Es gibt sicher Probleme mit der Operette im 21. Jahrhundert, eigentlich schon früher, tot ist si indes noch nicht - aber sie schwächelt.
Warum ?
Das Publikum müsste eigentlich noch vorhanden sein - siehe Andre Rieu.
Aber irgendwas fehlt da.
Ich behaupte, Herr Rieu - und andere Künstler dieses Genres - halten es (für sich) am Leben, durch ihre starke Persönlichkeit und ihren eisernen Willen,
Ich erinnere mich, als für ein Konzert am Wiener Michaelerplatz (Burgtor, wo einst das alte Burgtheater (bis 1888) stand) sogar störende Straßenlaternen vorübergehend abmontiert wurden.
Das muß schon eine Menge Geld und Einfluß dahinterstehen (Das Fernsehen übertrug damals oder zeichnete aus) um so etwas zu ermöglichen.
Dieser Einfluß fehlt der Operette, sie ist heute nicht wirklich "IN"
Das liegt an vielerlei Punkten.
1) Es gab auch in der Hochblüte des Genres nicht, daß sich Millionen dafür interessierten, ein Theatersaal fasste ca 1200 Personen - und wenn es 20 Aufführungen gab, dann war das schon ein Erfolg
Heute werden Fernsehserien abgesetzt wenn sie "nur" eine Million Zuseher haben ....
2) Die Operette eignet sich nicht wirklich fürs "Regietheater" - Das macht sie für die Clique "progressiver Theatermache uninteressant.
3) Operettenstars führten um 1900 ein gutes Leben, ebenso wie Opernsänger und Filmschauspieler - Sie waren in der Tat "Stars" und waren - umindest in ihren erweiterten Umfeld - berühmt.
Das ist heute kaum mehr so, wer heute beginnt Operette zu singen verbleibt dort meist ein Leben lang - ohne reale Aussicht auf eine "internationale Karriere"
4) Die auf der Bühne dargestellten Personen haben selten mehr Bezug zudem was men heutzutage euphemistisch "Gesellschaft" nennt.
Das liegt zum einen an einer unerträglichen Überfremdung,
zum anderen an einer Jugend die auf "Arbeitssklave" ohne humanistische Allgemeinbildung gedrillt wird - sie würden feine Spitzen und Anspielungen in den Texten nicht verstehen.
5) Durch den Mangel an erstklassigen Sängern, sinken die Aufführungen auf ein provinzielles Niverau - und können so mit anderen Musiktheatergruppen nicht mithalten.
6)Der Staat scheint sich für Operetten als Aushängeschild heimischer Kultur auch nicht besonders zu interessieren und ähnliche scheint für große Sponsoern zuzutreffen.
7) Kleinere Operettengruppen gibt es zwar, aber sie sind meist stimmlich und von den Möglichkeiten der Ausstattung her eher provinzionell (Man nehme hier als Referenz die Schenk inszenierung an der Wiener Staatsoper) und das bestärkt dann das Vorurteil von der zweit- und drittklassigen Operette
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Operette kann nur "wiederbelebt" werden, wenn sich eine "große Persönlichkeit" dafür interessiert und sich dafür einsetzt. Harald Serafin war solch eine Person, wenngleich auch die von ihm verantworteten Inszenierungen der letzten Jahre ehe (seien wir freundlich) eher mittelmäßig waren. Ob das an Altersresignation (was ich nicht glaube !!) oder an Mangel an Geldmitteln oder politischem Einfluss (beides lässt sich trefflich verbinden !!!)lag, das kann ich nicht beurteilen. Aber schon in der Vergangenheit waren es immer prägende Gestalten, die die Operette belebt gaben, so beispielsweise Karl Dönch, der seine Zweite Karriere als Dirktor der Wiener Volksoper ausübte, er war zudem iMO ein besserer Schauspieler (mit einer unnahchahmlichn Komik) als er Sänger gewesen war. Es war vor allem seine Persönlichkeit, die das Charisma verbreitete.
Ich habe mir für diesen Thread - und andere, die Geschichte von Mörbisch und diverser Wiener (einstiger) Operettentheater angesehen, und festgestellt, daß sie seit Menschengedenken jeweils ihr Kernrepertoire gewechselt haben - stets von der Person des Direktors abhängig.
mfg aus Wien
Alfred
