An meinen ersten Kontakt mit Klassischer Musik kann ich mich gar nicht erinnern.
Bei uns zu Hause (drei Generationen unter einem Dach) liefen ständig irgendwelche klassischen Radiosendungen, Schallplatten oder meine Mutter musizierte mit Gitarre oder am Klavier. Da bin ich hineingewachsen ohne es bewust als „etwas Besonderes“ wahrzunehmen.
Im eigentlichen Sinne musikalisch geprägt wurde ich aber besonders durch meine Oma, die mit uns Kindern regelmäßig in die Deutsche Oper und die Philharmonie ging und so den Grundstein für eine Karriere als Klassikfreund legte. Allerdings brachte das dort gebotene Programm es mit sich, daß ich kaum je über den Tellerrand des Karajanismus hinwegblicken konnte. Meine Oma gehörte zu jenen "älteren Damen" die beim Auftritt des Herrn von K. regelmäßig mit leuchtenden Augen in Verzückung gerieten. (Sozusagen: der Dirigent als Führerersatz. )
In diese Zeit fielen auch meine ersten eigenen Aktivitäten im musikalischen Bereich. Chor und Cellostunde wurden auf Initiative meiner Oma zur regelmäßigen Bürde — während meine Klassenkameraden Fußball spielen durften, entlockte ich einem Holzkasten mit Stiel gar grausige Geräusche.
Mit der Pubertät hatte ich dann die Schnauze voll, und erklärte standhaft, nunmehr statt Cello nur noch Fußball spielen zu wollen (mein Cellolehrer bekräftigte mich in dieser Entscheidung :D), was zähneknirsched akzeptiert wurde.
Dazu kam, daß bei meinen Freunden zu jener Zeit nichts so „uncool“ war wie Klassische Musik
Folgerichtig wandte ich mich also fast vollkommen von der Klassik ab - verleugnete sie gar - und andere musikalische Formen traten in den Vordergrund (damals tobten auf dem Schulhof wüste Keilereien zwischen Kiss-:kotz: und AC/DC8) -Fans).
Erst mit etwa 20 Jahren begann ich dann wieder damit, mich intensiver mit der klassischen Musik zu befassen und CDs anzuhäufen. Und erst da wurde mir bewußt, daß es neben Mozart, Beethoven, Wagner und der restlichen Prominenz noch viele weitere großartige Komponisten gab, deren Namen ich zuvor selten oder noch nie gehört hatte.
An diesem Punkt beginnt mein Interesse für die weniger bekannten Komponisten und ihre Werke, welches mich letztlich auch zu Tamino führte; erst nur als stiller Mitleser und schließlich als (leider viel zu selten) schreibendes Mitglied.
Schnell merkte ich, daß ich mit der atonalen und dodekaphonischen Musik Schönberg'scher Prägung nichts anzufangen wußte.
Es ist ja nicht so, daß ich, wenn so ein Werk einmal im Radio erklingt, ab- oder umschalte, doch stellt sich mir beim Hören immer die verzweifelte Frage "WAS SOLL DAS?!!!".
Diese, rein auf Formalismen gründende Musik erinnert mich immer an eine toll aufgemachte Verpackung im Supermarkt die alles mögliche verheißt und sich letztlich als vollkommen leer und nutzlos erweist - oder kurz zusammengefaßt: Die Verpackung als Ware.
Anders sah es da schon mit der klassischen Moderne aus. Mahler und Schostakowitsch z.B. vermochten mich auf Anhieb zu begeistern; und auch zeitgenössische Musik, etwa von Philip Glass, John Rutter oder John Adams hat durchaus ihren Platz in meinem CD-Player. Entscheidend ist für mich die Seele und der innere Gehalt einer Musik, und solchen vermag ich persönlich nur innerhalb der traditionellen Tonalität zu finden.
Im Moment ist für mich die Beschäftigung mit Musik leider nur ein kleines Randthema in meiner allzu knapp bemessenen Freizeit.
Daher rührt auch, daß sich meine Beiträge bei Tamino leider zum überwiegenden Teil auf den Faden "Was hört Ihr gerade jetzt" beschränken. Es ist mir manchmal fast schon ein wenig peinlich, immer nur mit ein, zwei kommentierenden Zeilen ein CD-Cover vorzustellen und sonst scheinbar nicht viel zu sagen zu haben. Es ist einfach im Moment so, daß ich kaum zum Lesen im Forum komme - vom Schreiben ganz zu schweigen.
Langfristig wird jedoch die Klassische Musik immer meine große Liebe bleiben und mir Entspannung, Aufheiterung, Trost, Freude und Inspiration schenken, solange ich leben werde!!!
In diesem Sinne!
Euer Laurenz