Um hier, auch etwas verspätet, noch meinen Groschen einzuwerfen:
(Mit CD meine ich im folgenden immer Standard-CD, nicht SACD, DVD-Audio o.ä. Gut remasterte analoge Aufnahmen auf SACD/DVD-A sind IMHO kaum zu schlagen, aber das Angebot dafür ist viel zu dünn. Und der Hintergrund ärgerlich: Eine Recherche über Standards und Patente fördert zu Tage, daß diese Technik von Sony ewig zurückgehalten wurde, bis das CD-Patent sich seinem Ende näherte. Wieviele tolle Aufnahmen uns dadurch in dieser Technik entgangen sind! Schöne neue Welt, halt.)
Im Laufe der Zeit bin ich zu der Auffassung gekommen, daß ich analoge Aufnahmen wenn irgend möglich auf Vinyl besitze/höre, digitale aber auf CD. Analoge Aufnahmen klingen in meinen Ohren spürbar ärmer von der Silberscheibe, und Digitalaufnahmen auf Vinyl zu hören finde ich eher albern. Ob das (analoge oder digitale) Remastering für eine bestimmte Aufnahme etwas taugt, stellt sich generell leider erst heraus, wenn sie abgespielt wird, und dann ist es zum Zurückwerfen zu spät.
Viel für-und-wieder wurde bereits geäußert, was das analoge Hörerlebnis angeht. Eines würde ich gerne hinzufügen: Neil Young sagte einmal, der Unterschied zwischen einer analogen und einer digitalen Aufnahme lasse sich anhand eines Fliegengitters verdeutlichen. Wer an ein gewöhnliches, „analoges“ Fliegengitter ganz nah herantrete und durch ein einzelnes Segment blicke, könne die gesamte Landschaft sehen; bei einem „digitalen“ Fliegengitter zeige sich aus der gleichen Perspektive nur die in diesem Segment vorherrschende Farbe. Damit wollte Young nicht sagen, daß die digitale Aufnahme als solche ihm ein Greuel sei: nur die CD mit ihrer beschränkten „Auflösung“. Denn je kleiner die Fliegengittersegmente, um bei der Analogie zu bleiben, desto reicher wird wieder das Gesamtbild.
Diese Analogie traf sehr gut mein Empfinden, als mich die große Ernüchterung nach der ersten CD-Euphorie traf. Und ich kenne einige Musiker, meinen Vater eingeschlossen, die über solche Fragen nie reflektierten, aber ein ähnliches Verhalten zeigten: Sie kauften sich freudig einen CD-Player und CDs, fanden alles ganz toll, und ein Jahr später lag auf den CDs eine fette Staubschicht, weil sie — ohne daß Ihnen dies bewußt geworden wäre — wieder zu ihren Analog-Aufnahmen zurückgekehrt waren. (Das klappte natürlich nur so lange, wie Vinyl noch in sinnvoller Auswahl käuflich war.)
Platten und Plattenspieler sind natürlich pflegebedürftiger, keine Frage. Einfach bloß abstauben reicht da nicht, naß abspielen hat, wie in diesem Thread bereits ausgeführt, enorme Nachteile, und Plattenwaschmaschinen haben große Preisschilder. Ich habe inzwischen einen guten Mittelweg gefunden, für den ich sogar meinen alten Plattenspieler verwenden konnte (der sich neulich, kurz nach dem Ableben meines CD-Spielers, ebenfalls zur unverdienten Ruhe setzte). Bevor ich das jetzt groß und breit erkläre und mich dabei auch noch mit fremden Federn schmücke, verlinke ich lieber zu der Anleitung, die mich dazu inspirierte: http://www.vinyllebt.de/html/b…waschseiten.html#waschen3 .
Mit dieser Kombination aus Clearaudio Pure Groove-Bürste, Microfasertüchern, L'Art du Son von Loricraft als Reiniger und meinem alten Plattenspieler kriege ich meine Platten hörbar in Topform. Den „Puck“ zum Drehen des Plattentellers habe ich mir übrigens nicht zusammengebastelt, sondern ganz schlicht & faul erworben: Ein Tight-Grip-Reifen für Geländewagen-Modellautos, dessen Mittelloch in der „Plastikfelge“ ich nur ein bißchen aufzubohren brauchte.
Was aber auch diese Reinigung nicht reparieren kann, sind die vielen blöden Billigpressungen, die ich meinem damals notorisch schwindsüchtigen Portemonnaie (und meiner Ignoranz) verdanke ...
^_^J.