Bei offiziellen Fotos hat Herr Kollo halt im Gegensatz zu Herrn Schreier die Brille meistens abgenommen...

    (Es könnte übrigens auch Finale 1. Akt sein.)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich denke auch, dass das viel eher Kollo als Schreier ist, schon von der Statur, aber auch vom Gesicht her. Auch diese ausgebreiteten Arme passen viel eher zu Kollo als zu Schreier.

    Bei offiziellen Fotos hat Herr Kollo halt im Gegensatz zu Herrn Schreier die Brille meistens abgenommen...

    (Es könnte übrigens auch Finale 1. Akt sein.)

    Ja, Finale erster Akt, das trifft es besser.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Ich erkenne Kollo vorn und Schreier hinten in weißem Hemd.

    Ja, das da hinten im weißen Hemd könnte in der Tat Schreier sein, eingereiht unter die Lehrbuben und doch von geringerer körperlicher Statur als Kollo.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Diese Aufnahme habe ich eben in meinem eigenen Bestand entdeckt. Sie wurde auch in der Dresdner Lukaskirche aufgenommen. Die Mitwirkenden war 1963 Ernst Gutstein, Heinz Hoppe, Hanne-Lore Kuhse Theo Adam, Günther Leib, Rosemarie Rönisch, Ingeborg Wenglor, Jola Koziel, Gertraud Prenzlow, Harald Neukirche und Siegfried Vogel. Paul Schmitz dirigiert und der Chor der Staatsoper Dresden ist ebenso dabei wie die Staatskapelle Dresden. Ich habe die Interpreten hier genannt, weil das Cover sie verschweigt und möglicherweise nicht jeder Mitleser diese Einspielung kennt.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Siegfried Vogel überrascht mich jetzt, weil es in dieser Opr ja nur eine Bassrolle gibt, den Tommaso, und den singt Adam. Auf der Rückseite vom Cover steht als Rollenangabe "Voice of a farmer". Weiß jemand mehr? Ich vermute, der hat maximal drei Worte zu sprechen. (In Bühnenaufführungen und auf entsprechenden Besetzungszetteln ist mir diese Rolle noch nie über den Weg gelaufen, vermutlich ist das in der Regel eine geringfügige und nicht einmal bezahlte Zusatzaufgabe für einen Choristen.)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Siegfried Vogel überrascht mich jetzt, weil es in dieser Opr ja nur eine Bassrolle gibt, den Tommaso, und den singt Adam. Auf der Rückseite vom Cover steht als Rollenangabe "Voice of a farmer". Weiß jemand mehr? Ich vermute, der hat maximal drei Worte zu sprechen. (In Bühnenaufführungen und auf entsprechenden Besetzungszetteln ist mir diese Rolle noch nie über den Weg gelaufen, vermutlich ist das in der Regel eine geringfügige und nicht einmal bezahlte Zusatzaufgabe für einen Choristen.)

    Laut Libretto der von musikwanderer vorgestellten Aufnahme des "Tiefland" ist Siegfried Vogel unverkennbar "Eine Stimme von außen", die kurz nach Beginn der 11. Szene des 1. Aktes, nachdem Pedro verkündet hat, dass das Fest vorbei sei, ruft:


    "Macht zu das Tor und riegelt euch ein!

    Schlaft gut!"

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Rheingolds Hinweis wollte ich auch gerade einstellen. da war er jedoch wensentlich schneller. Jedenfalls fand ich auch keine andere Textstelle im Libretto...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Die 1899 bis 1903 im Neorenaissance-Stil erbaute Lukaskirche war durch den verheerenden Bombenangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 zwar nicht zerstört, jedoch stark beschädigt worden. Diese Schäden am Kirchengebäude sind nach Kriegsende notdürftig repariert worden, so dass größere Gottesdienste schon ab 1946 wieder hier stattfinden konnten.


    Da Dresden auch arm an Konzerträumen geworden war, fanden auch viele Konzerte in der Lukaskirche statt. Doch Dachschäden, eindringendes Wasser im Gewölbe und herabfallende Putzbrocken sowie das Heizungsproblem hatten zur Folge, dass immer größere Flächen innerhalb der Kirche gesperrt werden mussten.


    Ende der 1950-er Jahre suchte die VEB Deutsche Schallplatten Berlin einen für Zwecke der Tonaufzeichnung akustisch und baulich geeigneten großen Raum mit einigen Nebenräumen (Abhörraum, Schneideraum etc.) Die Lukaskirche erwies sich als möglicherweise geeignet. Deshalb fand eine erste Aufnahme gewissermaßen als Probe für die Akustik statt. Es war der komplette „Rosenkavalier“ mit der Staatskapelle Dresden unter Karl Böhm sowie den Solisten Marianne Schech, Kurt Böhme, Irmgard Seefried, Dietrich Fischer-Dieskau, Rita Streich, Gerhard Unger, Sieglinde Wagner u.a. Die Aufnahme fand vom 5. bis 13. Dezember 1958 als Co-Produktion mit der Deutschen Grammophon statt, die zuvor zahlreiche Aufnahmen in der Kreuzkirche durchgeführt hatte – unter anderem mit Böhm (Orchesterwerke von Richard Strauss) und Rudolf Mauersberger (Bach h-moll-Messe).


    Von den bei dieser "Rosenkavalier"-Produktion (die erste in der Kirche überhaupt) reichlich verwendeten „textilen Einbauten“, die den Innenraum akustisch stark verbesserten, gibt es leider kein Foto. Das akustische Ergebnis muss aber überzeugt haben, denn der VEB Deutsche Schallplatten hatte vor, die Kirche für Tonaufzeichnungen zu kaufen. Dem gab das Landeskirchenamt nicht statt. Es wurde jedoch ein Übereinkommen mit dem Kirchenvorstand und dem VEB erzielt, und zwar des Inhalts, dass die Halbruine zu einem wieder nutzbaren Haus werden solle, nutzbar dem Eigentümer als Gotteshaus, aber auch nutzbar dem Mietpartner als Aufnahmestudio. Es ist dem menschlichen Geschick des Architekten Herbert Burkhardt als Bauleiter zu danken, Künstler, Studiopersonal und Handwerker immer einen gangbaren Weg fanden.


    Aufnahmen fanden natürlich schon seit 1959 – nach dem „Rosenkavalier“ als „Debütproduktion“ - statt, und das für verschiedenste Firmen. Die noch viel zu lange Nachhallzeit wurde zunächst provisorisch durch dicke Stoffvorhänge vermindert. Zwischen 1964 und 1971 erfolgte dann etappenweise die bauliche Umgestaltung des Kirchenraumes zu einem großen Musikaufnahmestudio mit ca. 14.000 Kubimeter Volumen. Nach bauseitiger Abtrennung der Seitenschiffe konnten auch die studiotechnischen Räume (Regieraum, Abhör-, Schneide- und Messraum sowie Räume für kirchliche Zwecke) geschaffen werden.


    Die Größe und Höhe der Lukaskirche sowie die sehr lange Nachhallzeit machte darüber hinaus das Einbringen eines Plafonds über der Orchesterfläche (etwa in der Mitte des Kirchenraumes) erforderlich. Dieses konnte je nach den Erfordernissen mit Hilfe von Motorwinden in entsprechender Höhe eingestellt werden. Bewährt hatte sich eine Höhe des Plafonds von 8 bis 10 Metern bei großen sinfonischen Werken. Diese Plafonds sind allerdings nach 1990 wieder entfernt worden, da Sicherheitsbedenken aus statischen Gründen bestanden, aber auch in der irrtümlichen Annahme, dass die Kirche nicht mehr wie bisher als Aufnahmestudio genutzt werden sollte.

  • 1024px-Dresden_Lukaskirche.jpg


    Guten Abend, Heiko, besten Dank für Dienen faktenreichen Bericht ünber die Lukaskirche (hier auch mal ein Foto). Den habe ich sehr gern gelsen und mich zudem sehr gefreut, dass Du inzwischen dem Forum beigetreten bist. Durch Leserbriefe warst Du ja angekündigt. Herzlich willkommen! Ein Unbekannter bist Du nicht. Wer sich für Sänger interessiert, hat schon mal - wenn auch nur virtuell oder in gedruckter Form - Deinen Weg gekreuzt.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo Rheingold1876,


    vielen Dank für Deine freundlichen Zeilen. Ich freue mich, neues Mitglied des Forums zu sein und Beiträge nun auch offiziell posten zu dürfen/können.

    Die Lukaskirche kenne ich von verschiedenen Besuchen und hatte mehrfach Gelegenheit, sie zu besichtigen. Darüber hinaus gab es den Kontakt zu Frau Gisela Herzog, die seinerzeit die raumakustische Gestaltung des Musikaufnahmestudios leitete.


    Interessant ist es festzustellen, dass sich die Kirche für die Produktion des gesamten Musikrepertoires von der Oper und dem Oratorium über das sinfonische Oeuvre bis zum Lied eignet - durchaus nicht selbstverständlich für einen so großen Raum. Aber es hat immer funktioniert.


    Herzlichen Gruß


    Heiko