Mozart! Nicht von dieser Welt?

  • Danke,


    ja schön war es nicht unbedingt, eher gewaltig :)


    Und ich bin schon einige Jahre "Pengsionär" - aber die CD habe ich mir trotzdem bestellt......


    Lieber Gruss


    Kalli

  • Mozart war von dieser Welt. Eindeutig. Diesen Satz habe ich auswendig gelernt:


    "Wahrscheinlich hat die Zäsur, die sein Tod bedeutete, noch

    nicht einmal Mozarts engste Mitwelt erschüttert, und niemand hat geahnt, als

    man am 6. Dezember 1791 den schmächtigen und verbrauchten Körper in ein

    dürftiges Grab senkte, dass hier die sterblichen Reste eines unfassbar grossen

    Geistes zu Grabe getragen wurden, ein unverdientes Geschenk an die Menschheit,

    in dem die Natur ein einmaliges, wahrscheinlich unwiederholbares - jedenfalls

    niemals wiederholtes - Kunstwerk hervorgebracht hat."


    Zitat aus Wolfgang Hildesheimer, Mozart, Suhrkamp

    1977



    Ich lese zur Zeit wieder Wolfgang Hildesheimers Essay über Mozart.



    Aus der Produktinformation


    Hildesheimers Mozart ist ein essayistisches Meisterwerk: nicht das Buch eines Musikologen, keine Biographie, in welchem Sinne auch immer, sondern das Buch eines Schriftstellers und Künstlers, der dem kreativen Prozeß der Kunst um einiges nähersteht, der, geschult durch Psychoanalyse, versucht, den Prozessen des Schöpferischen auf den Grund zu kommen, der aber nicht dem Fehler verfällt, sich der eigenen Seele als Maßstab für die seines Helden zu bedienen. »Es ist Ihnen hier etwas Einzigartiges geglückt«, schreibt Peter Weiss 1978, ein Jahr nach dem Erscheinen, an Wolfgang Hildesheimer, »eine Biographie von Musik - nicht eine Biographie eines Komponisten ... Durch die Gegenwart der Musik wird Mozarts Leben hervorgerufen, ein Dasein, weltfremd, melancholisch, vereinsamt, eigentlich ein schreckliches Dasein - er hält sich am Leben überhaupt nur durch die Musik, und dies frenetisch, bei Tag und Nacht, mit jedem Atemzug - dies wird in Ihrem Buch ganz deutlich -«


    In den nächsten Wochen werde ich in Poschiavo im schweizerischen Puschlav das Grab des Autors aufsuchen.



    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928





  • Hier "schwafelt" allerdings Hildesheimer zum gotterbarmen.


    Kurt Pahlen, dem man immer wieder allzu freien Umgang mit der Biographie etc vorwirft, hat in seinem "Das Mozart Buch" (vermutlich DAS Standardwerk der 50er Jahre ?) zwei Nachrufe veröffentlicht,

    einen aus der "Wiener Zeitung",

    einen aus dem "Musikalischen Wochenblatt" (Johann Friedrich Reichardt)

    Wenngleich ich hier die Quelle nicht mehr gegenwärtig habe gab es auch in London - zwei Tage nach Mozarts Tod - einen Nachruf-


    Man wusste also sehr wohl um Mozarts Wert und Bedeutung für die Musikwelt.


    Von einem "schmächtigen und verbrauchten Körper kann zum Zeitpunkt seines Todes keine Rede sein. Es wird von Zeitgenossen alles genau beschrieben - aber das erspare ich Euch......


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hildesheimer, dem Mozart Verehrer, geht es in seinem Essay um das Künstlertum.


    Dass Mozarts Grabstelle nicht bekannt ist, wird die Wiener noch heute wurmen. In Massen waren sie nicht beim Begräbnis zugegen gewesen, das hat von der Obrigkeit verordnete, Ritus bedingte Gründe.


    Wikipedia klärt uns auf:


    Richtig ist, dass der Leichenzug nicht von Freunden und Verwandten zum Sankt Marxer Friedhof begleitet wurde. Falsch ist, dass dies wegen der Wetterverhältnisse geschah. Richtig ist vielmehr, dass damals in Wien das Begleiten des Leichnams bis zum tatsächlichen, in Mozarts Fall vier Kilometer entfernten Grab unüblich war. Mit der Aussegnung im Stephansdom waren die zu jener Zeit vorgesehenen Begräbnisfeierlichkeiten beendet.


    An anderer Stelle im Internet:


    Kaiser Joseph II. war die opulente und kostspielige Wiener Begräbniskultur ein Dorn im Auge gewesen, seine neue Begräbnisordnung verbot den von seinen Untertanen so geliebten Prunk bei Beisetzungen. Die Leichen durften nicht einmal in Särgen beerdigt, sondern nur darin zur Grabstelle gebracht werden. Außerdem wurden stets fünf Leichen in einem Grab beigesetzt, Grabsteine und Blumenschmuck waren verboten.


    Dass Mozarts Körper sich bei seinem Tode nicht im Zustand bester Gesundheit befand, ist nachvollziehbar. ;)


    Woran er denn gestorben ist, man weiss es nicht. Es bleibt Spekulation.


    https://www.faz.net/aktuell/fe…adeus-mozart-1840631.html


    LG moderato

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928