auf meinen Streifzügen durch die umfangreiche Petrucci Library bin ich auf Lieder von Alexander von Dusch gestoßen und ich möchte herausfinden, ob ich als einziger diesen Komponisten kenne und schätzen gelernt habe?
Auf meiner Facebookseite unter dem Titel "Musik zum Einschlafen" finden sich mittlerweile mehrere Aufnahmen von Katharina J.A. Gebauer, Sopran und mir.
Speziell möchte ich die geschätzte Aufmerksamkeit gleich auf Duschs op. 12 richten,
die Noten sind unter imslp.org/wiki/9_Gedichte%2C_Op.12_(Dusch%2C_Alexander_von) zu finden.
Die Texte sind von Alfred Bassermann.
1 Die Sirenen, ein spannungsvolles Stimmungsbild, welches eine Bandbreite von Verführung bis Grauen umfaßt
2 Riviera, Eine Schilderung mit harmonischen Wendungen - typische Musik der Jahrhundertwende mit überraschenden Wendungen von G nach Ges Dur.
3 Letzte Fahrt, hier überrascht der raffinierte Rhythmus der Begleitung, der den 3/8 Takt der Singstimme mit Synkopen überlagert
4 Allerseelen, gerade im Vergleich zum gleichnamigen Strausslied fällt mir die unvergleichlich bessere Konzeption auf, die aus einer düsteren Stimmung in eine freudige Erinnerung wechselt und wieder zum Anfang zurückkommt.
5 Mittagszauber - mein persönlicher Favorit, eine zarte Atmosphäre, die mit Orchesterfarben von Debussy dargestellt werden könnte.
6 Heimblick, eine melancholische Abschiedsszene.
7 Das alte Lied - auch musikalisch mit dem Zitat "Innsbruck, ich muß dich lassen" deutlich stilistisch anders gestaltet, bzw. gekonnt in einem alten Stil gehalten.
8 Ogiers Ausfahrt ist eine spannende Ballade, deren Inhalt an Carl Loewe erinnert. Die musikalische Form auch, jedoch mit modernerer Tonsprache.
9 Quanto e bella giovinezza, der Text beschreibt Eindrücke aus Florenz, die Medici werden als Personen angesprochen. Der musikalische Satz könnte in der harmonischen Vielfalt auch von Richard Strauss stammen.
Besonders hervorzuheben sind die schwierigen Klaviersätze, die außergewöhnliche Fähigkeiten des Pianisten und eine fantasiereiche Erfindungsgabe demonstrieren.
Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil als Qualitätsbeweis für große Kompositionen fast immer an erster Stelle die Instrumentaltechnik steht... quasi: "was zu leicht zu spielen ist, kann keine große Kunst sein"
Die Internetsuche brachte kaum Ergebnisse, 4 Briefe (kalliope-verbund.info/de/query?q=ead.creator.gnd%3D%3D%22117731587%22) und ein paar Bibliotheksfunde, jedoch so gut wie keine biographischen Details.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf mein langfristiges Thema: Vergessene Komponisten in Deutschland in der ersten Hälfte des 20.Jh hinweisen, ein bis heute brisantes Thema, bei dem ich aufzeigen möchte, wie einzelne Komponisten und Künstler nur wegen gezielter Förderung zu Bekanntheit gekommen sind, während andere offensichtlich gezielt nicht gefördert werden.
Es lassen sich hier auch keine einfachen politischen Linien ziehen (Pfitzner und Egk sind ja nach wie vor im Bewußtsein...), meine Vermutung geht in die Richtung purer marktwirtschaftlicher Strategie: ein Drängen in die Öffentlichkeit, das letztlich mehr Eindruck hinterläßt als künstlerische Qualität...
Natürlich ist es dankbar, daß Komponisten, die in den 30er Jahren nicht die modernen Stile bedienten, auch weniger Aufmerksamkeit bekamen.
Aber im Nachhinein sollte die Aktualität einer Komposition keine Rolle spielen, sonst hätte z.B: der Rosenkavalier nie akzeptiert werden dürfen, denn der künstlerische Rückschritt nach der Elektra dorthin ist frappant.
mit neugieriger Erwartung,
Wolfgang (Tastenwolf) Fritzsche