"Das siebte Kreuz" ist ein Roman, welcher der Schriftstellerin Anna Seghers Weltrum einbrachte. Er schildert die Flucht von sieben Häftlingen aus einem Konzentrationslager während des Nationalsozialismus. Nur Georg Heisler, einer der Flüchtigen, findet den Weg in die Freiheit. Dieses Ende ist zu erwarten, weshalb der Ausgang der Geschichte hier nicht vorweggenommen sein soll. Der Roman lebt von den unterschiedlichsten Situationen, in die Heisler gerät. Menschen, auf die er mehr oder weniger zufällig trifft, müssen sich in diesem Moment entscheiden, was sie tun sollen. Ob sie ihm helfen sollen oder nicht. Auf einer Station seiner Flucht findet er schützenden Geborgenheit im Mainzer Dom, wo er den nächsten Morgen erwartet. Das persönliche Schicksal wird eingewoben in die Geschichte und Ausstattung des Gotteshauses als sei es ewiger Teil seiner selbst. Der unverwechselbare Schreibstil des Seghers wechselt zwischen kargen, gelegentlich lapidaren Schilderungen und gewaltigen Sprachbildern, die an Luthers Bibel erinnern. Er sollte sich so ähnlich auch in anderen epischen Werken finden, nie wieder aber diese Kraft gewinnen. Die Handlung vollzieht sich vor einem historischen Panorama aus Ereignissen, die weit zurückliegen und Landschaften diesseits und jenseits des Rheins - der Deutschen liebster Fluss - der den Flüchtige schließlich aus Bedrohung und Lebensgefahr führt. Auf einmal fällt da dieser Satz: "Was jetzt geschieht, geschieht uns." Uns! Wir, die Leser, werden selbst hineingezogen in das Geschehen und können nicht entrinnen. Jedes Mal, wenn ich auf diesen Satz komme, läuft mir ein Schauer über den Rücken.
Anna Seghers setzt dem viel besungenen Rhein ein ganz eigenes Denkmal, das frei von Missverständnissen und Klischees ist. Meist gibt es einen Fluss wie den Rhein auch in anderen Büchern von ihr. Sie stammte aus der Rheinstadt Mainz, wo wie 1900 als Netty Reiling in eine großbürgerliche jüdische Kunsthändlerfamilie hineingeboren wurde. Später nannte sie sich nach dem flämischen Maler Gerard Seghers. Promoviert hatte sie über "Jude und Judentum im Werk Rembrandts". Die Dissertation ist bei Reclam erschienen. Der Roman "Das siebte Kreuz" wurde 1938 im südfranzösischen Exil begonnen. Fast wäre das fertige Manuskript verlorengegangen. Wie durch ein Wunder gelangte ein Exemplar nach New York, wo der Roman zuerst in englischer Übersetzung erschien.