RE: Nielsen 4 mit Blomstedt auf Decca
Ein kleiner Nachtrag zu dieser Aufnahme gestern: Die 4. unter Blomstedt hat mich leider ein wenig enttäuscht zurückgelassen, was vor allem an der Coda liegt, die mir zu zahm bzw. leise ist. Der zweitletzte Paukeneinsatz ist weit von einem mf entfernt (eher p/pp), das letzte Anschwillen des Orchesters beginnt zu spät und startet aus einem gefühlten mp, nicht aus dem geforderten "poco f". Dadurch fällt der Schluss einer ansonsten guten bis sehr guten 4. leider ab. Die 5. ist dafür wieder besser getroffen, insgesamt gefielen mir aber die ersten drei Sinfonien in Blomstedts Lesart besser als die 4. und 5.
Hallo Amdir,
an sich sind die Blomstedt-Aufnahmen (Decca) schon spitze und qualitativ im oberen Drittel angesiedelt. Auch die Vierte ist eigentlich Klasse gelungen.
Leider sind die 6 Sinfonien nicht alle klanglich einheitlich gut aufgenommen. Die Sinfonien Nr.2 und 3 klingen ziemlich dick und könnten mehr Details frei geben, während die Sinfonien Nr. 4 und 5 wesentlich klarer rüber kommen - ich würde diese mind.eine Klangbeurteilung höher setzen = 9.
Du scheinst bei der Vierten verwöhnt zu sein.
Ja, Bernstein (SONY) und Karajan (DG) haben hier besonders beim Paukenduell im 4.Satz schon einiges mehr am Power zu bieten.
Der absolute Wahnsinn ist aber die Martinon-Aufnahme, bei der selbst der verwöhnteste "Nielsen-4 -Geniesser" weggepustet wird.
Ich zitiere aus dem Nielsen-Thread:
Zitat von teletonAlles anzeigenGestern war ich platt, als ich die Aufnahmen der Sinfonie Nr.2 mit Morton Gould / Chicago SO hörte; sowie genau so umwerfend die Sinfonie Nr.4 mit Jean Martinon / Chicago SO - Beide fabelhaft klingenden Aufnahmen sind 1966 entstanden und unterscheiden sich klanglich nicht von Digitalaufnahmen (kein Analograuschen !). Die nur ein Jahr zuvor entstandene, sicher auch von der Interpretation sehr geglückte Barbirolli-Live-Aufnahme (siehe Beitrag 93), klingt dagegen zu historisch und in den Streichern dünn und quäkig - einzig die Pauken sind dort auch sehr gut eingefangen.
Die Sinfonie Nr.2 mit ihrem 4 Tempramenten fand ich bisher ganz nett, aber eben nicht so herausragend, wie die Sinfonien Nr. 4 und 5.
Morton Gould, den ich auch als Komponist sehr hoch schätze, scheint eine besondere Vorliebe für die Zweite zu haben. Er legt hier eine Interpretation hin, die die Zweite qualitatziv gleich ein paar Stufen höher hebt und das Werk von den ersten Takten an zu begeisterndem Hinhören veranlasst. Fetzig mit Feuer ohne jeden Trauerrand legt er eine packende Interpretation hin, wie ich dieses Werk noch nicht gehört habe: 8:52 - 3:56 - 10:01 - 6:35 = 29:24.
Eine ebenso gut klingende Digital-Aufnahme im Vergleich ist hier Roshdestwensky (Chandos, 1992, DDD) - aber mit einer ausufernden Gesamtspielzeit von 35:32 klingt Roshdestwensky dagegen langweilig !
In gleichem Niveau geht es mit der Sinfonie Nr.4 und der Helios-Ouvertüre, hier mit dem Franzosen Jean Martinon und dem fabelhaft disponiertem Chicago SO (das nicht nur zu Reiners Zeiten TOP war (wie Josef schreibt), sondern auch die langen Jahre unter Solti) weiter. Auch Martinon hat den gleichen packenden Ansatz wie M.Gould, da wird nichts zerdehnt, sondern mit packender Emotion vorgetragen: 10;15 - 4:21 - 10:19 - 7:44 = 32:39. Fabelhafte Streicher im ersten Satz, insgesamt das bekannt hohe Niveau der Blechbläser beim Chicago SO und traumhafte Pauken ! Die Pauken im 3.und 4.Satz mit ihrem Duell sind umwerfender und präsenter denn je zuvor gehört. Dazu dsa bestklingende Chicago SO - was will man mehr ? Die beiden genialen Paukensolisten werden im Textheft genannt.
So sieht die ultimative Nielsen-CD aus, die inzwischen ziemlich teuer geworden ist:
RCA, 1966, ADD